Lübeck: Stadtgeschichte

Die erste Besiedlung des östlichen Holsteins fand um 700 n. Chr. durch die Slawen statt. Nach ihrer Hilfe im Krieg gegen die Sachsen wurden sie kurz darauf von Karl dem Großen nördlich der Elbe angesiedelt. Im Jahre 816 wurde mit dem Bau einer Burg am Zusammenfluss von Trave und Schwartau begonnen. Diese wurde im 11. Jahrhundert erweitert. Vermutlich ab dem Ende des 11. Jahrhunderts entstanden auch Handwerker- und Kaufmannssiedlungen. Diese erste Besiedlung trug den Namen Liubice.

Das offizielle Gründungsjahr Lübecks ist auf das Jahr 1143 datiert. Adolf II. Graf von Schauenburg und Holstein begann das slawische Gebiet einzudeutschen und gründete Lübeck auf dem Hügel Buku neu. Über dieses Gebiet verlief bereits ein Handelsweg, was eine wichtige Voraussetzung zur Gründung einer Handelsstadt war. Der einzige Zugang im Norden wurde durch eine neu errichtete Burg gesichert. Des Weiteren zog es viele Kaufleute in die Stadt, die meisten aus Westfalen, Friesland, Holland und Flandern.

Durch den stärker werdenden Handel in Lübeck ging der Handel in Lüneburg und Bardowick, eine Gründung Heinrich des Löwens, zurück. Dies führte zu Auseinandersetzungen zwischen Heinrich dem Löwen und dem Graf von Schauenburg. Nach einem Brand im Jahre 1157 wurde die Stadt durch Heinrich den Löwen an anderer Stelle wieder aufgebaut. Dies zeigte jedoch nicht den gleichen wirtschaftlichen Erfolg, woraufhin Lübeck nach Verhandlungen zwischen dem Herzog und dem Grafen 1159 wieder an alter Stelle errichtet wurde. Heinrich der Löwen war seitdem Stadtherr. Der damals angelegte Grundriss ist bis heute größtenteils erhalten geblieben.

In der Folge erhielt Lübeck viele Privilegien und wurde zu einem landesherrschaftlichen Zentrum ausgebaut. Zudem erhielt es Stadtrecht nach Soester Vorbild, welches im Laufe der Zeit weiterentwickelt und im Laufe des 13. Jahrhunderts von über 100 Städten im Ostseeraum als Lübisches Recht übernommen wurde. Im Jahre 1160 verlegte Heinrich der Löwe das Bistum von Oldenburg nach Lübeck, welche nun Bischofsstadt war. Drei Jahre später wurde der erste Holzdom eingeweiht. 1773 wurde die Errichtung des Backsteinbaus der romanischen Domkirche begonnen.

Nach der Absetzung Heinrich des Löwen fiel die Stadt 1181 an Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), welcher ihr 1188 durch ein kaiserliches Privileg weitere Freiheiten zugestand. In den folgenden Jahren fiel Lübeck an Graf Adolf III. von Holstein, welcher von dem dänischen König Knud VI. vertrieben wurde. Ab 1201 stand Lübeck unter der Herrschaft der dänischen Könige. Zwischen 1170 und 1200 erlebte die Stadt eine Zeit der Blüte. So wurdenbeispielsweise zahlreiche zweigeschossige Holzhäuser mit hölzernen Kellern in einer Art "Fertigbauweise" errichtet.

Durch Kaiser Friedrich II. wurde Lübeck 1226 zur Freien Reichsstadt erklärt. Ein Jahr später wurden in der Schlacht bei Bornhöved die Dänen besiegt und deren Macht in Norddeutschland gebrochen. Durch die Reichsfreiheit wurde Lübeck eine selbstständige Handelspolitik ermöglicht. In den folgenden Jahren wurde die Hanse neu gegründet und Lübeck entwickelte sich zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas. Im Jahre 1329 wurde der eigene Zugang zur Ostsee durch den Erwerb von Travemünde gesichert. 1356 fand in Lübeck der erste allgemeine Hansetag statt. Nach dem zweiten Krieg der Hanse gegen Dänemark (1361 - 1370), in dem die Hanse siegte, und dem Frieden von Stralsund wurde Lübecks Herrschaft über die Ostsee gesichert.

Des Weiteren wurden im 14. Jahrhundert die vier Pfarrkirchen fertiggestellt, deren Grundsteinlegung bereits im 12. Jahrhundert begonnen wurde. Die erste künstliche Wasserstraße Nordeuropas wurde von 1390 bis 1398 mit dem Stecknitz-Kanal gebaut. Dieser Kanal führte von der Trave zur Elbe.

1397 schlossen sich die nordischen Staaten in der Kalmarer Union zusammen. Die Einführung des Sundzolls 1429 durch König Erik VII. führte erneut zu Auseinandersetzungen der Hanse mit Dänemark. Diese konnten jedoch 1435 durch den Frieden von Vordingborg beigelegt werden. 1470 erklärten die Hansestädte England den Krieg, da ihre Privilegien am Londoner Stalhof permanent eingeschränkt wurden. Dieser Krieg endete 1474 durch den Frieden von Utrecht.

Einen starken Rückschlag erlitt die Hanse durch die Schließung des Nowgoroder Handelskontors durch Zar Iwan III. Ende des 15. Jahrhunderts. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhielt in Lübeck die Reformation Einzug. Im Jahre 1531 wurde die Stadt nach jahrelangen Auseinandersetzungen protestantisch. Die Klöster wurden entweder aufgelöst oder in Schulen, Armenhäuser und Hospitäler umgewandelt.

1533 wurde der gebürtige Hamburger Jürgen Wullenwewer zum Lübecker Bürgermeister gewählt. Er versuchte Lübecks Großmachtstellung im Ostseeraum wiederherzustellen, was zum Krieg gegen Dänemark, der so genannten Grafenfehde, führte. Nach dem Sieg Dänemarks wurde eine Überarbeitung der Lübecker Verfassung vorgenommen. Wullenweber wurde 1537 in Wolfenbüttel enthauptet.

Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts wurde die Ostsee als Handelszentrum stark geschwächt, was zum Teil an den Entdeckungsfahrten, der Besiedlung Amerikas und dem Erstarken Hollands und Englands lag. Zudem lockerte sich der Verbund der Hansestädte. Trotz allem florierte in Lübeck der Handel mit Getreide und Lüneburger Salz. Ab etwa 1613 wurden starke Befestigungsanlagen um Lübeck gebaut, welche die Stadt vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) schützte.

Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt. Durch durchreisende Truppen wurde die Stadt im Nordisch-Deutschen Krieg (1700 - 1721) finanziell strapaziert. Danach folgte eine recht ruhige Epoche, in welcher die Gedanken der Aufklärung auch in Lübeck Einzug erhielten. 1789 wurde die Literarische Gesellschaft gegründet.

Trotz seiner Neutralität wurde Lübeck 1806 von preußischen Truppen besetzt, welche auf dem Rückzug vor den Franzosen waren. Der preußische Generalleutnant Fürst von Blücher versuchte Lübeck vor den Franzosen zu schützen, welche den Widerstand jedoch brechen konnten und die Stadt plünderten. 1810 wurde Lübeck dem Französischen Kaiserreich eingegliedert. Nach der Niederlage der Franzosen im Russlandfeldzug 1813 wurde die Stadt einige Wochen lang von russischen Truppen besetzt, dann wieder einige Zeit von den Dänen und Franzosen, bevor Lübeck im Dezember 1813 an den schwedischen Kronprinzen Bernadotte übergeben wurde.

Durch den Wiener Kongress 1815 wurde Lübeck Mitglied des Deutschen Bundes und konnte wie auch Hamburg und Bremen seine staatliche Souveränität sichern.

Im Revolutionsjahr 1848 gab es auch in Lübeck Verfassungsänderungen. Das allgemeine Wahlrecht wurde eingeführt und ein Parlament gewählt. Im Jahre 1865 eröffnete die Bahnlinie von Lübeck nach Hamburg. Ein Jahr später trat die Stadt dem Norddeutschen Bund bei und die Gewerbefreiheit wurde eingeführt. 1871 wurde Lübeck ein Bundesstaat des neu entstandenen Deutschen Reiches. In den folgenden Jahren versuchte die Stadt, die Industrialisierung voranzutreiben und es erfolgte ein Ausbau des Hafens (1886 - 1893). Mit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals erlitt Lübeck einen schweren Rückschlag, da so der Schiffsverkehr von der Stadt weggelenkt wurde. Der so entstandene Handelsnachteil konnte mit der Erbauung des Elbe-Lübeck-Kanals fünf Jahre später teilweise wieder wettgemacht werden. In den folgenden Jahren schritt die Industrialisierung in Lübeck voran. 1906 wurde in Herrenwyk das Hochofenwerk eröffnet. Im Jahre 1911 wurde Lübeck mit über 100.000 Einwohnern Großstadt.

1920 erhielt die Stadt eine demokratische Verfassung. Durch die Verselbstständigung vieler Staaten trat eine Veränderung der Handelsbedingungen ein, die sich erst 1923 mit der Währungsreform normalisierten. In den Jahren vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde vor allem die Rüstungsindustrie vorangetrieben. 1937 wurde Lübeck durch das Großhamburggesetz der preußischen Provinz Schleswig-Holstein angegliedert und verlor so seine staatliche Selbstständigkeit. Die Lübecker Juden wurden deportiert. Kaum einer von ihnen überlebte den Holocaust. Während eines britischen Bombenangriffs am 28. März 1942 wurde etwa ein Fünftel der Lübecker Altstadt zerstört. Am 2. Mai 1945 marschierten britische Truppen in Lübeck ein, die Hansestadt kapitulierte kampflos. Nach dem Ende des Krieges kamen um die 100.000 Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Gebieten im Osten in die Stadt. Ende 1945 zählte Lübeck über 250.000 Einwohner.

In den Jahren ab 1949 begann der Wiederaufbau der Altstadt. Seine alte Reichsfreiheit konnte Lübeck, das nun zu Schleswig Holstein gehörte, nicht wieder durchsetzen. Eine neue Stadtverfassung wurde 1950 eingeführt. 1961 waren sämtliche Kirchtürme wieder aufgebaut, zehn Jahre später begann man mit der Umgestaltung der Breiten Straße in eine Fußgängerzone. Im Jahre 1987 wurde der mittelalterliche Stadtkern Lübecks, als erste komplette Altstadt in Nordeuropa, in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Sechs Jahre später feierte die Stadt ihren 850. Geburtstag. Um die alte Bausubstanz zu erhalten wurde die Altstadt Mitte der 1990er Jahre zur autofreien Zone erklärt.

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