Gangesgavial

Allgemeine Bemerkungen

Der Gangesgavial (Gavialis gangeticus) erreicht eine durchschnittliche Länge von 3,50 bis 4,50 m, in seltenen Fällen über 5 m – bei einem Gewicht von 160 bis 250 kg.
Trotz seines etwas befremdlich wirkenden Namens gehört er zur Ordnung der Krokodile

Gliederung, Taxonomie

Ordnung Krokodile (Crocodylia)
Familie Gaviale (Gavialidae)
Gattung Echte Gaviale (Gavialis)
Art Gangesgavial (Gavialis gangeticus)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Gharial
  • Französisch:

Aussehen, Merkmale


Dabei sind die Weibchen im Allgemeinen etwas kleiner und schmächtiger als Männchen. Ihre Oberseite ist olivgrün bis hellbraun gefärbt und mit dunkleren Banden und Flecken versehen. Die Schuppen auf dem Rücken sind meist rechteckig, während die Bauchseite nicht beschuppt ist.

Im Verhältnis zur Länge des Kopfes hat der Gangesgavial die längste Schnauze aller Krokodile. Sie ist ausgesprochen schmal und die Zähne im Ober- als auch im Unterkiefer sind auch bei geschlossenem Maul gut sichtbar. Der sehr lange Schwanz ist seitlich abgeflacht.
Die Pupille ist senkrecht geschlitzt und verengt sich bei Lichteinfall. Hinter der Netzhaut des Auges befindet sich eine reflektierende Schicht, die es dem Gangesgavial möglich macht, auch in der Nacht relativ gut zu sehen.
Das Hörvermögen ist sehr gut entwickelt und lässt das Tier besonders Geräusche bzw. Töne mit niedrigen Frequenzen gut wahrgenommen. Unter Wasser wird der Gehörgang mittels eines Muskels verschlossen.
Charakteristisch für sie ist ihre lange, schmale Schnauze, die mit zunehmendem Alter dicker wird. Auffallend ist bei den Männchen ein wulstartiger Fortsatz auf der Spitze ihres Maules.
Die Zischlaute aus den darunter liegenden Nasenlöchern werden durch diese Verdickung variiert und verstärkt und hat eine wichtige Funktion bei der Balz.

Vorkommen, Lebensweise

Den Gangesgavial findet man nur noch in begrenzten Gebieten in Pakistan, im nördlichen Indien am Ganges sowie an dessen Nebenflüssen Chambal und Brahmaputra sowie in Nepal am Fluss Rapti-Narayani. In Bangladesh, Bhutan und Myanmar wurden die Tiere ausgerottet. In ihren Lebensbereichen bevorzugen die Tiere sowohl langsam wie auch schnell fließende Gewässer mit nicht zu geringer Tiefe und ausgedehnten und sandigen Ufern.
Wie alle Reptilien, so gehören auch die Gangesgavial zu den wechselwarmen Tieren, die erst durch Sonne ihre richtige Temperatur erreichen. Dafür gehen sie an Land und bleiben hier teilweise stundenlang in der Sonne liegen. Die besonders heiße Mittagszeit verbringen Gangesgaviale allerdings im Wasser.
In den frühen Morgenstunden sind sie von der kühlen Nacht her noch recht träge. Aber mit steigenden Körpertemperatur wächst ihre Beweglichkeit. Bei Gefahr einer Überhitzung, verlieren sie über das aufgesperrte Maul über einströmende kühlere Luft überschüssige Energie, sollte das nicht reichen, suchen sie im Wasser nach Abkühlung.
Da ihre Extremitäten relativ schwach entwickelt sind, können sie sich an Land nur sehr mühsam bewegen, aber wegen ihrer Schwimmhäute sind sie im Wasser dafür umso beweglicher. Daher gehen sie nur zum Sonnenbaden und die Weibchen zusätzlich zur Eiablage an Land.
Die Gangesgaviale leben meist in kleinen Gruppen mit einem Männchen und einigen Weibchen zusammen

Fortpflanzung, Jungtiere

ie Paarungszeit beginnt frühestens im Dezember, meist jedoch erst gegen Ende Januar und erfolgt im Wasser. Danach hat das Männchen mit dem Schutz der Gelege und der Aufzucht der Jungen nichts mehr zu tun. hat er im Folgenden nichts zu tun. Kurz vor der Eiablage Anfang April gräbt das Weibchen eine bis zu 0,5 m tiefe und bis zu 1,50 breite Mulde in die sie – in Abhängigkeit von ihrem Alter - zwischen 20 bis 70 Eier ablegt und anschließend mit Sand und Erde bedeckt. Danach beschützt sie das Gelege vor Fressfeinden.
In Abhängigkeit von der Bruttemperatur schlüpfen die Jungen, die sich selber aus der abgedeckten Mulde befreien nach 80 bis 95 Tagen.
Es sei erwähnt, dass bei Bruttemperaturen über 30° Celcius überwiegend Männchen und bei Temperaturen darunter eher Weibchen schlüpfen.
Auch nach dem Schlupf bewacht das Weibchen ihre Jungen und begleitet sie ins Wasser. Im Gegensatz zu anderen Krokodilen trägt sie die Jungen jedoch nicht im Maul dorthin sondern begleitet sie nur. Ab der vierten oder fünften Woche überlässt das Weibchen ihren Nachwuchs dann sich selbst. Die Nahrung der Jungtiere besteht aus kleinen Fischchen und wirbellosen Tieren.
Ab dem zweiten Lebensjahr haben sie eine Größe erreicht, mit der sie keine Fressfeinde mehr zu befürchten haben.

Beutetiere, Nahrung

Gangesgaviale ernähren sich in der Hauptsache von Fischen sowie von im Wasser schwimmenden Amphibien, kleineren Reptilien, Weichschildkröten, Vögeln und Kleinsäugern. Die Tiere sind typische Lauerjäger, die oft stundenlang darauf warten, bis sich ein Beutetier in erreichbarer Nähe befindet.
Da die Tiere ihre Beute im Ganzen verschlingen, schlucken sie in bestimmten Abständen kleinere Steine, die im Magen bei der Verdauung hilfreich sind

Feinde, Gefärdung

Gangesgaviale gehören mittlerweile zu den stark gefährdeten Reptilienarten. In der Roten Liste der IUCN werden sie als stark gefährdet (Endangered) gelistet. Das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) stellt die Gangesgaviale in ihrem Anhang I unter weltweitem Schutz.
Bis in die 1970er Jahre wurden die Tiere stark verfolgt und standen kurz vor der totalen Ausrottung. In Myanmar und Bangladesh haben die Tiere nicht überlebt.
In Indien leben derzeit nur noch schätzungsweise zwischen 1.400 und 1.500 Tiere, in Pakistan und Nepal zusammen noch etwa 200 Tiere.
Trotz der Schutzmaßnahmen werden die Tiere wegen ihrer Haut und des schmackhaften Fleisches aber immer noch getötet. Aus der Haut werden Schuhe, Gürtel oder Taschen hergestellt und teuer verkauft.
Aber auch die zunehmende Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume, z. B. durch das Aufstauung von Flüssen, die Überfischung der Gewässer und die extreme Wasserverschmutzung verringern die Bestände.

CITES

Die "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora"; (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freivorkommender Tiere und Pflanzen) ist eine internationale Konvention, die einen nachhaltigen, internationalen Handel mit den in ihren Anhängen gelisteten Tieren und Pflanzen gewährleisten soll. Die Konvention wird nach dem Ort der Erstunterzeichnung am 3. März 1973 in Washington, D.C. auch verkürzt als ;Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) bezeichnet.
Allerdings greift CITES nicht in die Souveränität der Unterzeichnerstaaten ein - die Umsetzung und der Vollzug obliegen jedem Mitgliedstaat selbst.
Das Sekretariat von CITES hat seinen Sitz in Genf.

Mensch und Gangesgavial

Im Wasser ist das Tier für einen Menschen extrem gefährlich. Wer die Bisswunde eines mittelgroßen Hundes kennt, kann sich vorstellen wie die Verletzungen nach Bissen diese bis über 4 m großen Tieres aussehen.
Auch ist durchaus mit dem Tod nach einem Angriff durch das Tier zu rechnen, zumal er einen badenden Menschen nicht als Bedrohung sondern als Beute ansieht.
Es grenzt daher an einen Suizidversuch, in Gewässern zu baden, in denen die Tiere vorkommen (können)

Danksagung

Dem Zoo Berlin sind wir für die Zurverfügungstellung der fantastschen Abbildung des Gangesgavial zusammen mit der Borneo-Flussschildkröte zu großem Dank verpflichtet.
Wer diese Tiere lebend erleben will, sollte dem Zoo und seinem Aquarium einen Besuch abstatten.
Mit Hilfe der hier dargestellten Beschreibung des Tieres ist ein Besuch im Zoo umso lehrreicher!

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