Demokratische Republik Kongo: Geschichte

Bis etwa zum Jahr 1000

Eine erste Besiedlung des Gebietes erfolgte bereits etwa 10.000 v. Chr. In den Regenwaldregionen kann die Existenz von Jäger- und Sammlergesellschaften der Pygmäen ab ungefähr 2500 v. Chr. belegt werden. Um 500 v. Chr. begann die Einwanderung von Sudangruppen und Niloten aus Nord- und Ostafrika, die von Viehzucht und Agrarwirtschaft lebten. In der Upemba-Senke entwickelten sich ab dem fünften Jahrhundert verschiedene Kulturen, ebenso am Kabambasee. Im achten Jahrhundert entstand die kisalische Kultur um die Städte Sanga und Katongo am Kisalesee mit einer bereits relativ fortgeschrittenen Kupfer- und Eisenbearbeitung. Durch die Entwicklung eines weitreichenden Handelsnetzes wurde die Region relativ wohlhabend und es begannen sich Städte zu bilden. Die zunehmende Zentralisierung durch das Häuptlingssystem führte zur Entstehung mächtiger Königreiche.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo existierten in der Zeit vor der Kolonialisierung mehrere Königreiche. Die Entstehung des Königreichs Kongo, einer Föderation aus vier Teilstaaten mit der Hauptstadt Mbanza Kongo, wird auf etwa 1370 datiert. Zur Zeit der portugiesischen Entdeckung betrug die Ausdehnung des Reiches rund 300.000 km². Es umfasste das gesamte westliche Viertel des heutigen Kongo sowie Teile des heutigen Nord-Angolas und der Republik Kongo. Anfang des 16. Jahrhunderts begann der damalige Herrscher des Königreiches eine Politik der Kooperation mit Portugal, die letztlich zur politischen Abhängigkeit führte. Durch den Sklavenhandel wurden ganze Landstriche entvölkert und das Kongo-Reich löste sich allmählich auf. Im Jahre 1665 ergriff Portugal die endgültige Kontrolle über das Land und unterteilte es in Einzelprovinzen.

Im Süden des heutigen Kongo entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus verschiedenen Bantu-Stämmen die Kuba-Föderation, die aufgrund ihrer schwer erreichbaren Lage und ihrer aktiven Abschottung erst spät von Kolonialisierung und Sklavenhandel betroffen waren. Während der Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert wurde es zunehmend instabil und löste sich schließlich auf.

Ebenfalls vom 16. bis zum 19. Jahrhundert bestand das Königreich der Luba im Südosten der Provinz Katanga, die im Südosten des heutigen Kongo liegt. Der sagenumwobene Gründer Kongolo wurde Ende des 16. Jahrhunderts ermordet, und danach kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen um den Thron, da das Königtum keine dynastische Grundlage besaß.

Im 18. und 19. Jahrhundert

Mit der Zerstörung seiner Staatswesen wurde Zentralafrika wehrlos gegen den Sklavenhandel, der mit Beginn des 18. Jahrhunderts durch Europäer, Afro-Araber und einige afrikanische Völker wie z.B. die ghanaischen Akan so umfassend und systematisch betrieben wurde, dass die Region sozial und wirtschaftlich verwüstet wurde.

Vom Anfang des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden zwischen 13 und 20 Millionen afrikanische Sklaven verschifft, davon etwa fünf Millionen von der Küste Kongos und Angolas.Trotzdem existierten bis zum Ende des 19., teilweise bis Anfang des 20. Jahrhunderts weitere Königreiche im Kongo. So existierten das Königreich der Mangbetu von 1815 bis ca. 1895 und das Sultanat der Zande von 1860 bis ca. 1912. Es handelte sich dabei jedoch um Vasallenstaaten der Kolonialreiche oder um kleinste Einheiten in völlig abgelegenen Gegenden.

In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts begann der schottische Missionar David Livingstone mit der Erforschung des Kongobeckens, bald gefolgt von dem englischen Journalisten H. M. Stanley, und leitete damit die Erkundung Zentralafrikas durch die Europäer ein.Im Auftrag des belgischen Königs Leopold II erwarb Stanley zwischen 1879 bis 1885 durch Kaufverträge mit Bantu-Häuptlingen weite Teile des Landes entlang des Flusses Kongo, baute eine Verbindungsstraße zum schiffbaren Teil des Flusses und gründete die Stadt Léopoldville (heute Kinshasa).

Im Jahre 1885 erklärte sich Leopold II. zum Eigentümer des so genannten Kongo-Freistaates. Dies geschah auf der Berliner Kongo-Konferenz, wo im Zuge der Aufteilung der eroberten afrikanischen Gebiete unter den beteiligten europäischen Staaten auch die Grenzen dieses neuen Staates festgelegt wurden. Das Land wurde kolonisiert, die Bevölkerung zur Zwangsarbeit auf Plantagen, im Bergbau und im Wegebau gezwungen. Im Jahre 1908 musste Leopold II den Freistaat an Belgien verkaufen.

Zwischen 1880 und 1920 hatte sich die Bevölkerung des Kongo durch koloniale Gewaltverbrechen, Hunger, Entkräftung durch Überarbeitung und Krankheiten etwa halbiert.

Im 20. und 21. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkrieges erlebte die Wirtschaft von Belgisch-Kongo als Rohstofflieferant für die Alliierten einen starken Aufschwung. Gleichzeitig begann sich eine nationale Befreiungsbewegung im Land zu entwickeln, die in den Unruhen in Léopoldville (heute Kinshasa) 1959 gipfelte. Am 30. 6. 1960 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung der Republik Kongo. Bei den Wahlen im Mai 1960 wurde J. Kasavubu als Präsident und P. Lumumba als Ministerpräsident gewählt.

Im Juli 1960 meuterten die Truppen des Landes, zur selben Zeit erklärte sich die reiche Provinz Katanga (heute Shaba) unter belgischer Mitwirkung unabhängig. Lumumba rief die Vereinten Nationen zu Hilfe, Militär wurde entsendet. Trotzdem wurde Lumumba im September des Jahres gestürzt und im Januar 1961 ermordet. Die Ostprovinz bildete vorübergehend eine separate Regierung.

1963 wurde die Sezession Katangas durch UN-Truppen gewaltsam beendet. Nach deren Abzug 1964 brachen in mehreren Provinzen blutige Unruhen aus. Mit amerikanischer Unterstützung wurde 1964 Tschombé Ministerpräsident, er schlug mit Hilfe von weißen Söldnern die Rebellenarmee. Der Bürgerkrieg forderte seit 1960 etwa eine Million Todesopfer. 1965 wurde Präsident Tschombé durch Kasavubu zum Rücktritt gezwungen.

Kurz darauf kam General J.-D. Mobutu durch einen Putsch an die Macht. Er ließ mehrere Oppositionspolitiker hinrichten und verstaatlichte 1966 die Kupferbergwerke. 1967 erließ er eine neue Verfassung mit zentralistischen Zügen und gründete die Einheitspartei "Revolutionäre Volksbewegung" (MPR). Um seine Eigenständigkeit zu demonstrieren, wurde das Land 1971 in Zaire (nach dem alten Namen des Flusses Kongo) umbenannt, damals wurden auch sämtliche europäischen Namen durch afrikanische ausgetauscht. Mobutus mehr als drei Jahrzehnte währende Diktatur beruhte auf Gewalt, Korruption und der frühzeitigen Ausschaltung sämtlicher alternativer Machtzentren. Er stützte sich dabei auf das Militär und verbündete sich mit den USA. Ein von Angola aus erfolgter Einfall von Rebellen in Shaba in den Jahren 1977 und 1978 wurde mit marokkanischer, französischer und belgischer Hilfe zurückgeschlagen.

In den 80er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des Landes trotz der extremen Rohstoffreichtümer zunehmend. Außen- und innenpolitischer Druck zwangen Mobutu 1991, ein Mehrparteiensystem zuzulassen. Die kurz darauf einberufene Nationalkonferenz wählte im Dezember 1992 einen Hohen Rat der Republik als interimistische Legislative. Eine Übergangsverfassung wurde verabschiedet. Die wirtschaftliche Lage Zaires verschlechterte sich trotzdem weiter und marodierende Soldaten verursachten Unruhen.

Unter Einfluss der Flüchtlingsströme aus Ruanda wurde 1997 die geschwächte Diktatur Mobutus gestürzt, L. D. Kabila wurde neuer Machthaber. Er veranlasste die Umbenennung Zaires in Demokratische Republik Kongo. Bereits im Sommer 1998 erhoben sich die Banyamulenge gegen ihn. Sie erhielten dabei Militärhilfe von Ruanda und Uganda. Kabila wurde von Truppen aus Angola, Namibia, Simbabwe, Tschad und Sudan unterstützt. Es wurde ein Bürgerkrieg ausgelöst, der trotz des Waffenstillstandsabkommens von 1999 in Lusaka bis zum Jahre 2002 andauerte. In den Jahren 1998 bis Anfang 2005 wurden laut Angaben des "International Rescue Committee" im Kongo mindestens 3,8 Millionen Menschen durch gewaltsame Auseinandersetzungen getötet.

Im Jahr 2000 wurde durch den UN- Sicherheitsrat die MONUC (Mission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo) mit Hauptquartier in Kinshasa eingerichtet.

Am 16. Januar 2001 wurde Kabila Opfer eines Attentats. Sein Sohn Joseph Kabila übernahm daraufhin dessen Amtsgeschäfte. Er forcierte den Friedensprozess, und im Dezember 2002 konnte in Pretoria ein Friedensabkommen zwischen Regierung und Rebellen abgeschlossen werden, in dessen Folge Anfang 2003 eine gemeinsame Regierung gebildet wurde. Im selben Jahr kam es im Osten des Landes zum Ausbruch eines der Virunga-Vulkane, der zahlreiche Menschenleben forderte. Ein langjähriger Konflikt zwischen Milizen der Hema und Lendu im Nordosten Kongos führte im Mai 2003 zu blutigen Massakern in der Distrikthauptstadt Bunia, eine französische Eingreiftruppe wurde für drei Monate in die Region entsendet. Joseph Kabila hatte außerdem einen Putschversuch im Jahr 2003 sowie etliche Erhebungen, Aufstände und Revolten abzuwehren.

Am 17. Mai 2005 verabschiedete das Parlament die neue Verfassung des Landes, die u.a. eine verstärkte Dezentralisierung des Staates und eine Verringerung der Macht des Staatsoberhauptes beinhaltet. Bei den Wahlen am 30. Juli 2006 gewann Joseph Kabila (geb.1971) zwar die Wahl, verfehlte aber die absulute Mehrheit. Bei der Stichwahl am 29. Oktober 2006 besiegte er seinen Mitbewerber Jean-Pierre Bemba mit rund 58% der Stimmen. Seine Vereidigung fand dann am 6. Dezember 2006 statt. Kabila regierte bis zum
24. Juni 2019. Sein Nachfolger als Präsident wurde Félix Antoine Tshisekedi Tshilombo (geb. 1963).

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