Ulan Bator: Stadtgeschichte

Ulan Bator wurde im Jahre 1639 als Örgöö gegründet und lag damals nahe des buddhistischen Klosters Da Khuree - heute ca. 400 Km vom derzeitigen Ulan Bator entfernt. In Europa ist für diesen Namen auch die Bezeichnung Urga üblich. Sie war Sitz des ersten Bogd Gegeen (auch Jebtsundamba Khutugt - Erklärung siehe unten), des lamaistischen Oberhaupts in der Mongolei. Dieser erste Bogd war Bogdo Zanabazar (1635-1723).

Ulan Bator war zunächst eine Jurtenstadt (= Zeltstadt), die in den folgenden 150 Jahren über 25-mal ihren Standort wechselte, bevor sie 1778 an der Stelle blieb, an der sich die heutige Großstadt befindet. Diese Standortfestlegung hing mit der Errichtung eines Klosters zusammen.

Zudem ist die Geschichte Ulan Bators durch mehrfache Umbenennungen gekennzeichnet: 1706 erhielt sie den Namen Ikh-Khuree, 1911 Niislel-Churee und endlich ab 1924 und im Zuge der Gründung der Monglischen Volksrepublik, hieß sie Ulaanbaatar (bzw. Ulan Bator, was die russisch-koloniale Übersetzung war).

Die Stadt war die heilige Stadt der Mongolen und Residenz des "lebenden Botswanna". Dieser lebte in einem heiligen Viertel im Westen der Stadt.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt wuchs in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts rapide an, als sich der Handel zwischen Russland und China (entlang der Tee-Route) ausweitete. Daneben war für ihre Wichtigkeit auch die Tatsache bedeutend, dass sie Sitz des chinesischen Qing-Amban, also des höchsten chinesischen Beamten war. Dieser kontrollierte alle weltlichen Angelegenheiten, während die religiösen dem Bogda Khan überlassen blieb.

Zu der Zeit, als im Jahre 1904 eine britische Expedition nach Tibet kam, verließ der Dalai Lama die tibetanische Hauptstadt Lhasa und ging nach Ikh-Khuree (= Ulan Bator), wo er bis 1908 blieb.

Im Jahre 1911 erklärte die Mongolei im Rahmen des Zusammenbruchs des Manchu-Imperiums ihre Unabhängigkeit. Die Stadt erhielt nun den Namen Niislel Khuree.

Bereits acht Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung besetzte die chinesische Armee erneut das Land und wusste mithin geschickt den Bürgerkrieg in Russland für sich auszunutzen. Es war der weißgardistische Abenteurer Baron Robert von Ungern-Sternberg, der im Jahre 1920 die chinesischen Truppen aus der Mongolei vertrieb und sich selbst zum Diktator erhob. Seine blutige und legendenumwobene Herrschaft dauerte bis 1921, denn in diesem Jahre wurde er von der Roten Armee der jungen Sowjetunion und mongolischen Revolutionären vertrieben. Bedeutendster dieser Revolutionäre war Sühbaatar, der sie auch anführte.

1924 starb Sühbaatar und die Mongolische Volksrepublik wurde ausgerufen. Nun fand die letzte Umbenennung Ulan Bators statt und sie erhielt ihren heutigen Namen: Ulaanbaatar. Gleichzeitig wurde sie zur Hauptstadt der Volksrepublik Mongolei.

Vor einigen Jahren wurde Ulan Bator zum Hauptsitz der Maynard Foundation, welche sich sehr für die Verbesserung der Menschenrechte in der Volksrepublik China einsetzt.

Begriffsklärung: Bogda Khan, Bogd Gegeen, Jebtsundamba Khutugt

Der Khalkha Jebtsundamba Khutughtu ist der spirituelle Führer des Tibetischen Buddhismus in der Mongolei. Er hat auch den Titel eines Bogd Gegeen inne, was ihn zum höchsten Lama (= religiöser buddhistischer Lehrer) im Lande macht. Er wird über Reinkarnationen und deren Anerkennung bestimmt. Erster Jebtsundamba Khutughtu war Bogdo Zanabazar (1635-1723). Er wurde selbst Oberhaupt der Chalcha-Mongolen und spiritueller Führer der nördlichen Mongolei. Als die Nord-Mongolei ihre Unabhängigkeit anstrebte, beanspruchte der 8. Jebtsundamba (1869-1924) den Titel eines Kaisers der Mongolei (= Boghda Khan). Dies blieb er bis zu seinem Tode. Die kommunistische Regierung erklärte schließlich das Ende seiner Reinkarnationen. Der gegenwärtige Jebtsundamba Khutughtu, Jampal Namdol Chokye Gyaltsen mit Namen, wurde in Lhasa (Tibet) geboren und wurde im Alter von vier als Reinkarnation des 8. Jebtsundamba anerkannt. 1959 floh er nach Dharamsala (Indien), wo er noch immer lebt. Er darf nicht mit dem Dalai Lama verwechselt werden!