Riga: Stadtgeschichte

Die Gründung Rigas geht auf den Bischof Albert von Buxhoeveden zurück. Er hatte die Stadt im Jahre 1201 ins Leben gerufen. Damals befand sich hier auch der Fluss Rīdzene, auf den der Name der Stadt Rīga zurückzuführen ist. Indes wurde die Rīdzene schon vor Jahrhunderten zugeschüttet. Die damals noch junge Stadt fungierte vor allem als Sitz der städtischen Erzbischöfe, wurde aber auch immer mehr zu einem bedeutenden Handelszentrum, welches auch der Hanse angehörte. Im Zusammenhang mit der Kolonisation des "heidnischen" Ostens siedelten die Bischöfe hier insbesondere Deutsche an, wobei sie auf die militärische Hilfe von Ritterorden zurückgriffen. Diese Funktion übte erst der Schwertbrüderorden und nach dessen Auflösung der Deutsche Orden aus, eine relativ eigenständige und machtvolle kirchliche Organisation, die in Livland von einem Landmeister geleitet wurde.

Doch mit zunehmender Macht wurde der Deutsche Orden eine reale Konkurrenz für die Erzbischöfe, welche sich in mehreren Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Parteien äußerte. Diese wurden sowohl auf militärischem als auch auf diplomatischem Wege ausgetragen. Nach der Schlacht bei Neuermühlen 1492 indes musste der Rigaer Erzbischof den Deutschen Orden als Schutzmacht Livlands anerkennen. Der Orden sollte diese Funktion bis 1561 behalten. Der Erzbischof beteiligte sich sogar mit eigenen Heereskontingenten an weiteren Schlachten der Deutschritter - wie bspw. an der Schlacht am Smolinasee (1502).

Als Riga 1522 zum Luthertum übertrat, endete die erzbischofliche Macht. Der letzte Erzbischof der Stadt - Wilhelm von Brandenburg - dankte im Jahre 1561 ab. Riga war bis 1581 dann Freie Reichsstadt, geriet dann aber unter den Einfluss von Polen-Litauen. Nach vergeblichen Versuchen einer Gegenreformation wurde Riga in den Strudel des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) gerissen und kam schließlich 1621 unter die Herrschaft des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (1594-1632). Von 1656 bis 1658 tobte der russisch-schwedische Krieg, in dessen Verlauf Riga einer russischen Belagerung standhalten musste. Unter schwedischer Herrschaft genoss Riga eine relative Autonomie und galt bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts als zweitgrößte Stadt im Machtbereich der Schwedenkönige.

1710 war es der russische Zar Peter der Große (1672-1725), der während des Großen Nordischen Krieges (1700 - 1721) Riga eroberte und dem Zarenreich anschloss. Seit 1796 fungierte Riga als Hauptstadt eines russischen Gouvernements und und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten russischen Häfen ausgebaut.

Zwischen 1850 und 1900 wuchs die Bevölkerungszahl sprungartig an und verzehntfachte sich in diesem Zeitraum. Der Einfluss der deutschen Oberschicht in der Stadt und dem Lande blieb noch lange prägend, doch 1891 wurde die offizielle deutsche Amtssprache vom Russischen verdrängt.

Der Erste Weltkrieg unterbrach den Aufstieg Rigas mit Wucht. So evakuierten die Russen beispielsweise etwa 20.000 Personen aus der Stadt nach Russland, wo sie Dienste für die Kriegswirtschaft zu leisten hatten. Nach dem Kriege wurde in Lettland 1918 die unabhängige Republik ausgerufen und Riga zu dessen Hauptstadt bestimmt. Die Russen mussten sich zurückziehen.

Nach dem polnisch-sowjetischen Friedensvertrag von 1921 blüte die Stadt erneut auf, sah sich aber in den 1930er Jahren einer erneuten Bedrohung ausgesetzt. Als Gegenreaktion auf den deutschen Nationalsozialismus formierten sich in Russland wieder die nationalistischen Kräfte und forderten einen Anschluss von Lettland, dem ehemaligen russische Territorium. Diese Entwicklungen kulminierten 1939 im Hitler-Stalin-Pakt, in dem u.a. vereinbart wurde, Lettland unter sowjetischen Einfluss zu stellen. Noch im selben Jahr siedelte man die Deutsch-Balten in das Deutsche Reich aus, und schon 1940 besetzten die Sowjets die Stadt. Riga wurde zur Hauptstadt der lettischen Sowjetrepublik. Mit dem deutschen Vormarsch auf das Gebiet der UdSSR wurde Riga 1941 von der Deutschen Wehrmacht besetzt und bis 1944 zum Verwaltungssitz des Reichskommissariats Ostland gemacht. Für die Juden der Stadt wurde ein Ghetto errichtet, in das die mehrere Tausende Menschen umfassende Gemeinde von Riga eingepfercht und späterhin ermordet oder deportiert wurde. Im Rigaer Stadtbezirk Mežaparks (= Kaiserwald) errichtete man das Konzentrationslager Riga-Kaiserwald.

1944 wurde Lettland aufs Neue von der Sowjetunion besetzt, und Riga erfüllte einmal mehr die Funktion einer Hauptstadt der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

Im Rahmen von Gorbatschows Perestroika- und Glasnost-Politik und dem raschen Niedergang der Sowjetunion erklärte das Lettische Parlament (= Saeima) im Jahr 1990 die Wiederherstellung der Unabhängigkeit des Landes. Gorbatschow ließ daraufhin das Parlamentsgebäude in Riga zeitweilig durch Militäreinheiten besetzen. Indes musste schon ein Jahr später die lettische Unabhängigkeit anerkannt werden. Und wieder wurde Riga zur Hauptstadt eines unabhängigen Lettlands.

Heute ist Riga die größte Stadt der Baltischen Staaten, aber die Bevölkerungszahlen nehmen sehr schnell ab und fallen ständig. Dieses Phänomen setzte nach 1991 - also mit der neuen lettischen Unabhänigkeit - ein und hing damit zusammen, dass die Jahrzehnte lang in der Stadt lebenden Russen abwanderten.

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