Plump-Seeschlange (kurze), Lapemis curtus

Allgemeines

Zusammen mit der Schnabelköpfigen Seeschlange gehört die kurze Plump-Seeschlange (Lapemis curtus) mit zu den gefährlichsten Seeschlangen weltweit und ist sowohl bei Fischern wie bei Tauchern gleichermaßen gefürchtet. Immer wieder sterben Fischer, bei denen das Tier in ihren Netzen mit dem Fang an Bord gelangt ist.
Die genaue Einteilung der Seeschlangen insgesamt finden Sie bei Goruma unter Seeschlangen.
Von der Gattung Lapemis existieren insgesamt die beiden folgenden Arten:
- Lapemis curtus
- Lapemis hartwickii
Von der hier vorgestellen Art kurzen Plump-Seeschlange (Lapemis curtus) existieren keine Unterarten.

Systematische Einteilung

Familie Giftnattern (Elapidae)
Unterfamilie Seeschlangen (Hydrophiinae)
Gruppe Ruderschlangen (Hydrophis)
Gattung Plump-Seeschlange (Lapemis)
Art kurze Plump-Seeschlange (Lapemis curtus)

Ausländische Bezeichnungen:

Englisch:
Shaw's Sea Snake

Aussehen, Verhalten

Diese Seeschlange ist zwischen 80 cm bis 110 cm lang und von kräftiger Gestalt. Ihre Grundfärbung ist hellbraun oder auch olivgrün mit einem dunklen "Sattelmuster". Auffällig sind die gekielten Bauchschuppen der Männchen, auf denen sich kurze dornige Fortsätze befinden.
Ihr Kopf setzt sich kaum vom Rumpf ab. Wegen ihrer Lebensweise im Meer besitzt sie einen seitlich abgeplatteten "paddelartigen" Schwanz. Das Tier ist sowohl tag- wie auch nachtaktiv und ernährt sich gerne von nachtaktiven Fischen, die sie während deren Tagesruhe in Spalten und kleinen Höhlen aufspürt und dann mit einem Biss tötet.
Diese Schlange bringt zwischen 1 bis 6 Junge im Wasser lebend zur Welt.

Vorkommen

Die Schlange kommt u.a. im Persischen Golf an den Küsten Südjapans und im Meer vor Teilen Australiens vor:

Australiens Nordküste (North Territory, Queensland, West Australia)
China - im Südchinesisches Meer, nördlich der Küste der chin. Provinz Fujian bis nach Shandong
Indien
Indonesien
Iran
Japan
Malaysia (incl. der malayischen Bundesstaaten Sabah Sarawak auf Borneo)
Myanmar
Neu Guinea

Oman
Pakistan
Philippinen

Sri Lanka
Thailand
Taiwan
(Straße von Taiwan)
Vereinigte Arabische Emirate
Vietnam


Sie lebt im flachen Klarwasser von Küsten, an Felsenküsten, in Mündungsdeltas von Flüssen und in Korallenriffen.

Hinweise für Taucher und Schnorchler - Vermeidung eines Bisses

Am Besten ist es, nur mit einem Ganzkörpertauchanzug zu tauchen, der auch Arme und Beine bedeckt. Bei einer Annäherung der Schlange auf keinen Fall hektisch und mit unkontrollierten Bewegungen reagieren. In der Regel verschwinden die recht neugierigen Tiere sehr schnell wieder. Allerdings wird von dieser Schlange hin und wieder berichtet, dass sie unvermittelt Schwimmer und Taucher attackiert haben soll. In Regionen, in denen mit dem Vorkommen der Schlange zu rechnen ist, sollte man/frau am Besten nur mit einem in den dortigen Gewässern erfahrenen Tauchlehrer tauchen. Es gibt mittlerweile weltweit viele deutsch- und englischsprachige Tauchschulen mit sehr erfahrenem Personal.

Art des Giftes

Das Gift der Schlange besteht in der Hauptsache aus einem auf das Nervensystem wirkenden Anteil sowie aus Anteilen, die zum Untergang von Muskel-Gewebe führen (Myolyse). Auch Kalium-Ionen befinden sich in dem Gift, was sich u.a. auf die Herztätigkeit auswirken kann. Etwa 0,05 mg pro kg Körpergewicht können bereits tödlich sein, oft injizieren die Schlangen bis zum Dreifachen dieser Menge. Das Gift ist deswegen so effektiv, damit die Beutefische nach dem Biss nicht mehr weit davon schwimmen können.
Es ist aber erfreulicherweise so, dass es in nur etwa 20% der Bisse zu einer Giftabgabe kommt.
Eine Sekundärinfektion durch den Biss ist nicht zu erwarten und daher ist auch die Gabe von Antibiotika nicht erforderlich - mit Ausnahme einer Tetanusinfektion. Ein Tetanusschutz muss daher erfolgen, sofern er nicht bereits vorhanden ist.

Folgen eines Bisses

Jeder Biss muss etwa bis zu ca. 8 h nach dem Biss als potenziell lebensgefährlich angesehen werden. Erst danach kann damit gerechnet werden, dass kein oder nur sehr wenig Gift injiziert wurde. In wenigen Prozent der Fälle kommt es bereits nach 2-3 h zum Tod.
Es kommt normalerweilweise zu keinem Schmerz im Bereich der Bissstelle und auch zu keinen lokalen Symptomen. Bei einer starken Vergiftung können die ersten Symptome aber bereits nach wenigen Minuten auftreten. Die Lähmungen beginnen im Bereich des Auges (Ptosis) sowie mit Sprach- und Schluckbeschwerden. Übelkeit und Erbrechen folgen. Starke allgemeine Schmerzen beginnen sich bemerkbar zu machen. Weiterhin kann es zu Lähmungen der Skelettmuskulatur bis hin zur Atemlähmung kommen. Ein Atemstillstand muss sofort mittels einer künstlichen Beatmung behandelt werden - ansonsten verstirbt die betroffene Person mit Sicherheit.
Auch ein Zugrundegehen von Muskelgewebe (Myolyse) ist zu erwarten und durch eine Hyperkaliämie (zuviel Kalium) kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Bedingt durch die Myolyse kann es außerdem zu Nierenschäden kommen.
Wenn der Biss überlebt wurde, ist mit einer viele Wochen andauernden Rekonvaleszens zu rechnen.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt gegen das Gift aller Arten von Seeschlangen nur ein polyvalentes Antiserum mit einer nur sehr wenig spezifischen Wirkung auf die einzelnen Arten. Dabei haben sich alle Antiseren besonders bei der Behandlung der das Gewebe zerstörenden Giftanteilen als praktisch wirkungslos erwiesen.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier aber nochmals erklärt

  • So schnell wie möglich das Wasser verlassen und bei Tauchern - das Tauchequipment ablegen
  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen oder das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä., und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange sehr empfehlenswert.

Prognose

Ein Vollbiss mit Giftabgabe dieser Schlange führt ohne intensive Behandlung - oft mit Hilfe einer künstlichen Beatmung - mit großer Wahrscheinlichkeit zum Tod. Spätfolgen sind jedoch nur in seltenen Fällen zu erwarten, auch wenn der Gesundungsprozess viele Wochen in Anspruch nimmt.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 3747 807

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

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