Spitzmaulnashorn

Systematische Einteilung

Nashörner kennt der Europäer allenfalls aus Zoologischen Gärten. Wer aber diese großen Tiere einmal in freier Natur erleben möchte, der muss schon nach Afrika in einen Nationalpark reisen.

Es gibt vier Gattungen der Familie der Nashörner, von denen wir bei goruma unter der Rubrik Tiere noch das Breitmaulnashorn vorstellen. Da vier Gattungen sind:

Diceros
Cerathodeum
Dicerorhinus
Rhinoceros

Von der hier vorgestellten Gattung Diceros gibt es nur eine Art - das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) - auch als Schwarzes Nashorn bezeichnet.

Ordnung Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie Nashörner (Rhinoceritidae)
Gattung (Diceros)
Art Diceros bicornis

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Hooked-lipped rhinoceros, Black rhinoceros
  • Französisch: Rhinocéros noir

Einleitung

Nashörner gelten als ungeduldige, jähzornige und angriffslustige Gesellen. In Wirklichkeit sind sie aber harmlose, geradezu gemütliche Pflanzenfresser, die jedem unnötigen Ärger aus dem Weg gehen. Fühlen sie sich aber bedroht oder wird ein Bulle von einem rangniederen Bullen provoziert, zeigt sich ihr Temperament.

Mit gesenkten Köpfen stehen sie einander gegenüber, schnaufen lautstark und scharren mit den Hinterbeinen. Werden sich die Konkurrenten über ihren Status nicht einig, kommt es zu Kopfstößen und Hörnergefechten, bei denen in der Regel keine Verletzungen auftreten. Ihre Hörner sind es auch, welche die Nashörner an den Rand des Aussterbens gebracht haben, obwohl der Handel mit Nashornprodukten seit 1977 weltweit untersagt ist. In der traditionellen asiatischen Medizin wird das Horn zu Pulver zermahlen und als eine Art Allheilmittel eingesetzt. Es soll fiebersenkend wirken, gegen Malaria und Epilepsie helfen und den Geschlechtstrieb anregen. Dabei handelt es sich um reinen Aberglauben, wie pharmakologische Untersuchungen beweisen konnten.

In manchen Ländern, vor allem im Jemen, wird es als Dolchgriff verwendet und gilt dort als Statussymbol. Nachdem die asiatischen Nashörner so selten geworden waren, dass der Bedarf an Hörnern nicht mehr gedeckt werden konnte, wurden auch die afrikanischen Tiere gewildert. Ihnen wurden nur die Hörner abgeschnitten und nach Asien exportiert. Zwischenzeitlich wurden die Hörner mit Gold aufgewogen und erzielten dadurch noch höhere Preise. Inzwischen konnten sich die Bestände wieder leicht erholen. Das Spitzmaulnashorn ist der häufigste Vertreter in Zoologischen Gärten.

Vorkommen

Spitzmaulnashörner kommen in engumgrenzten Bereichen im südlichen Teil des Afrikanischen Kontinents vor.

Dort findet man sie im Westen in Angola und Namibia, im Osten in Tansania und Mosambique. Des Weiteren kommen sie in Simbabwe und Südafrika vor. Ihr Bestand wird auf etwa 3.600 Exemplare geschätzt.

Verbreitungskarte des Spitzmaulnashorns © goruma

Merkmale

Auffälligstes Merkmal des Spitzmaulnashorns sind zweifelsohne seine beiden Hörner, von denen das vordere das hintere überragt und bis 130 cm lang werden kann. Der lange, schmale Kopf macht fast ein Drittel der Gesamtkörperlänge aus. Die trichterförmigen Ohren sind auffallend groß und besitzen einen kleinen Haarsaum. Die spitze Oberlippe überragt die Unterlippe und ist zu einem Greiforgan ausgebildet. Die breiten Backenzähne besitzen charakteristische Schmelzfalten, so dass sie ihre Nahrung wie mit einer Feile zermahlen können. Die schiefergraue, faltenfreie und haarlose Haut umspannt einen massigen Körper, der auf säulenartigen, kurzen Beinen ruht. Männchen (Bullen) und Weibchen (Kühe) sind gleich groß und werden bis 3,20 m lang, erreichen eine Schulterhöhe von 1,55 m und ein Gewicht von 1,5 Tonnen. Der Schwanz ist 60 cm lang und unbehaart.

Lebensweise und Lebensraum

Das Spitzmaulnashorn lebt in dichtem Busch, lichtem Wald, offenen Steppenlandschaften und sogar in Halbwüsten. Nashörner leben in so genannten Heimbereichen, die sie auch in der Trockenzeit nicht verlassen. Die Größe des Heimbereichs richtet sich nach dem Nahrungs- und Wasserangebot. Gibt es im eigenen Heimbereich kein Wasser, verlässt das Nashorn diesen alle paar Tage zum Trinken und Baden. Staub- und Wasserbäder sind lebensnotwendig für die Hautpflege und verschaffen zudem Abkühlung.

Mit Vorliebe fressen sie Zweige und junge Triebe, die sie mit ihrer kräftigen, spitzen Oberlippe wie mit einer Hand umfassen und abreißen. Dabei schrecken sie auch vor dornenbewehrten Büschen nicht zurück. Gerne ziehen sie so auch die ganz jungen Triebe von Bäumen und Büschen aus dem Boden. Spitzmaulnashörner sind also wahre Landschaftsarchitekten, die nachhaltig zum Erhalt der offenen Grasebenen beitragen und so einer Vielzahl von Organismen das Überleben sichern. Nashörner sind ausgesprochene Einzelgänger, manchmal bilden sich vorübergehend kleine Gruppen weiblicher Tiere aus.

Sie zeigen kein sehr ausgeprägtes Territorialverhalten und häufig überlappen sich ihre Heimbereiche. Zur Kommunikation mit Artgenossen setzen sie Kot und Urin ein, mit dem sie ihre Anwesenheit in einem bestimmten Gebiet kundtun. Männchen können ihren Urin 3-4 Meter weit spritzen, sehr zum Leidwesen so manchen Zoobesuchers. Bullen und Kühe kommen sich nur während der Brunst näher. Die Paarung dauert bis zu 1 ½ Stunden, danach trennen sich die Wege der Eltern meist wieder. Gelegentlich bleibt der Bulle noch einige Zeit bei seiner Partnerin. Nach einer Tragezeit von 15 Monaten bringt die Kuh ein einziges Kalb zur Welt, das ein Geburtsgewicht von etwa 50 kg aufweist. Das Junge wird etwa 18 Monate gesäugt und bleibt anschließend noch einmal die gleiche Zeit mit der Mutter zusammen. Die Kühe werden mit 4 Jahren, die Bullen mit 8 Jahren geschlechtsreif. Die Lebenserwartung beträgt 40 Jahre.

Feinde

Gesunde, ausgewachsene Tiere haben bis auf den Menschen keine natürlichen Feinde. Kranke und junge Tiere können aber das Opfer von Löwen und Hyänen werden.

Besonderheiten

Die Hörner sind verhornte Oberhautgebilde ohne Knochenstütze. Sie sind daher nicht mit denen der Gazellen oder unserer Hausrinder zu vergleichen.
Auf ihrem Rücken reitend befindet sich im Gefolge der afrikanischen Nashörner fast immer eine Schar von Madenhackern. Diese amselgroßen Vögel befreien ihren Wirt von Zecken und anderen lästigen Hautparasiten. Zusätzlich übernehmen sie die Funktion einer Alarmanlage. Da Nashörner nicht besonders gut sehen können, nehmen die Vögel sich nähernde Menschen eher wahr und reagieren mit warnenden Rufen. Häufig sieht man auch die weißen Kuhreiher in der Nähe oder gar ebenfalls auf dem Rücken der Nashörner. Sie schnappen sich die Insekten, die von den großen Tieren aufgescheucht werden.

Angriffe auf Menschen kommen äußerst selten vor, da Nashörner ihre Nähe meiden und bei Wahrnehmung ihres Geruchs normalerweise flüchten. Gegen Objekte, die sie aber nicht kennen, werden nicht selten Scheinangriffe durchgeführt. Die Tiere stürmen in vollem Galopp auf das Ziel zu und drehen meist kurz vorher ab. So werden manchmal auch Termitenhügel, Bäume und Safari-Jeeps attackiert. Gelegentlich kommt es hierbei zu Blechschäden.

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