Rom: Stadtgeschichte

Allgemeines

Die Geschichte Roms würde für eine ausreichende Darstellung sicherlich Folianten über Folianten füllen: Von der vorrömischen etruskischen Zeit über die Jahrhunderte des Imperium Romanum hinweg zur Stadt der Päpste bis schließlich in die Neuzeit und die Gründung Italiens hinein, Rom war mehr als nur einmal Schauplatz vieler Kriege, vieler Konflikte, und wichtiger Entscheidungen, die Millionen von Menschen betrafen. Große Persönlichkeiten agierten von hier aus, lebten hier und wirkten hier. Ihre Namen sind allgegenwärtig. Die folgende kleine historische Darlegung der bedeutendsten Ereignisse der Stadt am Tiber kann lediglich einen Bruchteil dessen wiedergeben, was die Ewige Stadt an Erfahrungen gemacht hat.

Sagenhafte Gründung

Die Gründung der Stadt wird anhand einer festen Jahreszahl festgemacht, in der sich Geschichtsschreibung und Legende, Wissen und Vermutung die Hände reichen: Einer Überlieferung nach gilt als Geburtsstunde der Stadt das Jahr 753 v.Chr. Ganze Generationen von Geschichtsschülern haben sich zu diesem Datum den Spruch eingeprägt: Sieben, Fünf, Drei - Rom kroch aus dem Ei. Das erste besiedelte Gebiet der heutigen Stadt soll dabei der Monte Palatino, einer der sieben Hügel des heutigen Roms, gewesen sein. Glaubt man der römischen Mythologie, so waren es Romulus und Remus, auf welche die Gründung zurückgeht. Als Kinder des Kriegsgottes Mars (= Ares) und der vestalischen Priesterin Rhea Silvia seien beide Zwillingsbrüder gleich nach ihrer Geburt auf dem Tiber ausgesetzt, schließlich von einer Wölfin gefunden und gesäugt worden. Späterhin sei es der Hirte Faustulus gewesen, der die Kinder fand und großzog. In einem Streit tötete Romulus im Jünglingsalter seinen Bruder und gründete angeblich am 21. April 753 v. Chr. die Stadt Rom. Historiker meinen, dass diese Jahreszahl korrekt sein kann, auch wenn sie eher von einem Bündnis verschiedener kleinerer Dörfer zu einer einzigen großen römischen Siedlung ausgehen. Der Name Rom spielt auf die Mythologie und mithin auf Romulus an. Historisch sicherlich korrektere Vermutungen sehen den Ursprung im Namen Rumlna, den ein altes etruskisches Geschlecht geführt hatte.

Königreich und Republik

Roms Geschichte beginnt als Königreich, doch im Jahre 509 v.Chr. wurde der letzte etruskische König Tarquinius Superbus aus Rom vertrieben und das Königreich in eine Republik umgewandelt. Die Zahl 509 v. Chr. ist indes strittig geblieben. Die frühe Zeit der Republik war gekennzeichnet von Ständekämpfen zwischen den adligen Patriziern auf der einen und den rechtlosen Plebejern auf der anderen Seite.

Die Stadt expandierte zusehens und vereinnahmte die angegliederten Gebiete schnell. Es kam häufig zu Angriffen (bspw. durch die Kelten), so dass man die erste Stadtmauer errichtete, die Servianische Mauer. Weitere Bauwerke sollten im 4. Jahrhundert v. Chr. folgen wie etwa die Via Appia oder das erste römische Aquädukt. Trotz der Bedrohung v.a. unter dem Feldherrn Hannibal Barkas (247-183 v.Chr.) konnten die Römer die drei berühmten Punischen Kriege (264-146 v.Chr.) gegen die große nordafrikanische Konkurrenzmacht Karthago am Ende siegreich für sich entscheiden, die Expansionen fortführen, verstärken und die Machtstellung auf dem europäischen Kontinent festigen. Und das trotz der geradezu vernichtenden Niederlage der Römer während des 2. Punischen Krieges bei Cannae auf der apulischen Hochebene am 2. August 216 v.Chr. mit rund 50.000 Toten auf der Seite Roms. Darüber hinaus war durch die endgültige Vernichtung Karthagos im Jahr 146 v.Chr. durch den Römer Scipius Africanus die römische Provinz Africa entstanden.

Das Zweite Jahrhundert v. Chr. war gezeichnet von den Gracchen, den beiden Reformbrüdern Tiberius und Gaius Sempronius Gracchus. Jedoch scheiterten deren Versuche einer umfassenden Landreform. Sie wurden ermordet, und eine Zeit der Instabilität und der Bürgerkriege sollte folgen.

Im 1. Jahrhundert v. Chr. konnte sich Gaius Iulius Caesar als Diktator durchsetzen. Er unternahm breite Reformen, die jedoch durch seine Ermordung im Jahre 44. v.Chr. (in den Iden des Märzes) ein Ende fanden. Im 1. Jahrhundert v.Chr. war auch der Bau des Forum Romanums schon derart fortgeschritten, das eine Expansion notwenig erschien. Daher hatte Caesar damit begonnen, das Forum Iulium zu bauen. Rom, das politische und auch geographische Zentrum des Imperium Romanum, war zu einer Millionenstadt geworden, die mit zahlreichen technischen Meisterleistungen der Antike ausgestattet war. Die Stadt verfügte über ein gutes und weitläufiges Straßensystem, ein Frisch- und Abwassersystem, eine Feuerwehr, eine Art Polizei u.v.m.

Die römische Kaiserzeit

Mit Octavianus (63 v.Chr. - 14 n. Chr.) setzte die römische Kaiserzeit ein. Octavianus, oder besser Augustus, wie er sich als Kaiser nannte, betrieb nun die Anstrengungen Caesars weiter und ließ Rom weiter ausbauen. Er war der Großneffe und Caesars Haupterbe und war in den Nachfolgekämpfen um sein Erbe nach der Seeschlacht vom 2. September 31 v.Chr. gegen die Flotte von Marc Antonius und Kleopatra der Alleinherrscher in Rom.

Im Jahre 64 kam es zum berühmt-berüchtigten Brand von Rom, den die Geschichte Kaiser Nero als Verursacher vorwarf. Dieser hatte indes - wahrscheinlich nicht einmal zu Unrecht - den verhassten Christen in Rom die Schuld an der Feuerkatastrophe gegeben und viele von ihnen öffentlich grausam hinrichten lassen. Rom wurde durch den Brand aber nur für kurze Zeit in seiner Entwicklung zurückgeworfen.

Mit dem Aufstieg der Flavischen Dynastie ab 69 starteten weitere umfangreiche und gigantomanische Bauaktivitäten. Berühmtestes Bauwerk sollte das Kolosseum unter Kaiser Vespasianus werden, unter dessen Sohn Titus im den Ersten Jüdischen Krieg der Jerusalemer Tempel zerstört worden war. Die Kaiserforen kamen hinzu, wobei das letzte Forum zu Beginn des 2. Jahrhunderts unter Kaiser Traianus konstruiert worden ist. Überhaupt hatte Rom den absoluten zivilisatorischen Höhepunkt erreicht. Die Caracalla- und die Diokletianus-Thermen entstanden und die Maxentiusbasilika wurde gebaut. Der Gigantismus der Kaiser kannte keine Grenzen.

Im Jahre 312 besiegte Kaiser Constantinus Magnus seinen Rivalen Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Dieser historische Triumph wurde auf ein Bekehrungserlebnis des Kaisers zurückgeführt, in dem ihm das Zeichen des Kreuzes und die Weisung In hoc signo vinces. (= "In diesem Zeichen wirst Du siegen.") erschien. Fortan tolerierte Constantinus das Christentum und wies dem Papst eine Residenz im Römischen Lateranpalast zu. Das Papstum hatte bis dato in den Katakomben ein unwürdiges Leben geführt und sollte bald eine wichtige Rolle für die Stadt spielen. Das Papstum berief sich auf eine angebliche Urkunde Konstantins und leitete daraus Ansprüche auf eine souveräne geistliche und weltliche Landesherrschaft ab. Diese Konstantinische Schenkung wurde 1440 durch Lorenzo Valla als Fälschung entlarvt, doch war sie Jahrhunderte lang die rechtliche Basis des päpstlichen Herrschaftsanspruchs in ltalien gewesen.

Die Spätantike markierte den politischen Niedergang des Imperiums. Zahlreiche Desaster ereigneten sich und schnürten der römischen Hegemonie den Atem ab. Es waren vor allem das 5. und das 6. Jahrhundert, in denen die antike Bedeutung der Stadt immer mehr erlosch: Die Völkerwanderung überrannte das Römische Reich von Osten her und die "Urbs Aeterna" wurde 410 von den Westgoten, 455 von den Vandalen und weiterhin 472 von den Burgundern geplündert.

Im Jahre 476 ging das Weströmische Reich unter dem Ansturm der Ostgoten unter und der letzte römische Kaiser Romulus Augustulus wurde durch den weströmischen Offizier (wahrscheinlich germanischer Herkunft) Odoaker abgesetzt. Die bekannte antike Lebensweise hatte indes noch weiterhin Bestand. Jedoch sanken die Einwohnerzahlen auf 100.000 im frühen 6. Jahrhundert, was u.a. mit der an Konstantinopel (siehe auch Istanbul) verloren gegangenen Hauptstadtfunktion zusammenhing. Die Ostgoten aber hielten die römischen Bauwerke "am Leben". Indes brach im 6. Jahrhundert der Gotenkrieg zwischen den Ostgoten Italiens und dem oströmischen Kaiser Iustinianus aus. Der Kaiser hatte seine Feldherren Belisarius und Narses nach Italien gesandt in dem Bestreben, die erneute Reichseinigung herbei zu führen. Infolge des Krieges wurden durch den Ostgotenkönig Witichis im Jahre 537 alle römischen Wasserleitungen zunichte gemacht. Die Senatorenschicht, welche als Trägerin des antiken Erbes dieses zu bewahren gewusst hatte, wurde ausgelöscht und das urbane Leben erstarb unter den abwechselnden Belagerungskämpfen der Goten und der Byzantiner. Nur mit knapper Not entging Rom der totalen Zerstörung.

Ab 554 hatte Rom nach der Zerschlagung der letzten Ostgoten wieder de iure zum Oströmischen Reich gehört, auch wenn das aufstrebende Papstum immer mehr die Funktionen einer Ordnungsmacht wahrnahm. Weitere Belagerungen, Angriffe, Eroberungen und Plünderungen der Stadt am Tiber (durch Langobarden, Sarazenen und Normannen) ereigneten sich zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert. Teilweise war das Stadtgebiet hinter die Grenzen des Tibers zurückgewichen und nur noch von etwa 200.000 Menschen bewohnt.

Das päpstliche Rom - Hochmittelalter und die Frühe Neuzeit

Mit dem Fränkischen König Pippin III. (714-768), dem Sohn Karl Martells und Vater Karls des Großen (748-814), nahm die Geschichte Roms eine neue Wendung. Die Päpste beanspruchten nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches die weltliche Oberherrscht über das Territorium von Rom. Sie beriefen sich dabei auf die so genannte Pippin'sche Schenkung von 754, in der Pippin III. versprochen hatte, alle von den Langobarden eroberten Gebiete dem Papst zu übergeben. Diese Schenkung wurde später von Historikern als Fälschung enttarnt. Doch konnte das Papsttum daraus zunächst seine Oberhoheit legitimieren. So wurde Rom zur Hauptstadt des Katholischen Kirchenstaates, genannt Patrimonium Petri. Mit Karl dem Großen stieg die Macht des Papsttums weiter. Im Jahre 800 wurde Karl durch Papst Leo III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt.

Rom wurde mehr und mehr zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte frommer Christen aus aller Welt. Sie wurden angezogen vom Grabe des Apostels Petrus, der im Zuge der neronischen Christenverfolgungen nach dem Brand im Jahre 64 mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden war. Weiterhin vermutete die Kirche das Grab des Apostels Paulus in Rom. Unzählige weitere Reliquien ließen die Pilger jährlich zu Tausenden in die Stadt strömen.

Unter den Renaissancepäpsten blühte Rom kulturell wieder auf, wobei das so genannte Sacco di Roma ("Die Plünderung Roms") diese Entwicklung unterbrach. Damals hatten gedungene Truppen des Kaisers Karl V. (1500-1558) die Stadt geplündert und anschließend verwüstet.

Christliche Bauwerke schossen aus dem Boden und sind heute allgegenwärtig. Sie prägen das Stadtbild auf eine beeindruckende Weise. Neben den alten vier Patriarchalbasiliken, dem imponierenden Lateran aus dem 4. Jahrhundert, der Santa Maria Maggiore (6. Jahrhundert) traten nun in der Zeit der Renaissance und im Barock völlig neue Straßenzüge, diverse Obelisken, Brunnen, Plätze und imposante Paläste. Wundervollstes Bauwerk dieser Baubewegung ist natürlich der prächtige Petersdom mit seiner gigantischen Kuppel, entworfen von Michelangelo.

Die Geschichte war gnädig mit Rom und ließ der Stadt ihre Bauwerke.

Rom als Hauptstadt des Königreiches Italien

Infolge der Eroberung Roms durch die Truppen Napoléons (1769-1821) im Jahre 1797 und der Rückgabe der Stadt unter die päpstliche Hoheit im Jahre 1815, hatte sich ein starkes italienisches Nationalgefühl entwickelt, das die Einheit der Apennienhalbinsel forderte (= Risorgimento). Der Kirchenstaat ging im Jahre 1871 in den Wirren dieses Resorgimentos unter, so dass Rom nun zur Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs Italien wurde. Die Differenzen zwischen dem Papsttum und dem König gipfelten schließlich in den päpstlichen Dogmen vom Universalepiskopat und dem von der Unfehlbarkeit des Papstes ex cathedra. Beide immens bedeutende Dogmen wurden während des 1. Vatikanischen Konzeils erlassen, das durch den damaligen Papst Pius IX. einberufen worden war.

Unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini (1883-1945) wurden diese weltlich-geistlichen Konflikte mit der Verabschiedung der Lateranverträge beigelegt, die vom Staat und der Kirche im Jahre 1929 unterzeichnet wurden. Dieses Jahr gilt auch als Geburtsstunde des heutigen Vatikanstaates.

Im Jahre 1946, also nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, verließ der italienische König Viktor Emanuell III. (1869-1947) sein Land. Italien wurde kurz darauf zu einer Republik.

Rom als Hauptstadt der neuen Republik Italien

In den letzten 100 Jahren hat Rom seine Einwohnerzahl verzehnfacht. In der modernen Zeit entstanden vermehrt die Vorstädte Roms, die ähnlich anderen, bspw. in Paris, mehr als unschön sind. Das Problem ist, dass hier eine hohe Arbeitslosigkeit verbunden mit einer hohen Kriminalitätsrate herrscht.

Die Erneuerungen Roms im 20. Jahrhundert stießen immer wieder auf heftigste Kritik. Niemand kann genau sagen, wieviel architektonische Zeugen der Antike noch im Boden unentdeckt erhalten sind. Der Bau einer Tiefgarage in der Nähe des Petersplatzes bspw. traf im Jahre 2000 auf stärksten Widerstand und auch der Bau einer dritten U-Bahn-Linie wurde aus ähnlichen Gründen bis dato nicht umgesetzt.

Am 8. April des Jahres 2005 erlebte die Stadt einen gigantischen Menschenandrang, als der verstorbene Papst Johannes Paul II. (1920-2005) zu Grabe getragen wurde. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 3. bis 4 Millionen Menschen die Trauerfeierlichkeiten verfolgten.

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