Deutschland: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

Der ohne Zweifel bekannteste Mensch in Mitteleuropa ist der Neandertaler, der etwa vor 230.000 auftrat und dann vor ca. 30.000 Jahren verschwand. Etwa vor 40.000 ist der Homo Sapiens aus Afrika nach Europa eingewandert und hatte zusammen mit dem Neandertaler Mitteleuropa besiedelt. Dennoch scheint es kaum zu Begegnungen zwischen ihnen gekommen zu sein.

In den darauf folgenden Jahrtausenden entwickelten sich verschiedene Kulturen, z.B. die keltische La-Tène-Kultur und eine germanische Kultur im Norden. Gräberfunde, Steinwerkzeuge, Keramikreste und Höhlenmalereien zeugen davon.
Erwähnenswert ist die wahrscheinlich erste große "Schlacht", die sich um 1.300 v. Chr. im Tal des rund 68 km langen Flusses Tollense in Mecklenburg-Vorpommern ereignet hatte. Bei diesem blutigen Gemetzel, in das wahrscheinlich mehr als 2.000 Männer verwickelt waren, kamen mindesten 400 ums Leben und viele wurde verletzt.

In der jüngeren Eisenzeit drangen die Germanen ins keltische Gebiet ein. In der Folgezeit herrschten in einem großen Teil des heutigen Mitteleuropas die Germanen.

"Gallia est omnis diversa in partes tres"; diese Aussage von Julius Caesar (100-44 v. Chr.) in seinem "De bello Gallico" ist wohl jedem, der einmal Latein gelernt hat, in Erinnerung. In dem Werk ist von den Aquitanern und Belgiern, noch nicht jedoch von den Germanen die Rede. Ein einschneidendes Ereignis auf dem Gebiet des heutigen Deutschland war die Schlacht der Germanen unter Führung von Herrmann dem Cherusker gegen die römischen Legionen unter Varus im Jahre 9 n. Chr. im "Teutoburger Wald". Der tatsächliche Ort der Schlacht wird heute bei Kalkriese, nördlich von Osnabrück, vermutet. Die Römer erlitten eine entscheidende Niederlage. Zu einer Vereinigung der untereinander stark zerstrittenen Germanen führte deren Sieg jedoch nicht.
Die Grundlage der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Abendlandes, insbesondere der deutschen und französischen Kultur, bildete das Fränkische Reich, die wohl bedeutendste Reichsbildung des frühen Mittelalters. Seit dem 4. Jh. siedelten sich die salischen Franken im Süden des heutigen Belgiens an. Chlodwig I. aus dem Geschlecht der Merowinger besiegte die römische Restherrschaft in Nord-Gallien und eroberte Teile des alemannischen Siedlungsgebietes und des Westgotenreichs. Der Mittelpunkt seines fränkischen Einheitsreiches lag in Nordfrankreich. Die größte Ausdehnung erlangte das Fränkische Reich unter Karl dem Großen (747-814). Nach dessen Tod begann der Verfall des Großreiches. Die Enkel Karls d. Gr. die Söhne Ludwigs des Frommen (778-840), teilten im Jahr 843 im Vertrag von Verdun das Fränkische Reich unter sich auf. Das Land östlich des Rheins erhielt Ludwig der Deutsche (804-876). In der Folgezeit kam es zur Entwicklung eines eigenständigen ostfränkischen Reiches. Zu welchem Zeitpunkt das ostfränkische Reich im Bewusstsein der Menschen zu einem "deutschen" Reich wurde, ist nicht mit letzter Sicherheit festzustellen. Die neuere Forschung besagt, dass frühestens mit Beginn des 11. Jh. ein zunehmend "deutsches" Bewusstsein neben die fränkische Tradition trat. Ab dem 11. Jh. wurde offenbar von den "Deutschen" und einem "Reich der Deutschen" gesprochen.

Die wirtschaftliche Grundlage des sich entwickelnden deutschen Reichs war die Landwirtschaft. Während des gesamten Mittelalters herrschte eine agrarisch geprägte Gesellschaft. Die bäuerliche Bevölkerung lebte in persönlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit ihres Grundherrn und bebaute dessen Land. Die Grundherren selbst besaßen dieses Land entweder als Eigentum oder waren in ein groß angelegtes Lehnsystem des ritterlichen Adels eingebunden.

Die Politik des Reichs wurde maßgeblich durch drei große Institutionen bestimmt: Königtum, Kirche und Adel. Der König war oberster Richter und oberster Heerführer. Er war zudem oberster Lehnsherr aller Grundherren. Teile des Adels betrachteten ihren Grundbesitz nicht als vom König stammendes Lehen, sondern als freies Eigentum und nahmen so eine vom König unabhängige Herrengewalt für sich in Anspruch. Der Dualismus von königlicher Zentralgewalt und adligen Partikularinteressen war somit von Anfang an bestimmend für das sich entwickelnde deutsche Reich.
Heinrich I. (876-936), dessen sterbliche Überreste in der Stiftskirche von Quedlinburg liegen, gilt als der erste "deutsche" König, was von den Nationalsozialisten schamlos ausgenutzt wurde. Er übergab - nicht wie Karl der Große - seine Macht an alle seine Söhne, sondern ernannte den späteren Otto I. zu seinem alleinigen Nachfolger.

Otto I., der Große (936-973), versuchte dann als König und späterer Kaiser, mit Hilfe der Bischöfe ein umfassendes Herrschafts- und Verwaltungssystem aufzubauen ("ottonisch-salisches Reichskirchensystem"). Die Kirche sollte von nun an der Krone als Machtbasis und Gegengewicht gegenüber den Stammesfürsten dienen. Er wurde am 7. August 936 in dem Oktogon des Aachener Doms zum König gekrönt und nahm demonstrativ auf dem dort befindlichen Thron Karls des Großen Platz.. Damit demonstrierte er seinen allumfassenden Machtanspruch. Auch außenpolitisch war Otto I. sehr erfolgreich.
Seinen größten Triumph allerdings erreichte er am 10. August 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg, als er dort die Ungarn, die die Stadt belagert hatten und vorher ca. 50-mal in das "Reich" eingefallen waren und grausam gehaust hatten, vernichtend schlug. In seinem 12.000 Mann umfassenden Heer befanden sich Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Lothringer. Viele Historiker sehen in der Schlacht den Beginn eines "deutschen" Reichsgedankens.
Er eroberte Teile Italiens und ließ sich 962 in Rom zum Kaiser krönen. Er bekam damit zwar keine größere Macht, aber eine größere Würde als die anderen Könige. In der Folgezeit sollten Deutschland und Italien von Rom aus regiert werden. Das "Heilige Römische Reich" bildete sich heraus, sein Titel ("Sacrum Romanum Imperium") stammt nachweislich aber erst aus dem 13. Jh. Und erst im 15. Jh. wurde der Name mit dem Zusatz "Deutscher Nation" versehen.
Mit dem Tod Ottos III. (983-1002) ging dann die ottonische (sächsische) Herrschaftslinie zu Ende.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Mitte des 11. Jh. kam es zu bedeutenden Wandlungen in den Herrschafts- und Sozialverhältnissen. Die Bevölkerung wuchs enorm, so dass die landwirtschaftliche Produktivität gesteigert werden musste. Neue Anbaumethoden (z. B. Dreifelderwirtschaft) und Arbeitstechniken (z. B. Getreidemühlen, neue Pfluggeräte) entwickelten sich. Große Waldgebiete v.a. östlich der Elbe und Saale wurden gerodet und landwirtschaftlich erschlossen. Es begann die deutsche Ostbesiedelung.
Eine der wichtigsten Probleme im 11. Jahrhundert war der so genannte Investiturstreit zwischen dem Papst und dem "deutschen " König. Vordergründig ging es um das Recht der Ernennung der Bischöfe, der tiefere Grund lag aber in der Konkurrenz zwischen Papst- und Königtum. Als Papst Gregor VII., der frühere Mönch Hildebrandt, Heinrich IV. (1050-1106) im Jahr 1076 mit dem Kirchenbann belegte, zog Heinrich im Jahr 1077 - um seine Königswürde zu erhalten - nach Italien und erflehte vor der Burg "Canossa" als reuiger Sünder den Papst um Gnade, die ihm auch am 28. Februar 1077 gewährt wurde. Trotz der Befreiung vom Kirchenbann, wählten die deutschen Fürsten und Bischöfe unter der Führung des Erzbischofs Siegfried I. von Mainz am 15. März 1077 den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. In der Schlacht an der Weißen Elster (bei Hohenmölsen) im Jahr 1080 besiegte Heinrich seinen Gegner, der infolge einer schweren Verletzung verstarb, Rudolfs sterblichen Überreste liegen im Dom von Merseburg. Heinrich wurde später im Dom zu Speyer beigesetzt. Speyer hatte zur Zeit Heinrichs rund 30.000 Einwohner und besaß seinerzeit den größten Dom weltweit Der Investiturstreit wurde übrigens im Jahr 1122 durch das Wormser Konkordat mit einem Kompromiss beigelegt.

Ein sehr bekannter Kaiser des 12. Jahrhunderts ist Friedrich I. Barbarossa (1122-1190). Er wurde besonders durch seine Auseinandersetzungen mit dem Welfenherzog Heinrich der Löwe (1129-1195) bekannt. Friedrich ertrank am 19. Juni 1190 auf dem Weg ins Heilige Land beim Baden in dem Fluss Salef in Kleinasien. Obwohl die Regierungsbilanz von Friedrich eher mittelmäßig war, wurde er sehr schnell zum "Kultkaiser" der Folgezeit. Der Sage nach befindet er sich im Kyffhäuser in Thüringen und soll irgendwann als Einiger und Kaiser des Reiches wieder erscheinen. Heinrich der Löwe emigrierte übrigens nach England, während sein Sohn als Otto IV. (1177-1218) Kaiser wurde.
Ab der Mitte des 12. Jh. wurden die der Slawen an Havel, Elbe und Oder unterworfen. Schlesien, bisher zu Polen gehörig, wurde dem deutschen Reich einverleibt. Handel und Gewerbe blühten auf und die Geldwirtschaft entwickelte sich. Zunehmend wurden Städte gebaut. Die alten Grundherrschaftsverhältnisse lösten sich nach und nach auf. An die Stelle der herrschaftlichen Eigenbewirtschaftung trat die Vergabe des Landes als Zinsgut ("Verpachtung"). Die bisherige Fronarbeit wurde zudem in Geld- bzw. Naturalienabgaben umgewandelt. Die wirtschaftliche und auch rechtliche Stellung der Bauern verbesserte sich dadurch erheblich. Die aufkommenden Städte entwickelten ein eigenes Rechts- und Verwaltungswesen. Kommunale Selbstverwaltung herrschte, in deren Mittelpunkt das Bürgertum, bestehend aus Stadtherren, Kaufleuten und Handwerkern, stand. Gilden, Bruderschaften, Stadt- und Landgemeinden entstanden.

Auch in der Kirche kam es zu Reformbewegungen. Zwar behielt der König Einfluss auf die Besetzung der deutschen Bistümer und Reichsabteien, die Fortführung seiner bisherigen Politik, die sich auf die uneingeschränkte Kirchenherrschaft stützte, war jedoch nicht mehr möglich. Die alten Stammesherzogtümer lösten sich nach und nach auf. An ihre Stelle traten neue, relativ kleine Territorien, deren Landesherren versuchten, die eigene Herrschaftsgewalt auszubauen. Die so genannten Reichsfürsten, zu denen Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Herzöge und Markgrafen gehörten, sonderten sich ab Mitte des 12. Jh. vom übrigen Hochadel ab und nahmen besondere Vorrechte für sich in Anspruch. Ihr Einfluss auf die Landespolitik wuchs.
Den mächtigsten Fürsten, den sieben Kurfürsten, gelang es im Jahr 1257 das Recht zur Königswahl an sich zu ziehen. Im bedeutendsten Reichsgesetz des Mittelalters, der Goldenen Bulle von 1356, wurde ihre Rechtsstellung diesbezüglich endgültig festgeschrieben. Bei den Königswahlen orientierten sie sich nicht mehr an geblütsrechtlichen Vorstellungen, sondern setzten machtpolitische Interessen durch. Aus diesem Grund wechselten sich nach dem Untergang der Stauferkönige verschiedene Dynastien (Habsburg, Nassau, Luxemburg, Wittelsbach) ab. Die Königsherrschaft in Deutschland war von nun an durch Diskontinuität gekennzeichnet. Eine leistungsfähige Reichsverwaltung mit der Ausübung einer Reichsgesetzgebung war so unmöglich geworden.
Im 15. Jh. herrschten allgemeine Rechtsunsicherheit und schrankenloses Fehdewesen. Es begann der Ruf nach einer umfassenden Reichsreform. Unter dem Kurfürsten von Mainz, Berthold von Henneberg, wurde ein allgemeines Fehdeverbot ("Ewiger Landfriede") verhängt und ein Reichskammergericht eingerichtet. Das deutsche Reich wurde in zehn Reichskreise gegliedert.

Die Handwerker und Kaufleute schlossen sich in Bündnissen zusammen (Städtebünde, Hanse), um ihre Interessen gegenüber den fürstlichen Territorialgewalten zu wahren. Im Süden des Reichs entwickelte sich im 15. und 16. Jh. ein umfassender Fernhandel. Das Nachrichten- und Verkehrswesen wurde ausgebaut. Messen, Börsen, Wechselpapiere, Kreditunternehmen und die doppelte Buchführung entstanden. Die italienische Renaissance und der Humanismus führten in Deutschland zu einer enormen Entwicklung in Kunst und Wissenschaft. Die ersten Universitäten (Prag, Wien, Heidelberg, Köln) wurden gegründet.

Martin Luthers (1483-1546) reformatorische Wende führte zur Auflösung der mittelalterlichen Weltordnung als einer einzigen Christenheit. Der Protestantismus als Glaubenslehre breitete sich aus. 1524/25 kam es zum berühmten Bauernaufstand, an dem der evangelische Theologe und Sozialrevolutionär Thomas Müntzer (1489-1525) beteiligt war. Die starken religiösen Gegensätze zwischen Katholizismus und Protestantismus entluden sich im Dreißigjährigen Krieg (1618-48). Dieser endete im Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück. Das deutsche Reich verlor Teile an Frankreich, Schweden, die Schweiz und die Niederlande. Die Wahlmonarchie wurde bestätigt und die Landesfürsten behielten ihre fast volle Souveränität. In den Territorien der Landesfürsten entstanden Staaten, die von fürstlichem Absolutismus geprägt waren (Österreich, Brandenburg-Preußen, Hannover, Bayern, Sachsen-Weimar u. a.).

Im 18. und 19. Jahrhundert

Im 18. Jh. war die Aufklärung die vorherrschende geistige Strömung. Sie trug wesentlich zur Abschwächung der religiösen Gegensätze und zum Einsetzen einer inneren Reformbewegung in den meisten Reichsterritorien bei. Das Bürgertum gelangte zu neuem Selbstbewusstsein. Die Französische Revolution von 1789 erschütterte die sozialen und politischen Grundlagen der absolutistischen Ordnung in Deutschland schwerwiegend. Durch die Niederlage gegen die französischen Revolutionsheere brach das deutsche Reich zusammen. Es wurde entsprechend den Interessen der europäischen Großmächte aufgeteilt. Durch den so genannten Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 wurden die politischen und rechtlichen Grundlagen des alten Reichs aufgelöst. Die geistlichen Fürstentümer wurden säkularisiert und Städten einverleibt. 16 süd- und westdeutsche Staaten schlossen sich 1806 zum Rheinbund zusammen und erklärten ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich. Kaiser Franz II., der seit 1804 auch Kaiser von Österreich war, legte am 6. August 1806 auf Verlangen Napoleons I. (1769-1821) die Kaiserkrone nieder. Die Zeit des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation war zu Ende.

Nach dem Untergang der Napoleonischen Armee in Russland erhob sich Preußen 1813/14 gegen die Fremdherrschaft. Die übrigen Teile Deutschlands schlossen sich nach und nach an. Durch die Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19. Oktober 1813) befreite sich Deutschland. Napoleon wurde gestürzt, und der 1. Pariser Friede 1814 führte Frankreich in die Grenzen von 1792 zurück. Nach der abermaligen Niederwerfung des zurückgekehrten Napoleons gingen im 2. Pariser Friede von 1815 Landau an Bayern und Saarlouis bzw. Saarbrücken an Preußen. Der Wiener Kongress von 1814/15 führte zu einer Neuordnung des europäischen Staatensystems und regelte die territoriale Gliederung und verfassungsmäßige Ordnung Deutschlands. Die mittlerweile 37 Fürstenstaaten und vier freien Städte wurden zu einem losen Staatenbund, dem Deutschen Bund, zusammengeschlossen, an dessen Mehrheitsentscheidungen sie von nun an gebunden waren.

Im Deutschen Bund waren Preußen und Österreich die größten Einzelstaaten. Unter preußischer Führung entstand 1834 der Deutsche Zollverein, der dem größten Teil Deutschlands, ohne Österreich, wirtschaftliche Einheit brachte. Innerhalb der Einzelstaaten kam es zu einer Vereinheitlichung des Steuer- und Finanzwesens. Das Industriezeitalter mit dem Bau der ersten Eisenbahnen brach an. Ende der 1850er Jahre gab es in Deutschland ein mehr als 6.000 km langes Eisenbahnnetz, das das Land zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet machte. Großbetriebe in der Kohle- und Eisenindustrie entstanden. Deutschland wurde durch die Industrialisierung zu einer der führenden Wirtschaftsmächte in der Welt (Gründerjahre). Doch die zunehmend schlechten Arbeitsbedingungen mit langen Arbeitszeiten, geringen Löhnen und mangelhaften hygienischen Bedingungen verschärften die sozialen Gegensätze. Die Arbeiterbewegung mit der Gründung von Parteien und Gewerkschaften entstand in den 1860er Jahren.

Anfang des 19. Jh. erwachte eine nationale Einheitsbewegung. 1848 kam es zur Märzrevolution. An die Stelle des Bundestags trat nun eine aus demokratischen Wahlen hervorgegangene deutsche Nationalversammlung. Die Idee der nationalen Einheit scheiterte jedoch an den Partikularinteressen der einzelnen Staaten. Der deutsche Bund wurde wiederhergestellt. In der Folgezeit verhinderten Preußen und Österreich weitere Reformversuche. Der 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten berufene Otto von Bismarck (1815-1898) erklärte schließlich 1866 den Deutschen Bund für beendet und führte den preußisch-österreichischen Krieg herbei, in dem Österreich unterlag. In der Folge kam es zu einer Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich. Am 18. August 1866 gründete sich der Norddeutsche Bund, am 24. Februar 1867 wurde der gewählte Norddeutsche Reichstag eröffnet. Die von ihm angenommene Verfassung sah den späteren Eintritt der süddeutschen Staaten vor. Preußen wurde das Bundespräsidium übertragen und die Regelung der Außenpolitik bzw. das Heer des Bundes unterstellt. Bundeskanzler Bismarck leitete eine einheitliche Bundesgesetzgebung ein. Außenpolitisch betrieb Bismarck die Isolierung Frankreichs. 1870/71 kam es zum Deutsch-Französischen Krieg, an dem sich auch süddeutsche Staaten beteiligten. Im November 1870 traten in Versailles Bayern, Württemberg, Baden und Hessen dem Norddeutschen Bund bei. Dieser erhielt durch den Reichstagsbeschluss vom 10. Dezember 1870 den Namen "Deutsches Reich". Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. von Preußen im Versailler Schloss zum Deutschen Kaiser erklärt, wodurch die Reichsgründung endgültig vollzogen war. Die Reichsverfassung trat am 16. April 1871 in Kraft. Oberstes Verfassungsorgan war der Bundesrat, in dem die Fürsten vertreten waren. Einziger verantwortlicher Reichsminister war der vom Kaiser zu ernennende Reichskanzler. Im März 1871 trat der neue Reichstag zum ersten Mal zusammen.

Dem großen Aufschwung der Gründerjahre in der Wirtschaft folgte die Krise von 1874. Bismarck betrieb nun eine zunehmend konservativere Innenpolitik und führte 1879 Schutzzölle zur Förderung der Landwirtschaft und der Industrie ein. Es kam zum Bruch zwischen Bismarck und den Nationalliberalen, die ihn lange Zeit in seiner freihändlerischen Wirtschaftspolitik und in seinem Kulturkampf gegen die katholische Kirche unterstützt hatten. 1878 initiierte Bismarck im Reichstag das Sozialistengesetz ("Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie"), das bis 1890 in Kraft blieb. Um die Arbeiterschaft wieder auszusöhnen, führte er in den Jahren 1883-89 weitreichende Sozialgesetze zur Kranken-, Unfall-, Renten- und Invaliditätsversicherung ein. Diese Sozialversicherungen bilden bis heute die Säulen der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und waren zum damaligen Zeitpunkt weltweit einzigartig. Nach dem Versuch, ein verschärftes Sozialistengesetz im Reichstag einzubringen, musste Bismarck 1890 auf Verlangen des Kaisers Wilhelm II. zurücktreten.

Im 20. Jahrhundert

Erster Weltkrieg 1914 bis 1918
Außenpolitisch isolierte sich Deutschland in den folgenden Jahren gegenüber Frankreich, Großbritannien und Russland zunehmend. Großbritannien bildete 1904 eine Entente (freundschaftliches Bündnis) mit Frankreich und verständigte sich 1907 auch mit Russland (Tripelentente). Die Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und das Osmanische Reich standen dem gegenüber. In dieser Situation löste die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajevo (damals österreichisch-ungarisches Gebiet) am 28. Juni 1914 eine politische Krise aus (Julikrise), an deren Ende der Ausbruch des Ersten Weltkrieges stand. In diesem Krieg verloren etwa 10 Millionen Menschen ihr Leben, rund 20 Millionen wurden verletzt. Die Kriegskosten beliefen sich auf über eine Billion Goldmark, was die Wirtschaftskraft der europäischen Länder bei weitem überstieg. Am 11. November 1918 war die militärische Niederlage Deutschlands mit dem Waffenstillstand von Compiègne besiegelt.

Noch während des Krieges führte die Novemberrevolution in Deutschland zum Zusammenbruch des monarchistischen Regierungssystems. Am 9. November 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. ab und übergab die Regierungsgeschäfte an den Vorsitzenden der SPD, Friedrich Ebert. Noch am selben Tag rief Philipp Scheidemann vom Gebäude des Reichstags die "Deutsche Republik" aus. Der Aufstand der Spartakisten, die im Januar 1919 im Rahmen des Systems der Arbeiter-und-Soldaten-Räte die Gesellschaftsordnung grundlegend revolutionieren wollten, wurde niedergeschlagen. Am 15. Januar 1919 wurden die untergetauchten Führer des Spartakusbundes, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, verhaftet und ermordet.

Weimarer Republik
Am 19. Januar 1919 wurde eine Nationalversammlung gewählt. Sie trat im Februar desselben Jahres zusammen und wählte Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten. Am 11. August 1919 trat die Weimarer Reichsverfassung in Kraft. Die Regierung wurde von SPD, Zentrum (Z) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gebildet. Unter dem Druck der Siegermächte nahm die Nationalversammlung am 22. Juni 1919 den Vertrag von Versailles an. Deutschland erlebte durch diesen Vertrag große Gebietsverluste und wurde zu hohen Reparationszahlungen verpflichtet.

Innenpolitisch kam es in den folgenden Jahren zu großen Unruhen. Wirtschaftskrise und Inflation verschärften die Auseinandersetzungen um den Versailler Vertrag. Vor allem rechtsradikale Strömungen hielten der Regierung "Erfüllungspolitik" vor. Zahlreiche Aufstände und Putschversuche (Kapp-Putsch März 1920, kommunistische Aufstände 1919/21, Ermordung von Walther Rathenau 1922, Hitlerputsch 1923) konnten niedergeschlagen werden. Ab 1924 begann eine Phase der inneren Festigung der Republik. Die Währung stabilisierte sich nach dem Inflationsjahr 1923. Zudem leitete der so genannte "Dawesplan" über die Modalitäten der Reparationszahlungen einen wirtschaftlichen Aufschwung ein. 1925 wurde nach dem Tod Eberts der populäre General Paul von Hindenburg (1847-1934) zum Reichspräsidenten gewählt. Es vollzog sich eine politische Entwicklung nach rechts.

Außenpolitisch versuchte Deutschland seine Isolation zu beenden. 1926 trat Deutschland dem Völkerbund bei und schloss ein Freundschaftsabkommen mit der UdSSR ab. 1929 brach die Weltwirtschaftskrise aus. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland erreichte einen Höhepunkt und die innenpolitischen Spannungen verschärften sich. 1930 wurde die damalige Regierung unter Hermann Müller (1876-1931), SPD, gestürzt. Reichspräsident von Hindenburg berief den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning (1885-1970) zum Reichskanzler. Während dessen Regierungszeit wuchs die Arbeitslosigkeit bis 1932 auf über sechs Millionen an. Links- und rechtsextreme Parteien erhielten nun großen Zulauf, v.a. die Kommunistische Partei KPD und die Nationalsozialistische Partei NSDAP.

1932 ging die NSDAP aus den Reichstagswahlen als stärkste Fraktion hervor. Hindenburg wurde im Amt bestätigt und setzte nach der Entlassung Brünings mit den Regierungen Franz von Papens (1879-1969) bzw. Kurt von Schleichers (1882-1934) rechtsgerichtete Präsidialkabinette ein. Im Juli 1932 setzte die Regierung von Papen die preußische Regierung unter Ministerpräsident Otto Braun (1872-1955), SPD, ab und beseitigte damit eine der wesentlichen politischen Stützen der Weimarer Republik.

Nationalsozialismus von 1933 bis 1945
Am 23. März 1993 wurde mit 444:99 Stimmen das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" - das so genannte Ermächtigungsgesetz - vom Deutschen Reichstag in der Berliner Krolloper verabschiedet. Mit Hilfe dieses Gesetzes konnte die Regierung ohne das Parlament Gesetze erlassen. Alle bürgerlichen Parteien stimmten - neben den Nationalsozialisten - für das Gesetz. Nur die Sozialdemokraten votierten dagegen. Die große und mutige Rede von Otto Wels (1873-1939) ist noch heute ein Vorbild für politischen Mut und demokratische Gesinnung. Er schloss seinerzeit mit den Worten: "Freiheit und Leben kann man uns nehmen - die Ehre nicht!"

Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg den Parteivorsitzenden der NSDAP Adolf Hitler (1889-1945) zum Reichskanzler. Hitler verstand die Regierungsübernahme als Machtergreifung und begann mit dem Aufbau eines diktatorischen Systems. Forderungen nach 'größerem Lebensraum' für die 'arische Rasse' und ein radikaler Antisemitismus standen im Mittelpunkt seiner Politik. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 kam es zum Reichstagsbrand in Berlin. Er wurde Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftlern angelastet und führte zum Einsatz einer Notverordnung, der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat", am 28. Februar 1933. Mit Hilfe dieser Notverordnung setzte Hitler die Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Künftig hatten Polizei und SA freien Weg bei der Verfolgung, Verhaftung und Ermordung politischer Gegner der NSDAP. Die Gewalt gegen Andersdenkende und missliebige Personen, v.a. Juden, wurde nunmehr durch keine staatliche Kontrolle gezügelt. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erreichte die NSDAP mit 43,9 Prozent der Stimmen die Mehrheit im Reichstag, da die Kommunisten zuvor ausgeschlossen worden waren. Hitler erließ am 24. März 1933 gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, aber mit Zustimmung der bürgerlichen Parteien das so genannte 'Ermächtigungsgesetz'. Die gesamte Staatsgewalt wurde damit der nationalsozialistischen Regierung überantwortet, und ein totalitäres Regierungssystem wurde etabliert. Die kommunistischen Abgeordneten waren bereits im Zuge der Zerschlagung der KPD nach dem Reichtagsbrand ihres Mandats enthoben bzw. verhaftet worden und hatten somit kein Abstimmungsrecht mehr.

Im Zuge der Gleichschaltung setzte die nationalsozialistische Regierung in den Ländern ihr ergebene Landesregierungen ein. Hermann Göring (1893-1946) wurde preußischer Ministerpräsident. Im Juli 1933 wurde die SPD zwangsaufgelöst und die bürgerlichen Parteien wurden zur Selbstauflösung gezwungen. Die Gewerkschaften wurden beseitigt, die Presse von nun an vom neu eingerichteten Propagandaministerium unter Joseph Goebbels (1897-1945) gesteuert. Die Einrichtung von Konzentrationslagern zur Inhaftierung von Regimegegnern und der späteren Vernichtung der Juden begann. Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 vereinte Hitler das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers in einer Person und wurde Führer und Reichskanzler des Deutschen Reiches. Auch Reichswehr und Wehrmacht wurden von ihm gleichgeschaltet.

Die Verfolgung der Juden begann unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Diskriminierende Gesetze gegen diese Bevölkerungsgruppe erreichten ihren Höhepunkt in den Nürnberger Rassengesetzen von 1935. Sie enthielten u.a. das so genannte Blutschutzgesetz, das die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden sowie den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen ihnen verbot. Außerdem wurde festgelegt, dass nur "Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes" Reichsbürger sein konnten. Die antisemitische Ideologie der Nationalsozialisten wurde damit auf eine juristische Grundlage gestellt. Juden wurden künftig aus dem Wirtschaftsleben ausgeschlossen und ihres Eigentums beraubt. In der so genannten "Reichskristallnacht" (auch Reichspogromnacht) vom 9. auf den 10. November 1938 kam es durch SA- und SS-Angehörige zu gewalttätigen Übergriffen auf Juden, ihre Wohnungen und Geschäfte. Im gesamten Land wurden mehr als 200 jüdische Synagogen niedergebrannt oder anderweitig zerstört. Innerhalb weniger Tage wurden vermutlich rund 30.000 Juden verhaftet und in Konzentrationslager deportiert.

Außenpolitisch versuchte Hitler anfangs die sofort eingeleitete Aufrüstung zu verschleiern und Friedenswillen zu bekunden. 1938 begann jedoch eine Phase der offenen Expansion. Hitler besetzte 1939 Böhmen und Mähren ("Griff nach Prag") und schloss den Stahlpakt mit Italien. Nach Abschluss des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspaktes am 23. August 1939 ließ Hitler die deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 in Polen einmarschieren. Damit wurde der Zweite Weltkrieg ausgelöst. Anfang September erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg.

Zweiter Weltkrieg 1939-1945
Während des Zweiten Weltkrieges starben rund 60 Millionen Menschen. Die meisten Opfer beklagte die Sowjetunion mit etwa 27 Millionen getöteten Zivilisten und Soldaten. Die auf der Wannseekonferenz 1942 beschlossene Umsetzung der "Endlösung der Judenfrage" führte zur Ermordung von rund 6 Millionen Juden in den Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Chelmno, Treblinka, Majdanek u.a. Neben dem Völkermord an den Juden kam es auch zur Ermordung anderer Bevölkerungsgruppen, wie politischen Gegnern: Sinti und Roma, Osteuropäern, Zeugen Jehovas, Homosexuellen und Geisteskranker. Der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik fielen insgesamt über 10 Millionen Menschen zum Opfer.

Zahlreiche Versuche, Hitler zu stoppen, scheiterten (Johann Georg Elser, Rote Kapelle, Weiße Rose, Kreisauer Kreis). Auch das Attentat der militärischen Kräfte unter Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) auf Hitler am 20. Juli 1944 misslang. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs 1940 kämpfte Großbritannien mit Rückendeckung der USA weiter. Gleichzeitig griff Hitler die Sowjetunion an, mit dem Ziel die "jüdisch-bolschewistische" Führungsschicht auszurotten und ein deutsch-germanisches Großreich vom Ural bis zum Atlantik zu errichten. Sowohl im Westen als auch im Osten wurde die deutsche Wehrmacht zurückgedrängt. Am 30. April 1945 beging Adolf Hitler Selbstmord. Am 7., 8. bzw. 9. Mai 1945 folgte die Kapitulation Deutschlands, wodurch der Zweite Weltkrieg in Europa beendet wurde.

Stalingrad
Die ganze Barbarei des Krieges zeigte sich besonders deutlich in Stalingrad, dem heutigen Wolgograd, das am Ufer der Wolga liegt. Diese Schlacht ist zum Symbol der Menschenverachtung der NS-Herrscher gegenüber ihren eigen Soldaten und der Anfang von Ende des Krieges geworden. Am 31. Februar 1943 kapituliert die Südgruppe der 6. Armee unter dem Kommando von unter Generalfeldmarschall Friedrich Wilhelm Ernst Paulus (1890-1957) - der noch am 31. Januar von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert worden war - und am 02. Februar 1943 auch die Nordgruppe unter General Strecker. Die Schlacht um Stalingrad hatte am 7. August 1942 mit der Offensive auf Stalingrad begannen. Von den anfangs in dem Kessel befindlichen 300.000 Soldaten der 6. Armee wurden rund 40.000 ausgeflogen, etwa 150.000 wurden während der Kampfhandlungen getötet oder gelten als vermisst. Die restlichen rund 150.000 kamen nach der Kapitulation in sowjetische Gefangenschaft. Bis 1956 kamen davon insgesamt nur 6.000 Überlebende nach Deutschland zurück.
Insgesamt starben in und um Stalingrad wahrscheinlich etwa 1 Mio. Menschen - Zivilisten wie Soldaten - u.a. Russen, Deutsche, Italiener und Rumänen. Paulus avancierte übrigens nach seiner Entlassung 1953 aus sowjetischer Gefangenschaft in der DDR zu einem geehrten Aushängeschild der Kommunisten. Um den zahlreichen Legenden um die Generalität, die an den Kämpfen um Stalingrad beteiligt waren, den Boden entziehen zu können, sind im Folgenden die uns vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam (MGFA) freundlicherweise zur Verfügung gestellten Daten vorgestellt:

  • Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, 1954 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generaloberst Walter Heitz, 1944 in Gefangenschaft verstorben
  • General der Artillerie Max Pfeffer, 1955 in Gefangenschaft verstorben
  • General der Artillerie Walter von Seydlitz-Kurzbach, 1955 aus Gefangenschaft entlassen
  • General der Infanterie Karl Strecker, 1955 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Alexander Edler von Daniels, 1953 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Heinrich-Anton Deboi, 1953 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Arno von Lenski, 1949 aus Gefangenschaft entlassen.
  • Generalstabsarzt Prof. Dr. med. Otto Renoldi, 1955 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Carl Rodenberg, 1955 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Werner Sanne, 1952 in Gefangenschaft verstorben
  • Generalleutnant Helmuth Schlömer, 1949 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalleutnant Arthur Schmidt, 1955 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalmajor Hans Adolf von Arenstorff, 1952 in Gefangenschaft verstorben
  • Generalmajor Moritz von Drebber, 1949 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalarzt Dr. med. Hermann Kayser, 1948 in Gefangenschaft verstorben
  • Generalmajor Otto Korfes, 1948 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalmajor Martin Lattmann, 1948 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalmajor Richard Lepper, 1943 in Gefangenschaft verstorben
  • Generalmajor Hans-Georg Leyser, 1949 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalarzt Dr. med. Siegfried Müller, 1956 aus Gefangenschaft entlassen
  • Generalmajor Richard Stempel, 1943 in Gefangenschaft verstorben
Demnach sind sieben der genannten 22 Generale in Gefangenschaft verstorben.
Weitere im Zuge der Schlacht um Stalingrad verstorbene Generale waren:
  • General der Infanterie (posthum) Alexander von Hartmann, gefallen 26. Januar 1943
  • General der Panzertruppe Willibald Freiherr von Langermann, gefallen 3. Oktober 1942
  • Generalleutnant Günther Angern, + 2. Februar 1943 (Freitod)
  • Generalarzt Dr. med. Karl Arndt, seit 23. Januar 1943 vermisst
  • Generalmajor (posthum) Bruno Chrobeck, gefallen 10. Dezember 1942
  • Generalmajor (posthum) Erich Grosse, gefallen 1. Dezember 1942
  • Generalarzt (posthum) Dr. med. Walter Hanspach, gefallen 26. Januar 1943
  • Generalmajor (posthum) Wilhelm von Lengerke, gefallen 26. August 1943
  • Generalmajor (posthum) Gustav-Adolf Riebel, gefallen 23. August 1942
  • Generalmajor (posthum) Hans Ringe, seit dem 20. Januar 1943 vermisst
  • Generalarzt (posthum) Dr. med. Hans Spiegelberg, seit Januar 1943 vermisst

Nach 1945 bis heute

Die militärischen Oberbefehlshaber der vier Siegermächte Frankreich, Großbritannien, USA und UdSSR übernahmen mit der "Berliner Viermächteerklärung" vom 5. Juni 1945 die Regierungsgewalt in Deutschland. Sie teilten Deutschland sowie die Stadt Berlin unter sich in vier Besatzungszonen auf. Das gemeinsame Regierungsorgan war der Alliierte Kontrollrat. Mit dem Potsdamer Abkommen formulierten die Alliierten gemeinsame Grundsätze für die künftige Behandlung Deutschlands. Die NSDAP wurde verboten, die deutsche Bevölkerung sollte entnazifiziert werden, Reparationszahlungen wurden festgelegt sowie die Entmilitarisierung und der demokratische Wiederaufbau Deutschlands wurden beschlossen.
Nur wenige der Hauptverantwortlichen der nationalsozialistischen Diktatur wurden, soweit sie sich nicht durch Selbsttötung der Verantwortung entzogen hatten, 1946 im Rahmen des Internationalen Militärtribunals in Nürnberg zu Kriegsverbrechern erklärt und hingerichtet oder zu langen Haftstrafen verurteilt.

Zwischen den Westmächten und der UdSSR kam es im Rahmen des beginnenden Ost-West-Konflikts bzw. des Kalten Krieges zu zunehmenden Spannungen hinsichtlich ihrer Deutschlandpolitik. Die sowjetische Militärverwaltung richtete in der sowjetischen Besatzungszone eine von ihr kontrollierte deutsche Verwaltung ein. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, SED, 1946 hervorgegangen aus SPD und KPD, übernahm hier die alleinige politische Führung. Die britische und amerikanische Besatzungszone vereinigten sich zur Bizone, in die das französische Besatzungsgebiet nach und nach integriert wurde. 1949 wurde auf dem Territorium dieser drei ehemaligen Besatzungszonen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verabschiedet. Die politische Spaltung Deutschlands war vollzogen. Die wirtschaftliche Spaltung war bereits ein Jahr zuvor am 20. Juni 1948 durch die Einführung der D-Mark anstelle der alten Reichsmark erfolgt. Die CDU und CSU wurden noch 1945 neu gegründet und die FDP im Jahr 1948.

Berlinblockade
Vom 24. Juni 1948 bis zum 19. Mai 1949 blockierte die sowjetische Besatzungsmacht den Straßen-, Schienen- und Wasserverkehr nach Berlin. Hintergrund war die Währungsreform im Westen vom 20. Juni 1948. Die Amerikaner versorgten die Stadt während dieser Zeit über eine Luftbrücke mithilfe der DC-4-Flugzeuge, auch "Rosinenbomber" genannt. Die Idee der Luftbrücke stammte von US-General Lucius Dubignon Clay (1897-1978), der sich die Unterstützung des Luftwaffen-Generals William H. Tunner (1906-1983) geholt hatte. Durch die Luftbrücke mit 277.264 Flügen wurden in dieser Zeit fast zwei Millionen Tonnen Versorgungsgüter aller Art nach Berlin transportiert. Bereits am 26. Juni flog die erste Maschine der US-Luftwaffe den Flughafen Berlin-Tempelhof an. Die Operation Plain Fare der Briten folgte zwei Tage später. Sie flogen u.a. den Flugplatz Berlin-Gatow an. Die Havel diente Wasserflugzeugen als Landeplatz. In dieser dramatischen Zeit wurde der Oberbürgermeister der drei Westsektoren Ernst Rudolf Johannes Reuter (1889-1953) zum Symbol des Durchhaltewillens der Berliner. Seine Rede am 9. September vor der Ruine des Reichstags mit dem Appell an die Welt, Berlin nicht zu vergessen, ist bis heute in Erinnerung ("Ihr Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt!").

Kurze Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Nach der Ratifizierung durch alle Bundesländer auf dem Gebiet der französischen, britischen und amerikanischen Besatzungszone mit Ausnahme Bayerns wurde das Grundgesetz am 23. Mai 1949 in einer feierlichen Sitzung des damaligen Parlamentarischen Rates durch Konrad Adenauer verkündet. Es trat einen Tag später, am 24. Mai 1949, in Kraft. Der 23. Mai 1949 kann daher als Gründungstag der Bundesrepublik Deutschland angesehen werden.
Die Bundesländer auf dem Gebiet der Besatzungszonen der drei Westalliierten waren anfangs:

  • Schleswig-Holstein, gegründet 1946 und Teil der Bizone
  • Hamburg, gegründet 1946 und Teil der Bizone
  • Bremen, gegründet 1947 und Teil der Bizone
  • Niedersachsen, gegründet 1946 und Teil der Bizone
  • Nordrhein-Westfalen, gegründet 1946 und Teil der Bizone
  • Hessen, gegründet 1945 und Teil der Bizone
  • Rheinland-Pfalz, gegründet 1947und Teil der französischen Besatzungszone
  • Württemberg-Baden, gegründet 1945 und Teil der Bizone
  • Württemberg-Hohenzollern, gegründet 1947 und Teil der französischen Besatzungszone
  • Baden, gegründet 1946 und Teil der französischen Besatzungszone
  • Bayern, gegründet 1945 und Teil der Bizone
  • Berlin mit Sonderstatus

Von 1952 an bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 gliederte sich die Bundesrepublik Deutschland in die folgenden Bundesländer:

  • Schleswig-Holstein
  • Hamburg
  • Bremen
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Hessen
  • Rheinland-Pfalz
  • Baden-Württemberg
  • Saarland, seit 1957
  • Bayern
  • Berlin mit Sonderstatus

Der erste Deutsche Bundestag wurde am 14. August 1949 in freier und geheimer Wahl bestimmt. Er trat am 7. September 1949 in Bonn zu seiner ersten Sitzung zusammen. Kurz zuvor war die Vertretung der Länder, der Bundesrat, gebildet worden. Die beiden legislativen Staatsorgane waren damit konstituiert. Am 13. September 1949 wurde Theodor Heuss (1884-1963) von der Bundesversammlung zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Kurz darauf am 15. September 1949 wählte der Deutsche Bundestag Konrad Adenauer (1876-1967) zum ersten Bundeskanzler des neuen Staates, der am 20 September offiziell sein Amt antrat und bis 1963 innehatte.

Durch das Petersburger Abkommen vom 22. November 1949 wurde der Bundesrepublik eine Reihe von Rechten übertragen (Teilsouveränität). Am 28. September 1951 konstituierte sich das Bundesverfassungsgericht. Am 1. September 1952 trat das Lastenausgleichsgesetz in Kraft, das die Entschädigung von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen regelte. Am 10. September desselben Jahres wurde das Wiedergutmachungsabkommen mit dem Staat Israel besiegelt. Mit den Pariser Verträgen, die am 5. Mai 1955 in Kraft traten (am 24. Oktober 1954 in Paris unterzeichnet, am 27. Februar 1955 vom Bundestag ratifiziert) erlangte die Bundesrepublik eine Reihe weiterer Hoheitsrechte von den alliierten Besatzungsmächten. Gleichzeitig trat sie der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation (NATO) und der Westeuropäischen Union (WEU) bei und verzichtete offiziell auf die Herstellung atomarer, biologischer und chemischer Waffen. Am 12. Mai desselben Jahres wurde die Bundeswehr gegründet. Im Jahr 1956 wurden die ersten Einheiten der neuen Bundeswehr ins Leben gerufen.

Am 1. Januar 1958 begann mit dem Inkrafttreten des EWG-Vertrages die Einigung Europas. Neben Deutschland gehörten der EWG noch Frankreich, Italien sowie die drei Beneluxstaaten Niederlande, Belgien und Luxemburg an. Auf dem mittlerweile historischen Parteitag von Godesberg, heute ein Stadtteil von Bonn, vom 13. bis zum 15. November 1959 beschloss die SPD ihr neues Parteiprogramm, das "Godesberger Programm". Am 13. August 1961 riegelte das DDR-Regime unter ihrem Generalsekretär Walter Ulbricht (1893-1973) Westberlin vom Ostteil der Stadt durch den Bau einer Mauer ab. Die Berliner Mauer führte zur vollständigen Trennung der beiden Teile Berlins. Um seine Verbundenheit mit Berlin zu dokumentieren, besuchte der amerikanische Präsident John F. Kennedy am 26. Juni 1963 die Stadt. Während seiner Rede äußerte er den berühmten Satz: "Ich bin ein Berliner"! Die Mauer fiel erst am 9. November 1989.

RAF, Benno Ohnesorg, Dutschke
Im Verlauf des Besuchs des Schahs von Persien kam es besonders in Berlin zu schweren Krawallen, in deren Folge am 2. Juni 1967 der Westberliner Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorgerschoss. Diese Tat war der Auftakt zu jahrelangen, oft gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der kritischen außerparlamentarischen Opposition (APO) und auch mit eine der Ursachen für die Entstehung und Radikalisierung der Roten Armee Fraktion" um Bader und Meinhof. Und die terroristische "Bewegung 2.Juni" bezog sich für ihre Legitimation ausdrücklich auf diese Tat.
Eine Sensation bildete jedoch die Mitteilung, die am 22. Mai 2009 durch die Presse ging, dass der Todesschütze Karl-Heinz Kurras, der seinerzeit vom Vorwurf der fährlässigen Tötung vom Landgericht Berlin und vom Bundesgerichtshof freigesprochen worden war - und später sogar zum Oberkommissar befördert wurde - bereits seit 1955 ein Informeller Mitarbeiter der Stasi (IM) und seit 1965 Mitglied der SED gewesen sein soll.
Einer der bedeutendsten und bekanntesten Führer der Studentenbewegung war Rudi Dutschke (1940-1979), der 11. April 1968 von dem jungen Hilfsarbeiter Josef Bachmann in der Nähe des SDS-Büros am Kurfürstendamm in Berlin niedergeschossen und schwer verletzt wurde. Dutschke verstarb am 24. Dezember 1979 in Dänemark an den Spätfolgen dieses Attentats. Bachmann tötete sich 1970 im Gefängnis selber, er war wegen versuchten Mordes zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Am 9. Mai 1976 hatte sich Ulrike Meinhof mit Hilfe eines Handtuchs am Zellenfenster erhängt. Nach dem gescheiterten Versuch die Gefangenen im so genannten Deutschen Herbst freizupressen, begingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe am 18. Oktober 1977 Selbstmord. Raspe und Baader erschossen sich mit eingeschmuggelten Pistolen, während sich Gudrun Ensslin erhängte. Irmgard Möller fügte sich mit einem Messer Stichverletzungen in der Herzgegend zu, die sie jedoch überlebte. Und am 12. November 1977 erhängte sich Ingrid Schubert in der JVA München. Erst 1998 erklärte die RAF ihre Selbstauflösung

Kurze Geschichte der DDR
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) wurde am 7. Oktober 1949 auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone gegründet.
Die Länder auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone waren:

  • Mecklenburg-Vorpommern, gegründet im Jahr 1947
  • Brandenburg, gegründet im Jahr 1947
  • Sachsen-Anhalt, gegründet im Jahr 1947
  • Thüringen, gegründet im Jahr 1946
  • Sachsen, gegründet im Jahr 1947
  • Berlin mit Sonderstatus

Im Jahr 1952 wurden die Länder durch kleinere Verwaltungseinheiten, die Bezirke, ersetzt:

  • Rostock
  • Neubrandenburg
  • Schwerin
  • Frankfurt/Oder
  • Magdeburg
  • Potsdam
  • Cottbus
  • Halle
  • Leipzig
  • Dresden
  • Erfurt
  • Suhl
  • Gera
  • Karl-Marx-Stadt
  • Berlin, Hauptstadt der DDR
Die erste Wahl zum deutschen Bundestag erfolgte am 14. August 1949. Der Bundestag hatte 402 Mitglieder aus 11 Parteien und zusätzlich acht Berliner Abgeordnete mit nur sehr begrenztem Stimmrecht. Am 15. September wurde mit Konrad Adenauer der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Für ihn hatten 202 Abgeordnete gestimmt und 142 dagegen. Enthalten hatten sich 44 und eine Stimme war ungültig. Damit war Adenauer mit einer Stimme über der erforderlichen absoluten Mehrheit gewählt. Nach der Wahl kommentierte dies Adenauer u.a. wie folgt: „Et hett noch immer jut jejange!"

Otto Grotewohl (1894-1964) erhielt die Zustimmung der bis dahin provisorischen Volkskammer, eine Blockregierung aus allen Parteien zu bilden, in der die SED die alleinige Macht besaß. Erster Präsident des neuen Staates wurde Wilhelm Pieck (1876-1970). Die DDR entwickelte sich von nun an zu einem Einparteienstaat nach dem Muster der Volksdemokratie. Seit 1950 fanden regelmäßig Wahlen zur Volkskammer statt, die stets die in der DDR-Verfassung festgeschriebene führende Rolle der SED bestätigten.
Unter Führung Walter Ulbrichts (1893-1973) wurden Partei, Staat und Gesellschaft am sowjetischen Vorbild ausgerichtet. Vor allem in den 1950er bis 1970er Jahren kam es immer wieder zu Säuberungsaktionen mit Verhaftungen von Regimekritikern nach stalinistischer Vorlage. Mit der Gründung des Staatssicherheitsdienstes (Stasi) 1950 und der Errichtung des Obersten Gerichts schuf sich die SED wirksame Organe zur Kontrolle des politischen und gesellschaftlichen Lebens in der DDR. In Industrie und Landwirtschaft fanden Enteignungen statt. Nach und nach entstanden volkseigene Betriebe (VEB) und landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG).
Am 17. Juni 1953 kam es zum Volksaufstand. Drückende politische Verhältnisse, eine schlechte Versorgungslage der Bevölkerung und eine drastische Erhöhung der Arbeitsnormen führten zu Demonstrationen in zahlreichen Städten. Der Aufstand wurde durch den Einmarsch sowjetischer Truppen niedergeschlagen, nach offiziellen Angaben starben dabei 51 Menschen. In der folgenden Zeit wurden die oppositionellen Kräfte verfolgt und inhaftiert.
Am 14. Mai 1955 wurde die DDR Gründungsmitglied des Militärbündnisses der Ostblockländer Warschauer Pakt. Am 1. März 1956 wurde die Nationale Volksarmee (NVA) gegründet. Nach und nach erhielt die DDR von der UdSSR ihre Souveränität.
Am 13. August 1961 ließ die Partei- und Staatsführung die Grenze zu Westberlin sperren und errichtete die Berliner Mauer, den "Antifaschistischen Schutzwall". Von nun an war die Ausreise für die Bewohner der DDR in die BRD bzw. nach Westberlin nur mit Sondergenehmigung möglich.
In den 1960er Jahren entwickelte sich die DDR zur zweitstärksten Industriemacht des Ostblocks nach der UdSSR. Sie beteiligte sich am Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei 1968 zur Niederschlagung der reformkommunistischen Bestrebungen des "Prager Frühlings".
1971 wurde Erich Honecker (1912-1994) Nachfolger Walter Ulbrichts im Amt des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der SED. Nach Ulbrichts Tod wurde Honecker 1976 zum Staatsratsvorsitzenden der DDR berufen. Im Zuge der Ostpolitik der bundesdeutschen Regierungen seit 1966, die hauptsächlich von Willy Brandt (1913-1992) und Egon Bahr (geb. 1922) formuliert wurde, kam es zur Annäherung zwischen DDR und BRD. Beide wurden 1973 Mitglied der UNO.

Wiedervereinigung
Im Sommer und Herbst 1989 kam es zu einer Fluchtbewegung von DDR-Bürgern über Ungarn, das am 2. Mai 1989 seine Grenze zu Österreich geöffnet hatte und ab dem 11. September 1989 auch DDR-Bürgern offiziell die Ausreise nach Österreich erlaubte. Auch über Botschaften der BRD in einigen sozialistischen Staaten (Tschechoslowakei, Polen) flohen die Menschen. Angesichts der Reformbestrebungen in der UdSSR seit 1985 durch Michail Gorbatschow (geb. 1931), der so genannten Perestroika, destabilisierte sich die DDR zunehmend von innen heraus. Die Montagsgebete in Leipzig entwickelten sich zu großen Montagsdemonstrationen. Unter dem Druck dieser friedlichen Herbstrevolution musste Erich Honecker am 18. Oktober 1989 zurücktreten. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer und das SED-Regime brach zusammen. Am 18. März 1990 fand die erste und gleichzeitig auch letzte freie Wahl zur Volkskammer der DDR statt. Sieger war das Wahlbündnis "Allianz für Deutschland", bestehend aus der ehemaligen DDR-Blockpartei CDU, der Deutschen Sozialen Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch (DA). Am 23. August 1990 beschloss die DDR den Beitritt zur BRD mit Wirkung vom 3. Oktober 1990. Die Volkskammer löste sich auf. Die Wiedervereinigung Deutschlands wurde durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag ermöglicht, der am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet wurde. Darin gaben die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Deutschland die volle Souveränität zurück. Im Gegenzug erkannte die BRD die Oder-Neiße-Linie vorbehaltlos als ihre Ostgrenze an. Im Rahmen der Währungsunion wurde in der ehemaligen DDR die D-Mark anstelle der DDR-Mark eingeführt.
Am 2. Dezember 1990 fand die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl statt. Bundeskanzler Kohl regierte von 1982 bis 1998 also 16 Jahre lang und wurde 19998 durch den Sozialdemokraten Schröder im Amt des Bundeskanzlers abgelöst. Auf Bestreben von Bundeskanzler Schröder hin, der eine von ihm gewünschte Vertrauensabstimmung am 1. Juli 2005 gewollt verlor, kam es zur Auflösung des15. Bundestags und zu Neuwahlen, die am 18. September 2005 stattfanden. Diese Wahl verlor die SPD ganz knapp mit 34,2% der Stimmen gegen die CDU/CSU mit 35,2% der Stimmen - und führten mit Angela Merkel (CDU) in der Geschichte der Bundesrepublik zur ersten Frau im Amt des Bundeskanzlers.
Sie regiert das Land seitdem mit Hilfe einer Koalition aus CDU/CSU und SPD.
Nationalhymne
Im August 1991 wurde - infolge eines Briefwechsels zwischen dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und dem Bundeskanzler Helmut Kohl - die Nationalhymne der Bundesrepublik als Hymne des wiedervereinigten Deutschlands festgelegt.