Kupferkopf, Agkistrodon contortrix

Allgemeines

Der Nordamerikanische Kupferkopf gehört zur Familie der Vipern und zur Unterfamilie der Grubenottern, von denen es weit über 100 gibt. Er ist unbedingt zu unterscheiden von den Australischen Kupferköpfen, die zur Familie der Elapidae gehören.

Von dem hier dargestellten Nordamerinischen Kupferkopf gibt es fünf Unterarten. Es sei erwähnt, dass im Oktober 2022 in Bremerhaven zweimal Kupferköpfe von Fachkräften der Feuerwehr eingefangen werden mussten. Die Herkunft der Schlangen konnte nicht geklärt werden und blieb ein Geheimnis.

Gliederung, Taxonomie

FamilieVipern (Viperidae)
Unterfamilie Grubenottern (Crotalinae)
GattungDreieckskopfotter (Agkistrodon)
ArtNordamerikanischer Kupferkopf (Agkistrodon contortrix)
Unterarten- Südlicher Kuperkopf (Agkistrodon contortrix contortrix)
- Breitbandkupferkopf (Agkistrodon contortrix laticinctus)
- Nördlicher Kupferkopf (Agkistrodon contortrix mokasen)
- Osage- Kupferkopf (Agkistrodon contortrix phaeogaster)
- Trans-Pecos-Kupferkopf (Agkistrodon contortrix pictigaster)

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Copperhead (snake)
  • Französisch: tête en cuivre
  • Spanisch: cabeza de cobre

Aussehen, Verhalten

Diese Schlange wird etwa 70 cm bis 130 cm lang. Sie besitzt einen hell-rötlich oder braunen Untergrund, auf dem sich unregelmäßig verlaufende rotbraune Querbänder befinden. Der Kopf ist ocker- bis kupferfarben und besitzt im hinteren Bereich eine dunkle Färbung. Das Tier ist, je nach Verbreitungsgebiet und Jahreszeit, tag,- dämmerungs- oder auch teilweise nachtaktiv. Die Schlange ernährt sich vor allem von kleineren Nagetieren, Vögeln, Fröschen und Eidechsen. Sie pflanzt sich lebendgebärend über 1-17 Junge pro Wurf fort.

Vorkommen

Der Kupferkopf kommt mit allen seinen Unterarten im Osten der USA, bis hoch nach New York und in Nordostmexiko vor. Die Schlange bevorzugt als Lebensraum bewaldete Hügel und niedrige Berge. Dort lebt sie auf Viehweiden, sumpfigen Wiesen und Auenwäldern. Sie sich gern unter Baumstümpfen oder Laubhaufen. Sie kommt in den folgenden US-Bundesstaten vor:

Alabama Arkansas
Connecticut Delaware
Florida Georgia
Illionois Indiana
Iowa Kansas
Kentucki Louisiana
Maryland Massachusetts
Mississippi Missouri
New Jersy New York
North Carolina Ohio
Oklahoma Pennsylvania
South Carolina Tennessee
Texas Virginia/Westvirginia

Vermeidung eines Bisses

Da sich die Schlange oft gut getarnt versteckt hält und auf Grund ihrer Färbung extrem schlecht zu erkennen ist, sollte man beim Betreten gefährdeter Gebiete besondere Vorsicht walten lassen. Das Mitführen eines längeren Stocks, mit dem man beim Laufen vor sich den Boden abtastet ist zu empfehlen. Da die Schlange aufgrund ihrer Größe meist nur die untere Beinregion erreichen kann, bietet hohes und festes Schuhwerk einen relativ guten Schutz. Auf jeden Fall sollte man nicht in Felsvorsprünge oder in nicht gut einsehbares Gebüsch u.ä fassen

Art des Giftes

Das Gift der Schlange weist, wie das von vielen Grubenottern, Komponenten verschieden wirksamer Gifte auf. Kaum ausgeprägt sind dabei jedoch neurotoxische Anteile in dem Gift. Die wichtigsten Anteile sind Proteasen, also Eiweiße, die zur Auflösung von einer Reihe von Geweben führen und daher für die starken Gewebsnekrosen und die Ödembildung verantwortlich sind. Außerdem enthält das Gift die Blut-Gerinnung störende Anteile. Das kann bis hin zu einem völligen Zusammenbruch der Blutgerinnung durch die so genannte Verbrauchskoagulopathie führen.

Folgen eines Bisses

Kupferkopfbisse gehören mit zu schmerzhaftesten aller Schlangenbisse. Die ersten Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlange sind sehr schnell (nach bereits ca. 15 Min.) mit Unterblutungen und Ödeme mit Blasenbildung um die Bissstelle herum. In Abhängigkeit von der Größe derartiger Unterblutungen und Ödeme kann es zu erheblichen Gewebezerstörungen kommen. Weitere relativ schell auftretende Symptome sind- wie erwähnt - sehr starke Schmerzen um die Bissstelle sowie Schwellungen.

Auch Hautblutungen werden beobachtet (Ekchimosen). Oft bleibt es aber im Wesentlichen bei diesen lokalen Symptomen. Aber es kann auch zu leichteren Blutgerinnungsstörungen kommen. Schwerere Folgen können ein Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufschock sowie Herzrasen sein. Ach Schwindelanfälle können auftreten. Weiterhin können ausgedehnte Ödeme dem Organismus so viel Flüssigkeit entziehen, dass es zu einem so genannten hypovolämischen Schockzustand kommen kann. Es ist ohne Behandlung durchaus mit einem tödlichen Ausgang zu rechnen. Die geschädigten Hautpartien sind außerdem stark für bakterielle Infektionen anfällig.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt mindestens zwei polyvalente Antiseren. Aber dessen Anwendung ist nur bei schweren systemischen Vergiftungs-Fällen erforderlich und sinnvoll, nicht zuletzt deswegen, weil die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zum lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden ist. Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass lokale Reaktionen mit der Folge von einem Gewebsuntergang selbst bei einer relativ schnellen und optimalen Antiserum-Therapie nicht wesentlich beeinflusst werden können.

Die ersten Schäden an der Bissstelle zeigen sich ca. 30 Minuten und sind dann in ihrem weiteren Verlauf durch die Gabe eines Antiserums kaum noch aufzuhalten. Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt in einem entsprechenden Fach-Zentrum erfolgen. Wegen der ausgedehnten Ödeme ist die sofortige Infusion von physiologischer Kochsalzlösung sinnvoll. Der Hämatokrit sowie die Plasmaelektrolyte sind kontinuierlich zu prüfen und Normabweichungen ggf. therapeutisch zu behandeln. Außerdem sollte der Wundbereich unbedingtmit Antibiotika zu behandeln.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange möglichst identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen - besondersan der Bissstelle
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung bei den zu erwartenden Gerinnungsstörungen, da es zu unkontrollierten Blutungen kommen kann

Achtung
Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht nur nicht empfehlenswert, sondern verschlimmert die lokalen Folgen oft sogar beträchtlich.

Prognose

Auch ohne Behandlung ist eher seltener mit dem Tod zu rechnen. Aber auf Grund der über die Ödembildung und Unterblutungen das Gewebe zerstörerischen Potenzials des Giftes dieser Schlange ist durchaus mit bleibenden Schäden an der Umgebung der Bissstelle zu rechnen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Vorbemerkung

In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.

Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de

Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240

Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30

Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen

Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte

Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240

Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240

München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar

Persönliches Erleben

Im Spätsommer des Jahres 2019 wurde der Bekannte einer Mitarbeiterin von Goruma in Texas in den USA von dieser Schlange in den Unterschenkel gebissen. Der zweiundzwanzigjährige Student war mit einigen amerikanischen Freunden gewandert und hatte bei der Wanderung, etwas außerhalb von Houston, kurz den Wanderweg verlassen, um neben dem Weg im Gebüsch zu pinkeln. Der Student verspürte nach dem Biss sehr schnell unglaublich starke Schmerzen, zudem wurde im übel und schwindelig, außerdem schwoll das Bein stark an. Zum Glück reagierten seine amerikanischen Freunde recht schnell und hatten ihn mit dem nicht allzu weit entfernten Geländewagen in ein sehr gutes Krankenhaus in Houston gefahren. Hier wurde er sofort stationär aufgenommen musste hier und einige Tage verbleiben. Wegen der Gewebezerstörungen am Bein musste er sich später einer Hauttransplantation unterziehen. Erst nach über einem Jahr hatte er den Biss auch psychisch einigermaßen überwunden, wird jedoch durch das Hautimplantat immer wieder daran erinnert. Es ist sicherlich nicht verwunderlich, dass er eine extreme Schlangenphobie entwickelt hat. Er lebt mittlerweile in Ungarn, wo er jetzt, anstelle von Jura, Medizin studiert.

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