Gepard (Jagdleopard)

Taxonomie, Gliederung

Der Gepard ist sicherlich eine der faszinierendsten Katzen überhaupt. Bei der Jagd erreicht er Geschwindigkeiten von 100 bis120 Stundenkilometern und ist somit das schnellste an Land lebende Säugetier überhaupt. Diese Spitzenleistung ist auch der Grund dafür, dass die Tiere schon seit Jahrtausenden im Dienste des Menschen stehen. Schon die alten Ägypter setzten abgerichtete Geparde zur Jagd ein, weshalb sie auch den Namen Jagdleopard erhielten. Und der Mogulkaiser Akbar (1556-1605) soll sich an die 1.000 abgerichtete Geparde für die Jagd auf Hirsche, Antilopen und Gazellen gehalten haben.

Der Gepard kann so zahm wie etwa eine Hauskatze werden und man könnte ihn sorglos und unbeaufsichtigt in Haus und Garten herumlaufen lassen. Da das Tier aber einen großen Bewegungsraum beansprucht, käme das jedoch nur auf großen Wildparks o.ä. in Frage. Außerdem würde von den Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Sicherheit Privatpersonen das Halten untersagt werden. Auf Spaziergängen lässt er sich anstandslos sogar an der Leine führen und Streicheleinheiten beantwortet er mit lautstarkem Schnurren. In Gefangenschaft lässt er sich jedoch nur ausgesprochen selten zur Fortpflanzung bringen, was eine ohnehin bedenkliche Verbreitung als Haustier glücklicherweise verhinderte. Der Gepard ist sicherlich die einzige größere Katze, die zahm werden kann und als Haustier gehalten werden könnte. Trotz ihrer Größe gehören die Geparden, wie auch Pumas, nicht zu den Großkatzen

Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Familie Katzen (Felidae)
Gattung Geparde (Acinonychinae)
Art Gepard, Jagdleopard (Acinonyx jubatus)
Unterarten Asiatischer Gepard (Acinonyx jubatus venatius)
Nordostafrikanischer Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii)
Nordwestafrikanischer Gepard (Acinonyx jubatus hecki)
Ostafrikanischer Gepard Acinonyx jubatus fearsoni)
Südafrikanische Gepard (Acinonyx jubatus jubatus)

Ausländische Bezeichnungen
Englisch: Cheetah
Französisch: Guépard

Vorkommen

Bis in jüngster Zeit war der Gepard in ganz Afrika, Vorderasien, Turkmenistan und bis 1952 in Indien heimisch. Heute findet man ihn fast nur noch in den Steppen und Halbwüsten südlich der Sahara. Kleine Restpopulationen gibt es vermutlich noch in Turkmenistan. Im Iran wurden etwa 30 Tiere kürzlich wiederentdeckt, allerdings nicht in ihrem angestammten Lebensraum, sondern zurückgezogen im Gebirge - im Südwesten des Landes. Im September 2022 wurden 8 Geparden - 5 Weibchen und 3 Männchen - aus Tansania in Afrika in den Kuno-Nationalpark im indischen Bundesstaat Madhya Pradesch umgesiedelt. Man hofft hier auf das Entstehen einer neuen Population der seit 1952 in Indien ausgestorbenen Tiere. Der südafrikanische Gepard (Acinonyx jubatus jubatus) unterscheidet sich nur genetisch und kaum in seinem Aussehen vom asiatischen Geparden (Acinonyx jubatus venatius). Man unterschiedet - wie bereits unter dem Kapitel Taxonomie dargestellt, fünf Unterarten des Gepards, von denen vier in Afrika und eine in Asien vorkommen. Alle Unterarten müssen als gefährdet eingestuft werden, während zwei sogar als vom Aussterben bedroht gelten. Die Verbreitungsgebiete der Unterarten des Gepards:

Asiatischer Gepard
Der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus venaticus) war früher von Nordafrika nördlich der Sahara über Zentralasien bis nach Indien verbreitet- Heutzutage findet man die Tiere nur noch im Iran. Die Raubkatzen leben in den Wüstengebieten im Zentrum des Landes - vor allem im Kawir-Nationalpark, dem Touran-Nationalpark, dem Naybandan-Wildreservat und zwei weiteren Reservaten um die Wüste Dascht-e Kawir. Um den Schutz der bedrohten Unterart zu verbessern, wurden einige Tiere mit GPS-Halsbändern versehen.

Im Januar 2022 bezeichnete der stellvertretende Umweltminister des Iran Hassan Akbari die Situation der Tiere als "äußerst kritisch", demnach soll nur noch neun Männchen und drei Weibchen – gegenüber rund hundert Tieren im Jahr 2010 - geben. Die Geparden sind laut Angaben seines Ministeriums der Dürre, Jägern und Autounfällen zum Opfer gefallen. Weiterhin äußerte er: "Die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, um den Schutz, die Vermehrung und das Aufstellen von Straßenschildern zu verbessern, haben nicht ausgereicht, um diese Art zu retten".

Nordwestafrikanischer Gepard
Der Nordwestafrikanische Gepard (Acinonyx jubatus hecki). Diese Unterart zeichnet sich durch ein besonders blasses Fell aus, sie besitzt allerdings die typischen Augenstreifen. Der Gesamtbestand dürfte bei weniger als 250 Tieren liegen. Gesicherte Vorkommen existieren nur noch in Algerien, Niger, Benin und Burkina Faso. In Algerien existieren nur noch 20 bis 40 Tiere in der Zentralsahara im Bereich der Nationalparks Ahaggar und Tassili n’Ajjer. Im Niger gibt es im Bereich des Aïr und Ténéré Naturreservates noch über 50 Tiere. Etwas südlich davon, um das Termit-Massiv, lebt noch ein Bestand von etwa 30 bis 40 Tieren. Außerhalb der Sahara existiert im Niger ein weiteres wichtiges Vorkommen im Gebiet des W-Nationalparks. Man geht von mindestens 15 bis 25 Tieren in diesem Bereich aus, mit steigender Tendenz. Im angrenzenden Pendjari-Nationalpark in Benin dürften weitere 5–20 Exemplare leben. Wenige Tiere findet man im Nachbarland Burkina Faso.

Nordostafrikanischer Gepard
Der Nordostafrikanische Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) kommt in Nordostafrika, zwischen dem Tschadsee und Somalia vor In Ägypten scheint die Unterart mittlerweile ausgestorben zu sein.

Ostafrikanischer Gepard
Den Ostafrikanischen Geparden (Acinonyx jubatus fearsoni) findet man im Osten vom Afrika. Dieses Gebiet stellt neben dem Südlichen Afrika einen Schwerpunkt der Populatinen dar. In Äthiopien, dem Südsudan, in Uganda, Kenia und Tansania leben etwa 2.500 ausgewachsene Geparde. Das wichtigste Reservat in diesem Bereich liegt im Serengeti

Südafrikanischer Gepard
Der Südafrikanische Gepard (Acinonyx jubatus jubatus) lebt, wie seiner Bezeichnung zu entnehmen ist, im südlichen Afrika, wo noch insgesamt etwa 4.500 ausgewachsene Tiere vorkommen sollen. Hier befinden sich glücklicherweise mehrere Schutzgebiete mit relativ großen Populationen, darunter sind der Kgalagadi-Transfrontier-Nationalpark, der Chobe-Nationalpark, der Nxai-Pan-Nationalpark, der Liuwa-Plain-Nationalpark und der Etosha-Nationalpark, sowie die Reservate im Okavangodelta.

Merkmale

Der Gepard zeichnet sich durch einen kleinen, hochgewölbten Kopf, eine kurze, stumpfe Schnauze und kleine, runde Ohren aus. Charakteristisch ist ein schwarzer Strich, der Augen und Mundwinkel miteinander verbindet. Sein Hals ist kurz und gedrungen und sein langer, schlanker Körper ruht auf hohen dünnen Beinen. Sein oberseits gelbes und unterseits weißliches Fell ist durchweg mit schwarzen Tupfen übersät. Der 60-80 cm lange und schlanke Schwanz ist ebenfalls getupft. Seine Körperlänge beträgt 120-150 cm, seine Schulterhöhe 60-80 cm. Er erreicht ein Gewicht von bis zu 65 kg und kann 15 Jahre alt werden.

Lebensweise und Lebensraum

Als "Sichtjäger" bevorzugt der Gepard offene Landschaften wie Steppen, Savannen und Halbwüsten. In dichten Regenwäldern und reinen Wüstengebieten findet man ihn dagegen nie. Anders als alle anderen Wildkatzen führt er kein nächtliches Leben und besetzt auch keine Reviere. Tagsüber sitzt er gerne erhöht und beobachtet seine Umgebung. Er jagt mit Vorliebe in der kühlen Morgendämmerung oder in hellen Vollmondnächten.
Hat er ein Beutetier erspäht, schleicht er sich heran, wobei er einen größeren Abstand hält als andere Raubkatzen. Dank seiner enormen Beschleunigung hat er seine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern nach wenigen Sekunden erreicht. Dadurch entkommen ihm selbst die flinken Antilopen und Gazellen meist nicht. Die Beute wird mit einem Prankenschlag an die Hinterläufe zu Fall gebracht und anschließend durch einen Kehlbiß erstickt, da ihm die mächtigen Kiefer von Löwen und Tigern fehlen.

Schafft ein Gepard es allerdings nicht, seine Beute innerhalb von 300-500 Metern einzuholen, muss er aufgeben. War die Jagd erfolgreich muss sich ein Gepard erst einmal von der Strapaze erholen und kann sein Mahl nicht selten erst nach einer 20-30 minütigen Pause beginnen. Erwachsene Tiere sind in der Regel Einzelgänger. Manchmal streifen die Männchen eine Weile in kleinen Gruppen umher, wobei sie, anders als Löwen, nicht zu koordinierten Jagden in der Lage sind. 90-95 Tage nach der Paarung bringt die Gepardin 1-6 Junge in einem gut gewählten Versteck unter Dornenbüschen oder zwischen Felsen zur Welt; doch nur selten überleben mehr als zwei. Bei Geburt besitzen sie zwar bereits ein volles Haarkleid, sind aber noch blind und völlig hilflos. Aber schon nach sechs Wochen verlassen sie das Versteck und begleiten die Mutter auf ihren Jagdzügen. Dies ist ungemein wichtig, da sie, wie alle Katzen, ihr Jagdverhalten von der Mutter lernen und in der Regel den Jagdstill der Mutter und ihre Vorliebe für bestimmte Beutetiere übernehmen. Bis zu einem Alter von 2 ½ Monaten besitzen die Jungen eine charakteristische helle Nacken- und Rückenmähne, die sich langsam zurückbildet. Die Versorgung des Nachwuchses für die nächsten zwei Jahre übernimmt die Mutter allein. Dann werden die Jungtiere geschlechtsreif und verlassen die Familie.

Feinde

Der Löwe und der Leopard sind die größten Feinde erwachsener Tiere, sofern sie diese erwischen können. Besonders gefährdet sind die Jungtiere. Denn neben den Löwen und Leoparden, töten auch Hyänen, Hyänenhunde, Schakale und große Raubvögel den Nachwuchs. Aufgrund dieser Vielzahl von Feinden ist der Gepard nirgendwo häufig. Schätzungen zu Folge soll es in der 13.000 km2 großen Serengeti nur ca. 150 Exemplare geben. Nachdem die Mode mit dem Fell dieser Katzen in den vergangenen Jahrzehnten die Tiere fast ausgerottet hatte, steht der Gepard heute offiziell überall unter Schutz. Außerhalb von Schutzgebieten hat das allerdings kaum praktische Bedeutung. In Viehzuchtgebieten wird er immer noch gnadenlos verfolgt und auch sonst wird ihm durch Landwirtschaft und die wachsende Bevölkerung die Lebensgrundlage entzogen.

Besonderheiten

Als einzige Katzenart sind die Krallen des Gepards in Ruhestellung nicht zurückgezogen. Dies stellt eine Anpassung ans extrem schnelle Laufen dar, damit die Tiere während der Jagd auf dem meist harten und trockenen Boden nicht wegrutschen. Dank seiner stark biegsamen Wirbelsäule beteiligen sich beim Rennen mehr Muskel als bei anderen landlebenden Vierbeinern. Dadurch erreicht er seine außerordentlich hohe Geschwindigkeit. Dies hat aber auch einen erhöhten Energieverbrauch zum Nachteil, der ihn seine Höchstgeschwindigkeit nur wenige hundert Meter durchhalten lässt.

Gepardenmensch

Der deutsche Künstler und Fotograf Matto Barfuss (geb.1970) lebte mit einer Geparden-Familie in Tansania zusammen. Seine Aktivitäten begannen im Jahr 1996 und endeten mit Unterbrechungen im Jahr 2002. Es gelang ihm, das Vertrauen der Tiere, besonders der Jungtiere zu erlangen. Sein Zusammenleben ging soweit, dass er während der Jagd des Muttertiers die Aufsicht über die Jungtiere übernahm und sogar ihre "Sprache" lernte. Die ARD (SWR) in Deutschland brachte über ihn eine Dokumentation von der Autorin Ilona Rothin, die am 5. März 2000 das erste Mal ausgestrahlt wurde.