Allgemeines
Die Europäische Hornotter (Vipera ammodytes) ist die giftigste Schlange in Europa. Entgegen ihrem weiteren Namen "Sandotter" lebt die Europäische Hornotter nicht in Wüsten oder auf sandigem Gebiet.
Die Herkunft des Namens "Sandotter" ist nicht eindeutig geklärt, aber wahrscheinlich beruht er auf einer Verwechslung mit der afrikanischen Hornotter (Cerastes cerastes). Die Europäische Hornotter gehört in Europa mit zu den giftigsten Schlangen.
Ihr Vorkommen erstreckt sich von einigen Gebieten in Südösterreich (Kärnten), der südwestlichsten Steiermark, von isoliertem Vorkommen in Nord-Italien über Slowenien, Kroatien über den gesamten Balkan, also Griechenland, Albanien, Bulgarien, Serbien (Kosowo), Rumänien und die Türkei.
Von der Art Vipera ammodytes gibt es folgende Unterarten:
- Vipera ammodytes ammodytes (Kärntner Hornviper)
- Vipera ammodytes meridionalis
- Vipera ammodytes montandoni
Systematische Einteilung
Familie | Vipern (Viperidae) |
---|---|
Unterfamilie | echte Vipern (Viperinae) |
Gattung | echte Ottern (Vipera) |
Art | Europäische Hornotter (Vipera ammodytes) |
Ausländische Bezeichnungen
- Englisch: Nose-horned Viper
- Französisch: Vipère des Sables
- Italienisch: Vipera dal corno
Aussehen, Verhalten
Ihre Färbung kann je nach Verbreitungsgebiet von dunkelbraun bis zu einem hellen Grau gehen, aber es gibt auch rot- und gelbgefärbte Tiere. Diese Schlange besitzt eine Länge von 70-110 cm. Sie ist erheblich kräftiger als z.B. die Kreuzotter oder die Aspisviper. Der Kopf ist deutlich vom restlichen Körper abgesetzt. An ihrer Nase besitz sie ein ca.4 bis 7 mm langes Horn und wird daher auch manchmal als Hornotter bezeichnet. Dabei darf sie nicht mit der in Nordafrika vorkommenden Hornviper (cerastes cerastes) verwechselt werden. Die Schlange kann zwar schwimmen, hält sich aber von sich aus nicht oder nur in Gefahrensituationen im Wasser auf. Sie gehört zu den lebend gebärenden Schlangen mit 5 bis 15 Jungen pro Wurf. Ihre Nahrung besteht aus Eidechsen, Kleinsäugern, Vögeln und gelentlich auch Fröschen.
Sie ist in der Regel tagaktiv - aber an besonders heißen Tagen oder in den südlichen Regionen eher dämmerungs- oder nachtaktiv.
Vorkommen
Die europäische Hornotter kommt mit ihren drei Unterarten inselartig in Österreich (Kärntner Hornotter) und Italien vor, und dort vor allem in Kärnten und der südwestlichsten Steiermark sowie in Südtirol und der Provinz Trient.
Weiterhin in:
- Slowenien
- Kroatien
- Bosnien und Herzegowina
- Monte Negro
- Mazedonien
- Albanien
- Griechenland
- dem Kosowo
- Rumänien
- Serbien
- Bulgarien
- der Türkei
Sie lebt vor allem in lichten Wäldern und an trockenen Felshängen bzw. in felsigem Gelände.
Vermeidung eines Bisses
Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern darf nicht in Felsspalten u.ä. gefasst. Beim Suchen von Pilzen und Beeren nicht ohne besondere Vorsicht in Gebüsche, Sträucher o.ä. greifen.
Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen ist fest aufzutreten Das Tier sollte im Fall einer Begegnung nicht gereizt werden, und auf keinen Fall sollte Begegnung versucht werden, es zu fangen. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich über die sehr seltene Begegnung erfreuen.
Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Distanz auf der diese Schlange zustoßen kann, etwa die Hälfte ihrer Größe beträgt. In einer Entfernung von z.B. 2 m besteht daher keine Gefahr mehr, gebissen zu werden.
Art des Gifts
Das Gift der Europäischen Hornotter ist ein starkes Blutgift sowie ein das Gewebe zerstörendes Gift. Bissunfälle wirken sich normalerweise erheblich schlimmer als die der Kreuzotter oder der Aspisviper aus.
Todesfälle kommen jedoch bei gesunden Erwachsenen eher selten vor, sind aber nicht auzuschließen.
Folgen eines Bisses
Das Gift dieser Schlange ist so giftig, dass jeder Vollbiss als eine gefährliche Situation für die betroffene Person anzusehen ist. Daher ist unter allen Umständen so schnell wie möglich nach einem Biss ein Arzt aufzusuchen.
Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist zu vermeiden. Am Besten legt man sich auf den Boden und wartet auf die herbeigerufene Hilfe. Ein Arzt sollte möglichst nicht selber zu Fuß aufgesucht werden.
Ob bei einem Biss Gift injiziert wurde, zeigt sich relativ schnell an der Symptomatik an der Bissstelle.
Sehr rasch nach dem Biss kommt es zu extrem starken Schmerzen. Weiterhin schwillt z.B. ein gebissener Arm oder Bein in der Umgebung der Bissstelle stark an und die Schwellung wandert möglicherweise allmählich den Arm entlang in Richtung Schulter.
Dasselbe gilt für den Giftbiss an einem Bein. Aber auch ein Giftbiss am Körperstamm hat Schwellungen und Ödeme zur Folge.
Bei allen europäischen Giftschlangen lassen sich im Prinzip die 3 folgenden Vergiftungsstufen beobachten. Welche Art der Vergiftung im Einzelfall auftritt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, so u.a. dem Alter des Gebissenen (Kind), dem Allgemeinzustand und natürlich davon, wohin die Schlange gebissen hat und in welchem Zustand sie sich befand:
- Leichtere Vergiftung
in der Umgebung der Bissstelle treten fast sofort extreme Schmerzen auf dazu Schwellungen, evtl. ein kleineres Ödem, Übelkeit meist mit Erbrechen und eine erhöhte Herzfrequenz (Herzklopfen) - Mittelschwere Vergiftung
die Schwellung breitet sich aus, Ödembildung, Entzündung der Lymphbahnen mit Verknotung und Rötung (Lymphangitis), Erbrechen, Durchfall, krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, starke Blässe sowie ein erniedrigter Blutdruck - Schwere Vergiftung
starke, sich über die gebissene Extremität hinweg ausbreitende Schwellungen, wiederholtes Auftreten von (Kreislauf)Schockzuständen, bläuliche Hautverfärbung, und sehr selten Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusslosigkeit, evtl. sogar Koma.
Schwere Vergiftungserscheinungen sind beim Biss dieser Schlange erheblich häufiger zu erwarten als beim Biss einer Kreuzotter, wo sie in ca. 10 bis 15% aller Fälle (davon über 50% Kinder) auftreten.
Neben (Klein)Kindern sind vor allem ältere oder gesundheitlich vorgeschädigte Menschen von der schwereren Form einer Vergiftung betroffen.
Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:
- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
- alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
- sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
- die Schlange möglichst identifizieren
- darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen
- die Gabe von Speisen jeglicher Art ist wegen der Gefahr von Erbrechen und mit der Gefahr einer gefährlichen Aspiration kontraindiziert.
Aber Wasser oder Tee - jedoch keine kohlensäurehaltigen oder alkoholische Getränke - können sinnvoll sein, um einer gefährliche Dehydrierung (Flüssigkeitsverlust) beim Erbrechen mit möglichen Kreislaufproblenen vorzubeugen.
Sollte die gebissene Person in ärztlicher Behandlung an einem Tropf "hängen" erübrigt sich natürlich, die Frage, ob es sinnvoll ist, zu trinken oder nicht. - das Aussaugen, Auschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
Hinweis
Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht nur nicht empfehlenswert, sondern verschlimmert die Bissfolgen meist sogar noch.
Gegenserum (Antiserum), Giftschnitt
Gegenserum
Es gibt gegen das Gift dieser Schlange kein spezifisch wirksames Gegenserum (monovalent), sondern nur ein gegen eine Reihe von verschiedenen Schlangen wirkendes Serum (polyvalent), das daher nur bedingt wirksam ist.
Es muss, wie bei jedem Gegenserum, aber die Gefahr beachtet werden, dass es durch das Gegenserum zu einer allergischen Reaktion kommen kann, bis hin zu einem anaphylaktischen Schock, der ohne Behandlung tödlich enden kann - daher sollte stets ein erfahrener Arzt die Indikation und Injektion eines Antiseums vornehmen.
Giftschnitt
Die Schwellungen (Ödeme) können nach einem Biss besonders an den Extremitäten so ausgeprägt sein, dass die Gefahr besteht, dass das Nerven- und Muskelgewebe so stark gequetscht wird, dass es absterben kann und später zu einer Amputation führen kann.
Um dem vorzubeugen, wird in derartigen Fällen durch einen Arzt ein Entlastungsschnitt (Giftschnitt) gesetzt, der zu einer Entlastung des Gewebes führt.
Prognose nach einem Biss
Ohne Behandlung kann es bei der Injektion einer größeren Menge Giftes zu erheblichen Komplikationen kommen. In seltenen Fällen kann es sogar zum Tod kommen - meist aber nur bei (Klein)kindern. So kam der letzte Todesfall in Kärnten vor ca. 60 Jahren vor.
Es handelte sich um einen Apotheker, der aber möglicherweise mehr als einen Biss erhielt. Allerdings wurden kürzlich in Kroatien zwei Todesfälle bekannt - darunter ein Kleinkind.
In der Regel ist nicht mit länger andauernden Folgeschäden zu rechnen - auch nicht nach einem Entlastungsschnitt.
Sollte aber Muskel- oder Nervengewebe durch die Schwellungen (Ödeme) abgestorben sein, kann eine Amputation erforderlich werden.
Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:
Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270
Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.
Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at
Giftnotruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>
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