Brühl: Stadtgeschichte

Der Name Brühl geht auf das Mittelhochdeutsche zurück und bedeutet so viel wie feuchte Wiese, Sumpf bzw. Aue oder sumpfige Niederung. Damit verwandte Begriffe sind das lateinische Brogilus oder das französische le breuil. Die ersten urkundlichen Erwähnungen von dem Gebiet, auf dem sich das heutige Brühl erstreckt, gehen auf das Jahr 650 zurück. Zu dieser Zeit bestanden dort bereits Höfe. Weitere und weitaus wichtigere Verweise auf eine Existenz der Stadt stammen aus einer Urkunde aus dem Jahre 1180. Darin fasste der damalige Erzbischof Philipp I. von Heinsberg zwei der zahlreichen Höfe Brühls zum Burghof an der Brule zusammen. An der Brule verweist einmal mehr auf die Lage der Siedlung an einem sumpfigen Gebiet. Brühl fungierte recht bald als beliebter und bevorzugter Aufenthaltsort der Kölner Erzbischöfe. Diese Kölner Erzbischöfe waren wie jene in Mainz und Trier zugleich auch Kurfürsten. Wie bereits erwähnt, gab es insgesamt 7 Kurfürsten, drei geistliche und vier weltliche. Die Kölner Erzbischöfe gaben Brühl vor Köln, in dem sie nicht gerne gesehen wurden, den eindeutigen Vorrang.

Brühl erhielt im Jahre 1285 durch den Erzbischof Siegfried von Westerburg Stadtrechte. Außerdem übertrug der Erzbischof zugleich dem Schöffenrat die Selbstverwaltung und die Jurisdiktion. Danach begann der Ausbau Brühls zu einer der stärksten Landesfestungen des Reiches. Bereits 1284 hatte der Erzbischof als Bollwerk gegen Köln eine Wasserburg erbauen lassen. Diese wurde 1298 fertig gestellt und unter dem späteren Erzbischof Walram verstärkt. Sie sollte bis zu ihrer Sprengung 1689 existieren. Für das Jahr 1371 wurde zum ersten Mal der jüdische Friedhof der jungen Stadt erwähnt. Brühl wurde 1469 offiziell zur Landeshauptstadt von Kurköln erhoben. Diese Initiative ging auf Kurfürst Ruprecht zurück. Im Jahre 1530 ereignete sich in Brühl ein verheerender Brand, in dessen Verlauf die Stadt fast vollständig zerstört wurde.
Auch wenn der Kurfürst weiterhin zumindest während der Sommerzeit in Brühl residierte, so war doch de facto ab 1567 Bonn der eigentliche Sitz der Regierung.

Im 16. Jahrhundert wurde auch Brühl vom neuzeitlichen Phänomen der Hexenverfolgungen angesteckt. Diese hatten sich fast ausschließlich in Mitteleuropa ereignet und gingen auf die kirchliche und v.a. die weltliche Justiz zurück. Theologen und Juristen hatten die Vorstellung verbreitet, eine vom Teufel geleitetete Verschwörung gegen das Christentum sei im Gange. Eine hysterische Angst führte zur massenhaften Verfolgung von Frauen, aber auch Kindern und Männern. Die Hexenverfolgungen waren keine Erscheinung des Katholizismus, sondern ein zentraleuropäisches Phänomen der Neuzeit. In Brühl selbst starben im Jahre 1596 vier Brühler Frauen. Außerdem wurde 1604 die 35 Jahre alte Dienstmagd Anna Schmitz in Folge eines Hexenprozesses gefoltert und den Flammen übergeben.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) trafen sich auf der Burg zu Brühl der Kölner Kurfürst-Erzbischof Ferdinand von Bayern und seine Verbündeten der Katholischen Liga. Hessische Truppen plünderten Brühl im Jahre 1647. Die Pest wütete in der Stadt in den Jahren 1666 und 1667. Nach dieser Seuche etablierte der Bettelorden der Franziskaner in den Folgejahren in Brühl (an der Uhlstraße) ein erstes Hospital.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt vom Kaiser wegen der Parteinahme des Kurfürsten für Frankreich und mithin gegen den Kaiser von dessen sowie französischen Truppen besetzt und hernach verwüstet. Im Jahre 1689 wurde nach dem Großen Stadtbrand auch die Brühler Burg gesprengt. Nach dem Großen Kriege ergab es sich, dass mit der Schwächung der Reichsgewalt eine Stärkung der Macht der deutschen Fürsten einherging. Diese deutschen Fürsten nun eiferten dem französischen Sonnenkönig Ludiwg XIV. nach und legten vermehrten Wert auf eine glanzvolle Respräsentation: Im Jahre 1725 wurde unter Kurfürst Clemens August I. (1700-1761) mit dem Bau des Schlosses Augustusburg begonnen. Dieses sollte die zerstörte Brühler Burg ersetzen. Zudem fanden zehn Jahre später Umgestaltungen des benachbarten Franziskanerklosters statt. Dieses auf das Jahr 1493 zurückgehende Sakralbauwerk erfuhr eine neue, großzügige und im Stil des Barock gehaltene Form. Es wurde über eine Orangerie auch direkt an das Schloss angebunden.

1763 kam Wolfgang Amadeus Mozart gemeinsam mit seinem Vater und seiner Schwester im Zusammenhang mit der ersten großen Tournee des österreichischen Wunderkindes auch nach Brühl, wo er im Alter von nur sieben Jahren auf Schloss Augustusburg auf der Orgel spielte. Im Jahre 1794 musste der letzte Kölner Kurfürst Maximilian Franz von Österreich fliehen, als sich die französischen Revolutionstruppen näherten. Mit dieser Flucht endete die Zeit der Kurfürsten und Erzbischöfe in Brühl unwiderruflich. Die französischen Besatzer machten für die Zeit von 1798 bis 1814 aus Brühl einen Kanton im Arrondissement Cologne (= Köln) des Département de la Roer. Außerdem wurde in Brühl der Code Civil, das französische Recht also, eingeführt. Die Franzosen wurden von den Brühler Bürgern mit Freuden empfangen. Man veranstaltete ein Freiheitsfest und verbrannte auf der Schlossterasse die Insignien des einstigen Kurfüsten. 1804 kam Napoléon Bonaparte höchstpersönlich zu einem frühmorgendlichen Besuch in die Stadt. Nach der Niederlage Napoléons wurde auf dem Wiener Kongress (1815) bestimmt, dass das Rheinland (und damit auch Brühl) an Preußen gehen solle.

Mit dem Einzug der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu tief greifenden Veränderungen in Brühl. So fuhr bspw. 1844 die erste Eisenbahn der neueröffneten Strecke Bonn-Cöln über Brühl. 33 Jahre später sollte dann der Kaiserbahnhof in Kierberg an der Eifelbahn Köln-Kalscheuren-Euskirchen fertiggestellt werden. Im Jahre 1876 begann man in der Roddergrube in Brühl mit der Förderung von Braunkohle und der Fabrikation von Briketts. Neben den bereits eingerichteten Bahnverbindungen wurde nun ab 1897 über die Vorgebirgsbahn Brühl mit Bonn verbunden und ab 1898 auch mit dem Kölner Barbarossaplatz. Zunächst mitten durch die Stadt Brühl verlaufend, wurde die mit Dampf betriebene Eisenbahn im Volksmund als Feuriger Elias bezeichnet.

Während Brühl im Ersten Weltkrieg schon ab 1914 als Garnisons- und Lazarettstandort fungierte, wurde nach Beendigung des Krieges im Jahr 1918 im Zusammenhang mit der Novemberrevolution vom Balkon des Brühler Rathauses ein Arbeiter- und Soldatenrat ausgerufen. In den ersten Jahren der Weimarer Republik herrschte eine starke soziale Not, unter der insbesondere die Bergarbeiter in den von 1922 bis 1924 entstanden Siedlungen zwischen der Liblarer Straße und Donnersbach zu leiden hatten. Die Unzufriedenheit mit deren Lebenssituationen kulminierte zu Beginn des Jahres 1924 in einem mehrere Monate anhaltenden Bergarbeiterstreik. Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 ging auch in Brühl an der jüdischen Bevölkerung nicht spurlos vorüber: Jüdische Geschäfte wurden geplündert, und SA-Leute setzten die Synagoge an der Friedrichstraße in Brand. Die Juden von Brühl mussten im Jahre 1941 ihre Wohnungen räumen und von da an in drei Häusern in der Wallstraße und Kempishofstraße leben. Bereits im nächsten Jahr wurden sie deportiert und teilweise ermordet. Unter den Getöteten befanden sich insgesamt 65 Brühler Juden. Mit dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen endete, zumindest für Brühl, am 7. März 1945 der Zweite Weltkrieg.

Neben dem historsichen Erbe kann Brühl aber auch auf die Erschließung des rheinischen Braunkohlereviers zurückblicken, welche im Jahre 1876 begann. Diese Tagebaugebiete sind längst rekultiviert und stellen nun als Naturpark Rheinland ein bedeutendes Naherholungsgebiet des Großraums Köln/Bonn dar. Die Stadt, in der im Jahre 1891 Max Ernst zur Welt kam, der surrealistische deutscher Maler und Bildhauer des Dadaismus, dessen Geburtshaus heute der Öffentlichkeit zugänglich ist, begeistert aber auch durch einen der beliebtesten und ältesten Themenparks Deutschland: dem Phantasialand, das von der belgischen Verbraucher-Organisation Test Achats als Europas bester Entertainment-Park prämiert worden ist. Die Attraktionen des Phantasialandes umfassen teils preisgekrönte Nachbauten von u.a. Alt-Berlin, China-Town, Silver-City Westernstadt, Mexiko und sogar Afrika. Zu den Fahrgeschäften kommen unzählige Shows. Mit "Deep in Africa" besitzt der Park seit 2006 nun sieben Themenbereiche.