Amsterdam: Stadtgeschichte

Von den Anfängen bis zum Mittelalter

Um 1270 entstand die Siedlung Amstelledamme, welche 1275 bereits Zollfreiheit erhielt und erstmals urkundlich erwähnt wurde. Einige Jahre später begann man mit dem Bau einer Festung, und um 1300 wurde der Stadt vom Bischof von Utrecht das Stadtrecht verliehen. Im Jahre 1306 wurde mit dem Bau der Oude Kerk begonnen. Anfang der 20er Jahre des 14. Jahrhunderts wurde Amsterdam Zollhafen für Bier, welches aus Hamburg importiert wurde. Ende der 60er Jahre des gleichen Jahrhunderts wurde die Stadt Mitglied der Hanse. In diesen Jahren war Amsterdam aufgrund des Hostienwunders, einer Reliquie, die kranke Pilger geheilt hatte, zum Wallfahrtsort geworden.

In den Jahren 1421 und 1452 zerstörten Brände große Teile der Stadt, da viele Häuser aus Holz gebaut und mit Stroh bedeckt waren. Daraufhin wurde eine Bauordnung erlassen, die Stein als Baumaterial vorschrieb. Anfang der 80er Jahre des 15. Jahrhunderts wurde die erste steinerne Stadtmauer errichtet. 1489 wurde der habsburgische Kaiser Maximilian I. (1459-1519) von der Reliquie geheilt und verlieh der Stadt aus Dank das Privileg die Kaiserkrone im Stadtwappen zu tragen. Im Jahre 1519 wurden Holland und weitere Herzogtümer und Grafschaften unter Karl V. (1500-1558) aus Spanien als Niedere Lande mit dem heutigen Belgien und Luxemburg vereinigt.

In den folgenden Jahren erhielten Reformationsgedanken Einzug in die Stadt, wurden jedoch von der Regierung unterdrückt. Während religiöser Unruhen zerstörten 1566 Calvinisten im Zuge des Bildersturms zahlreiche Kunstwerke, die in den Amsterdamer Kirchen hingen. Im folgenden Jahr wurden Truppen des spanischen Königs Philipp II. (1527-1598) in die Niederlande geschickt, die unter der Führung des Herzogs von Alba erneut den Katholizismus im Land durchsetzen sollten. Von Alba wurde 1567 zum spanischen Statthalter in den Niederlanden eingesetzt. In der Folge wurden zahlreiche Protestanten verfolgt und umgebracht. 1568 begann der Achtzigjährige Krieg und Freiheitskampf, in welchem die Unabhängigkeit von Spanien und die Glaubensfreiheit durchgesetzt werden sollte.

1573 kam der Herzog von Alba nach Amsterdam, wo er von vielen königstreuen Bürgern freundlich empfangen wurden, und machte die Stadt zur pro-spanischen Enklave, während im übrigen Land der Widerstand zunahm. Drei Jahre später begann die Belagerung Amsterdams unter der Führung von Wilhelm von Oranien. 1578 kapitulierte die Stadt, bereits ein Jahr vorher hatten die Spanier Amsterdam verlassen. Es wurde eine neue Stadtregierung gebildet, die sich aus reformierten Kaufleuten zusammensetzte. In der Folge wurde durch die Satisfactie van Amsterdam der protestantische Glaube zur offiziellen Religion erklärt. Katholische Gottesdienste wurden fortan nur in Geheimkirchen toleriert, wenngleich offiziell Glaubensfreiheit herrschte. Im Jahre 1585 eroberten die Spanier Antwerpen und die Scheldemündung wurde blockiert. Daraufhin emigrierten Tausende jüdischer und protestantischer Kaufleute nach Amsterdam. 1588 wurde die Republik der Vereinigten Niederlande gegründet, welche aus den sieben protestantischen Provinzen im Norden, Geldern, Holland, Seeland, Utrecht, Friesland, Overijssel und Groningen, bestand.

Von der Insel Texel liefen 1595 vier Amsterdamer Schiffe nach Ostindien, dem heutigen Indonesien, aus. Damit begann der Handel mit Südostasien und die gleichzeitige Kolonialisierung. Im Jahr 1602 wurde die Verenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) gegründet. Diese hatte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das Handelsmonopol mit Südostasien inne. 1611 wurde die erste Amsterdamer Waren- und Effektenbörse eröffnet.

Frühe Neuzeit bis zur Gegenwart

In den folgenden Jahren konnte Amsterdam durch den Handel seinen Reichtum steigern, das Goldene Jahrhundert für die Stadt begann. Ende des 17. Jahrhunderts war es zur reichsten Stadt in Europa geworden. 1612 begann man mit dem Bau des Dreigrachtengürtels, da die Bevölkerungsanzahl rasant anstieg und der mittelalterliche Stadtkern zu eng geworden war. Im Jahre 1622 zählte Amsterdam ca. 105.000 Einwohner. Ein Jahr vorher war die Verenigde Westindische Compagnie gegründet worden, deren Handelsmonopol in Westafrika, Nordafrika und Südamerika lag.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Tulpe über die Türkei in die Niederlande und auch nach Amsterdam gekommen, wo sie als Statussymbol galt. Für bestimmte Tulpenzwiebeln wurden zum Teil unglaublich hohe Preise gezahlt und fast jeder Amsterdamer der die Möglichkeit hatte, versuchte, mit der Blume Geld zu verdienen. Die so genannte Tulipomanie erreichte zwischen 1634 und 1637 ihren Höhepunkt. Dann kam es zum Crash, woraufhin ein wirtschaftliches
Chaos ausbrach und viele Amsterdamer vielfach ihr gesamtes Vermögen verloren.

Im Jahre 1648 wurde der Achtzigjährige Krieg beendet und die Niederlande erhielten im Westfälischen Frieden ihre Unabhängigkeit von Spanien wieder.

Im gleichen Jahr begann man mit dem Bau des Koninklijk Paleis, der damals noch als Rathaus diente. In den Jahren 1652, 1665 und 1672 kam es zum Seekrieg gegen England. Grund war die so genannte Navigationsakte, welche zwar den englischen Seehandel förderte, den niederländischen Zwischenhandel jedoch behinderte. 1672 versuchten zudem französische Truppen, in die Stadt einzumarschieren, sie konnten jedoch zurückgedrängt werden. 1685 strömten nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (durch das Edikt von Fountainbleau durch Ludwig XIV.), der den französischen Protestanten Religionsfreiheit zugesichert hatte, zahlreiche Hugenotten (= französische Calvinisten) aus Frankreich nach Amsterdam. Knapp hundert Jahre später verloren die Niederländer im vierten Seekrieg gegen England (1780-1784) ihre Vorherrschaft auf See. 1799 wurde die Verenigde Westindische Compagnie aufgelöst, ein Jahr später ging die Verenigde Oostindische Compagnie Bankrott.

Im Jahr 1795 wurden die Niederlande als Batavische Republik ein Vasallenstaat von Frankreich. Acht Jahre später ernannte Louis Napoléon, ein Bruder Napoleon Bonapartes Amsterdam zur Hauptstadt der Niederlande, welche 1810 durch Napoléon Bonaparte dem Französischen Reich einverleibt wurden. Der vertriebene Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau (Wilhelm VI. von Oranien) kehrte 1813 aus dem Exil nach Amsterdam zurück und wurde nach der Niederlage Napoléons im Jahre 1815 als Wilhelm I. König der Niederlande. Während des Wiener Kongresses 1815 wurden das heutige Belgien, Luxemburg und die Niederlande zum Königreich der Vereinten Niederlande erklärt. Belgien wurde jedoch nach einem Aufstand in Brüssel bereits 1830 wieder von den Niederlanden abgelöst.

1876 wurde der Nordseekanal gebaut, womit Amsterdam direkten Zugang zum Meer erhielt und der Hafen einen Aufschwung erlebte. 1895 richtete Amsterdam die Weltausstellung aus und zog damit Tausende Besucher an.

Um die Jahrhundertwende lebten etwa 500.000 Menschen in Amsterdam. Während des Ersten Weltkrieges kam es 1917 zum so genannten Kartoffelaufstand, da die neutralen Niederlande Kartoffeln in die Krieg führenden Länder liefern wollten, obwohl im eigenen Land ebenfalls Hungersnot herrschte. Zwischen 1910 und 1922 entstand die Stilrichtung Amsterdamer Schule, in deren Stil einige neue Gebäude entstanden. Im Jahre 1928 fanden in Amsterdam die IX. Olympischen Sommerspiele statt. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch Amsterdam von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Nach einer Kürzung des Arbeitslosengeldes um 10% fand ein Aufstand im damaligen Arbeiterviertel Jordaan statt. Dieser wurde jedoch blutig niedergeschlagen. 1936 verlobte sich Prinzessin Juliana und Prinz Bernhard. Von 1940 bis 1945 wurde Amsterdam von deutschen Truppen besetzt und am 5. Mai 1945 durch kanadische Truppen befreit. Während der Besetzung wurden etwa 100.000 Amsterdamer Juden in Konzentrationslager deportiert und ermordet. 1944 wurde das Versteck der Anne Frank entdeckt und die Bewohner deportiert.

Drei Jahre nach Kriegsende wurde Prinzessin Juliana zur Königin vereidigt. Ein Jahr später erhielt Indonesien als erste niederländische Kolonie seine Unabhängigkeit. Im Jahre 1956 wurde das Nationaal Monument fertig gestellt. 1966 heiratete Thronfolgerin Beatrix den deutschen Claus von Amsberg, was seinerzeit zu heftigen Protesten führte. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhundert zog es viele Hippies nach Amsterdam, welche die tolerante Politik der Stadt schätzten. Prinzessin Beatrix wurde 1980 zur Königin vereidigt. Sieben Jahre später wurde Amsterdam zur Kulturhauptstadt Europas ernannt. 1988 feierten eine Millionen Menschen in Amsterdam die niederländische Fußballnationalmannschaft, die Sieger der Europameisterschaft geworden war. Durch den Absturz eines israelischen Transportflugzeuges über Bijlmermeer kamen 1992 über 200 Menschen ums Leben. 1997 wurde im den Vertrag von Amsterdam von den Außenministern der 15 EU-Staaten eine gemeinsame Außenpolitik der europäischen Union beschlossen. Im Jahre 2002 heiratete Kronprinz Willem Alexander die Argentinierin Máxima Zorreguita. Im gleichen Jahr trat die Regierung Wim Koks zurück, der Rechtspopulist Pim Fortuyn wurde ermordet und Prinz Claus starb.

Am 22. Januar 2003 fanden nach dem Scheitern der Regierungskoalition vorgezogene Neuwahlen statt. Im März 2004 verstarb Königin Juliana. Im November desselben Jahres wurde durch islamistische Fundamentalisten auf den Regisseur Theo van Gogh nach Ausstrahlung seines Filmes Submission ein Attentat verübt, bei dem van Gogh ums Leben kam.

Momentan werden im Osten der Stadt auf dem Ijsselmeer neue Inseln angelegt um bis 2012 neuen Wohnraum zu schaffen, da jedes Jahr einige tausend Einwohner nach Amsterdam zuziehen

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