Giftschlangen

Allgemeines

Sehr viele Menschen aus der so genannten "ersten Welt", also den Industrienationen, unternehmen Reisen in ferne Länder und bewegen sich dort oft auch außerhalb von Städten, Siedlungen oder Ferien-Anlagen. Das können u.a. Wüsten, Steppen oder Dschungelgebiete sein. Dabei ist es gut möglich, dass sie auf dort lebende Schlangen treffen. Weltweit gibt es ca. 2.700 Schlangenarten, von denen mehr als 500 als giftig einzustufen sind.
Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass eine Reihe von Schlangen so genannte "Kulturfolger" sind, und daher auch in bewohnten Gebieten anzutreffen sind. Daher ist eine Übernachtung im Freien, im Sand an den Stränden des Meeres oder in für Schlangen durchlässigen (Bambus)-Hütten mit der realen Gefahr eines Kontakts mit einer Schlange verbunden.
Immer wieder wird beispielsweise von Einheimischen berichtet, die nachts im Schlaf von Schlangen gebissen wurden, die auf der Jagd nach Mäusen oder Ratten waren. Aber es sollte nicht vergessen werden, dass auch in Deutschland und den umgebenden Ländern, wie z.B. in Frankreich, Österreich, der Schweiz, Polen, Tschechien, Italien, dem Balkan sowie Griechenland oder der Türkei eine Reihe giftiger Schlangen vorkommen; in Deutschland, den nordischen Ländern sowie Großbritannien jedoch nur die Kreuzotter und in einigen Biotopen des Schwarzwalds die Aspisviper.

Man schätzt, dass es seit ca. 170 Millionen Jahre Schlangen auf der Erde gibt, die sich natürlich im Verlauf der Evolution verändert haben. So haben sie vor etwa 100 Millionen Jahren begonnen, ihre Beine, die sie vorher besessen hatten, allmählich zu verlieren.
Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass für diesen Verlust drei Genmutationen verantwortlich sind. Darunter ist ein Gen-Schalter, der das für Wachstum der Extremitäten „zuständige“ Gen deaktiviert. Interessant ist, dass im Gegensatz zu Schlangen wie Kobras und Vipern die heutigen Pythons und Boas noch Ansätze von Hinterbeinstrukturen, die so genannten Aftersporne, besitzen. Die Embryonen von Pythons besitzen ein Beinskelett, das sogar bis hin zu den Zehen ausgeprägt ist. Im Jahr 2015 hatten Forscher in der Fachzeitschrift der American Association for the Advancement of Science "Science" eine gut erhaltene Ur-Schlange mit vier Beinen beschrieben. Das in Brasilien gefundene Tier - Tetrapodophis amplectus - lebte vor ca. 135 Millionen Jahren. Es benutzte die Beine wahrscheinlich aber nicht zum Laufen, sondern zum Greifen von Beutetieren oder zum Graben.
Das Exemplar wurde eine zeitlang im Bürgermeister-Müller-Museum aufbewahrt, aber vor kurzem an den Eigentümer zurückgegeben.
Das Bürgermeister-Müller-Museum ist ein paläontologisches und geologisches Museum in 91807 Solnhofen in Bayern.

Schlangenbisse

Im 21. Jahrhundert sind Schlangenbisse immer noch eine stark vernachlässigte Todesursache in den Tropen und Subtropen. Jedes Jahr werden nach Schätzungen der WHO fünf Millionen Menschen von einer Giftschlange gebissen, 300 000 von ihnen erleiden dauerhafte Behinderungen - während etwa 100. 000 Menschen daran versterben. Experten halten die Zahlen sogar für zu niedrig. So belegte eine Studie, dass allein in Indien jedes Jahr ca. 46.000 Menschen infolge von Schlangenbissen ums Leben kommen. Dagegen weist die offizielle Statistik nur 2.000 Opfer aus. Oder das Gesundheitsministerium von Nepal wies 480 Bisse mit 22 Toten aus, während allein die Provinz Ostnepal im selben Jahr 4.078 Bisse mit 396 Toten auswies.
Diese Diskrepanz ist daher zu erklären, dass die meisten in abgelegenen Gebieten versterben und weder in ein Krankenhaus noch in die Statistik gelangen. Ein weiterer Grund ist, dass man keine Touristen abschrecken oder von den Mängeln des eigenen Gesundheitssystems ablenken will.
Andererseits enden in Australien auf Grund des dortigen hervorragenden Rettungs-Systems von den dort rund 3.000 jährlich erfassten Schlangenbissen weniger als 10 tödlich, und das trotz der dortigen extrem giftigen Schlangen.
In den USA schätzt man die Anzahl der jährlichen Schlangenbisse auf ca. 8.000, von denen ca. bis zu 15 tödlich enden. Es sei darauf hingewiesen, dass in den USA nur etwa 10% aller dort lebenden Schlangen giftig sind - in Australien beträgt der Anteil dagegen ca. 60%.

Die meisten Opfer von Schlangenbissen sind jedoch die ärmeren Einheimischen in den Entwicklungsländern, und nur zu einem geringen Teil Touristen oder Fremde. Das ist vor allem auf fünf Gründe zurückzuführen:

  • es leben in derartigen Gebieten ungleich mehr Menschen, als dort Besucher hinkommen.
  • auf Grund der Armut in den meisten dieser Länder mit giftigen Schlangen, ist die Verwendung geeigneter Kleidung, wie beispielsweise von festem Schuhwerk eher die Ausnahme.
  • in den mehr ländlichen Gebieten leben die Menschen meist in einfachen Hütten und schlafen auf dem Boden. Eine Reihe von Schlangen, so die Kraits oder Kobras treffen nachts auf der Jagd nach Ratten und Mäusen auf die schlafenden Menschen, was oft zu Schreckbissen führt.
  • die Menschen arbeiten auf Reisfeldern oder auf Zucker- und Bananenplantagen, wo zahlreiche Schlangen ihren Lebensraum haben.
  • leider vertrauen die Opfer immer noch eher einheimischen Medizinmännern, die mit naturheilkundlichen Methoden oder einer Ayurveda-Therapie zu helfen versuchen, als einer schulmedizinischen Behandlung. Bei einer schweren Intoxikation gibt es aber absolut keine Alternative zur Schulmedizin.
  • eine teure Behandlung, z.B. mit Antiseren, ist für die Einheimischen oft nicht bezahlbar oder in der Region, in der sie leben, nicht rechtzeitig oder gar nicht verfügbar.

In dieser Rubrik werden die wichtigsten bzw. häufigsten giftigen Schlangenarten vorgestellt - und dazu in einer eigenen Rubrik einige nicht giftige Schlangen. Dabei werden sie ihrem Aussehen, ihrem Verhalten und ihrer Giftigkeit nach vorgestellt.
Auch Erste Hilfemaßnahmen, Antiseren und Vorsichtsmaßnahmen finden Erwähnung.
Es soll aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Schlangen ein Teil der Tierwelt sind und damit auch unseren Respekt und unsere Distanz erfordern. Wer den Lebensraum von Schlangen betritt, hat nicht das Recht sie als "Gefahr" zu jagen oder zu töten.
Man unterscheidet die Giftschlangen im allgemeinem in "Vipern" (=Ottern) und "Giftnattern". Zu den Vipern gehören beispielsweise alle europäischen Giftschlangen, wie die Kreuzottern, Sandvipern, Aspisvipern oder auch die außereuropäischen Klapperschlangen.
Zu den Giftnattern gehören z.B. die Kobras und Korallenschlangen.
Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele von für den Menschen tödlichen Giftmengen. Als Giftmenge ist das jeweilige Gewicht der Trockenmasse angegeben. Die gesamte injizierte Flüssigkeitsmenge ist oft jedoch um einiges höher.

Schlange abgegebene Menge Gift/Biss tödliche Dosis für einen Menschen (75 kg)
Elapidae Naja naja (Kobra)
Naja bungarus (Königskobra)
Bungarus candidus (Krait)
Bungarus Caeruleus (Krait)
Dendroaspis polylepis (Schwarze Mamba)
210 mg
100 mg
5 mg
10 mg
1.000 mg
15 mg
12 mg
1 mg
6 mg
120 mg
Viperidae Vipera russellii (Russelviper)
Echis carinatus (Sandrasselotter)
Vipera berus (Kreuzotter)
70 mg
12 mg
10 mg
42 mg
5 mg
75 mg
Crotaidae Bothrops neuwiedii (Urutu)Trimeresurus gramineus (Lanzenotter) 200 mg
14 mg
200 mg
100 mg

Es ist zu beachten, dass die Darstellung in erster Linie für die Menschen gedacht ist, die in Gebieten reisen oder dort für längere Zeit leben, in denen die jeweiligen Schlangen vorkommen. Dabei soll die Darstellung aber nicht nur als Verhaltensmaßnahme gelten, sondern auch den an dem Land und seinen Menschen, sowie an seiner Fauna und Flora interessierten Menschen eine Reihe von Fakten über diese faszinierenden Lebewesen nahe bringen, auch wenn die Gefahr einer Begegnung mit Schlangen eher die Ausnahme darstellen dürfte.

Menschen, die sich mit den Schlangen befassen, sei es rein aus Hobby oder auch wissenschaftlich, werden als Herpetologen bezeichnet.

Klassifizierung

Die Schlangen gehören zu der Klasse der Reptilien. Dabei lassen sich die Reptilien in 4 Ordnungen unterteilen und zwar in:

  • Schildkröten (Testudines)
  • Echte Krokodile, Alligatoren und Gaviale (Crocodylia)
  • Brückenechsen (Rhynchocephalia), sowie
  • Schuppenkriechtiere (Squamata)

Die Schuppenkriechtiere wiederum gliedern sich in drei Unterordnungen auf und zwar in:

  • Echsen
  • Doppelschleichen
  • Schlangen
    Schlangen besitzen keine Gliedmaßen (Beine), keine Augenlider und auch keine äußeren Ohröffnungen. Sie sind Fleischfresser und teilweise giftig bis extrem giftig. Ihr Körper ist mit glatten oder gekielten Schuppen bedeckt. Es gibt Schlangen, die lebende Junge zur Welt bringen und solche, die Eier legen. Das wichtigste Sinnesorgan von Schlangen ist die gespaltene Zunge, mit deren Hilfe sie den Geruch von Beutetieren und natürlich anderen Tieren wahrnehmen können. Manche Arten besitzen Rezeptoren, mit deren Hilfe Sie die Körperwärme von Beutetieren und anderen Lebewesen erkennen können. Giftschlangen besitzen innen hohle Giftzähne über die sie nach einem Biss ihr Gift injizieren. Die Schlangen wiederum lassen sich in Familien, Unterfamilien, Gattungen, Arten und oft noch in Unterarten unterteilen.

Schlangengifte, Toxine

Es gibt sehr verschieden wirkende Giftstoffe (Toxine), mit denen Schlangen ausgestattet sind. Dabei besitzen viele Schlangen 2 oder mehr dieser Gifte, wenn auch in verschiedenen Konzentrationen. Sie seien an dieser Stelle kurz aufgeführt und erläutert:

  • hämorrhagisch wirkende Gifte
    Derartige Gifte führen zu einer schnellen Zerstörung der Membran der kleinsten Blutgefäße (Kapillaren), sodass die Zelle für Flüssigkeiten und damit auch für Blut durchlässig wird. Dies tritt vor allem in der Umgebung der Bissstelle auf. Gleichzeitig kommt es zu großen Ödembildungen, was zu Blasenbildungen und Unterblutungen der Haut führt. Die Folge daraus sind ausgedehnte Nekrosen. Unter einer Nekrose versteht man das Zugrundegehen von Gewebe. Die Ödembildung kann so stark sein, dass sich bis zu 2 Liter Flüssigkeit darin ansammeln kann. Diese Giftwirkungen sind für viele Grubenottern (Klapperschlange) wie für Viperngifte typisch.
  • hämotoxisch wirkende Gifte
    Diese Giftanteile verändern das Blut-, Blutgerinnungs- oder Blutbildungssystem so, dass die Transport- und Stoffwechselfunktion verringert oder verhindert wird.
  • kardiotoxisch wirkendes Gift
    Diese Gifte wirken auf den Herzmuskel und/oder das Reizleitungssystems des Herzens. Die Ursache dieses, vor allem bei den Elapiden (Giftnattern - z..B. die echten Kobras = naja) vorkommenden Giftes, ist eine Störung des Elektrolythaushaltes beispielsweise durch die Freisetzung von Natrium und Kalium.
  • die Blutgerinnung beeinflussendes Gift
    Diese Gifte beeinflussen die Blutgerinnung, was bis zu einer völligen Ungerinnbarkeit des Blutes führen kann. Dieser Zustand wird in der Medizin als Verbrauchskoagulation bezeichnet und ist lebensbedrohend. Dabei kann dieser Effekt Tage und sogar einige Wochen andauern.
  • die Muskulatur zerstörendes Gift
    Proteasen beispielsweise führen zu einer Spaltung von Proteinen und Eiweißen und führen daher beispielsweise zur Auflösung der quergestreiften Muskeln mit schwersten Nekrosen. Eine große Rolle bei diesen die quergestreifte Muskulatur zersetzenden Prozessen spielt die Phospholipase A2. Dabei beginnt sich, als ein auch für den medizinischen Laien gut erkennbares Symptom, der Urin auf Grund der starken Freisetzung von Myoglobin (nicht Hämoglobin) dunkelbraun zu färben.
  • kreislaufbeeinflussendes Gift
    Derartige Substanzen haben einen starken Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem und können zu einem extremen Blutdruckabfall führen.
  • neurotoxisch wirkendes Gift
    Neurotoxisch wirkende Substanzen führen zum Ausfall bestimmter peripherer und nicht zentraler Nervenfunktionen, so z.B. bei den Überträgersubstanzen in den Synapsen, den winzigen Spalten zwischen zwei Nerven oder zwischen Nerven und Muskeln.
    Die Lähmung der Atmung führt ohne künstliche Beatmung zum Tod.

Erste Hilfe

Das Verhalten nach einem Schlangenbiss spielt in besonderer Weise in den Ländern oder abgelegenen Regionen eine möglicherweise lebensrettende Rolle, in denen innerhalb eines vernünftigen Zeitraums keine ärztliche Hilfe oder ein Gegenserum zur Verfügung steht. Es muss an dieser Stelle festgestellt werden, dass es in derartigen Fällen leider nur wenig allgemein gültige Verhaltensweisen gibt. Die Erste-Hilfe-Maßnahmen sind vielmehr stark von der Art der Schlange und dem von ihr injizierten Gift abhängig. So ist ein Druckverband (Kompressionsverband) nach dem Biss bei einer Reihe von Schlangen, wie den Grubenottern (z.B. Klapperschlangen) eher schädlich. Bei bestimmten Schlangen, vor allem mit neurotoxischen Giften, hat sich das Anlegen eines so genannten Immobilisierungs-Druckverbands an den gebissenen Extremitäten dagegen als sehr wirksam herausgestellt.
Mit einer derartigen ersten Hilfe können die Giftwirkungen oft viele Stunden hinaus geschoben werden und damit ein Überleben gesichert werden.

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert.
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den gebissenen Arm in eine Schlinge legen und das gebissene Bein möglichst schienen.
  • dafür Sorge tragen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren, und wenn erforderlich und möglich, auch töten und das Tier mit zu dem behandelnden Arzt nehmen
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre.
  • die Gabe von Speisen jeglicher Art ist wegen der Gefahr von Erbrechen mit einer anschließenden gefährlichen Aspiration kontraindiziert.
    Aber Wasser oder Säfte - jedoch keine kohlensäurehaltigen oder alkoholische Getränke - können sinnvoll sein, um einer gefährliche Dehydrierung (Flüssigkeitsverlust) beim Erbrechen mit möglichen Kreislaufproblemen vorzubeugen.
    Sollte die gebissene Person an einem Tropf "hängen" erübrigt sich natürlich, die Frage, ob es sinnvoll ist, zu trinken oder nicht.
  • sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über längere Zeit mittels einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden.
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bissstelle hat sich nicht als sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei durch das Gift bedingten Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann.
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar als schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können durch das Gift sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann in der Folge zu Durchblutungsstörungen kommen.

Anlegen des Druckverbandes

Ein derartiger Verband ist bei Bissen von Schlangen aus der Familie der Vipern (Viperidae) sowie ihrer Unterfamilie der Crotalidae (Grubenottern) (z.B. Grubenottern, Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern oder Wiesenottern) und einigen Schlangen aus der Familie der Elapidae nicht empfehlenswert und kann in diesen Fällen die Giftwirkung sogar noch verstärken. Lebensverlängernd kann er dagegen bei Schlangen sein, die über neurotoxische Gifte verfügen, wie z. B. Kobras oder Kraits.
Der Druckverband soll nicht zu einem Blutstau führen, sondern nur das Lymphsystem stauen, da das Schlangengift in der Regel über das Lymphsystem und eher nicht über das Blut transportiert wird.

Der Verband wird in der folgenden Art und Weise angelegt, da nur dann eine optimale Wirkung zu erwarten ist:

Schritt 1: Der Schlangenbiss ist durch die beiden schwarzen Punkte simuliert. Es sollte ein breites Bandageband, (elastische Binde) wie z.B. bei Sportverletzungen üblich, so schnell wie möglich angelegt werden, wobei unterhalb der Bissstelle begonnen werden soll. Sollte keine Binde vorhanden sein, kann eine Strumpfhose, ein Handtuch o.ä. verwendet werden. Die Kleidung der gebissenen Person sollte möglichst nicht entfernt werden, da die dabei erforderlichen Bewegungen das Gift schneller im Körper verteilen würden. Die gebissene Person sollte absolut ruhig gestellt werden und unter keinen Umständen versuchen, irgendwo hinzulaufen.
Schritt 2: Die Bandage wird, wie abgebildet, von unterhalb der Bissstelle beginnend, so hoch wie möglich angebracht.
Schritt 3: Zur Ruhigstellung der betroffenen Extremität kann eine Latte, ein Stock, ein Ast o.ä. Material verwendet werden.

Historisches/Mythologie

Schlangen besitzen seit Menschengedenken das Image von heimtückisch und gefährlich, die den Menschen Verderben bringen und deswegen ausgerottet werden müssen. So hatte man, z.B. in bestimmten Regionen Südostasiens, die dort heimischen Kobras stark dezimiert, mit der Folge, dass eine große Rattenplage die Folge war.

Wahrscheinlich rührt der schlechte Ruf der Schlangen, zumindest im christlichen Kulturraum, aus ihrer Darstellung im alten Testament her. Dort gab die Schlange gegen das ausdrückliche Gebot Gottes Eva die verbotene Frucht (meist als Apfel interpretiert) vom Baum der Erkenntnis. Eva ihrerseits verführte dann Adam mit dieser Frucht, was letztendlich zur Vertreibung aus dem Paradies führte.

Kleopatra (69-30 v. Chr.), die Pharaonin von Ägypten und zeitweilige Geliebte von Julius Caesar, verübte wahrscheinlich mit Hilfe von Schlangen am 12. August des Jahres 30 v. Chr. Selbstmord.
Dabei sollte sie ihre Hand in einen Korb mit Uräusschlangen gesteckt haben. In der letzten Zeit wird diese Selbsttötungsthese aber bezweifelt!

Die neben Kleopatra wohl bekannteste Figur, hier in der griechischen Mythologie, ist ohne Zweifel Eurydike, die beim Tritt auf eine Schlange, von der gebissen wurde. An dem Biss verstarb sie und kam in die Unterwelt. Von dort versuchte sie ihr Mann, der begnadete Sänger Orpheus, wieder zu den Lebenden zurück zu holen. Das gelang ihm letztendlich nicht, da er sich auf dem Weg in die Oberwelt verbotswidrig nach ihr umdrehte. Die Oper "Orpheus in der Unterwelt" (1819-1880) mit der Musik von Jacques Offenbach und dem Text von Christian Baier ist nahezu wohl jedem bekannt.
Aber die Schlange gilt in einer Reihe von Kulturen auch als Symbol der Fruchtbarkeit und wird z.B. in Teilen Indiens sogar als heilig verehrt.

Interessanterweise windet sich um den Stab des Äskulap, dem Schutzpatron und Symbol der Ärzteschaft, eine Schlange. Dabei handelt es sich um die ungiftige 1,4 bis 2,2 m lange im Süden Europas (Frankreich, Italien, Griechenland) und Westasien vorkommende Äskulapnatter.
Äskulap (gr. Asklepios; lat. Aesculapius) war der Sage nach der Sohn des Apoll und der sterblichen Koronis. Nachdem Apoll Koronis wegen Untreue getötet hatte, wurde der Knabe dem Zentauren Cheiron übergeben, der ihn zum Heiler ausbildete. Da er einen Toten zum Leben erweckt hatte, tötete Zeus selber den Äskulap. Der Kult des Äskulap verbreitete sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. von Epidaurus über das hellenistische Reich und löste im Laufe des 5. Jahrhunderts Apoll als Gott der Heilkunst ab. Im Verlauf einer schweren Pestepidemie in Rom im Jahre 293 v. Chr. verbreitete sich der Äskulap-Kult auch im römischen Reich. Während der Kaiserzeit wurde Äskulap einer der am meisten verehrten römischen Götter überhaupt.

Der Ausdruck "mit gespaltener Zunge zu sprechen", der vor allem Karl May-Lesern gut bekannt sein dürfte, deutet auf die Form der Zunge von Schlangen hin und bedeutet ein lügnerisches und zweideutiges Verhalten.

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