Mailand: Stadtgeschichte

An dem Ort, wo sich das heutige Mailand befindet, gründete um 400 v. Chr. der keltische Stamm der Insubrier eine Siedlung. Seit 225 v. Chr. sind andauernde Kriege der Insubrier mit den sich über Italien ausbreitenden Römer belegt. Diese konnten im Jahre 222 v. Chr. den keltischen Stamm endgültig besiegen und die Stadt erobern. Die Römer nannten sie seither Mediolanum, was soviel bedeutet wie „in der Mitte gelegen“.

Während des Zweiten Punischen Krieges zwischen Rom und Karthago (218-201 v. Chr.) schlugen sich die Bewohner der Stadt auf die Seite des karthagischen Feldherrn Hannibal. Die Römer schlugen die Revolte jedoch nieder und konnten seit 196 v. Chr. erneut die Kontrolle über die Stadt ausüben. 89 v. Chr. führte man das latinische Bürgerrecht ein und verlieh 49 v. Chr. den Stadtbewohnern die vollständigen Bürgerrechte. Mediolanum entwickelte sich in der folgenden Zeit zu einem der wichtigsten industriellen und kommerziellen Zentren der römischen Provinz Gallia Transpadana.

Zwischen dem 1. und dem 2. Jahrhundert wurde die Stadt christianisiert und erhielt im 3. Jahrhundert ihren ersten Bischof. Im 4. Jahrhundert war Mediolanum Sitz der Kaiser des Westreichs und durchlebte unter Bischof Ambrosius (etwa 333-397) eine Zeit der Blüte. Kurz nachdem Honorius (384-423) Kaiser geworden war, verlegte er im Jahre 402 die Hauptstadt nach Ravenna.

Zur Zeit der Völkerwanderung wurde die Stadt wiederholt von den Hunnen, den Herulern und den Goten angegriffen. 539 wurde Mediolanum sogar vollständig von den Goten unter König Vitigis zerstört. Zwischen 568 und 774 stand die Stadt, die einst ein Zentrum der römischen Welt war, unter der Herrschaft der Langobarden. Diese erklärten Pavia zu ihrer Hauptstadt, und Mediolanum fristete ein Dasein in der Bedeutungslosigkeit.

Nachdem die Franken unter Karl dem Großen (748 - 814) im Jahre 774 die Langobarden besiegt hatten, fiel auch Mailand an das Frankenreich. Die Zukunft der Stadt gehörte damals den Erzbischöfen, die über große Macht verfügten.

Im 9. und 10. Jahrhundert gelang es den Mailändern mehr und mehr, von den Feudalherren unabhängig zu werden. Die Stadt nahm an wirtschaftlicher Bedeutung zu. Auch die Einwohnerzahlen stiegen an. Die selbstbewussten Bewohner der Stadt, die keiner fremden Macht unterworfen waren, nannten sich bald Milanesi.

1162 wurde die Stadt von Friedrich Barbarossa (ca. 1122-1190) erobert und fast vollständig zerstört. Mailand schloss sich in Folge dieser Ereignisse mit anderen norditalienischen Städten zu einer Allianz zusammen, die die Truppen Barbarossas 1176 in der Schlacht von Legnano besiegen konnte.

In der folgenden Zeit nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt abermals zu, so dass sie ihren Einfluss in der Lombardei ausbauen konnte. In der Mitte des 12. Jahrhunderts erwuchsen jedoch erneut Spannungen in der Stadt. Verschiedene Adelsfamilien rangen mit den städtischen Bürgern um Macht und Einfluss. Es war die Visconti-Familie, welche die Herrschaft über Mailand erringen konnte und in den Jahren zwischen 1330 und 1447 despotisch über die Stadt herrschte. 1450 kam die Sforza-Familie an die Macht und herrschte bis 1535. Beide Familien mussten Mailand vor den Interessen der französischen Könige verteidigen. Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Franz I. von Frankreich (1495-1547) und Karl V. von Spanien (1500-1558) fiel die Stadt 1535 unter spanische Herrschaft. Diese sollte bis zum Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) anhalten. 1706 fiel Mailand an die österreichische Monarchie. Unter österreichischer Herrschaft erfuhr die Stadt eine besondere industrielle und kulturelle Bedeutung.

1796 eroberten napoleonische Truppen die Stadt. Mailand wurde zur Hauptstadt der Italienischen Republik und 1805 zur Hauptstadt des Königreichs Italien erklärt. 1814 wurde die Stadt erneut von österreichischen Truppen eingenommen, so dass Mailand bis 1859 unter der Herrschaft Österreichs verblieb. Zur Zeit der österreichischen Herrschaft über die Lombardei stellte Mailand ein wichtiges Zentrum des Widerstands und der italienschen Unabhängigkeitsbewegung dar. 1848 wurden die Österreicher während der Cinque Giornate genannten Aufstände vorübergehend vertrieben. Letztendlich wurde der Aufstand niedergeschlagen, 1859 gewannen jedoch die italienischen Unabhängigkeitstruppen gegen die Österreicher und verleibten Mailand dem neuen italienischen Königreich ein.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Mailand zu einem bedeutenden industriellen Zentrum Italiens. Während des Krieges wurde die Stadt daher wiederholt von alliierten Bomberverbänden angegriffen. Dabei wurden große Teile der Stadt zerstört. Neben der wichtigen Funktion, die der Stadt für Mussolinis Italien zukam, befand sich dort auch ein wichtiges deutsches Kommandozentrum. 1945 kam es in der Stadt zu Volksaufständen gegen die Nazis, die am 25. April vertrieben werden konnten. Nach dem Krieg waren etwa 30% der Gebäude Mailands vollständig zerstört.

In der Nachkriegszeit entwickelt sich Mailand, das 1946 zur Hauptstadt der Region Lombardei erklärt wurde, schnell zum wirtschaftlichen Zentrum und zur Handels- und Modemetropole Italiens.

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