Brillenschlange, Naja naja

Allgemeines

Diese Schlange aus der Gattung der echten Kobras können Besucher Indiens dort als Vorführschlange von Schlangenbeschwörern zu Gesicht bekommen, obwohl es dort mittlerweile offiziell verboten ist. Sie ist übrigens "die" Kobra schlechthin. Sie wird sowohl als Brillenschlange wie auch als Brillenkobra bezeichnet. Der Name "Naja" stammt aus dem Sanskrit "Naga" und bedeutet übersetzt "Schlange". Man findet sie auch unter der Bezeichnung "Indische Brillenschlange".
In der Freiheit gilt ihre Art als gefährdet. Diese Schlange sowie die Naja oxiana und die Naja sagittifera sind die einzigen asiatischen Kobras, die nicht zum "Speien" befähigt sind.
Die Kobras lassen sich in die asiatischen und afrikanischen Kobras unterteilen, wobei diese Schlange zu den asiatischen Kobras gehört:

Die asiatischen Kobras

Naja atra Naja kaouthia Naja mandalayensis
Naja miolepis Naja naja Naja oxiana
Naja philippinensis Naja sagittifera Naja samarensis
Naja siamensis Naja sputatrix Naja sumatrana

Systematische Einteilung

Familie Giftnattern (Elapidae)
Gattung Echte Kobra (Naja)
Art Brillenschlange (Naja naja)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Spectacled cobra
  • Französisch: Serpent a`lunettes
  • Italienisch: Serpente dagli occhiali

Aussehen, Verhalten

Die Brillenschlange kann bis etwas mehr als 2 m lang werden, in der Regel werden sie allerdings "nur" zwischen 1,20 und 1,70 m lang. Die Farbe ihrer Körperoberseite ist in der Regel ein eintöniges aber gesprenkeltes braun oder grau, das mit hellen Sprenkeln, die sich oft zu undeutlichen Querbändern zusammenfassen versehen. Aber es gibt auch schwarz gefärbte Exemplare, die in Pakistan vorkommen. Auf der Unterseite ist sie grau, weiß oder dunkel gefleckt. Auf der Rückseite ihres Halsschildes weist sie in der Regel eine an eine Brille erinnernde Musterung auf. Durch Spreizen der beweglichen Halsrippen wird diese typisches Halsschild gebildet. Auf der Kehle des Halsschildes wird beim Spreizen eiine Zeichnung, die aus zwei dunklen, hell eingefassten Flecken besteht.
Sie gilt in der Regel als eher scheu und nicht allzu aggressiv. Wenn sie sich bedroht fühlt, richtet sie ihren Vorderkörper auf, wobei sie ihre Halsregion zu einem breiten Schild ausbreitet - mit der Folge, dass die an eine Brille erinnernde Nackenzeichnung deutlich sichtbar wird. Ihren Kopf hält sie dabei in waagerechter Haltung auf den potenziellen Angreifer hin ausgerichtet und macht mit geschlossenen Maul Scheinbisse und läst dabei oft ein lautes Fauchen hören.. Dabei ist zu beachten, dass auch kleine Bewegungen ausreichen können, um die Schlange zu provozieren.
Sie findet sich sogar in größen Höhen. Die Schlange ist je nach Jahreszeit und der Höhenlage tag- dämmerungs- oder nachtaktiv und ernährt sich von kleinen Säugern, Fröschen, Echsen, Vögeln, Eiern und gelentlich auch von Schlangen. Zur Fortpflanzung legt sie zwischen 10 bis 30 Eier.

Vorkommen

Die Brillenschlange kommt auf dem gesamten indischen Subkontinent vom Südhimalaja, Westpakistan, Indien, Nepal bis nach Sri Lanka und Bangladesch vor. Es sei erwähnt, dass die in Pakistan lebenden Tiere schwarz gefärbt sind.
Da die Schlange Feuchtigkeit liebt, lebt sie in feuchten Mittelgebirgs- und Tieflandwäldern in der Nähe von Wasser sowie wegen der Ratten in Reisfeldern, taucht aber auch in der Nähe menschlicher Lebensräume auf. Aber auch in Termitenhügeln, Getreidespeichern, Steinhaufen, Müllhalden oder mit Gestrüpp überwachsene Gebäuden findet man sie.

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern nicht in Felsspalten u.ä. fassen. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen fest auftreten. Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. sich vorsichtig entfernen.

Art des Giftes

Die Brillenschlange besitzt ein starkes Neurotoxin als Gift, also ein Gift, das auf das Nervensystem wirkt, und zwar im Bereich der Synapsen (präsynaptisch), also winzigen Spalten zwischen Nervenenden untereinander sowie zwischen Nerven und Muskeln.
Das Gift der Brillenschlange führt in der Regel ohne Behandlung nach 2 bis 6 Stunden zum Atemstillstand, wobei etwa 15 bis 17 mg ( 1 mg = 1 Tausendstel Gramm) für einen erwachsenen Menschen tödlich sind.
Wie bei den Giften vieler Kobras, besitzt das Gift dieser Schlange, neben der neurotoxischen Wirkung, auch Anteile, die das Gewebe gewebetoxisch) zerstören können. Dies kann zu schlecht heilenden Wunden oder sogar zu Nekrosen führen.

Folgen eines Bisses

Es ist nach einem Vollbiss mit den folgenden Symptomen zu rechnen:
Eventuell sofortiger starker Schmerz in der Umgebung der Bissstelle. Bereits nach wenigen Minuten kann es es zu ersten Lähmungserscheinungen wie Taubheit der Lippen, Augenlidlähmungen (Ptosis), Seh- und Schluckstörungen. Sprachstörungen bis hin zu Lähmungen des gesamten Körpers, verbunden mit einer lebensbedrohenden Atemlähmung kommen. Die Atemlähmung kann verzögert sogar noch nach 17 h auftreten.
Weitere Symptome können eine starke Schwellung im Bereich der Bissstelle, Nekrosen, also der Untergang von Gewebe sein. Weiterhin ist mit Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindel, Benommenheit und starkem Durst zu rechnen. Außerdem kann es zu einem Schockzustand kommen. Auch kann es zu einer Bewusstlosigkeit kommen.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt diverse polyvalente Gegenseren, die aber recht gut gegen die neurotoxischen Anteile des Gifts der Brillenschlange wirksam sind, aber einen relativ kleinen Einfluss auf die lokale Symptomatk haben. Ein Biss kann aber auch gut ohne Antiserum überlebt werden, sofern für die Dauer der Giftwirkung eine künstliche Beatmung zur Verfügung steht bzw. möglich ist.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden sein kann. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte möglichst nur durch einen erfahrenen Arzt oder anderes Fachpersonal erfolgen.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren, und wenn möglich, töten und das Tier mit zu dem behandelnden Arzt nehmen
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
  • alle naturheilkundlichen Therapieversuche, wie die Anwendung von Schlangensteinen oder der ayurvedischen Medizin sind anerkanntermaßen völlig wirkungslos und können eine lebensrettende professionelle Hilfe verzögern oder gar verhindern

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange in der "Natur" empfehlenswert, nicht aber bei Bissen in Terrarien, da hier schnelle Hilfe zu erwarten und beim Lösen des Druckverbands sich sofort starke Symptome manifestieren können.

Prognose

Ein Brillenschlangenbiss verläuft nicht immer tödlich, da dies von der injizierten Giftmenge und dem Zustand des Gebissenen abhängt. Aber aufgrund des gewebezerstörenden Anteils des Giftes kann es zu Zerstörungen des Gewebes im Bereich der Bissstelle mit schlecht schließenden Wunden (monatelang) kommen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen. Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen - die auch im Fall von Schlangenbissen im Ausland - 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>

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