Toulon: Stadtgeschichte

Von den Anfängen Toulons bis zur Französischen Revolution

Die Geschichte der Stadt Toulon lässt sich immer durch ihren außerordentlichen Standort am Mittelmeer erklären. Im Jahre 150 v. Chr. kamen römische Seemänner in der Reede an und gründeten eine Kolonie. Dort mischten sie sich mit dem ligurischen Volk, das dem Kult Télo, der Göttin der sprudelnden Quellen anhing. Die kleine Stadt wurde daher nach ihr Télo-Martius genannt. Télo-Martius war damals auch eine der zwei kaiserlichen Färbereien, die das Purpurrot herstellte.

Télo, die bald Tholon wurde, bemühte sich, seinen Standort vor den Plünderungen von Piraten und Sarazenen zu schützen, indem Ausgucke rund um die Reede aufgestellt wurden. Die berühmte Burg von Faron wurde damals auf dem Berg errichtet, dem er ihren Namen gab.

Erst 1481 wurde das Königreich der Provence dem Königreich von Frankreich angeschlossen und damit ebenso die Stadt Tholon. Ludwig XII. ließ nun seine Kriegsschiffe vom Hafen von Tholon für die Italienkriege auslaufen. Zu dieser Epoche bekam die Reede neue Verteidigungsbauten, wie beispielsweise den Königsturm.

Später ließ zwar Heinrich IV. die erste Darse (= Hafenbecken) errichten, die Stadt erhielt aber ihren wirklichen Aufschwung erst mit dem Sonnenkönig. Colbert, der Finanzminister von Ludwig XIV., traf damals die Entscheidung, Tholon zum Immatrikulationshafen der Königsgaleere zu machen, während Marseille das Monopol des Handels bekommen sollte. Der französische Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban schuf die Darse Neuve, schob die Stadtmauer hinaus in den Westen und ließ weitere Verteidigungsbauten wie Türme und Burgen errichten.

Von Napoléon Bonaparte bis zur Gegenwart

Während der französischen Revolution ging Napoléon bei der Belagerung von Toulon in die Geschichte ein. Nachdem Ludwig XVI. 1793 auf der Guillotine hingerichtet worden war, übergaben die Royalisten von Toulon den Engländern die Stadt. Die Konventionstruppen unter der Führung vom General Dugommier befreiten die Stadt nach einer viermonatigen Belagerung. Napoléon, damals ein junger Soldat, entwarf den Plan, nach welchem die Offensive geführt werden sollte. Siegreich wurde er mit 24 in Toulon zum General. Später machte Napoleon oft Station in Toulon, sei es vor Reisen in seine Heimat Korsika oder vor Expeditionen. Toulon wurde für seinen Aufstand bestraft, indem sie in Port-la-Montagne umbenannt wurde.

Jedoch blieb sie der unausweichliche Hafen an der Mittelmeerküste und wurde zum Ausgangspunkt zahlreicher Überseeexpeditionen wie nach Westafrika, Indochina. Napoléon stach mit seinen Schiffen für den Krieg gegen Italien (1796) und auch für die Expedition nach Ägypten (1798) von Toulon aus in See. Dumont d'Urville lief auch von Toulon aus, als er die Antarktis entdeckte und dort ein Gebiet für Frankreich aneignete, das er Adélie nannte, nach dem Vornamen seiner Frau, die in Toulon geboren war. Über den Hafen von Toulon wurden auch der Obelisk von Luxor (heute in Paris auf der Place de la Concorde) oder die Venus von Milo gelöscht, die Dumon d'Urville aus Griechenland mitgebracht hatte.

Die Regierungszeit unter Napoléon war eine gute Periode für die Stadt, da sie damals ein gewisses Gleichgewicht wieder finden konnte. Toulon blieb Napoléon bis zu seinem Tod treu. Sogar im Jahre 1840 fuhr die Fregatte Belle Poule von Toulon ab, um die Asche des Kaisers in Sainte Hélène abzuholen und nach Frankreich zurückzubringen.

Im zweiten Teil des 19. Jahrhundert wurde auf Geheiß Napoléons III. die Haute Ville von Toulon gebaut. Georges-Eugène Haussmann war damals Präfekt des Département Var und der höhere Teil von Toulon weist tatsächlich Charakteristiken von Haussmannschen Vierteln auf. Viele Gebäude wurden errichtet, die Toulon einen neuen Aufschwung gaben, so die Oper, der Bahnhof, der Place de la Liberté und der Jardin Alexandre 1er.

Im 20. Jahrhundert wurde während des Zweiten Weltkrieges die Stadt teilweise zerstört. 1942 wurde im Hafen die französische Flotte versenkt, um sie nicht in deutschen Händen fallen zu lassen. In Toulons Nachbarort Sanary-sur-Mer waren viele deutsche Schriftsteller während des Nationalsozialismus im Exil, so wie Bertolt Brecht, Heinrich und Thomas Mann. Später im Jahre 1944, bei der Landung der Alliierten, wurde die Hälfte der Stadt zerstört. Nach einem Wiederaufbau fand die Stadt aber ziemlich schnell seinen erneuten Platz als erster Militärhafen Frankreichs.

Heute noch sieht man viele Schiffe der Marine, aber auch Kreuzfahrtschiffe und Fähren nach Korsika, Sardinien oder Tunesien spielen eine immer größere Rolle.

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