Kaukasusotter, Vipera kaznakovi

Allgemeines

Die Kaukasusotter (Vipera kaznakovi) kommt, wie ihr Name sagt, vor allem in der Kaukasusregion (Südrussland, Georgien, Armenien, Dagestan und Aserbaidschan), aber auch in Anatolien (Türkei) vor. Von der Schlange gibt es keine Unterarten.
Der Begriff Otter für eine Viper ist eher volkstümlich, während Viper die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung ist.

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Ottern) (viperidae)
Gattung Echte Viper (Vipera)
Art Kaukasusotter (Vipera kaznakovi)

Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Caucasian Viper
  • Französisch: Vipère du Caucase
  • Italienisch: Vipera del Caucaso

Aussehen, Verhalten

Diese Schlange erreicht eine Länge von ca. 0,60 bis 0,80 m. In der Mitte ihres Rückens zieht sich ein dunkles relativ breites und wellenförmiges Band entlang, das auf beiden Seiten von einer hellen, gelblichen oder auch ziegelroten Binde eingefasst ist. Die Seiten der Schlange zeigen eine eher schwarze Färbung.
Ihr Rumpf wirkt untersetzt und wird von 21 - 23 gekielten Schuppenreihen umgeben. Der eher ovale und auf der Oberseite schwarze Kopf hebt sich vom Hals und Rumpf ab. Ihre Augen haben senkrecht geschlitzte Pupillen. Auf der Unterseite (Bauchseite) ist die Schlange schwarz gefärbt. es gibt bei dieser Schlange eine so genannte Jugendzeichnung. Während dieser Zeit ist die Schlange eher bräunlich.
Das Tier gehört - wie ihre nahe Verwandte, die Kreuzotter - innerhalb der Gattung der echten Vipern (Vipera) zur Untergattung Pelias.

Sie ernährt sich in der Hauptsache von Mäusen, Echsen, Fröschen, jungen bzw. kleinen Vögeln oder sogar von Insekten. Diese Schlange ist lebend gebärend und bringt etwa zwischen 5 bis 15 Junge zur Welt. Diese tagaktive Schlange liegt gern in der Sonne und gilt als eher aggressiv. Man sollte sich dem Tier daher nicht zu sehr nähern. Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Distanz auf der diese Schlange zustoßen kann, etwa die Hälfte ihrer Größe beträgt. So kann man davon ausgehen, dass bereits in einer Entfernung von mehr als 1 m keine Gefahr besteht, gebissen zu werden. Bei Gefahr beginnt das Tier recht laut und vernehmlich zu zischen. Leider werden diese Warnsignale oft nicht ernst genommen und oftmals wird besonders von Touristen versucht, sich dem Tier dennoch zu nähern - z.B., um die Schlange zu fotografieren. Oft treten Touristen auch versehentlich auf das Tier. Daher gibt es mehr Bisszwischenfälle, als allgemein bekannt ist. Da es eher selten zu Todesfällen kommt, kommen viele gebissene Personen gar nicht erst in ärztliche Behandlung und daher werden viele Bissunfälle gar nicht erst gemeldet - besonders die von Einheimischen.

Vorkommen

Diese Schlange kommt vor allem an der Ostküste des Schwarzen Meeres und in den Regionen des Kaukasus, so in Südrussland, Georgien und in Anatolien (Türkei) vor.

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich über die sehr seltene Begegnung erfreuen.

Art des Giftes

Das Gift ist dem der Kreuzotter vergleichbar.
Bei dem Gift der Kaukasusotter handelt es sich um ein Gift mit einer hämorrhagischen Wirkung (auf dasBlut wirkend). Aber auch Proteasen, also das Gewebe zerstörende Eiweiße befinden sich in geringerer Menge in dem Gift. Neurotoxische Giftwirkungen sind bei der Kaukasusotter nicht zu erwarten. Das Gift gilt insgesamt als weniger gefährlich - auch wenn es meist zu heftigen und schmerzhaften Bescherden führt..

Folgen eines Bisses

Die Folgen eines Bisses sind mit denen nach einem Biss der Kreuzotter vergleichbar.
Das Gift der Kausasusotter gilt - wie das der Kreuzotter - als weniger giftig, was aber nicht heißt, dass es nicht zu dramatischen Folgen kommen kann. Auf jeden Fall sollte nach einem Biss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist zu vermeiden. Am Besten legt man sich auf den Boden und wartet auf Hilfe. Ein Arzt sollte nicht zu Fuß aufgesucht werden. Es kommt daher ein Transport per Kfz oder einem Krankenwagen in Betracht.
Ob bei einem Biss tatsächlich Gift injiziert wurde, zeigt sich relativ schnell an der Symptomatik an der Bissstelle. So schwillt z.B. ein gebissener Arm in der Umgebung der Bissstelle an und die Schwellung wandert allmählich den Arm entlang in Richtung Schulter. Dasselbe gilt für den Giftbiss an einem Bein. Aber auch ein Giftbiss am Körperstamm hat Schwellungen und Ödeme zur Folge. Außerdem kann sich die Umgebung der Bissstelle blau-rot. verfärben.
Bei allen europäischen Giftschlangen lassen sich im Prinzip die drei folgenden Vergiftungsstufen beobachten. Welche Art der Vergiftung im Einzelfall auftritt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, so u.a. dem Alter des Gebissenen (Kind), dem Allgemeinzustand und natürlich davon, wohin die Schlange gebissen hat:

  • Leichtere Vergiftung
    In der Umgebung der Bissstelle treten Schwellungen und evtl. ein kleineres Ödem auf. Dazu kommen Übelkeit meist mit Erbrechen, eine erhöhte Herzfrequenz (Herzklopfen). Außerdem gibt es Schmerzen um die Bissstelle herum.
  • Mittelschwere Vergiftung
    Die Schwellung breitet sich aus, Ödembildung, dazu kommen Entzündungen der Lymphbahnen mit Verknotung und Rötung (Lymphangitis), Erbrechen, Durchfall, krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, starke Blässe sowie ein erniedrigter Blutdruck
  • Schwere Vergiftung
    Starke, sich über die gebissene Extremität hinweg ausbreitende Schwellungen, wiederholtes Auftreten von (Kreislauf)Schockzuständen, bläuliche Hautverfärbung, Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusslosigkeit, evtl. auch ein Koma.

Schwere Vergiftungserscheinugen sind beim Biss einer Kaukasusotter in nur ca. 10 bis 15% aller Fälle zu erwarten. Neben (Klein)Kindern sind vor allem ältere oder gesundheitlich vorgeschädigte Menschen von schwereren Formen einer Vergiftung betroffen.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt diverse polyvalente Antiseren gegen das Gift der Kaukasusotter. Es muss außerdem bedacht werden, dass die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden ist. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es in der Regel ausreicht, die gebissene Person intensiv-medizinisch zu betreuen, und ein Anti-Serum nur bei sehr schweren Vergiftungen angewendet werden sollte.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren, und wenn möglich, töten und das Tier mit zu dem behandelnden Arzt nehmen
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser oder Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnell professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht empfehlenswert.

Prognose

In der Regel endet ein Biss der Kaukasusotter - wie beim Biss der Kreuzotter - relativ glimpflich und vor allem fast nie tödlich. Spätfolgen sind in der Regal nicht zu erwarten. Bei Kindern, körperlich Geschwächten oder beim Vorhandensein bestimmte Erkrankungen können jedoch Komplikationen auftreten. Ein allergischer Schock auf Grund des als Gift injizierten Eiweißes allerdings kann zu dramatischen Folgen führen und muss unbedingt ärztlich behandelt werden. Da ein derartiger Schock sogar bei Bienen- oder Wespenstichen tödlich geendet hat, ist hier eine besondere Aufmerksamkeit erforderlich, besonders natürlich bei bekannten Allergien!

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Vorbemerkung

In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.

Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de

Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240

Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30

Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen

Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte

Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240

Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240

München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar
Ismaninger Straße 22
81675 München
Tel.: 0049 - (0)89 - 19 240

Giftnotruf-Zentralen in Österreich

Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte

Giftnotruf-Zentralen in der Schweiz

Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Tel.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch

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