Rotbäuchige Schwarzotter, Pseudechis porphyriacus

Allgemeines

Die Rotbäuchige Schwarzotter kommt in einem Küstenstreifen von Ostaustralien vor. Durch die Einfuhr der sehr giftigen Aga-Kröte im Jahr 1935 zur Bekämpfung von Zuckerrohrschädlingen geht der Bestand dieser Frösche und Lurchen fressenden Schlangen in Australien kontinuierlich zurück. Zum einen, da die Kröte für die Schlangen giftig ist und sie andererseits die einheimischen Frosch- und Lurchpopulationen immer mehr zurückdrängen.

Aber interessanterweise beobachtet man eine gewisse Anpassung der Schlange an die Aga-Kröte. So findet man immer mehr Exemplare, die bei einer erhöhten Körpergröße ein kleineres Maul besitzen. Wegen des kleineren Mauls können die Schlangen nur kleinere Exemplare der Kröte verschlingen, die dann wegen der geringeren Körpermasse weniger giftig wirken. Trotz des deutschen Trivialnamens "-otter", ist festzustellen, dass es sich korrekterweise um eine Giftnatter und keine Otter handelt.
Von der Gattung der Schwarzottern (Pseudechis) gibt es, neben der hier dargestellten Art, noch die folgenden Arten:

  • Mulgaschlange (Pseudechis australis)
  • Butlersche Schwarzotter (Pseudechis butleri)
  • Collett Schwarzotter (Pseudechis colletti)
  • Gefleckte Schwarzotter (Pseudechis guttatus)
  • Papua Schwarzotter (Pseudechis papuanus)
  • Pailse Schwarzotter (Pseudechis pailsei)
  • Papua Dwarf King Brown (Pseudechis rossignolii)
  • Pygmäen Mulga Schlange (Pseudechis weigeli)

Von der hier dargestellten Rotbäuchigen Schwarzotter gibt es keine Unterarten.
Alle Arten der Schwarzotter leben in Australien und teilweise auch auf Neuguinea (Pseudechis australis, Pseudechis papuanus).
Da über 70% der Schlangen in Australien Giftschlangen sind, muss man bei der Begegnung mit einer Schlange grundsätzlich erst einmal davon ausgehen, dass es sich um eine Giftschlange hat.

Systematische Einteilung

Familie Giftnattern (Elapidae)
Gattung Schwarzotter (Pseudechis)
Art Rotbäuchige Schwarzotter (Pseudechis porphyriacus)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Red-bellied Black Snake
  • Französisch:

Aussehen, Verhalten

Die Rotbäuchige Schwarzotter erreicht eine mittlere Länge um 2 m bei maximalen Längen um 2,50 m. Auffallend ist ihre glänzend schwarz gefärbte Oberseite bei einer nahezu hellroten Unterseite. Ihr Kopf setzt sich wenig vom Körper ab und hat eine abgerundete Form mit großen Augen darin. Pro Wurf bringt das Tier 8-30 Junge zur Welt.
Sie ernährt sich hauptsächlich von Fröschen, frisst aber auch kleine Säuger (Mäuse, Ratten), Echsen, Fische, Reptilien und andere Schlangen. Die Schlange ist tagaktiv. Sie gilt als eher scheu und flieht in der Regel bei einer Annäherung. Wird die Schlange aber provoziert, zeigt sie ein geradezu schauspielerisches Abwehrverhalten, das im Abflachen des Körpers, lautem Fauchen und Scheinbissen besteht.

Vorkommen

Diese Schlange kommt in den Küstengebieten Ost-Australiens vor und dort in:
New South Wales
Queensland
Victoria
South Australia.


Die Schlange lebt vorwiegend in Sümpfen, Seen, Bächen, Feuchtgebieten, Lagunen und an Flussufern.

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen, zu reizen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich sogar über die an sich sehr seltene Begegnung erfreuen.

Art des Giftes

Das Gift dieser Schlange ist das schwächste der Gattung Pseudechis. Es enthält vorwiegend ein die Muskulatur schädigendes Gift und und besonders neurotoxische Anteile.
Die LD50 der Schlange liegt bei 1-2,4 mg/kg Körpergewicht (Maus) bei unter die Haut injiziertem Gift und bei 0,54 mg/kg bei intravenös injiziertem Gift.
Die Giftmenge pro Biss liegt bei ca. 30-50 mg.Unter der LD50 versteht man die Menge an Gift, die bei der entsprechenden Verabreichung bei 50% der eingesetzten Versuchsmäuse zum Tode führt. Eine Übertragung auf die Verhältnisse beim Menschen ist allerdings nur bedingt möglich, aber eine bessere Methode zur Charakterisierung der Giftigkeit von Schlangengiften gibt es derzeit nicht.

Folgen eines Bisses

In Australien werden seriösen Schätzungen zufolge pro Jahr rund 3.000 Menschen von Giftschlangen gebissen, von denen etwa ein Sechstel, also 500 mit einem Antiserum behandelt werden (müssen). Dabei hat die Anzahl an tödlich endeten Bissverletzungen über die letzten Jahrzehnte hin stark abgenommen. Derzeit sterben in Australien nur noch etwa 5 Personen pro Jahr an den Folgen von Schlangenbissen.
Es kommt nach dem Biss dieser Schlange in der Regel meist nur zu einer geringeren Symptomatik. . Bei einer angenommenen LD50 von 0,54 mg/kg, also der ungünstigste Fall (intravenös) müsste eine 70 kg schwere Person 70·0,54 = 37,8 mg Gift injiziert bekommen um mit einer 50%tigen Wahrscheinlichkeit daran zu versterben. Sollten im ungünstigsten Fall 50 mg injiziert worden sein, würde nur dann eine akute Lebensgefahr bestehen. Aber in der Regel kann aber davon ausgegangen werden, dass Bisse der Rotbäuchigen Schwarzotter eher glimpflich ausgehen. Die myolytischen bzw. myotoxischen Wirkungen des Schlangengifts äußern sich in einem allgemeinen Muskelschmerz bis hin zu einer extremen Muskelschwäche. Zudem kömmt es zu Lähmungserscheinungen.

Gegenserum (Antiserum)

Da in Australien das Schlangengift durch Entnahme einer kleinen Probe im Gebiet der Bissstelle mit Hilfe eines Kits (Venom Detection Kit) bestimmt werden kann, sollte die Umgebung der Bissstelle nicht desinfiziert, abgewaschen oder sonst irgendwie an ihr manipuliert werden.
In Australien kann man davon ausgehen, relativ schnell versorgt und - falls erforderlich - in den Genuss des entsprechenden Gegengifts (Antiserum) zu gelangen.
Es gibt kein jedoch speziell gegen das Gift dieser Schlange entwickeltes, also kein monovalentes Antiserum. Es gibt aber ein polyvalentes Antiseum für die Gattung Pseudechis. Aber oft muss nach einem Biss dieser Schlange überhaupt kein Antiserum verabreicht werden, zumal dabei immer die Gefahr von allergischen Reaktionen bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock besteht.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser oder Säften und nicht als Alkohol oder Kaffee
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung bei den zu erwartenden Gerinnungsstörungen, da es zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden

Achtung

  • Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange anzuraten, da es kaum zu lokalen Reaktionen, wie z.B. bei Klapperschlangenbissen, kommt. Man kann damit die Giftwirkung eine ganze Zeit hinaus zögern.

Prognose

Bei der Injektion einer größeren Menge Gifts besteht durchaus Lebensgefahr, obwohl Bissverletzungen durch diese Schlange meistens eher glimpflich enden.
In der Regel ist auch später nicht mit bleibenden Schäden zu rechnen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen. Hier wurde auch die obige Abbildung erstellt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - (0)676 - 37 47 807

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen, die auch vom Ausland aus 24-stündig erreichbar sind, hier >>>

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