Gabunviper, Bitis gabonica

Allgemeines

Die Gabunviper wird auf Grund ihrer Trägheit und Bissfaulheit von den Einheimischen oft sehr sorglos behandelt. Mit allerdings dramatischen und lebensgefährlichen Folgen bei einem Biss. Aufgrund ihrer schönen Färbung wird sie auch als "Schmetterlingsviper" bezeichnet. Die Gabunviper gehört zur Gattung der Puffottern.
Sie besitzt von allen Arten der Gattung der Puffottern das wirksamste und gefährlichste Gift.
Die Gabunviper wird in die Ostafrikanische Gabunviper (Bitis gabonica) und die Westafrikanische Gabunviper (Bitis rhinocerus) unterteilt. Dabei spricht man bei der Ostafrikanischen Gabunviper meist nur von Gabunviper:

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Gattung Puffotter (Bitis)
Art Ostafrikanische Gabunviper (Bitis gabonica)


Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Gaboon viper, Gaboon adder
  • Französisch: vipère gabonaise

Aussehen, Verhalten

Die Schlange besitzt eine Größe von ca. 1,20 m bis selten mehr als 1,80 m.
Mit einem Gewicht bis über 10 kg ist sie eine sehr massige und schwere Schlange.

Sie besitzt bis zu 50 mm lange "zurückklappbare" Giftzähne, die ohne Probleme auch festeres Schuhwerk durchdringen können.

Ihre Körperoberseite ist auf einem gelblichen, grau-grünem oder rot -braunem Grund mit sehr regelmäßigen, symmetrischen Zeichnungen rhombischer, quaderförmiger, dreieckiger und strichartiger Formen gemustert.
Auf dem mit abgestorbenen Blättern bedeckten Waldboden bedeutet ein derartiges Muster eine hervorragende Tarnung. Ihr auffallend großer dreieckiger Kopf setzt sich gut sichtbar von dem schmalen Hals ab. Ihr Körper wirkt sehr gedrungen und "korpulent", mit einem fast unterschenkel-dicken Körper ist sie neben der Rhinozerusviper die dickste Gift-Schlange Afrikas. Dagegen besitzt sie einen schmalen und kurzen Schwanz, der bei den Männchen länger und bei den Weibchen kürzer ist.

Die Schlange bringt etwa zwischen 15 bis 50 Junge lebend zur Welt. Wegen ihrer sehr schönen Färbung wird sie auch als "Schmetterlingsviper" bezeichnet. Sie ist dämmerungs- nachtaktiv und lebt vor allem von Nagern (Mäusen und Ratten) und Eichhörnchen.

Die Schlange gilt als ausgesprochen faul, bewegungsarm und liegt meist hervorragend getarnt in ihren Verstecken am Boden. Sie beißt aber nur bei sehr dichten Annäherungen oder wenn sie sich bedroht fühlt - oder wenn man gar auf sie tritt zu - dann aber sehr schnell.

Man geht dabei von einer Bissgeschwindigkeit von ca. 7 Meter pro Sekunde aus.

Vorkommen

Die Schlange kommt in den in tropischen Regenwäldern in Afrika vor.

Dabei lebt sie sowohl in der Ebene wie auch - selten - in gebirgigen Gebieten mit Höhen bis zu etwa 2.300 m. Offenes Gelände dagegen meidet sie.
Da ihr Lebensraum zunehmend bedroht wird, gehört diese Schlange mittlerweile zu den eher seltenen Tieren.
Sie kommt in den folgenden Ländern vor:

Äquatorialguinea
Benin
Burundi (isolierte Vorkommen)
Gabun
Ghana (westlicher Teil)
Kamerun
Kenia (isolierte Vorkommen)
Kongo
Malawi
Mosambik(isolierte Vorkommen)
Nigeria
Ruanda (isolierte Vorkommen)
Sambia
Sao Tome und Principe
Simbabwe (isolierte Vorkommen)
Sudan
Südsudan
Tschad
Südafrika (isolierte Vorkommen)
Tansania (isolierte Vorkommen)
Togo
Uganda (isolierte Vorkommen)
Zentralafrikanische Republik

Vermeidung eines Bisses

Die Gabunviper gehört in Afrika zu den Schlangen, die sich am Besten tarnen können und ist daher für den Menschen, der in ihre unmittelbare Nähe kommt, kaum wahr zu nehmen.

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollten - trotz ihrer langen Giftzähne - nur mit festem und hohem Schuhwerk und langen weiten Hosen begangen werden. Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. sich vorsichtig entfernen.

Das Schlafen im Freien, z.B. einem Schlafsack, kann nur als grober Leichtsinn angesehen werden. Es sollten dabei mindestens Zelte benutzt werden, und zwar so, dass keine Tiere und damit auch keine Schlangen herein können. Beim Übernachten in Hütten, Wohnmobilen u.ä. stets die Türen geschlossen halten, auch wenn die Luft stickig sein sollte.

Art des Giftes

Ihr Gift ist ein starkes Gift. Die Hauptanteile des Giftes sind ein blutzerstörendes Gift (Hämotoxin), ein das Gewebe und das Herz schädigendes Gift, ein die Blutgerinnung beeinflussendes Gift sowie wahrscheinlich auch ein Nervengift (Neurotoxin).
Die LD50 des Gifts liegt bei einer intramuskulären Injektion bei 2 bis 5 mg und bei einer intravenösen Injektion zwischen 0,5 bis 0,7 - auf 1 kg Gewicht der Versuchsmäuse hochgerechnet.

Unter der LD50 versteht man die Menge an Gift (auf 1 kg hochgerechnet), bei der die Hälfte von Testmäusen (50%) oder anderen Testtieren (Kaninchen), denen das Gift injeziert wurde, versterben.

Die LD50 wird für Versuchstiere (meist Mäuse) experimentell bestimmt und dann auf den Menschen übertragen. Natürlich mit den Fehlermöglichkeiten, die bei der Übertragung von Tierversuchen auf den Menschen generell möglich bzw. zu erwarten sind.
Aber eine bessere Aussagemöglichkeit gibt es derzeit nicht.

Bei Menschen mit einem Gewicht von 70 kg würden demnach zwischen 35 mg und 49 mg reichen, um die Hälfte einer größeren Anzahl von Menschen zu töten.
Die abgegebene Giftmenge bei einem Vollbiss der Gabunviper kann bis zu ca. 200 mg betragen.

Folgen eines Bisses, Symptome

Die Gabunviper besitzt Giftzähne mit einer Länge bis 50 mm, damit dringt sie tiefer ins Gewebe ihrer Opfer ein als jede andere Schlange weltweit.
Die ersten Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlange ist ein extrem starker Schmerz und dann auch sehr schnell ein Blutdruckabfall - bis hin zu einem Schock und starker Atemnot.

Weiterhin kommt es durch die Gerinnungsstörungen zu starken Blutungen - bis hin zu einem völligen Zusammenbruch der Blutgerinnung (Verbrauchskoagulopathie).
Neben dem starken Schmerz kommt es zu einem hämorrhagischen Ödem (Blutödem), Blasenbildungen und Nekrosen. Zudem hat eine gebissene Person fürchterliche Schmerzen.

Es kommt weiterhin sehr schnell zur Verwirrtheit, zu einer Amnesie (Vergesslichkeit) bis hin zum Bewusstseinsverlust. Außerdem kommt es zur Dyspnoe (Atemnot), zur Hyperventilation (überstarkes Atmen) und einem Lungenödem.
Und es ist mit Herzrhythmusstörungen zu rechen, die bis zum Herzstillstand gehen können.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Bequemlichkeit halber hier nochmals abgedruckt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren, und wenn möglich, töten und das Tier mit zu dem behandelnden Arzt nehmen
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre.
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee.
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden.
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann.

Gegenserum (Antiserum, Antitoxin)

Es gibt einige polyvalente Antiseren, also Seren, die nicht speziell gegen das Gift dieser Schlange, sondern einer Reihe von Schlangen wirksam sind. In der Regel sind polyvalente Antiseren weniger wirksam als monovalente Seren, die speziell gegen das Gift einer Schlangenart wirken.

Die Gabe eines Antiserums ist stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt in einem entsprechenden Zentrum erfolgen. Aber nach einem Biss dieser Schlange gibt es kaum eine Alternative zur Injektion eines Antiserums.

Prognose

Ohne Behandlung ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mit dem Tod zu rechnen. Bei sachgerechter Behandlung in einer Klinik allerdings kommt nur in seltenen Fällen zum Tod.

Auf Grund des das Gewebe zerstörerischen Potenzials des Giftes dieser Schlange ist jedoch mit bleibenden Schäden an der Umgebung der Bissstelle zu rechnen. In besonders schweren Fällen kann es sogar zum Verlust der gebissenen Extremität kommen. Das rührt u.a. daher, dass auch das beste Antiserum kaum gegen die lokalen Schäden wirksam ist - und schon gar nicht nach längerer Zeit.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen. Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 676 734 4 270

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>