Gewöhnliche Puffotter, Bitis arietans

Allgemeines

Der heute noch ab und zu verwendete Name "Bitis lachesis" für die Gewöhnliche bzw. Gemeine Puffotter geht auf eine Beschreibung des Naturforschers Laurenti (Cobra lachesis) zurück und ist mittlerweile nicht mehr korrekt. Es sei erwähnt, dass etwa 60% aller Schlangenbisse in Afrika auf dieses Tier zurückgehen - obwohl sie als relativ bissfaul gilt.
Von der hier dargestellten Art Bitiis arietans gibt es die beiden Unterarten:
Bitis arietans arietans
Bitis arietans somalica


Die Bitis arietans gehört zur Gattung der Puffottern, von der es insgesamt 17 Arten gibt. Eine davon ist beispielsweise die sehr giftige Gabunviper. Die gewöhnliche Puffotter gehört mit zu den giftigen und gefürchteten Schlangen Afrikas und gehört dort mit zu den am weitesten verbreiten Giftschlangen.

Bitis albanica
Bitis armata
Bitis atropos
Bitis caudalis
Bitis cornuta
Bitis gabonica
Bitis heraldica
Bitis inornata
Bitis nasicornis
Bitis parviocula
Bitis peringueyi
Bitis rhinoceris
Bitis rubida
Bitis schneideri
Bitis worthingtoni
Bitis xeropaga

Systematische Einteilung

Familie Giftviper (Viperidae)
Gattung Puffotter (Bitis)
Art Gewöhnliche Puffotter (Bitis arietans)

Ausländische Bezeichnungen:

  • Englisch: Puff adder
  • Französisch: vipère heurtante

Aussehen, Verhalten

Die Schlange besitzt eine Länge zwischen etwa 1,20 bis maximal 1,90 m. Die Grundfärbung der Schlange ist grau, gelb, hell- bis dunkelbraun oder rötlich. Auf ihrem Rücken befinden sich dunkle Markierungen in V-Form, die hell gesäumt sind. Ihre Schuppen sind stark gekielt. Der Kopf ist groß und dreieckig geformt und meist von brauner Farbe mit hellen Streifen an den Seiten, er setzt sich stark vom übrigen Körper ab. Ihr Schwanz ist hell und dunkel geringelt. Das männliche Tier besitzt dabei einen längeren Schwanz als das Weibchen.Die Schlange besitzt einen ausgesprochen kräftigen Körper. Sie wirkt daher eher plump und träge, was aber eine verhängnisvolle Täuschung sein kann, da dieses Tier aus jeder Lage blitzschnell nach allen Seiten - auch nach oben - zustoßen kann. Puffottern bewegen sich oft nicht schlängelnd sondern mittels des so genannten "Raupenkriechens" - das heißt relativ gerade - fort. Ihr Fortbewegungsgeschwindigkeit ist allerdings eher langsam.
Die Schlange besitzt vorne zwei relativ lange Giftzähne, die sie nach hinten "klappen" kann.
Die Schlange greift den Menschen eher nicht an, es sei denn, dass man direkt auf sie tritt oder sie anderweits belästigt oder überrascht und sie sich bedroht fühlt. Dann bläst sie sich drohend und fauchend auf. Bei jungen Schlangen kann das sogar dazu führen, dass sie sich bis zum Doppelten ihrer Größe aufblasen. Das Fauchen stammt von stoßweise ausgeatmeten Luft. Sofern sie zubeißt geschieht das blitzschnell - und zwar mit einer Geschwindigkeit von ca. 7 Meter pro Sekunde,
Sie ist, je nach Wetter und regionalem Vorkommen, tag-, dämmerungs- und nachtaktiv. Während ihrer inaktiven Phase liegt sie meist gut versteckt und getarnt im hohen Gras oder unter Steinen oder Wurzeln.
Sie lebt in offenen lichten Wäldern, Steppen, Savannen oder auch Oasen. Sie ist lebend gebärend. Dabei sind Würfe mit über 100 Jungen möglich. Als Nahrung dienen ihr überwiegend Kleinsäuger wie Mäuse oder Ratten, aber auch Vögel, Echsen und Amphibien stehen auf ihrem Speiseplan.

Vorkommen

Die Schlange kommt in Afrika, und zwar südlich der Sahara mit einigen nördlichen isolierten Vorkommen (Niger, Marokko, Algerien und Westsahara) vor. Weiterhin findet man sie auch in Teilen der saudiarabischen Halbinsel. Die Schlange lebt auch in höheren Lagen. Ihr Vorkommen im Einzelnen:

Äquatorial Guinea Äthiopien
Algerien Angola
Benin Botswana
Burundi Burkina Faso
Demokratische Republik Kongo Elfenbeinküste
Eritrea Gabun
Gambia Ghana
Guinea Guinea-Bissau
Kamerun Kenia
Liberia Malawi
Mali Marokko
Mauritanien Mosambik
Namibia Niger
Nigeria Oman
Republik Kongo Ruanda
Sambia Saudi Arabien (Südwesten)
Senegal Sierra Leone
Simbabwe Somalia
Südafrika (Republik) Swasiland
Tansania Togo
Uganda Zentral Afrikanische Republik

Die Unterart Bitis arietans somalica kommt in Somalia und Nordkenia vor

Vermeidung eines Bisses

Diese tag-, dämmerungs- und nachtaktive Schlange liegt, wie erwähnt, während ihrer Ruhephase meist gut getarnt im hohen Gras oder unter Steinen oder Wurzeln. Da das Tier sehr träge und wenig aggressiv ist, kommt es nur zu einem Biss, wenn sich die Schlange durch eine zu dichte Annäherung bedroht fühlt oder man gar auf sie tritt. Es ist daher beim Begehen gefährdeter Gebiete besonders sorgsam vorzugehen. Die Verwendung eines langen Stocks hat dabei sich bewährt. Hohes und festes Schuhwerk bieten ebenfalls einen recht guten Schutz.

Art des Giftes

Ihr Gift ist ein sehr starkes, vor allem das Blut (Hämotoxin) schädigendes Gift. Das Gift der gewöhnlichen Puffotter zerstört u.a. die Blutgefäße und führt zu starken Gewebs-Blutungen. Eine Beeinflussung der Blutgerinnung findet nicht immer statt. Weiterhin kommt es zu einer starken Blutdrucksenkung bis hin zum tödlichen Kreislaufschock. Weiterhin gibt es kardiotoxische, also das Herz schädigende, Anteile in dem Gift.

Folgen eines Bisses

Die ersten Symptome nach einem Vollbiss dieser Schlange sind Unterblutungen und Ödeme mit Blasenbildung um die Bissstelle herum, außerdem kommt zu sehr starken Schmerzen und Schwellungen, die sich bis zum Körperstamm ausdehnen können. Ihre größte Ausdehnung können sie erst nach zwei Tagen erreichen. In Abhängigkeit von der Größe derartiger Unterblutungen und Ödeme kann das zu erheblichen Gewebezerstörungen bis hin zu einem Kompartmentsyndrom führen. Weiterhin können die ausgedehnten Ödeme dem Organismus so viel Flüssigkeit entziehen, dass es zu einem so genannten hypovolämischen tödlichen Kreislaufschock kommen kann. Ein Kreislaufschock gilt als eine der häufigsten Ursachen für einen tödlichen Ausgang. Die geschädigten Hautpartien sind außerdem stark für Infektionen anfällig. Weiterhin kann sich ein Gangrän, also eine bestimmte Form einer Nekrose (Gewebsuntergang) bilden. Blutungen aus der Bissstelle, aus dem Darm und den Mund- und Nasenschleimhäuten wurden beobachtet. Auch ein Nierenversagen kann die Folge einer derartigen Vergiftung sein.

Erste Hilfe

Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

  • unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch. Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
  • die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst schienen.
  • sofern es irgendwie möglich ist, sollte die gebissene Person im Liegen transportiert werden
  • die Schlange sollte möglichst eindeutig identifiziert werden
  • darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle
  • die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser, Säften und nicht als Alkohol, Cola oder Kaffee
  • alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle Hilfe bekommt
  • das Aussaugen oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
  • das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung, da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann

Das Anlegen eines Immobilisierungs - Druckverbandes ist nach einem Biss dieser Schlange nicht empfehlenswert, da er die Giftwirkung verstärken kann. Aber eine leichte Bandage kann sinnvoll sein.

Gegenserum (Antitoxin)

Es gibt diverse polyvalente Antiseren. Dessen Anwendung solte aber stets im Einzelfall genau abgewogen werden und sollte nur durch einen erfahrenen Arzt in einem entsprechenden Zentrum erfolgen. Wegen der ausgedehnten Ödeme ist die Infusion von physiologischer Kochsalzlösung sinnvoll. Der Hämatokrit sowie die Plasmaelektrolyte sind kontinuierlich zu prüfen und Normabweichungen ggf. therapeutisch zu behandeln. Außerdem ist generell eine Behandlung mit Antibiotika und ggf. eine Tetanusauffrischung erforderlich, um Infektionen zu verhindern.

Prognose

Ohne Behandlung ist mit dem Tod zu rechnen. Aber insgesamt rechnet man bei einer adäquaten Behandlung nur mit einer Letalität von bis zu 5%. Auf Grund des das Gewebe zerstörerischen Potenzials des Giftes dieser Schlange ist mit bleibenden Schäden an der Umgebung der Bissstelle zu rechnen - bis hin zu Amputationen.

Zusammenarbeit

Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit einer sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen.
Der Reptilienzoo bzw. die Schlangenfarm - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern und Mambas - um nur einige zu nennen.
Die Schlangenfarm eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen.
Sie liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83
9564 Patergassen
Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - 676 - 734 4 270

Giftnotruf in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Vorbemerkung

In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den oft zahlreichen Ländern, in denen eine Giftschlange jeweils vorkommt, hier darzustellen.

Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Österreich oder in die Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar halfen, Leben zu retten.

Österreich
Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte

Schweiz
Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Te.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch

Neuen Kommentar hinzufügen