Seeschlangen, Hydrophiidae

Allgemeines

Seeschlangen besitzen im Vergleich zu den Landschlangen einige spezielle Besonderheiten. So können viele von ihnen, obwohl sie Lungenatmer sind, mehr als 100 m tief tauchen und bis zu 2 h unter Wasser bleiben. Ein extrem groß ausgebildeter linker Lungenflügel ermöglicht ihnen dies.

Man unterscheidet bei den Seeschlangen die Ruderschwanz-Schlangen und die Plattschwanzschlangen, wobei die Plattschwanzschlangen - im Gegensatz zu den Ruderschwanzschlangen - eierlegend sind und sich auch an Land aufhalten können - also amphibisch leben.

Unter der Zunge der Seeschlangen befindet sich eine Salzdrüse zum Ausscheiden des über das Meerwasser aufgenommenen Salzes, wobei das Wasser in dem sie leben einen Salzgehalt von ca. 3,5% und weniger besitzt - Gewässer wie das Rote Meer mit einem Salzgehalt über 4% meiden sie dagegen. Dennoch müssen sie hin und wieder in Süßwassergewässer schwimmen, wie z. B. in Flussmündungen, um ihren Salzhaushalt ins Gleichgewicht zu bringen.

Das Gift der Seeschlangen gehört zu den wirksamsten Giften überhaupt und besitzt - je nach Schlangenart - neben neurologisch wirkenden Anteilen (Neurotoxine) auch das Gewebe zerstörende (Proteasen) oder das Blut schädigende Anteile. In ihren Giftdrüsen können sich bis ca. 15 mg Gift befinden, wobei je nach Schlangenart ca. 1,5 mg beim Menschen tödlich sein können. Aber nur selten spritzen die Schlangen bei einem Biss größere Mengen ab. Wasserschlangen kommen in den tropischen Gewässern des Pazifiks und des Indischen Ozeans vor. So auch im Persischen Golf bis hin nach Japan und Australien. Sie leben auch häufig im Mündungsbereich von Flüssen und im küstennahen Flachwasser- bis auf die Plättchen-Seeschlange, die im offenen Meer vorkommt. Die Größe von Seeschlangen kann bis zu ca. 2,80 m reichen. Bis auf die Laticauda-Arten sind alle Seeschlangen lebend gebärend. Ihre Nahrung besteht praktisch nur aus Fischen.

Die giftigste Seeschlange soll die Aipysurus duboisii mit der englischen Bezeichnung Reef Shallows Seasnake sein. Es sei darauf hingewiesen, dass Seeschlangen bei einer Annäherung in der Regel eher fliehen, daher sind um die 90% aller Giftbisse auf das Hantieren mit in den Fischernetzen gefangenen Schlangen zurückzuführen und nur 10% auf Angriffe im Wasser.
Ihre Feinde sind evtl. Haie - besonders der Tigerhai - und Wale und hin und wieder Seevögel - wie Seeadler.

Verhalten, Bissfolgen
In der Regel sind die Wasserschlangen zwar neugierig aber wenig agressiv und schwimmen vor Tauchern oder Schwimmern eher davon. Aber während der Paarungszeit können sie dagegen agressiv werden und dann im Wasser befindliche Menschen attackieren. In der Regel sind ihre Zähne zu kurz um einen z.B. 5 mm dicken Tauchanzug zu durchdringen. Eine Ausnahme bildet aber beispielsweise die in den Gewässern vor Malaysia vokommende Astrotia stokesii, deren Zähne durchaus 6 mm lang werden können. Sollte man attackiert werden, sind Abwehrbewegungen mehr schädlich als nützlich, da das Tier dadurch noch mehr gereizt wird. Aber verständlicherweise dürfte es schwer sein, im Angesicht einer derartigen Gefahr, Ruhe zu bewahren. Die Symptome einer Vergiftung können sich - bei den verschiedenen Schlangen jedoch unterschiedlich - im Prinzip wie folgt zeigen:
Die Augenlider beginnen herabzuhängen (Ptosis), die Sprache wird verwaschen bei einer schweren Zunge. Überkeit und Erbrechen können folgen. Es kommt zu Angstzustänen mit folgender Euphorie und Apathie. Von den Extremitäten ausgehend kommt es zu Lähmungserscheinungen, bis hin zur tödlichen Atemlähmung. Der Urin kann durch Myoglobin dunkel gefärbt sein und infolge von so genannten Proteasen stirbt Muskelgewebe besonders in der Umgebung der Bissstelle ab. Auch kann es zu einem Nierenversagen kommen, was eine sofortige Dialyse erforderlich macht.
Etwa 25% der Todesfälle geschehen nach weniger als 8 h, etwa 50% zwischen 8 und 24 h und der Rest im Verlauf von etwa drei Tagen.

Einteilung, Systematik

Die Systematik bzw. Einteilung der Seeschlangen ist wissenschaftlich nicht ganz korrekt, da man bestimmte einander ähnliche Gattungen zu einer "Gruppe" zusammengefasst hat. Diese Gruppen sind unterhalb der Unterfamilie angesiedelt.

Familie Giftnattern (Elapidae)
Unterfamilie Seeschlangen (Hydrophiidae)


Die drei Gruppen mit ihren Gattungen:

Gattungen der Aipysurus-Gruppe (Ruderschwanzschlangen)

  • Aipysurus
  • Emydocephalus


Gattungen der Hydrophis-Gruppe (Ruderschwanzschlangen)

  • Acalyptophis
  • Astrotia
  • Enhydrina
  • Ephalophis
  • Hydrelaps
  • Hydrophis
  • Kerilia
  • Kolpophis
  • Lapemis
  • Parahydrophis
  • Pelamis
  • Thalassophina
  • Thalassophis

Die drei Gattungen Ephalophis, Hydrelaps und Parahydrophis leben nur in Mangroven und in den Schlammzonen von Ästuarien (= Flussmündungen im Bereich von Gezeiten)

Arten der Laticauda-Gruppe (Plattschwanzschlangen)

  • Laticauda colubrina
  • Laticauda crockeri
  • Laticauda guineai
  • Laticauda laticaudata
  • Laticauda saintgironsi
  • Laticauda schistorhynchus
  • Laticauda semifasciata

Bis auf die Laticauda laticaudata existieren von den anderen Gattungen der Laticauda-Gruppe keine Unterarten. Die drei Unterarten der Laticauda laticaudata (Common bzw. Blue-Lipped sea Krait) sind:

Laticauda laticaudata affinis
Laticauda laticaudata lauticauda
Laticauda laticaudata wolffi

Literatur

Der britische Entdecker und Naturforscher Willoughby P. Lowe (1872-1949) beschrieb in seinem Buch "The Trail That IS Always New" die folgende Beobachtung: Er war im Jahr 1932 auf der Fahrt von Colombo (heute Sri Lanka) nach Penang (Malayische Halbinsel). Zwischen der Insel Sumatra und der Malayischen Halbinsel sah er von dem Schiff aus ein langes ca. 3-5 m breites und sehr langes "Band" am Horizont. Dieses Band entpuppte sich beim Näherkommen als eine riesige über 100 km lange Ansammlung von ineinander verschlungenen orange-roten und schwarzen Seeschlangen. Aufgrund der Länge und Breite der Ansammlung schätzte er, dass sich hier nahezu eine Million Seeschlangen versammelt hatten. Seiner Meinung nach waren es Schlangen der Art Astrotia stokesii (Stoke`s Seeschlange). Von der Gattung Astrotia ist diese Seeschlange die einzige Art. Von ihr gibt es auch keine Unterarten.

Seeschlangen bei goruma

Schnabelköpfige Seeschlange
(Enhydrina schistosa)

Plumpseeschlange
(Lapemis curtus)

Plättchen-Seeschlange
(Pelamis platura)

Nattern-Plattschwanz
(Laticauda colubrina)

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - (0)676 - 3747 807

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Buch- und Linktipp

Harald Heatwhole
Sea Snakes
Australian Natural History
Sydney 1999
ISBN: 3804716393

Australian Institute of Marine Science
www.aims.gov.au

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