Lyon: Stadtgeschichte

Anfänglich eine keltische Siedlung namens Condate, hat Lyon seinen Ursprung am Fuße der Croix-Rousse, einer Erhebung, die heute das vierte Arrondissement Lyons darstellt.

Die Siedlung wurde 43 v. Chr. nach der Übernahme durch die Römer unter dem aus dem Keltischen stammenden Namen Lugdunum zum Verwaltungszentrum Galliens ausgebaut. Der Name der Stadt hatte sich danach im Laufe der Zeit zu ihrem heutigen "Lyon" entwickelt - und hat daher nichts mit dem französischen Wort "lion" für Löwe zu tun.

Der römische Stadthalter errichtete im Jahre 12 n. Chr. einen mächtigen Marmortempel, der Kaiser Augustus geweiht war und von Vertretern der 60 gallischen Stämme als jährlicher Versammlungsort genutzt wurde. Dieser Tempel ist heute leider nicht mehr erhalten.

Im Jahr 461 eroberten die Burgunder die Stadt und machten sie bis zum Einfall der Franken im Jahre 534 zu ihrer Königsresidenz. Durch die Eroberung durch die Araber wurde Lyon im Jahr 725 in großen Teilen zerstört.
Um die Jahrtausendwende herrschte eine fast 50 jährige Pest- und Hungerperiode über der Stadt, die enorme Verluste in der Stadtbevölkerung forderte.

An Einfluss gewann Lyon erst wieder im 11. Jahrhundert als die römisch-katholische Kirche die Stadt zu ihrem Hauptsitz für Gallien machte. Noch heute ist der Bischof von Lyon der primus inter pares unter den französischen Bischöfen. Im folgenden Jahrhundert, genauer im Jahr 1165, wurde der Grundstein der Kathedrale Saint Jean gelegt.

Wirtschaftlich erlangte Lyon ab der Renaissance (ab Mitte des 15. Jahrhundert) überregionale Bedeutung, als sich mit dem Seidenhandel ein lukrativer Wirtschaftszweig entwickelte. Auch das Banken- und Handelgewerbe sorgte dafür, dass Lyon zur damaligen Zeit mehr Einwohner als Paris hatte.

1560 begannen die Glaubenskämpfe zwischen Katholiken und Protestanten.

Im Anschluss an die 12 Jahre später stattfindende Bartholomäusnacht in Paris wurden auch in Lyon zahlreiche Protestanten getötet.

1685 wurde von Ludwig XIV. mit seinem Edikt von Fontainebleau das Edikt von Nantes (1598) widerrufen, das den Protestanten einst ihre Religionsfreiheit gestattet hatte. Allein aus Lyon flüchteten 2000 Arbeiter, vornehmlich aus der Seidenindustrie. Auch ein dort sesshaft gewordener Schneider ging aus Lyon u.a. nach Frankfurt am Main. Wäre dies nicht geschehen, wäre Goethe, der Enkel dieses Schneiders, wohl nie geboren worden.

Zu Zeiten der französischen Revolution führte die Einstellung der Stadtoberen fast zur vollständigen Zerstörung Lyons. Die Girondisten siegten in Lyon, womit die Stadt aus Pariser Sicht zur Rebellenstadt wurde. Als das Pariser Heer nach zweimonatigem Kampf in Lyon einfiel, starben 5000 Stadtbewohner und die Stadt wurde bis auf ihre Grundmauern geschleift.

Während der industriellen Revolution entwickelte sich Lyon im 19. Jahrhundert zu einer florierenden Industriestadt, auch wenn 1831 der erste Weberaufstand ausbrach, auf den drei Jahre später der zweite Aufstand folgte. Die Stellung Lyons als Handelsmetropole zur damaligen Zeit zeigt sich in der ersten Eisenbahnstrecke Frankreichs, die 1827-1832 eingerichtet wurde und die Stadt mit Saint-Etienne verband.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges zu einem Mittelpunkt der französischen Résistance-Bewegung, die von dort aus den Widerstand gegen das nazifreundliche Vichy-Regime und die deutschen Besatzer organisierte.

Heutzutage wächst Lyon durch die vergleichsweise große Anzahl von Zuzügen in die Stadt und kommt dabei der Einwohnerzahl des inneren Marseilles nahe. Allerdings steht Lyon im zentralistischen Frankreich, wie alle anderen französischen Städte auch, zumindest politisch im Schatten von Paris.

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