Wiesbaden: Stadtgeschichte

Gründung und Stadtname
Die Römer, die um die Existenz heißer Quellen beim heutigen Wiesbaden wussten, errichteten nahe der gegenwärtigen Stadt zwischen etwa 6 und 15 n. Chr. eine Befestigung. Erste Erwähnungen und Beschreibungen der heißen Quellen sind in der „Naturalis historia“ von Plinius d. Ä. zu finden, die er 77 verfasste. Die Siedlung, welche die Römer um die Quellen erbauten, hieß „Aquae Mattiacorum“ (= „Die Wasser der Mattiaker“) und erinnerte an den chattischen Stamm der Mattiaker. Der Name Wiesbaden nun findet ein erstes Mal 828 bzw. 830 durch Einhard, den Biografen Karls des Großen, Erwähnung, der von einem „Wisibada“ berichtet, dem „Bad in den Wiesen“.

Hochmittelalter und Frühe Neuzeit
Die Nassauer Grafen konnten etwa um 1170 Reichsbesitz in der Stadt nehmen, welche ab 1232 aller Wahrscheinlichkeit als Reichsstadt fungierte. Im Jahre 1318 kam es zu einer Belagerung Wiesbadens durch König Ludwig dem Bayern. Diese endete zwar für die Belagerer ohne Erfolg, indes kam es zu Plünderungen und Verwüstungen, denen auch das 1296 gestiftete Kloster Klarenthal zum Opfer fiel. Nachdem sich während des Bauernkrieges 1525 auch die Wiesbadener erhoben, den Krieg aber verloren hatten, entzog man der Stadt sämtliche Privilegien. Diese konnte sie erst 1566 zurückbekommen. 1543 war die Reformation in Wiesbaden durchgeführt worden. Dies geschah mit der Amtsernennung Wolf Dentheners zum evangelisch-lutherischen Pfarrer. Das Haus Nassau erwählte im Jahre 1744 das Schloss Biebrich zur Hauptresidenz, wobei die Stadt dann 1806 Regierungssitz und Hauptstadt des nassauischen Herzogtums wurde.

Das 19. Jahrhundert und Wiesbadens Aufstieg zur Kur- und Kaiserstadt
Die eigentliche Bedeutung als Weltkurstadt und der unaufhaltsame Aufstieg Wiesbadens waren Charakteristika des 19. Jahrhundert. Die Stadt erhielt wegen ihres großzügigen Aufbaus als Kurbad, Kongressstadt und Verwaltungssitz den wundervollen Beinamen „Nizza des Nordens“. Als sich dann noch der Kaiser Wilhelm II. allsommerlich in der Stadt aufhielt, bezeichnete man Wiesbaden sogar als „Kaiserstadt“. Der gute Ruf brachte der Stadt weitere architekonische Veschönerungen, viele Künstler, betuchte Unternehmer sowie Adlige ein. Viele noble Besucher ließen sich dort längerfristig nieder. Die große Anzahl an repräsentativen Bauwerken ist daher auf diese Epoche zurückzuführen.
Infolge des starken Bevölkerungswachstums im industriellen Zeitalter wurde Wiesbaden vergrößt und hatte spätestens 1910 Großstadtstatus erreicht. Viele neue Stadtgebiete entstanden und Wiesbaden wurde übersät mit schicken Bauten im Jugendstil, im Historismus sowie im Klassizismus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte man Wiesbaden auch getrost als Stadt der Millionäre bezeichnen.

Die beiden Weltkriege
Infolge des Ersten Weltkriegs wurde Wiesbaden 1918 von französischen Truppen besetzt und hatte spätestens zu diesem Zeitpunkt die populärste Phase ihrer Stadtgeschichte abzuschließen.Die Stadt wurde 1921 Ort des „Wiesbadener Abkommen“, das über die deutschen Reparationszahlungen an Frankreich beschloss. Wiesbaden blieb im Zweiten Weltkrieg von so verheerenden Bombenangriffen wie sie bspw. Magdeburg oder Dresden erleben mussten, größtenteils verschont und wurde am 28. März 1945 von US-amerikanischen Truppen besetzt. Auf Anordnung der Militärregierung wurden die rechtsrheinischen Mainzer Vororte Amöneburg, Kastel und Kostheim dem Stadtkreis Wiesbaden zugeordnet. Diese urbane Zwangsmaßnahme ist auch ein Grund für die gegenwärtige Rivalität zwischen beiden sich gegegenüber liegenden Städten. Wiesbaden wurde Hauptstadt des von General Dwight D. Eisenhower gegründeten Landes Groß-Hessen und nach der Gründung der BRD 1949 Landeshauptstadt des Bundeslandes Hessen.

Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart
1957 konnten in Wiesbaden die Rhein-Main-Hallen eröffnet und zum ersten Mal als Messezentrum verwendet werden. Zwischen 1969 und 1974 entstand Wiesbadens Fußgängerzone und 1970 eröffnete die Deutsche Klinik für Diagnostik. Mit Beginn des Jahres 1977 gehörten nun auch die Orte Auringen, Breckenheim, Delkenheim, Medenbach, Naurod und Nordenstadt zu Wiesbaden. Diese Eingemeindung wurde im Rahmen der Hessischen Gebietsreform durchgeführt und sah die eingemeindeten Ortschaften als (neue) östliche Vorstädte Wiesbadens an. Dadurch stieg die Bevölkerungszahl um über 20.000 Einwohner.

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