Lindau: Kurze Stadtgeschichte

Lindau sieht "alt aus“

Als man sich auf der Insel Lindau Tiefbauarbeiten an der Stelle des früheren Kaufhauses Heka widmete, wurde dort ein Steigbaum aus vorchristlicher Zeit entdeckt, also ein militärtechnisches Gerät. Dieser Fund ließ Lindau sehr "alt aussehen“. Dabei wurde die Stadt selbst, deren heutiger Stadtteil Aeschach römische Siedlungsspuren aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. aufweisen kann, erst im Jahre 882 ein erstes Mal in einer Urkunde erwähnt. Der Verfasser, ein Mönch des Klosters St. Gallen, bezog sich darin aber eigentlich auf das Damenstift Unserer Lieben Frau unter den Linden, welches höchstwahrscheinlich vom Grafen Adalbert von Rätien im frühen 9. Jahrhundert gegründet worden war.

Lindau erhält das Marktrecht und wächst

Seit dem Jahre 1079 hatte Lindau das Marktrecht inne. Dieser Markt war es auch, aus dem späterhin die heute bekannte Stadt hervorgehen sollte. Er wurde aus Gründen der Sicherheit während des Investiturstreites, als Kaiser und Papst sich um ihren Einfluss in der klerikalen Personalpolitik heftigst stritten, vom Festland auf die Insel verlegt. Der Markt, auf dem u.a. Wein, Obst, Gemüse, Flachs, Hanf sowie Milch- und Käseprodukte gehandelt wurden, konnte aber nicht nur vom Nah-, sondern auch bald vom Fernhandel profitieren.

Nachdem um das Jahr 1180 die Pfarrkirche St. Stephan errichtet worden war und Franziskaner-Mönche 1224 das Kanonissenstift auf der Insel Lindau gegründet hatten, gab der damalige Kaiser Rudolf I. Lindau die Reichsfreiheit. Die Stadtbewohner, welche auf der Basis ihres Handels sowie der Beförderung von Korn und Salz mittles einer eigenen Bodenseeflotte zu Reichtum gekommen waren, konnten im Jahre 1275 endgültig ihre Rechte als Einwohner einer Freien Reichsstadt durchsetzen.

Bei dem Transport von Waren (aber auch von Reisenden und Post) spielte der so genannte Lindauer Bote (auch Mailänder Bote genannt) eine bedeutende Rolle. Dies war ein Transportdienst, der sich zwischen Lindau und der italienischen Stadt Mailand etabliert und von 1322 bis 1824 Bestand hatte. Berühmteste Fahrgäste waren Franz Xaver Wolfgang Mozart – der Sohn des großen österreichischen Komponisten, der Augsburger Kaufmann Ulrich Fugger sowie der unvermeidliche Goethe, der 1788 im Zusammenhang mit seiner ersten Italienreise auf diese Weise die Alpen überquerte.

zwischen Reformation, Dreißigjährigem Krieg und der Pest

Lindau, das um 1500, 1502 und 1635 mit schweren Pestepedemien zu kämpfen hatte, wurde in der Zeit der Reformation 1528 zum protestantischen Glauben bekehrt. Die Stadt erlebte während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in den beiden Jahren 1646 und 1647 eine Belagerung seitens schwedischer Truppen. Allerdings gelang es den kaiserlichen Besatzungstruppen unter dem Grafen Max Wunibald von Waldburg-Wolfegg die Schweden abzuwehren. 1655 wurde in der Stadt zum ersten Mal das heute noch lebendige Kinderfest von Lindau gefeiert, ein von Valentin Heider gestifteter Feiertag für die lieben Kleinen. Nachdem 1728 die Lindauer Altstadt infolge eines Stadtbrandes zerstört worden war, baute man sie danach wieder auf – stark barockisiert natürlich.

Von Napoléon bis zu Hitler

Im Jahr 1802, als sich die Auflösung des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation schon andeutete, entzog Napoléon Bonaparte der Stadt alle Reichsprivilegien und ließ das historische Lindauer Damenstift säkularisieren, also entschädigungslos enteignen. 1804 gab der Fürst Karl August von Bretzenheim sowohl das Stift als auch die gesamte Stadt an Österreich. Allerings wurde beides bereits zwei Jahre später an das Königreich Bayern angeschlossen.

1824 wurde Lindau an das Schifffahrtsnetz angebunden und 1853 an die Eisenbahnlinie Richtung Augsburg. Der Eisenbahndamm zur Insel kam später. Seit 1872 verlaufen auch zwischen Lindau und Bregenz Eisenbahnschienen. Der neue Hafen wurde 1856 etabliert.
1933 erhielt auch Lindau eine nationalsozialistische Regierung. Oberbürgermeister war damals Ludwig Siebert, unter dem 1922 die Gemeinden Aeschach, Hoyren und Reutin im Stadtgebiet Lindaus aufgegangen waren. Siebert fungierte übrigens ab 1933 als bayrischer NS-Ministerpräsident.
Die Stadt am Bodensee war übrigens für die Wehrmacht eine wichtige Pionier-Garnison; hier wurden mehrere Landungs-Pionier-Einheiten der deutschen Wehrmacht aufgestellt.

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