Kleinasiatische Bergotter, Montivipera xanthina

Allgemeines

Die Kleinasiatische Bergotter kommt vor allem im asiatischen Teil der Türkei vor. Aber sie kommt auch auf einer Reihe der Türkei vorgelagerten und zu Griechenland gehörenden Inseln wie Samos oder Lesbos vor. Von der Schlange gibt es vier Unterarten
Ein Biss dieser Schlange sollte unbedingt ärztlich behandelt werden und gehört zu den eher giftigeren Bissen. Ihr Name Montivipera xanthina stammt von der südwest-türkischen Stadt Xanthus ab.
Zusammen mit der Hornotter gehört sie zu den giftigsten Schlangen, die in Europa vorkommen.

Systematische Einteilung

Familie Vipern (Viperidae)
Unterfamilie Echte Vipern (Viperinae)
Gattung Echte Ottern (Montivipera)
Art Kleinasiatische Bergotter (Montivipera xanthina)
Unterarten - Montivipera xanthina xanthina
- Montivipera xanthina nilsoni
- Montivipera xanthina dianae
- Montivipera xanthina occidentalis


Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Ottoman Viper, Coastal Viper
  • Französisch: Vipère montagnarde
  • Italienisch: Vipera ornata

Aussehen, Verhalten

Ihre Größe liegt zwischen etwa 70 cm bis zu 1 m. Ihre Färbung ist meist ein helleres Grau mit einem dunkelgrauen Muster. Auf ihrer Körperoberseite hat sie ein wellen- oder zickzackförmiges Muster.
Für Urlauber ist es empfehlenswert, sich bei den Einheimischen nach ihrem konkreten Vorkommen zu erkundigen. Die Erfahrung hat aber leider gezeigt, dass Einheimische aus verschiedenen Gründen oft das Vorkommen von Giftschlangen in ihrer Region gänzlich leugnen. Sicherlich nicht zuletzt deswegen, um Gäste oder Besucher nicht zu verängstigen und den wirtschaftlich wichtigen Tourismus nicht zu schädigen.
Das Verhalten der Kleinasiatische Bergotter lässt sich als wenig aggressiv beschreiben. Ein Biss ist daher für den Menschen nur als Verteidigung bei zu dichter Annäherung zu erwarten.Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Distanz auf der diese Schlange zustoßen kann, etwa die Hälfte ihrer Größe beträgt. So kann man davon ausgehen, dass bereits einer Entfernung von mehr als 1 m keine Gefahr besteht, gebissen zu werden. Das Tier ist vorwiegend tag- und dämmerungsaktiv. Sie ernährt sich vorwiegend von Kleinsäugern, frisst aber auch Vögel und Eidechsen. Ihre jungen brinnt sie lebend zur Welt.

Vorkommen

Wie erwähnt, kommt sie fast in der gesamten westlichen Türkei sowie auf zahlreichen der türkischen Küste vorgelagerten Inseln vor.
So beispielsweise auf den griechischen Inseln Samos, Patmos oder Lesbos. Außerdem kommt sie in Syrien vor.
Man findet sie in Höhen bis zu etwa 3.000 m.

Vermeidung eines Bisses

Gebiete, in denen diese Schlange vorkommen kann, sollte nur mit festem und hohem Schuhwerk begangen werden. Beim Klettern darf nicht in Felsspalten u.ä. gefasst werden. Beim Suchen von Beeren oder beim Pflücken von Zweigen oder Blüten nicht ohne besondere Vorsicht in Gebüsche, Sträucher o.ä. greifen. Eventuell mit einem Stock diese vorher vorsichtig abklopfen. Beim Laufen ist fest aufzutreten Das Tier sollte nicht gereizt und auf keinen Fall sollte im Falle einer Begegnung versucht werden, es zu fangen oder gar zu töten. Bei einer Begegnung auf Abstand bleiben bzw. gehen und sich über die sehr seltene Begegnung erfreuen.
Bei einer zu großen Annäherung beginnt das Tier sehr laut zu zischen- was an einen Blasebalg erinnern kann.

Art des Giftes

Bei dem Gift der Kleinasiatischen Bergotter, wie bei praktisch allen europäischen Giftschlangen, handelt es sich um ein Gift mit einer hämorrhagischen Wirkung. Aber auch Proteasen, also das Gewebe zerstörende Eiweiße befinden sich in dem Gift.
Auch ein geringer Anteil, der neurotoxisch wirkt, ist vorhanden, entfaltet aber in der Regel kaum eine Wirkung.

Folgen eines Bisses

Das Gift der Kleinasiatische Bergotter zählt zu den gefährlichen Toxinen - sie ist neben der Hornotter die gefährlichste europäische Giftschlange - und ein Biss muss sehr ernst genommen werden.
Sofern es möglich ist, sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Jede körperliche Anstrengung nach einem Biss ist unbedingt zu vermeiden. Am Besten legt man sich auf den Boden und wartet auf Hilfe. Ein Arzt sollte auf keinen Fall selber zu Fuß aufgesucht werden. Es kommt daher ein Transport per Kfz oder gar mit einem Hubschrauber in Frage. Dabei ist es sicherlich sinnvoll, evtl. auch die Hilfe der Armee in Anspruch zu nehmen. Dabei ist der Hinweis auf eine private Bezahlung sicherlich recht hilfreich.

Ein gebissener Arm kann in der Umgebung der Bissstelle stark anschwellen und die Schwellung wandert allmählich den Arm entlang in Richtung Schulter.
Dasselbe gilt für den Giftbiss an einem Bein. Aber auch ein Giftbiss am Körperstamm hat meist Schwellungen und Ödeme zur Folge.
Bei allen europäischen Giftschlangen lassen sich im Prinzip die 3 folgenden Vergiftungsstufen beobachten. Welche Art der Vergiftung im Einzelfall auftritt, hängt von zahlreichen Faktoren ab, so u.a. dem Alter des Gebissenen (Kind), dem Allgemeinzustand und natürlich davon, wohin die Schlange gebissen hat und in welchem Zustand sie sich befand:

  • Leichtere Vergiftung
    in der Umgebung der Bissstelle Schwellungen, evtl. kleineres Ödem, Übelkeit meist mit Erbrechen, eine erhöhte Herzfrequenz (Herzklopfen)
  • Mittelschwere Vergiftung
    die Schwellung breitet sich aus, starke Ödembildung, Entzündung der Lymphbahnen mit Verknotung und Rötung (Lymphangitis).
  • Schwere Vergiftung
    starke, sich über die gebissene Extremität hinweg ausbreitende Schwellungen. Erbrechen, Durchfall, krampfartige Schmerzen im Bauchbereich, starke Blässe sowie ein erniedrigter Blutdruck wiederholtes Auftreten von (Kreislauf)Schockzuständen, bläuliche Hautverfärbung, Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusslosigkeit, evtl. Koma.

Schwere Vergiftungserscheinungen sind beim Biss dieser Schlange relativ häufig zu erwarten, und sicherlich häufiger als beim Biss einer Kreuzotter, wo sie in ca. 10 bis 15% aller Fälle (davon über 50% Kinder) auftreten. Neben (Klein)Kindern sind vor allem ältere oder gesundheitlich vorgeschädigte Menschen von der schwereren Form einer Vergiftung betroffen.

Gegenserum (Antiserum)

Es gibt diverse polyvalente Gegenseren. Polyvalente Antiseren wirken gegen eine Reihe von verschiedenen Schlangen, - aber meist nicht so wirkungsvoll wie monovalente. Monovalente Antiseren wirken nur gegegen eine Art bzw. Unterart, dann aber wirkungsvoller.
Es muss aber bedacht werden, dass die Gabe eines Antiserums stets mit der Gefahr einer allergischen Reaktion bis hin zu einem lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock verbunden ist.
Daher ist dessen Anwendung stets im Einzelfall genau abzuwägen und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt erfolgen.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den gebissenen Arm in eine Schlinge legen bzw. das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange identifizieren
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder, bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften u.ä. und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen, Ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen. Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu Durchblutungsstörungen kommen

Neben diesen allgemeinen Maßnahmen ist das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes auf keinen Fall empfehlenswert..

Prognose

Der Verlauf der Vergiftungserscheinungen der Kleinasiatischen Bergotter ist als ernste gesundheitliche Bedrohung anzusehen. In der Regel ist eine intensive Beobachtung und gegebenenfalls auch Therapie erforderlich.
Bei einer sachgerechten Versorgung ist eher nicht mit einem tödlichen Verlauf zu rechnen.
Spätfolgen sind hin und wieder in Form von anhaltenden Nekrosen, die einer Hauttransplantation bedürfen und - allerdings selten - in Form einer Amputation der gebissenen Extremität zu erwarten.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen:

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Tel.: 0043 - 4275 - 23165
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Giftnotruf-Zentralen, die auch vom Ausland aus 24-stündig erreichbar sind, finden Sie hier >>>

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