Posen: Stadtgeschichte

Erstmals erwähnt wurde Posen im Jahre 1005 in der Thietmarchronik. Erste Siedlungen lassen sich jedoch schon um das Jahr 1000 v. Chr. nachweisen. Im 9. Jahrhundert entstand auf einer Insel in der Warthe eine Burg, 968 wurde der Ort zum Herzogtums Mieszko I. und zum Bischofsitz. Das Gebiet erhielt den Namen Ostrów Tumski. Im Jahre 1038 zerstörten böhmische Truppen die Stadt. Zu dieser Zeit war Posen Sitz der großpolnischen Linien der Piasten. Das Stadtrecht erhielt Posen erst im Jahr 1253. Kurz darauf wurde mit dem Bau der Stadtmauer begonnen.

Auch wenn der Hof Mitte des 13. Jahrhunderts nach Krakau verlegt wurde änderte dies nichts an einem Aufstieg Posens zu einer der wichtigsten Städte Polens. Am Westufer der Warthe entstand rund um den Marktplatz ein weiteres Stadtviertel, angelegt im Schachbrettmuster. Neben dem Marktplatz wurde eine Residenz für die großpolnischen Herzöge errichtet. In den folgenden Jahren verlagerte sich das Wirtschaftsleben immer mehr in dieses Gebiet. Ab Mitte des 14. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem Fernhandelszentrum und zu einem Umschlagplatz des Getreideexportes. In den folgenden Jahrhunderten blühte Posen weiter auf und wurde zu einem der wichtigsten Handelszentren Europas, ein wichtiges Zentrum der Kultur und Wissenschaft und zur bedeutendsten Stadt Großpolens. 1519 bekam Posen ein Kollegium, gestiftet von Bischof Jan VII. Lubrański. Mitte des Jahrhunderts wurde zudem das Rathaus umgebaut.


Wirtschaftlich bergab ging es mit Posen ab dem 17. Jahrhundert. Im 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt mehrfach Kriegsschauplatz, u.a. auch der Schwedischen Kriege Mitte des 17. Jahrhunderts. Auch die Bevölkerungszahl sank von etwa 20.000 Ende des 16. Jahrhunderts auf ca. 11.000 im Jahre 1789. Nach der zweiten Teilung Polens 1793 fiel Posen an Preußen. Die Einwohnerzahl stieg wieder an und Posen entwickelte sich zu einer Militär- und Verwaltungsmetropole. 1815 wurde es Hauptstadt des Großherzogtums Posen, fünf Jahre später auch der Provinz Posen. Ab den 1820er Jahren entstand rund um die Stadt ein Befestigungsring, welcher erst Ende der 1860er Jahre fertig gestellt wurde. Ein weiterer Ring folgte zwischen 1872 und 1883. Auch wenn die polnische durch die deutsche Amtssprache ersetzt worden war hatte die polnische Bevölkerung zumindest bis zum Aufstand im Königreich Polen 1830/31 eine weitgehende sprachliche und kulturelle Autonomie. 1829 wurde die Racyński-Bibliothek errichtet.

Trotz der gezielten Maßnahmen gegen die polnische Bevölkerung seitens des Posener Oberpräsidenten Heinrich Eduard von Flottwell ab den 1830er Jahren fand innerhalb der polnischen Bevölkerung ein kultureller Aufschwung statt. 1841 entstand das Hotel Bazar, welches mit einem Geschäftszentrum verbunden war, 1857 wurde die Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften gegründet, 1875 das Stadttheater errichtet. Posen wurde zudem zum Hauptzentrum der polnischen Nationalbewegung. 1848 kam es zum Aufstand der Polen in Posen. Ab den 1840er Jahren wurden verschiedene Eisenbahnlinien eröffnet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Befestigungen abgerissen und das repräsentative Kaiserviertel entstand.

Posen sollte zu einer für Deutsche attraktiveren Stadt werden, als es zu der Zeit war. Die Baumaßnahmen brachten jedoch kaum Veränderung in der Bevölkerungsverteilung. Um 1910 lebten etwa 55% polnische und 45% deutsche Einwohner in Posen, was zu Beginn des Ersten Weltkriegs zu Spannungen führte. Am 27. Dezember 1918 kam es zum Aufstand polnischer Nationalisten, in deren Folge Posen und weitere Gebiete der Provinz Posen, im Zuge des Versailler Vertrages, dem neu errichteten polnischen Staat angegliedert wurden. Der Großteil der Deutschen verließ daraufhin die Stadt oder wurde durch verschiedene Maßnahmen der Behörden zum Verlassen der Stadt gezwungen, so dass ihr Bevölkerungsanteil 1921 nur noch um die 5,5% betrug. In der Zwischenkriegszeit kam es in Posen zum wirtschaftlichen Aufschwung. 1919 wurde die Universität gegründet, ab 1921 fanden immer wichtiger werdende Handelsmessen statt.

Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt und zur Hauptstadt des Reichsgaus Wartheland. Zahlreiche Polen wurde vertrieben und an deren Stelle vor allem Deutschbalten angesiedelt. Die etwa 1.500 jüdischen Einwohner wurden deportiert und umgebracht. Im Februar 1945 wurde Posen von sowjetischen Truppen eingenommen.

Nach dem Ende des Krieges waren um die 55% der Stadt zerstört und zahlreiche Industrieanlagen beschädigt. Fast alle deutschsprachigen Einwohner wurden vertrieben. Die Nachkriegsjahre waren vor allem vom Wiederaufbau der Stadt geprägt. Im Juni 1956 kam es zum Posener Aufstand, der sich gegen die sowjetische Herrschaft richtete. Er wurde blutig niedergeschlagen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte Posen sich zu einer der wichtigsten Wirtschaftmetropolen des Landes.

1983 und 1997 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt, 1998 fand dort das Gipfeltreffen des Weimarer Dreiecks zwischen den damaligen Staatsoberhäuptern Deutschlands (Helmut Kohl), Polens (Aleksander Kwaśniewski) und Frankreichs (Jacques Chirac) statt.

Im Jahre 2003 feierte die Stadt ihr 750. Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte.

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