Siena: Stadtgeschichte

Die Legende
Glaubt man der Legende, wurde Siena von Senius gegründet. Senius war der Sohn von Remus gewesen, der später von Romulus – nach dem Rom benannt worden war – getötet werden sollte.

Sienas historische Anfänge
Das Gebiet um das heutige Siena war zuerst von den Etruskern besiedelt gewesen (zwischen 900 und 400 v. Chr.). Hier hatte sich der Stamm der Saina niedergelassen, was den späteren Namen der Stadt erklärt. Zu Zeiten des Kaisers Augustus (63 v.Chr. - 14 n.Chr.) entstand eine römische Stadt namens Saena Julia. Unter römischer Herrschaft entwickelte sich die Stadt kaum, lag sie doch weit entfernt von den wichtigen (Handels-)Straßen der damiligen Zeit. Die erste schriftliche Erwähnung Sienas geht auf ein Dokument aus dem Jahre 70 n. Chr. zurück. Später kam die Stadt unter die Kontrolle der Kelten, die im Jahre 390 Rom geplündert hatten.

Siena im Hochmittelalter
Der Inselstatus Sienas ließ eine Christianisierung der Stadt nicht vor dem 4. Jahrhundert zu. Erst unter den Lombarden kam ihr eine erste größere Bedeutung zu, lag sie doch zu dieser Zeit an den wichtigen Straßen, die das Reich der Lombarden infrastrukturell zusammenhielten. Nun blühte Siena als Handelsposten auf. Zudem stellten die Pilgerströme, die nach Rom zu gelangen suchten, eine wichtige Einnahmequelle für die Stadt dar. 774 fiel Siena an Karl den Großen, der die Lombarden besiegen konnte. Als Folge dieses Triumphes vermischten sich die Franken mit den alten sienesischen Adelsfamilien und brachten ihr feudales System in die Stadt. Große christliche Abteien entstanden und zeugtem von dem Ruhm der Kirche. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich Siena zu einem wichtigen Finanzzentrum. Zur damailigen Zeit wurde die Stadt direkt vom Bischof regiert. Dieser musste indes den adligen Familien Konzessionen einräumen, weil sie ihn in einem territorialen Streit mit Arezzo unterstützt hatten. Diese Privilegien und der Konflikt um die Macht in der Stadt kulminierten 1167, als die Stadt Siena ihre Unabhängigkeit deklarierte und 1179 eine eigene Verfassung erließ.

Konflikt mit Florenz
Sienas Geschichte wurde im 13. Jahrhundert insbesondere vom politischen Konflikt mit Florenz geprägt. Während in Florenz die Richtung der Guelfen (= Parteigänger des Papstes) vorherrschte, dominierten in Siena die Ghibellinen (= Parteigänger des Kaisers). Ein militärischer Machtkampf war unausweichlich und endete für Siena 1260 bei Montaperti mit einem Sieg über Florenz. 1203 wurde die Universität von Siena gegründet. Sie existiert noch heute und ist v.a. wegen der medizinischen und der rechtswissenschaftlichen Fakultäten berühmt. Der weitere Konflikt zwischen Siena und Florenz spielte sich im 13. und im 14. Jahrhundert auf künstlerischem Gebiet ab: So wirkten u.a. der berühmte Duccio di Buoninsegna (1253–1319) sowie Ambrogio Lorenzetti (um 1290 - um 1348) in Siena. 1348 kam die Pest in die Stadt, der schwarze Tod des Mittelalters. Als weitere Katastrophe kamen unglückliche finanzielle Eskapaden hinzu.

Siena unter den Viscontis
Am Ende des 14. Jahrhunderts (1389) gingen Sienas Privilegien durch ein Bündnis an Gian Galeazzo Visconti von Mailand über, von dem man sich Schutz vor dem Florentiner Expansionismus versprach. 1404 wurden die Visconti aber aus der Stadt verdrängt und die Abhängigkeit von Mailand endete. Es kam eine Regierung von 10 Prioren, die in Allianz mit Florenz gegen König Ladislas von Neapel regierten. Nach der Wahl des Sienesers Francesco Todeschini Piccolomini zum Papst (Pius III.) wurde den adligen Familien der Stadt erlaubt, wieder in die Regierung zurückzukehren. Nach dem Tode des Papstes aber ging die Regierung zurück in die öffentliche Hand. 1472 gründete die Republik von Siena die Monte dei Paschi, eine Bank, die noch heute existiert

Katharina von Siena
Unter Pandolfo Petrucci gelangten die Adligen 1487 mit Hilfe der Florentiner zurück an die Macht in Siena. Petrucci schuf ein effektives Herrschaftsmodell und regierte die Stadt bis zu seinem Tode (1512). Er förderte die Kunst und die Wissenschaften und verteidigte die Stadt gegen Cesare Borgia (1475-1507), den berüchtigten Sohn von Papst Alexander VI. (1430-1503) und Bruder von Lukrezia Borgia (1480-1519). Es gelang ihm aber nicht, eine längere Dynastie zu gründen. Als letzter Petrucci regierte Fabio bis 1523; dann wurde er vom Volk Sienas hinausgeworfen. Siena stellte sich darauf unter den Schutz des Kaisers Karl V. (1500-1558), in dessen Reich „die Sonnen nie unterging“. Dieser Zustand der spanischen Abhängigkeit sollte 27 Jahre lang anhalten. Die spanische Regierungszeit wurde immer mehr als Tyrannei empfunden, gegen die sich die Bürger Sienas aufzulehnen begannen. 1555 aber wurde die Stadt eingenommen und ging 1557 als Lehen an Cosimo I. de’ Medici, dem Herzog von Florenz. Siena wurde somit zu einem integralen Teil des Großherzogtums Toskana, obwohl es für mehr als 20 Jahre eine separate Administration behalten konnte.

Siena in der Moderne
Als erste toskanische Stadt stimmte Siena 1850 für eine Einverleibung ins Piemont und unter die Herrschaft des Monarchen Viktor Emanuel II. (1820-1878) aus dem Haus Savoyen. Damit war der erste Schritt zur Vereinigung Italiens getan. Seit dem 19. Jahrhundert gilt die Stadt als Touristenort, der seinen mittelalterlichen Charme und die Schönheit vergangener Zeiten bewahren konnte.

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