Italien: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

Während der indogermanischen Völkerwanderung um 1200 v. Chr. siedelten Italiker im heutigen Italien an, die sich in zwei Gruppen spalteten, die latinische aus der die Römer hervorgingen und die umbrisch-sabellische Gruppe. Oskerstämme drangen bis nach Süditalien und auf die Insel Sizilien vor. Um 1000 v. Chr. wanderten illyrische Veneter in das heutige Venetien ein. 900 bis 500 v. Chr. siedelten sich Etrusker in Italien an, die die griechisch-kleinasiatische Kultur und Technik nach Italien brachten und welche später von den Römern übernommen wurde. Nach 800 v. Chr. sicherten sich die Phönizier Seestützpunkte auf Sizilien und Sardinien. Zwischen 750 und 550 kolonialisierten die Griechen Unteritalien und Sizilien. In dieser Zeit entwickelte sich das lateinische Alphabet aus der griechischen Schrift.

Römische Herrschaft
Von 753 v. Chr. bis 476 n. Chr. stand Italien unter der Herrschaft Roms. Der römische Stadtstaat konnte sich gegenüber den Italikern behaupten und gewann die Herrschaft über das italienische Festland. Rom wurde der Legende nach 753 v. Chr. von Romulus gegründet. Zudem soll Romulus ein Nachkomme des Äneas gewesen sein, der aus Troja geflohen sein soll. 510 v. Chr. wurde die römische Republik eingeführt. In den Jahren 396 bis 280 unterwarf Rom Mittelitalien, baute Militärkolonien und Heerstraßen und latinisierte die Italiker. Zwischen 300 bis 146 dehnte Rom seine Macht auch auf Oberitalien, Unteritalien und Sizilien aus. Im dritten Punischen Krieg zwischen 149 und 146 v. Chr. wurde die Mittelmeermacht Karthago endgültig besiegt und die Stadt vollständig zerstört. Danach übernahm Rom dessen Stellung im Mittelmeerraum ein. Von 229 bis 64 unterwarf Rom Griechenland, Makedonien und Kleinasien. Es begann die Ausbeutung der Provinzen. Sklavenhaltung und die Geldwirtschaft wurde eingeführt. Zudem etablierte sich ein zunehmender Luxusanspruch.

Von 133 bis 30 kam es zur Verarmung des Bauernstandes und damit zu Bürgerkriegen. Auch die Sklaven lehnten sich gegen ihre Herrscher in Sklavenaufständen auf. Der bekannteste war sicherlich der Aufstand unter dem Thraker Spartacus von 73 bis 71 v. Chr., der Rom zeitweilig an den Rand einer Niederlage brachte. Nach dem Sieg im Jahr 71 bestraften die Römer die gefangen genommenen Aufständischen barbarisch. Spartacus selber fiel in der entscheidenden Schlacht gegen die Römer. Die römischen Legionen standen unter dem Oberbefehl von Marcus Licinius Crassus.

Zwischen 58 und 51 eroberte Julius Cäsar Gallien. 45 v. Chr. wurde er zum Alleinherrscher Roms. Mit seiner Ermordung am 14.03.44 v. Chr. endete die Römische Republik. Sein Adoptivsohn Gaius Octavius Thurinus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) begründete als Augustus ab 31 v. Chr. das römische Kaisertum und sicherte den inneren und äußeren Frieden und ließ das Reich weiter aufblühen. Von 14 n. Chr. bis 195 besaß das Römische Reich schließlich seine größte Ausdehnung.
Im Jahr 64 kam es unter Nero zum Brand von Rom und zur ersten Christenverfolgung. Die letzte große Christenverfolgung erfolgte 303 unter Diokletian (Kaiser von 284 - 305). Ab 313 wurde den Christen von Konstantin dem Großen (Kaiser von 306 - 324) die Religionsfreiheit gewährt. 330 wurde Konstantinopel (Byzanz) zur Reichshauptstadt erhoben. Kaiser Theodosius (379 - 395) machte 391 das Christentum zur Staatsreligion. Im Jahr 395 wurde das Reich in ein Ostreich mit Hauptstadt Konstantinopel und ein Westreich mit der Hauptstadt Rom aufgeteilt.
Ab 410 fielen Hunnen, Westgoten, Vandalen und Germanen in das Westreich ein, das 476 schließlich sein Ende fand. Von 493 bis ins 19. Jahrhundert war Italien politisch zerrissen. Stadtstaaten, später Fürstentümer, stiegen zu selbstständigen Einzelstaaten auf. Theoderich gründete in Italien von 493 bis 526 das Ostgotenreich mit Residenzen in Ravenna, Pavia und Verona.

568 bis 774 bestand das Langobardenreich in Oberitalien. 773/774 eroberte Karl der Große das Langobardenreich und vereinigte es mit Frankreich. Im Jahr 800 wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt. Aus Tunesien kommende Sarazenen eroberten 827 bis 901 Sizilien, das 948 selbstständiges Emirat wurde. Im Jahr 899 plünderten die Ungarn Oberitalien.

Deutsche Kaiser
Ab 951 begann die deutsche Italienpolitik. Otto der Große gewann die Herrschaft in Oberitalien und wurde als Otto I. 962 in Rom zum Kaiser gekrönt. Bis 1268 herrschten deutsche Kaiser weiter in Italien. Es kam zu ständigen Kontroversen zwischen Kaisertum und Papsttum, woraufhin sich zwei Parteien bildeten, die Ghibellinen, die auf der Seite der deutschen Herrscher standen und die papsttreuen Guelfen (Welfen).

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Zwischen 1000 und 1200 wurden Unteritalien und Sizilien von den Normannen zu einem Königreich vereinigt. 1130 wurde Unteritalien mit Sizilien vereinigt. Zwischen 1194 und 1268 hatten die Staufer die Herrschaft in Unteritalien und Sizilien inne. 1282 kam es auf Sizilien zur so genannten Sizilianischen Vesper, bei der alle Franzosen ermordet oder vertrieben wurden. Bis 1442 beherrschte das Haus Aragon die Insel. Ihnen gelang es, Sizilien von 1442 bis 1504 wieder mit Neapel zu vereinigen. 1504 bis 1713 stand Sizilien unter der Herrschaft der spanischen Habsburger.

Im Investiturstreit 1076 bis 1122, der entschiedenen Auseinandersetzung von Kaisertum und Papsttum, befreit sich das Papsttum vom Einfluss der Kaisermacht. Wohl den meisten ist der Gang Heinrich IV. im Januar 1077 zu Papst Gregor VII. bekannt, der sich zu dieser Zeit in Canossa aufhielt. Nachdem Heinrich barfuß und im Büßergewand etwa drei Tage vor der Burg verbrachte, empfing ihn der Papst endlich und löste den vorher verhängten Kirchenbann.

In Mailand kommen im 13. Jahrhundert die Visconti an die Macht, nach 1450 das Haus der Sforza. Mailand war um 1350 der mächtigste Stadtstaat in Oberitalien. Im Jahr 1515 wurde er von Franz I. aus Frankreich erobert. Venedig erlangte im 13. Jahrhundert gegenüber Genua die Flottenvormacht. Im so genannten Chioggiakrieg zwischen Genua und Venedig wurde 1378 bis 1381 um die Vormachtstellung im Mittelmeer gekämpft, woraus Venedig siegreich hervorging.

Die Handelsstadt Florenz besaß seit 1282 eine demokratische Verfassung. Um 1400 erlangten dort die Medici großes Ansehen und politische Macht. Nach der vorübergehenden Vertreibung der Medici errichtete der Dominikanerprior Savonarola 1494 bis 1498 eine Republik. 1498 wurde er jedoch als Ketzer verbrannt.
1527 wurde Rom von Truppen Karls V. geplündert.

Von 1250 bis 1600 breiteten sich der Humanismus und um 1400 die Renaissance in Italien und von dort ausgehend ab dem Ende des 16. Jahrhunderts in ganz Europa aus.

Im 18. und 19. Jahrhundert

Zwischen 1703 und 1737 fielen die Lombardei, Matua und die Toskana an die österreichischen Habsburger. 1735 bis 1806 herrschten die Bourbonen in Neapel und Sizilien. 1768 verkaufte Genua die Insel Korsika an Frankreich.

Im Jahr 1797 wurden die Cisalpinische Republik mit Mailand, Modena, Ferrara, Bologna und Romagna sowie die Ligurische Republik (Genua) gegründet. Im folgenden Jahr erfolgte die Gründung der Tiberinischen Republik (Rom). 1805 wurde Napoleon König von Italien und die Ligurische Republik an Frankreich angegliedert. Nach dem Wiener Kongress von 1815 wurden die früheren Kleinstaaten jedoch wieder hergestellt. 1859/60 begann unter dem Grafen Cavour die nationale Einigung Italiens. 1859 siegten die Verbündeten Sardinien und Frankreich über die österreichischen Truppen. Österreich verlor daraufhin die Lombardei. 1860 wurden die Fürsten aus Mittel- und Oberitalien vertrieben. Der Freischärlerführer Garibaldi (1807 - 1882) besiegte im selben Jahr die Bourbonen und besetzte den Kirchenstaat. Volksabstimmungen führten überall zum Anschluss an Sardinien.

Viktor Emanuel II. wurde 1861 zum König gekrönt, die erste italienische Hauptstadt war Florenz. 1870 wurde Rom von italienischen Truppen besetzt und zur Hauptstadt Italiens erhoben. Der Papst behielt dabei die Hoheit über den Vatikanstaat. Unter Umberto I. entwickelt sich Italien 1878 zur Großmacht. 1882 schlossen Italien, Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich den so genannten Dreibund. Im Krieg gegen Abessinien 1887 bis 1889 gewann Italien die Kolonien Italienisch-Somaliland und Eritrea.

20. Jahrhundert bis heute

1911/12 führte Italien Krieg gegen die Türken, wobei Italien die Cyrenaika, Tripolis und den Dodekanes annektierte. Von 1915 bis 1918 befand sich Italien im Ersten Weltkrieg und kämpfte gegen Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich. Im Frieden von St-Germain 1919 erhielt Italien Südtirol bis zum Brenner, Istrien und mehrere dalmatinische Inseln. Zwischen 1919 bis 1921 bildete Mussolini Kampfverbände, die u. a. gegen die Kommunisten mit offener Gewalt vorgingen.

1922 erhielt Mussolini vom Parlament diktatorische Vollmachten, die Faschisten übernahmen allmählich die Staatsgewalt. Ein Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion wurde 1933 geschlossen, 1934 traf Mussolini erstmals Hitler. Die deutsch-italienische Kooperation wurde 1936 in der "Achse Berlin-Rom" begründet und ab 1939 in einem Militärbündnis verfestigt. 1940 erklärte Italien Frankreich und Großbritannien den Krieg. Es kam zum Dreimächtepakt mit Deutschland und Japan.

Die italienische Kapitulation erfolgte 1943 in Nordafrika. Die Alliierten landeten kurz darauf auf Sizilien. Das faschistische Regime in Italien wurde gestürzt, Mussolini verhaftet und eine neue Regierung gebildet, die mit den Alliierten zusammen arbeitete. Am 3.9.1943 erklärte Italien Deutschland den Krieg. Die deutschen Streitkräfte kapitulierten schließlich 1945 in Italien. Mussolini wurde im selben Jahr von Partisanen erschossen, nachdem er mit einer Gegenregierung und deutscher Unterstützung weiter gegen die Alliierten gekämpft hatte.

1946 dankte König Emanuel III. ab. Eine Volksabstimmung fiel zugunsten der Republik aus, die 1948 in einer demokratischen Verfassung installiert wurde. Im Friedensvertrag von Paris 1947 verzichtete Italien auf seine Kolonien und trat Istrien und Dodekanes ab. Italien war 1949 Gründungsmitglied der Nato und 1957 Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.

Seit 1948 entwickelte sich in Italien ein bis heute bestehendes wirtschaftliches Gefälle zwischen dem wohlhabenden Norden und dem ärmlichen Süden des Landes. Auch das politische Gleichgewicht war jahrzehntelang instabil. Zwischen 1953 und 2001 kam es zu ständig wechselnden Regierungen und Koalitionen. Von 2001 bis 2006 war dann Silvio Berlusconi (geb. 1936) italienischer Ministerpräsident. Am 17. Mai 2006 übernahm Romano Prodi (geb. 1939) das Amt, das er bereits von 1996 bis 1998 innehatte. Prodi war von 1999 bis 2004 außerdem Präsident der Kommission der Europäischen Union. Staatspräsident Italiens ist seit dem 15. Mai 2006 der frühere Kommunist Giorgio Napolitano (geb.1925).

Bei den vorgezogenen Wahlen Mitte April 2008 errang Silvio Berlusconi von der Partei Volk der Freiheit (PDL) des Mitte-Rechtsbündnisses einen triumphalen Sieg über das Mitte-Linksbündnis unter Walter Veltroni. Er bekam in beiden Kammern des Parlaments, dem Abgeordnetenhaus und dem Senat - die übrigens gleichberechtigt sind - eine überraschende Mehrheit von jeweils rund 47% in beiden Kammern gegenüber den 38% für das Linksbündnis. Am 8. Mai 2008 wurde er vom Staatspräsidenten Giorgio Napolitano vereidigt. Damit wurde Berlusconi zum dritten Mal Ministerpräsident von Italien. Er beabsichtigte, das Amt für die volle Amtszeit von 5 Jahren auszuüben. Aber er trat bereits am 16. November 2011 zurück. Das Amt des Ministerpräsidenten übernahm stattdessen der parteilose Politiker und Wirtschaftswissenschaftler Mario Monti (geb. 1943 in Varese). Bei der Volksabstimmung vom 13. Juni 2011 lehnten die Italiener - nach 1987 - erneut den Einstieg in die Atomkraft ab.