Prag: Stadtgeschichte

Von den Anfängen bis zum Ersten Prager Fenstersturz

Im 4. und 5. Jahrhundert verließen die Germanen und Kelten das Gebiet um die spätere Stadt Prag.

Kurz darauf siedelten sich hier im Zuge der Völkerwanderung slawische Volksgruppen an. Im Jahre 870 wurde die Prager Burg gegründet und es fand eine langsame Einigung des Landes statt.

Im 10. Jahrhundert wurde Böhmen christianisiert und schließt sich an das deutsche Reich an.
Prag wird im Jahr 973 schließlich zum selbstständigen Bistum. Nach und nach siedeln sich jüdische und deutsche Einwanderer in Prag an, was der Stadt zu einer ersten Blütezeit verhilft: Prag entwickelt sich zu einem bedeutenden europäischen Handelszentrum.

Im Jahre 1212 wird Böhmen unter Ottokar I. zum erblichen Königreich. Unter Ottokar II. entwickelt es sich schließlich zur zentraleuropäischen Großmacht. Im 14. Jahrhundert verändert sich das Stadtbild Prags durch die Gotik und das Land durch die Herrschaft von Kaiser Karl IV.: Prag erlebt eine politische und kulturelle Blüte.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts predigte der Kirchenreformer Johannes (Jan) Hus (1372-1415) gegen die Korruption und die Ungerechtigkeit der Katholischen Kirche.
Seine Religionsreformen führten zu konfessionellen und sozialen Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen. Man untersagte ihm die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen und verbannte Jan Hus im Jahr 1410, woraufhin in Prag Unruhen ausbrachen.

Hus predigte weiter, viele seiner einflussreichen Freunde verloren nach und nach ihre Stellungen, so dass Hus das Land verlassen musste.

1414 wurde er aufgefordert, sich dem Konstanzer Konzil zu stellen. Mit dem Versprechen von König Sigismund (1368-1437) auf freies Geleit hoffte Hus, weiterpredigen zu können, wird aber gleich bei seiner Ankunft in Konstanz festgenommen. Da er sich weigerte, mit dem Konzil zu kooperieren und die Forderung zu erfüllen, seine Predigten einzustellen, wurde er schließlich verurteilt und 1415 auf dem Scheiterhaufen des Konzils zu Konstanz verbrannt.

Im Jahre 1419 kam es zum Ersten Prager Fenstersturz. Diese Aktion der Defenstration hing mit einigen Hus-Anhängern zusammen, die am 30.7.1419 das Rathaus der Prager Neustadt stürmten und einige Ratsherren aus den Fenstern warefn. Mit diesem Ereignis brachen die Hussitenkriege (1419-1437) aus. In diesen Kriegen zogen die Hussiten bis 1436 verwüstend durch Schlesien, Oberungarn, Österreich, die Oberpfalz, Franken, die Marken Meißen sowie Brandenburg und richteten unter der Bevölkerung von Deutsch-Brod und Prachatitz furchtbares Unheil an.

Im Anschluss an die Hussitenkriege bestieg nochmals der Kaiser Sigismund den Thron, und wurde schon nach einem Jahr von Georg von Poděbrad abgelöst. Während des Jahrhunderts nach den Hussitenkriegen saßen auch noch mehrere polnische Könige auf dem Thron, bis Böhmen im Jahr 1526 schließlich an die Habsburger überging. Es war auch die Zeit, in der Renaissance und die Katholische Reformation begannen. Prag wurde zur Residenzstadt Rudolfs II., was ihr großen Reichtum bescherte.

Vom Zweiten Prager Fenstersturz zur Industrialisierung

Der Zweite Prager Fenstersturz im Jahr 1618 führte zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), dem blutigsten Krieg, den Mitteleuropa bis dahin erleben musste. Der Fenstersturz nun ereignete sich, als protestantische Adelige zwei königliche Statthalter und deren Schreiber aus dem Fenster des Prager Hradschin in den Burggraben warfen. Alle drei überlebten, denn sie waren von einem Misthaufen mehr oder weniger weich aufgefangen worden. Gleich in der Anfangsphase des Großen Krieges kam es zu einer Schlacht auf dem Weißen Berge, wo die Truppen des Kaisers Ferdinand II. die aufständischen böhmischen Truppen vernichtend schlagen konnten. Diesem Sieg der Kaiserlichen im Jahre 1620 folgte das Blutgericht zu Prag, in dessen Verlauf fast die gesamt Führungsriege der Böhmen zum Tode verurteilt worden war.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gewann das Bürgertum durch die wirtschaftliche Stabilisierung zusehends an Macht. Außerdem entspannte sich im 18. Jahrhundert das politische Klima durch die Reformen von Maria Theresia und Josef II. 1784 wurde aus den vier Prager Städten schließlich die königliche Hauptstadt. Um 1790 wurde die Festungsanlage Theresienstadt zum Schutz gegen die preußische Armee nördlich von Prag errichtet. Die vier unabhängigen Stadtteile Prags (Altstadt, Neustadt, Unterstadt und Hradschin) wurden von Josef II. 1784 vereinigt. Im selben Jahr kam die Nationalen Wiederbelebungauf, eine tschechisch-nationalistische Bewegung, durch die die tschechische Sprache, Kultur und Identität wieder erweckt wurde. Josef II. erließ 1781 ein Toleranzedikt, welches religiösen Minderheiten politische und religiöse Rechte zugestand.

Von der Industrialisierung bis zur Gegenwart

Das 19. Jahrhundert war geprägt von Industrialisierung und nationalem Aufbruch. Durch die Landflucht wuchs die Einwohnerzahl Prags auf 230.000 an. Im Jahr 1861 verloren die Deutschen endgültig ihre Mehrheit im Stadtrat.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Prag zur Hauptstadt der selbstständigen Republik ČSR. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt von Hitlers Truppen besetzt, konnte aber nach sechs Jahren von der Sowjet-Armee zurückerobert werden. Im Jahre 1948 ergriff dann die Kommunistische Partei die Macht. Prag wurde zur Hauptstadt der Kommunistischen Volksrepublik und hatte mehr als 1 Mio. Einwohner.

Nachdem die Reformbewegung Prager Frühling 1968 von der Roten Armee gewaltsam beendet worden war, trat das KP-Regime als Folge der Samtenen Revolution im Jahre 1989 unblutig zurück, nachdem es jahrelang Massenproteste gegen die Repression gegeben hatte. Václav Havel wurde daraufhin bis 2003 neuer demokratischer Präsident des Landes.

Im Jahr 1990 lösten Tschechen und Slowaken ihren 74jährigen Staatenbund unblutig auf.

Tschechien wurde 1999 Mitglied der Nato und trat am 1. Mai 2004 offiziell der Europäischen Union bei. Und am 21. Dezember 2007 wurden im Rahmen des Schengen-Abkommens die regelmäßigen Grenzkontrollen zur EU abgeschafft.

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