Luxemburg: Stadtgeschichte

Um mit der Legende zu beginnen:
Die Nixe Melusina heiratete den Helden Siegfried und veranlasste ihn dazu, auf dem so genannten Bockfelsen eine Burg zu bauen. Deren Name war Lucilinburhuc, was so viel wie "Kleines Kastell" bedeutete. Aus der Bezeichnung Lucilinburhuc wurden im Laufe der Zeit Lützelburg und schließlich das heutige Lëtzebuerg (= Luxemburg).
In der römischen Zeit sicherte ein befestigter Turm die Kreuzung zweier bedeutender Konsularstarßen, welche das Gebiet des heutigen Luxemburg durchzogen.

Die eigentliche Geschichte der Stadt begann mit dem Jahre 963, als Siegfried I. durch einen Tauschvertrag mit der Abtei von Saint Maximin in Trier die feudalen Lande Luxemburgs für sich sichern konnte. Er erbaute die Burg Lucilinburhuc, also die Kleine Burg. Um diese entwickelte sich dann in den folgenden Jahrhunderten die Stadt und wurde zum Zentrum eines kleinen, aber bedeutenden Staates von militärisch-strategischem Wert.

Zum Ende des 11. Jahrhunderts hin war die Burg mit einem Wohnturm ausgestattet worden. Im Jahr 1083 gründeten schließlich die Grafen unterhalb der Burg ihre Hausklöster sowie die Münsterabtei. Zudem entstand ein Handwerksviertel. Die Oberstadt von Luxemburg war im 10. Jahrhundert durch eine Mauer umgeben worden und vergrößerte sich im 12. Jahrhundert insbesondere nach Westen hin um die neue St. Nikolas Kirche, die heutige Notre Dame. Weitere Stadtviertel (bspw. Novum Forum) und Bauwerke kamen hinzu. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts besaß die Stadt eine Größe von 5 Hektar.

Aus der einstigen reinen Burgsiedlung war eine Stadt geworden, der die Gräfin Ermesinde im Jahre 1244 die Freiheitsrechte zuerkannte - eine Anerkennung bereits bestehender, aber wahrscheinlich nur mündlich zugesprochener Rechte und Pflichten. Unter der Herrschaft von Johann von Luxemburgs (1296-1346), genannt der Blinde, wurde um das Jahr 1340 der Bau der großen mittelalterlichen Ringmauer in Angriff genommen, welche die Luxemburger Oberstadt bis ins 19. Jahrhundert hinein von ihrer Umgebung abtrennte. Seit 1354 ist Luxemburg ein Herzogtum.

Unter dem Burgunder Philipp, genannt der Gute, wird Luxemburg 1443 erobert. Die Stadt gliederte sich zuerst in die burgundischen, später die spanischen und endlich die österreichischen Besitzungen ein. Ab dem 16. Jahrhundert wurde Luxemburg zu einer der stärksten Festungen Europas aufgebaut, was ihm den Beinamen Gibraltar des Nordens einbrachte. Als Baumeister dieses Kolossalbauwerks zeichnete sich Sébastien Le Prêtre Seigneur, Marquis de Vauban (1633 - 1707) aus. Im 17. Jahrhundert entstanden ebenfalls die berühmten Kasematten, die als Artilleriestellungen dienten und vor Bombeneinschlägen schützten. Noch heute können Teile dieser Kasematten besucht werden.

1795 wurde Luxemburg von der französischen Republik annektiert und zu einem Teil des Départements von Forêts bestimmt, wobei Luxemburg-Stadt als Präfektur galt. Nach der Niederlage Napoléons im Jahre 1815 setzte der Wiener Kongress Luxemburg unter preußische Militärkontrolle und machte es so de facto zu einem Bestandteil der Deutschen Konföderation, obwohl dem Haus Orange-Nassau eine eigene Souveränität in Personalunion mit dem Vereinigten Königreich der Niederlande zugestanden wurde.

Im Jahre 1864 kam es zur Luxemburg-Krise, einem diplomatischen Disput, der in einer Konfrontation zwischen Frankreich und Preußen endete. Grund dafür waren die verschiedenen Ansichten über den Status von Luxemburg. Der Krieg konnte nur durch den Vertrag von London (1867) vermieden werden. Darin wurde aber auch beschlossen, dass Luxemburg seine Befestigungsanlagen abtragen solle. Diese Aktion dauerte 16 Jahre. Außerdem wurde die preußische Garnison aus der Stadt abgezogen.

1890 starb der niederländische Großherzog William III. ohne männlichen Erben, so dass das Großherzogtum der holländischen Herrschaft entglitt und in eine unabhängige Linie unter dem Großherzog Adolphe gelangte. Erst jetzt war das Großherzogtum unabhängig.

Im Ersten Weltkrieg verhielt sich Luxemburg neutral, wurde aber dennoch 1914 von den Deutschen besetzt. Helmuth von Moltke verlagerte im selben Jahr sein Hauptquartier in die Stadt, um näher an seiner Armee zu sein. Die Besatzung sollte bis 1918 dauern. Am 9. November 1918 erklärten die Kommunisten eine sozialistische Republik, die indes nur wenige Stunden währte.

1921 wurde die Stadt erweitert. Die Kommunen von Eich, Hamm, Hollerich und Rollingergrund wurden in die Hauptstadt einverleibt und machten sie mithin zur größten Kommune des Großherzogtums. Diesen Status sollte Luxemburg-Stadt bis 1978 behalten.

1940 wurde Luxemburg von den deutschen Truppen besetzt, welche die Stadt ins Dritte Reich integrierten. 1944 konnte sie befreit werden. Nach dem Kriege gab Luxemburg die Neutralität auf und wurde Gründungsmitglied mehrerer Institutionen, so der Europäischen Witschaftsunion (EWG) oder der Eratom. Heute ist die Stadt u.a. Sitz des Europäischen Parlamentssekretariats, des Europäischen Gerichtshofes und der Europäischen Investmentbank.

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