Tunesien: Geschichte

Tunesien bis etwa zum Jahr 1000

Ab dem 11. Jh. v. Chr. entwickelte sich auf dem Gebiet des heutigen Tunesien die punische Kultur. Um 800 v. Chr. gründeten phönizische Siedler die Stadt Karthago.

Die Seefahrernation beherrschte in der Folgezeit das gesamte westliche Mittelmeer und gründete zahlreiche Kolonien.
Die Herstellung von Eisen und Zinn sowie der Handel mit Purpur, Stoffen und Gewürzen brachten weiteren Reichtum.

Mit der Expansion Roms kam es zum Konflikt zwischen den beiden Mächten. Durch die Punischen Kriege im 2. Und 3. Jh. v. Chr. verlor Karthago seine Vormachtstellung und wurde im Jahr 146 v. Chr. von den Römern zerstört. Als "Provincia Africa" war es daraufhin eine der reichsten Kolonien Roms. In den Jahren 439 bis 533 n. Chr. wurde Tunesien von den Vandalen beherrscht.
Ab 533 gehörte es zum Byzantinischen Reich. Ab 670 wurde das Land von den Arabern erobert, die es vollständig islamisierten. Der bis zum 15. Jh. anhaltende Zustrom muslimischer und jüdischer Flüchtlinge aus Spanien förderte die Entwicklung von Kunst und Wissenschaften im Maghreb.

Tunesien vom 13. bis zum 17. Jahrhundert

Unter der Herrschaft der Hafsiden, die 1226 begann, wurde Tunesien im Jahre 1574 von den Osmanen eingenommen.
Hussain ben Ali, ein türkischer Offizier, begründete 1705 die Bey-Dynastie der Hussainiden, die das Land bis Mitte 19. Jh. als weitgehend autonome Provinz des Osmanischen Reiches regierten.
1871 wurde die Unabhängigkeit Tunesiens vom Osmanischen Reich anerkannt. 1881 zwang Frankreich den Bey, im Bardo-Vertrag Tunesien unter französische Schutzherrschaft zu stellen.

20. Jahrhundert bis heute

Während der Kämpfe in Nordafrika im Zweiten Weltkrieg (1942/43) sympathisierte der Bey Mohammed el-Munsaf mit den Deutschen und Italienern. Im Mai 1943 wurde er durch Mohammed el-Amin ersetzt.

Nach blutigen Unruhen im Jahre 1953 erlangte Tunesien am 20. 3. 1956 die Unabhängigkeit. Der neue Ministerpräsident Habib Bourguiba (1903-2000) setzte 1957 den Bey ab und übernahm 1975 das Amt des Staatspräsidenten. Frankreich musste 1963 den Stützpunkt Bizerte abgeben.

1987 wurde Bourguiba wegen Krankheit abgesetzt und Zine el-Abidine Ben Ali (geb. 1936) übernahm das Präsidentenamt. Obwohl Oppositionsparteien zugelassen waren, gewann die Regierungspartei bei den Wahlen 1989 alle Parlamentssitze, die Präsidentschaftswahlen 1994 und 1999 bestätigten Ben Ali in seinem Amt.

1995 schloss Tunesien als erster Mittelmeerdrittstaat ein Kooperationsabkommen mit der Europäischen Union ab. 2002 wurde ein Verfassungsreferendum u.a. zur Wiederwahl des Präsidenten für weitere Amtszeiten erlassen und 2004 wurde Ben Ali erneut wiedergewählt.

In der ersten Januarwoche 2011 kam es zu blutigen Aufständen, die ursprünglich von arbeitslosen und perspektivlosen Jungakedemikern ausging, aber in seiner Folge große Teile der Bevölkerung ergriff. Infolge der Demonstrationen trat Präsident Ben Ali am 14.Januar 2011 zurück und flüchtete nach Saudi Arabien. Der bisherige Ministerpräsident übernahm vorerst die Macht und verhängte den Ausnahmezustand. Aber nach ca. 24 Stunden wurde er durch den Präsidenten des Unterhauses des Parlaments Mbazaas ersetzt. Am 17. Januar nahm eine Übergangsregierung unter dem Ministerpräsidenten Mohammed Ghannouch ihre Arbeit auf. In der Regierung befinden sich auch drei Mitglieder der bisherigen Opposition.

Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis des Jahres 2015 ging an das tunesische "Quartett für den nationalen Dialog“. Das Quartett besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem tunesischen Arbeitgeberverband (UTICA), der tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer.
Nach der so genannten Jasminrevolution Anfang 2011 hatten die vier Verbände sich zu einer Plattform zusammengeschlossen, um die Demokratisierung des nordafrikanischen Landes zu fördern.
Nach einer Mitteilung des Komitees wurde der Preis für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben.
Denn seinerzeit habe die Gefahr bestanden, dass der Demokratisierungsprozess aufgrund politischer Morde und sozialer Unruhen zusammenbrechen könnte.
Der Preis sollte aber auch ein Ansporn für alle diejenigen sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen.

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