Fleckfieber

Überblick
Fleckfieber, auch Typhus exanthematicus genannt, ist eine akute, meist in Epidemien auftretende Infektionskrankheit.

Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig. Fleckfieber gehört zur Gruppe der sog. Rickettsiosen. Unterschieden werden das klassische oder epidemische Fleckfieber (früher auch Flecktyphus, Hunger-, Kriegs- oder Läusetyphus genannt) und das murine oder endemische Fleckfieber (auch Ratten-Fleckfieber). Der Name der Krankheit geht auf die mit Fleckfieber typischerweise verbundenen Symptome zurück: Fieber und kleinfleckiger Hautausschlag.

Name der Erkrankung Fleckfieber (FF)
Weitere Bezeichnungen Typhus exanthematicus, Rickettsiose
Unterformen Klassisches Fleckfieber (auch epidemisches Fleckfieber, Flecktyphus, Hunger-, Kriegs-, Läusetyphus)
Murines Fleckfieber (auch endemisches Fleckfieber, Ratten-Fleckfieber)
Vorkommen/Häufigkeit Klassisches Fleckfieber: kühlere Hochlagen in Südamerika (Anden), Afrika, Asien
Murines Fleckfieber: weltweit in tropischen und subtropischen Ländern
Ursachen Infektion mit Bakterien
Erreger Rickettsia
Klassisches Fleckfieber: Rickettsia prowazekii
Murines Fleckfieber: Rickettsia typhi, Rickettsia mooseri
Familie Rickettsiaceae
Übertragungsweg

Klassisches Fleckfieber: Kleiderläuse
Murines Fleckfieber: Rattenflöhe
Mittlerweile auch durch die Hyalomma marginatum-Zecke

Risikofaktoren, Risikogruppen Schwangere
Kinder
Rucksacktouristen
Inkubationszeit 10-14 Tage
Krankheitszeichen (Symptome) Beginn mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwellung der Milz, Atemwegs- und Herzkreislaufbeschwerden, Aufgedunsenheit und Rötung des Gesichts, am 4.-6. Tag kleinfleckiger Hautausschlag an Rumpf und Gliedmaßen
Komplikationen Entzündung des Gehirns mit Bewusstseinstrübung, Herzkreislaufversagen
Diagnose Nachweis der Erreger im Blut
Antikörpernachweis
Therapie Antibiotika (Tetracycline, Makrolid-Antibiotika, Chloramphenicol)
Verlauf, Prognose bei Antibiotikabehandlung Rückgang des Fiebers nach ein bis zwei Tagen
Klassisches Fleckfieber: endet ohne adäquate Behandlung in 10-20% der Fälle tödlich oder hinterlässt schwere Hirnschäden
Murines Fleckfieber: meist milde Verläufe
Leichte Rückfälle nach 10-20 Jahren möglich (Brillsche Krankheit)
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) Schutzimpfung (nur in Einzelfällen)
Schutz vor Läusen bzw. Flöhen
Bekämpfung von Ratten

Ursachen/Erreger
Ursache für Fleckfieber ist eine Infektion mit Bakterien. Die Erreger sind sog. Rickettsien (Rickettsia). Hierbei handelt es sich um runde bis ovale Bakterien mit einem Durchmesser von 0,3-0,5 Μ m, die zur Familie der sog. Rickettsiaceae gehören.
Sie vermehren sich ausschließlich in den Körperzellen ihres Wirtes.
Klassisches Fleckfieber wird durch Rickettsia prowazekii ausgelöst.
Erreger des murinen Fleckfiebers sind Rickettsia typhi und Rickettsia mooseri.

Übertragungs- bzw. Ansteckungswege
Natürlicher Wirt der Erreger des klassischen Fleckfiebers ist ausschließlich der Mensch. Die Übertragung der Rickettsien von Mensch zu Mensch erfolgt durch Kleiderläuse. Die Läuse nehmen die Erreger von einem Infizierten auf. Beim Befall einer anderen Person, scheiden sie Rickettsien in großen Mengen mit dem Kot aus. Durch kleine Wunden in der Haut, die z.B. beim Kratzen entstehen, gelangen die Bakterien in den menschlichen Körper.
Hier siedeln sie sich in den Zellen kleinerer Blutgefäße an und verursachen Entzündungen.
Beim murinen Fleckfieber leben und vermehren sich die Erreger natürlicherweise in Ratten. Sie werden durch Rattenflöhe von diesen auf den Menschen übertragen. Mittlerweile wird die Infektionserkrankung auch durch die Hyalomma marginatum-Zecke übertragen.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Beginn der Infektion (Befall durch die Bakterien) und dem Auftreten von Krankheitszeichen, dauert bei Fleckfieber 10 bis 14 Tage.

Krankheitszeichen (Symptome)
Klassisches Fleckfieber beginnt mit hohem Fieber (bis 40°C), heftigen Kopf- und Gliederschmerzen und Vergrößerung der Milz. Die Betroffenen haben meist ein aufgedunsenes rotes Gesicht und leiden unter Störungen des Herzkreislaufs. Diese Beschwerden halten in der Regel acht bis zehn Tage an. Am vierten bis sechsten Tag nach Ausbruch der ersten Symptome beginnt der typische Fleckfieber-Ausschlag. Er äußert sich als kleinfleckiger Hautausschlag (Exanthem, Roseola) am Rumpf und den Gliedmaßen. Gleichzeitig entsteht eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die mit Bewusstseinstrübungen bis hin zum Koma einhergeht. Sie endet in vielen Fällen tödlich oder hinterlässt bleibende Schäden wie Hörstörungen oder spastische Lähmungen.
Beim murinen Fleckfieber treten im Wesentlichen die gleichen Krankheitssymptome wie beim klassischen Fleckfieber auf. Allerdings nimmt die Krankheit meist einen milderen Verlauf.

Diagnose
Da Fleckfieber in unseren Breiten eher selten auftritt, spielt die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), vor allem im Hinblick auf Auslandsaufenthalte in entsprechenden Risikogebieten, eine entscheidende Rolle für die Diagnosestellung.
Zu Beginn einer Fleckfieber-Erkrankung sind die Rickettsien im Blut nachweisbar. Da diese Untersuchung jedoch aufwändig und nicht besonders zuverlässig ist, wird die Diagnose in den meisten Fällen durch den Nachweis spezieller Antikörper im Blut (sog. Weil-Felix-Reaktion) gestellt.

Therapie
Die Behandlung von Fleckfieber erfolgt mit Antibiotika, wobei vor allem Tetracycline, Makrolide (z.B. Erythromycin) und Chloramphenicol eingesetzt werden. Sie führen innerhalb von ein bis zwei Tagen zu einem Rückgang der Symptome.
Darüber hinaus werden die akuten Beschwerden behandelt. Die Patienten sollten viel trinken, da sie durch hohes Fieber schnell austrocknen. Ist das Trinken nicht in ausreichendem Maße möglich, wird eine Zufuhr von Flüssigkeit und Salzen (Elektrolyten) in Form von Infusionen über eine Vene notwendig. Sie senkt die Herzkreislauf- und Nierenbelastung, die durch das Fieber und die Ansammlung der Bakterien im Blut entsteht.
Treten Zeichen einer Gehirnentzündung auf, müssen weitere intensivmedizinische Maßnahmen ergriffen werden.

Verlauf, Prognose
Fleckfieber, vor allem klassisches Fleckfieber, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Vor allem Herzkreislaufversagen und die Entwicklung einer Gehirnentzündung sind gefürchtete Komplikationen. Sie führen unbehandelt in 10 - 20% der Fälle zum Tod. Darüber hinaus entstehen häufig bleibende Schäden wie eine zentrale Hörstörung aufgrund einer Schädigung des Hörnervs im Gehirn oder spastische Lähmungen. Bei murinem Fleckfieber werden erheblich seltener lebensbedrohliche Verläufe beobachtet.
Bei rechtzeitiger Antibiotikatherapie bestehen gute Heilungsaussichten.

Im Normalfall hinterlässt eine überstandene Fleckfieber-Erkrankung lebenslangen Schutz. Das Immunsystem der Betroffenen bildet sog. Antikörper gegen die Bakterien und verhindert auf diese Weise eine Neuerkrankung. Allerdings kommt es mitunter etwa 10-20 Jahre nach der Ersterkrankung zu leichteren Rückfällen, die Morbus Brill-Zinsser oder Brillsche Krankheit genannt werden. Sie entstehen dadurch, dass einzelne Bakterien die Therapie überleben und im Knochenmark verbleiben. Der Verlauf eines solchen Rückfalls ist meist erheblich milder als der einer Ersterkrankung und kann gut behandelt werden.

Vorkommen, Häufigkeit
Früher hatte klassisches Fleckfieber vor allem in Ost- und Südeuropa bzw. Russland große Bedeutung. In Kriegs- und Hungerzeiten traten Fleckfieber-Epidemien mit vielen Todesopfern auf. Dank der konsequenten Bekämpfung der Kleiderläuse als Überträger der Rickettsien ist die Krankheit aus Europa nahezu verschwunden. Heute kommt sie vor allem in den kühlen Hochlagen Südamerikas (Anden), Afrikas und Asiens vor. Murines Fleckfieber ist weltweit in tropischen und subtropischen Ländern verbreitet.

Genaue Zahlen zur Häufigkeit von Fleckfieber sind nicht bekannt. Vorsichtige Schätzungen gehen von weltweit etwa 4.000 Infektionen pro Jahr aus. In Deutschland ist die Erkrankung äußerst selten.

Risikogruppen

  • Schwangere
    Während der Schwangerschaft ist eine Erkrankung mit Fleckfieber besonders problematisch. Hohes Fieber führt zu Flüssigkeitsverlusten und dadurch bedingten Veränderungen im Salzhaushalt. Diese und auch die Entstehung einer Gehirnentzündung bergen sowohl für die Schwangere als auch für das ungeborene Kind große Risiken. Entwicklungsstörungen des Kindes sowie Tod-, Fehl- oder Frühgeburten können als Folge auftreten.
  • Kinder
    Kinder leiden meist besonders stark unter den Symptomen einer Fleckfieber-Erkrankung. Hohes Fieber und eine Gehirnentzündung führen bei ihnen schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen.
  • Rucksacktouristen
    Rucksackreisende, die in Hochlagen tropischer oder subtropischer Länder unterwegs sind, haben ein besonderes Risiko für Infektionen mit Rickettsien. Vor allem beim Übernachten in Höhlen, einfachen Lehmhütten oder billigen Hotels besteht die Gefahr, von Kleiderläusen oder Flöhen befallen zu werden. Ein besonderer Schutz vor den Krankheitsüberträgern durch Insektizide oder hygienische Maßnahmen ist deshalb unbedingt zu empfehlen.

Impfungen
Eine vorbeugende Impfung gegen Fleckfieber ist möglich. Der Impfstoff enthält abgetötete Krankheitserreger. Für normale Reisende wird eine vorbeugende Impfung in der Regel als nicht notwendig erachtet, da Infektionen unter Touristen ausgesprochen selten sind. Personen, bei denen berufsbedingt oder aus anderweitigen Gründen ein erhöhtes Risiko für Fleckfieber-Infektionen besteht, sollten sich von einem Tropeninstitut beraten lassen.

Expositionsprophylaxe
Eine Möglichkeit, der Infektion mit Rickettsien vorzubeugen, ist ein wirksamer Schutz vor dem Befall mit Läusen oder Flöhen.
  • Insektizide
    Insektenabtötende Mittel (Insektizide) in Form von Sprays oder Pulver wirken in der Regel auch gegen Flöhe oder Kleiderläuse. Da sich die Insekten bevorzugt in den Lagerstätten des Menschen (Matrazen, Bettzeug) aufhalten, sollten diese bei Verdacht mit Insektiziden eingesprüht werden. Eine Behandlung von Textilien (Kleidung, Handtücher) ist ebenfalls möglich.
  • Hygienische Maßnahmen
    Textilien, die von Kleiderläusen befallen sind, können durch heißes Waschen (mindestens 60°C) gereinigt werden. Bei Stoffen, die nicht so heiß gewaschen werden dürfen, hilft auch mehrstündiges Einfrieren im Tiefkühlfach. Darüber hinaus können Flöhe und Kleiderläuse ausgehungert werden, indem die verunreinigten Textilien mehrere Tage lang isoliert verpackt bleiben und jeglicher Hautkontakt fehlt.
    Bei Reisen in entsprechende Risikogebiete ist es meist unmöglich, solche Maßnahmen durchzuführen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, beim Übernachten in einfachen Unterkünften eigenes Bettzeug (Schlafsack, Decke etc.) zu benutzen und den direkten Kontakt zu Matrazen zu meiden.
  • Rattenbekämpfung
    In Ländern mit Vorkommen von murinem Fleckfieber werden immer wieder Anstrengungen unternommen, Ratten als natürliche Wirte der Rickettsien und Rattenflöhe zu bekämpfen.
Chemoprophylaxe
Eine medikamentöse Vorbeugung von Infektionen mit Rickettsien ist derzeit nicht möglich.
Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es existieren verschiedene Berichte über alternative Vorsichtsmaßnahmen. So werden bestimmte ätherische Öle als Schutzmittel gegen Insekten empfohlen.
Da deren Wirkung gegen Läuse oder Flöhe jedoch nicht erwiesen ist, sollte angesichts der möglichen lebensbedrohlichen Komplikationen einer Fleckfieber-Erkrankung von jeglichen Experimenten abgesehen werden.

Linktipps

Informationsseiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu aktuellen Krankheitsausbrüchen in einzelnen Ländern (Englisch)
www.who.int

Informationen des Tropeninstituts München über aktuelle Gesundheitsrisiken in Reiseländern
www.fit-for-travel.de

Neuen Kommentar hinzufügen