Uruguay: Geschichte

Von der Vorzeit bis zum Jahr 1516

Uruguay ist wahrscheinlich seit etwa 11.000 v. Chr. besiedelt. Halbsesshafte Indianer und einige nomadisierende Stämme bewohnten das Land zur Zeit der eindringenden Spanier im 16. Jahrhundert. Die Charrua waren die größte und bekannteste Gruppe. Sie lebten als Jäger und Sammler und betrieben auch in geringem Maß Ackerbau.

Kolonialzeit vom Jahr 1516 bis 1810

Juan Díaz de Solís betrat 1516 das Nordufer des Río de la Plata als erster Europäer. Er und die meisten anderen Teilnehmer der Expedition wurden im gleichen Jahr von den Charruas getötet. Die kriegerische Charrua verhinderten erfolgreich eine Besetzung des Landes durch die Spanier. Fernando Magelhães erforschte das Land drei Jahre später bevor er 1520 zu seiner Entdeckungsreise in den pazifischen Ozean vordrang. Auch er wurde mit dem starken Widerstand der Indianer nicht fertig und seine geplante Weltreise verzögerte sich. Uruguay besaß keine Bodenschätze, so war die Region wirtschaftlich uninteressant für die Kolonialmächte.

Erst 1603 wurden hier Viehzüchter angesiedelt. In Folge der Rivalität zwischen Spanien und Portugal im 17. Jahrhundert geriet das Land zwischen Paraná und Uruguay wieder in den Blick der Kolonialmächte. Die Portugiesen gründeten 1680 das Fort Colonia del Sacramento, um mit den Spaniern in Buenos Aires zu konkurieren. Die Spanier gründeten 1724 Montevideo und mußten bis 1777 warten bis die Portugiesen abzogen. Das Land hieß Banda Oriental de Uruguay und wurde Teil des Vizekönigreiches Río de la Plata.

Unabhängigkeit von 1810 bis 1903

Unter ihrem Anführer José Gervasio Artigas (1764 - 1850) erhoben sich die Bewohner Uruguays im Jahre 1810 gegen Spanien. Im selben Jahr war in Argentinien die Unabhängigkeit ausgerufen worden. Argentinier unterstützten die Uruguayer in ihrem Kampf. 1811 wurde Montevideo belagert. 1814 mußte der spanische Gouverneur aus der Hauptstadt fliehen. Das Land geriet in Konflikt mit Brasilien und Argentinien, die beide die Banda Oriental beanspruchten. 1817 besetzte Brasilien das Gebiet, bis 1825 Freiheitskämpfer die Brasilianer vertrieben. 1828 wurde Uruguay als Staat von Brasilien anerkannt. 1830 wurde eine republikanische Verfassung verabschiedet.

Die politische Auseinandersetzung der Vertreter des Großgrundbesitzes (Blancos) und der Vertreter des Freihandels (Colorades) führte 1837 zu einem Bürgerkrieg. Argentinien intervenierte in diesem Konflikt auf Seite der konservativen Großbauern, Brasilien griff auf Seiten des liberalen Handelskapitals ein. Die Liberalen gewannen den Krieg und stellten von 1865 bis 1958 die Regierung. Als Dreierallianz führten Argentinien, Brasilien und Uruguay 1865 bis 1870 Krieg gegen Paraguay. Die Indianerstämme wurden schon während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet.

Reform- und Blütezeit von 1903 bis 1973

Im Jahre 1903 begann die Reformpolitik der Regierung von José Batlle y Ordonez. Er ließ die Infrastruktur und die Banken verstaatlichen. Seine Sozialpolitik brachte den Bürgern den Achtstundentag, Sozialversicherung und kostenlose Schul- und Hochschulausbildung. Im Gegensatz zu den anderen Staaten Südamerikas wurde die Verfassung geändert und das Präsidialsystem in ein Kollegialsystem umgewandelt. Der Präsident teilt in diesem System die Macht mit dem Nationalrat. Der wirtschaftliche Erfolg des Landes wurde durch Viehzucht und Export begründet. Anfang der Dreißigerjahre erfasst die Weltwirtschaftskrise Uruguay und Präsident Luis Alberto Herrera löste den Nationalrat und das Parlament auf und errichtete eine Diktatur.

Als sich die Wirtschaft während und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erholte, wurde der Nationalrat und das Parlament wieder einberufen. Das Präsidentenamt wurde daraufhin von 1952 bis 1966 abgeschafft. 1967 wurde wieder eine Präsdialverfassung verabschiedet. Eine weitere Wirtschaftskrise führte zu einem Regierungswechsel bei den Wahlen 1958. Die neue konservative Regierung löste die Wirtschaftsprobleme nicht, geriet jedoch in Konflikt mit der Stadtguerilla "Tupamaros" in Montevideo. Deren terroristische Aktionen und die Militäreinsätze der Regierung brachten Uruguay an den Rand des Bürgerkrieges.

Weltweite Aufmerksamkeit erhielt Uruguay, als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs der deutsche Panzerkreuzer "Admiral Graf Spee", der im Südatlantik unterwegs war, nach einem Gefecht mit britischen Kriegsschiffen am 13. Dezember 1939 schwer beschädigt im neutralen Hafen von Montevideo Zuflucht suchte. Die Regierung stellte der Besatzung ein Ultimatum, den Hafen wieder zu verlassen oder sich internieren zu lassen. In Unkenntnis der wahren Stärke der britischen Flotte vor dem Hafengebiet entschloss sich der Kapitän Hans Langsdorf am 17. Dezember 1939, das Schiff im Rio de la Plata, ca. 3 Seemeilen vom Hafen entfernt, zu versenken. Er selber erschoss sich am 19. Dezember 1939 in Buenos Aires wohin sich die Besatzungsmitglieder begeben hatten und interniert wurden.

Diktatur und Demokratisierung von 1973 bis heute

1973 wurde das Parlament vom Präsidenten aufgelöst. 1976 putschte das Militär und übernam die Macht bis 1984. Die Parteien und die Gewerkschaften wurden verboten. Die permanente Wirtschaftskrise konnte aber auch so nicht behoben werden und die Bevölkerung verweigerte 1980 den Militärs in einer Volksabstimmung über Verfassungsänderungen die Gefolgschaft. 1985 erreichten Demonstrationen und Streiks die Abdankung der Junta. Die folgenden Regierungen verfolgten eine neoliberale Politik. Seit 1995 ist Uruguay Mitglied in der Freihandelszone Mercosur. Im Jahr 2002 geriet Uruguay in den Strudel der argentinischen Währungskrise.

Viele Argentinier hatten Geld bei Banken in Uruguay angelegt und nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Argentiniens ihre Guthaben in Uruguay aufgelöst. Folge war die Schließung der Banken in Uruguay, mit der die Regierung in Montevideo die Krise in den Griff kriegen wollte. Im weiteren brach der wichtige Exportmarkt um 23% ein. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 17%. Der weit entwickelte Sozialstaat, der dem Land die demokratische Stabilität ermöglichte, geriet in Kritik. Hohe Inflation, hohe Auslandsverschuldung und Bankenkrise belasten seitdem die Wirtschaft von Uruguay. Trotzdem ist die Mittelklasse in Uruguay relativ wohlhabend und die extreme Unterschiede zwischen Arm und Reich, wie sonst in Südamerika üblich, sind unbekannt.

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