Sevilla: Stadtgeschichte

Die Geschichte Sevillas beginnt vermutlich bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus, als hier die Iberer ihre Siedlung Hispalis gründeten. Später wurde diese Siedlung von den Phöniziern und den Kathargern und während des 2. Punischen Krieges von den Römern übernommen. Die Römer nannten das Gebiet Colonia Julia Romula, unter Julius Cäsar entwickelte sich die Siedlung zur Hauptstadt der Südprovinz Baetica.

Im Jahre 206 wurde dann unter Scipio Africanus die Veteranensiedlung Itálica gegründet, die heute eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten Spaniens ist. Der Hafen des römischen Siedlungsgebietes nahm eine bedeutende Rolle für den Transport von Gütern nach Rom ein. Von 441 an wurde das Gebiet von Vandalen und Sueben beherrscht, 461 ging Sevilla in den Besitz der Westgoten über. Zu dieser Zeit lebte hier der berühmte Erzbischof St. Isidoro, der ein enzyklopädisches Werk über antike und christliche Kultur verfasst hatte. Er erlangte hinsichtlich der Religion und der Philosophie hohes Ansehen und war der Kopf der Schule von Sevilla. Zeitweise fungierte Sevilla auch schon zu jener Zeit als Hauptstadt. Jedoch sollten ein Jahrhundert später die Araber mit ihrem weit überlegenen Wissen in der Region eintreffen.

Im Jahre 712 eroberten die Mauren die Stadt, die von nun an Ischbiliya hieß. Bis zum Zerfall des Kalifats würde Sevilla noch im Schatten Córdobas stehen, erst im Jahr 1023 wurde sie zur Hauptstadt eines Taifa-Reiches, das von Abbadiden beherrscht wurde. Der König Al-Mutamid ließ einen ersten Palast an der Stelle des heutigen Alcázars erbauen.1091 geriet Sevilla an die glaubensfanatischen Almoraviden; diese wurden wiederum 1145 von den Almohaden verdrängt. Während dieser Zeit der maurischen Herrschaft wurde Sevilla zur Residenzstadt ausgebaut. Dies bewirkte die erste große Blütezeit der Stadt, an die noch heute die Giralda und der Torre del Oro erinnern, sowie die meisten der heute bestehenden maurischen Bauwerke unter der Almohaden-Dynastie entstanden.

Mit der Reconquista kamen die Christen nach Sevilla: Im Zuge der Reconquista konnte Ferdinand III. (1199-1252) die Stadt nach Monaten der Belagerung erobern und er vertrieb die maurische Bevölkerung. Er brachte eine Vielzahl wirtschaftlicher Privilegien nach Sevilla. Sein Sohn Alfonso X. el Sabio (= der Weise) (1221-1284) war sein Nachfolger. Wie auch schon sein Vater in Ansätzen gehandelt hatte, so war Alfonso ebenfalls tolerant und es gelang ihm schließlich, eine Gemeinschaft der verschiedenen Glaubensrichtungen zu schaffen. Er machte sich das Wissen der jüdischen und arabischen Wissenschaftler und Gelehrten zu Nutze, was zu bemerkenswerten Fortschritten in vielerlei Hinsicht beitrug. Auch weitere christliche Könige nutzten Sevilla als Residenzstadt und weiterhin existierten christliche und muslimische Lebensweisen nebeneinander. Im 14. Jahrhundert ließ sich Peter I. der Grausame (1320-1367) von maurischen Handwerkern aus Granada sein Schloss, den Alcázar errichten. Den Juden dagegen ging es zu damaligen Zeiten in Sevilla nicht so gut: Im Jahr 1391 kam es zu einem Pogrom, keine 100 Jahre später im Jahr 1480 wurde das erste Inquisitionsgericht einberufen.

Nach der Entdeckung der Neuen Welt Ende des 15. Jahrhunderts begann die größte Blütezeit der Stadt Sevilla: Sie wurde zum Sitz der staatlichen Handels- und Finanzkammer und war der einzige Umschlagplatz mit den Kolonien in Übersee, so dass Sevilla sich zur internationalen Metropole und zum Knotenpunkt zwischen alter und neuer Welt entwickelte: der Consejo Real Supremo de las Indias, zuständig für alle rechtlich politischen Belange des kolonisierten Amerika hatte seinen Sitz in Sevilla und es entstanden Handelshäuser aus ganz Europa. Die spanischen Galeonen brachten große Mengen Gold und Silber in die Stadt, die mittlerweile mit über 150.000 Einwohnern zur drittgrößten Stadt des Abendlandes geworden war. Während der gesamten Herrschaftszeit der Habsburger blieb Sevilla die Verwaltungszentrale der Weltmacht.

Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt zunächst 1649 von einer Pestepidemie heimgesucht; drei Jahrzehnte später musste der Flottenstützpunkt aufgrund der fortschreitenden Versandung des Guadalquivir, die den Fluss unpassierbar machte, nach Cádiz verlegt, was den wirtschaftlichen Niedergang Sevillas einläutete, wenn die Stadt auch weiterhin eine bedeutende Rolle einnehmen sollte: in einer der größten Fabrikanlagen des 18. Jahrhunderts wurde kubanischer Tabak zu Zigaretten verarbeitet. 1717 verlor die Stadt endgültig die Monopolstellung für den Handelsverkehr an Cádiz. Jedoch ereignete sich zu dieser Zeit ein Blüte kultureller Natur in Sevilla: bedeutende Maler und Bildhauer wie Diego Velázquez und Francisco de Zurbarán schmückten die Kirchen und Klöster der Stadt mit ihren Kunstwerken; zur gleichen Zeit begann Miguel de Cervantes im Kerker von Sevilla seinen Roman Don Quijote.

Alles in allem erholte sich Sevilla allerdings nur langsam von der verheerenden Wirtschaftskrise und wurde durch ein starkes Erdbeben im Jahr 1755 zusätzlich geschwächt. Erst 1929 konnte schließlich die Ibero-amerikanische Ausstellung in Sevilla eröffnen; der fühlbare Aufwärtstrend wurde aber durch die Franco-Diktatur gestoppt; das Regime des Generals sollte die Entwicklung des ganzen Landes für vier Jahrzehnte lähmen. Von der Weltausstellung 1992 versprach sich Sevilla den Beginn einer neuen Epoche, so wie 500 Jahre zuvor durch die Ausfahrt des Entdeckers Kolumbus. Man restaurierte alle bedeutenden Kulturdenkmäler und erneuerte und modernisierte die Infrastruktur der ganzen Region.

Neuen Kommentar hinzufügen