Besonderheiten, Messen, Feste, Thomanerchor

Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins
Am 23. Mai 1863 wurde im Gasthof Pantheon der "Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV)" gegründet. Einer der wichtigsten Gründungsmitglieder war Ferdinand Lassalle (1824-1865).

Bei der Gründung waren 12 männliche Delegierte aus Barmen, Elberfeld (heute Wuppertal), Dresden, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Harburg, Köln, Leipzig, Mainz sowie aus Solingen zugegen.
Lassalle wurde auf dem Gründungskongress für zunächst fünf Jahre zum Präsidenten gewählt. Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gilt als die Wiege der heutigen SPD.
Die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei" wurde am 8. August 1869 in Eisenach auf Initiative von August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründet.
Im Jahr 1875 vereinigten sich der AVDA und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Gotha zur "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" - der Vorläuferpartei der SPD. Auf ihrem ersten "legalen" Parteitag nach der Aufhebung der Sozialistengesetze vom 12. bis 18. Oktober 1890 in Halle änderte die Partei ihren Namen in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD).
Am 23. Mai 2013 wurde an der Stelle der früheren Gaststätte "Pantheon" ein rund 2,5 Tonnen schwerer Gedenkstein aus Granit enthüllt.

Festakt, Bürgerfest
Am 23. Mai 2013 fand aus diesem Anlass im Gewandhaus ein großer Festakt statt. Neben rund 1.600 Gäste aus rund 80 Ländern - darunter Frankreichs Präsident François Hollande - nahmen neun weitere Staats- und Regierungschefs aus Europa teil. Weitere hochrangige Gäste waren Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Oberbürgermeister von Leipzig Burkhard Jung, der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sowie der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.
Auf dem Leipziger Marktplatz fand zudem ein großes Bürgerfest statt.

Pantheon
Das Pantheon war früher eine Gaststätte mit Ballsaal und war eine der ältesten Versammlungsstätten der Leipziger Arbeiter und Frauen aus der Frauenbewegung. Hier wurde am 23. Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet (siehe oben).
Die Anfänge des Gebäudes gehen auf das Jahr 1838 zurück als in der Dresdner Straße 20 die Gaststätte Collosseum entstand, die1863 in Pantheon umbenannt wurde.
Heutzutage befinden sich an der Ecke Dresdner Straße/Gerichtsweg nur noch ein Parkplatz und eine Grünfläche. Diese Gaststätte darf nicht mit dem Pantheon, dem heutigen Eventpalast in der Karl-Liebknecht-Straße verwechselt werden

1000 Jahre Leipzig
Im Jahr 2015 wird die Stadt ihre erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1015 in einer Chronik als "urbe libzi" durch den Bischof Thietmar von Merseburg feiern.
Für die Feierlichkeiten wurde der Bürgermeister und Beigeordnete für Finanzen, Torsten Bonew, durch den Stadtrat zum Beauftragten ernannt

Wagner-Feststage
Zum 200. Geburtstags des am 22. Mai 1813 in Leipzig geborenen Komponisten Richard Wagner fanden vom 16. bis 26. Mai 2013 die Richard-Wagner-Festtage in der Stadt statt.
Der Festakt am 22. Mai im Gewandhaus diente u.a. dem Brückenschlag zwischen den beiden Wagner-Städten Leipzig und Bayreuth. Als musikalischen Höhepunkt des Festakts am Tag des Gebutstags von Wagner dirigierte Ulf Schirmer das Gewandhausorchester.
Schirmer ist seit dem 1. August 2011 Intendant der Leipziger Oper.

Weitere Gründungen
An der Stelle der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins wurdebereits im Jahr 1848 mit dem "Verein für Dienstmädchen" die erste Berufsorganisation für Frauen gegründet.
Im Jahr 1865 wurde ebenfalls hier der "Cigarrenarbeiter-Verein" ins Leben gerufen. Der Verein trat die Nachfolge der 1848 gegründeten und später verbotenen "Assoziation der Zigarrenarbeiter Deutschlands" an - ein Vorläufer der ersten deutschen Gewerkschaft .

Friedliche Revulution
Unter diesem Begriff werden alle demonstrationen und Aktivitäten verstanden, die letztendlich zum Sturz des SED-Regimes, zum Mauerfall und zur Wiedervereinigung führten. Dabei spielten die Ereignisse in Leipzig eine besondere und tragende Rolle.
Es sei hier aber auch erwähnt, dass es trotz sehr ruppiger und unerfreulicher Aktionen des SED-Staates zu keinen blutigen Aktionen, wie z.B. einem Schusswaffeneinsatz, des Staates gegen die friedlichen Demonstranten kam!

Bereits ab November 1982 fanden in der Leipziger Nikolaikirche dauerhaft systemkritische Fiedensgebete statt, die aber anfangs nur auf geringe Resonanz stießen. Das änderte sich aber ab Ende 1988 aufgrund der verstärkten politischen Debatte in der Gesellschaft. Die Versuche des Regimes, Einfluss auf die Friedensgebete zu nehmen, führten jedoch dazu, dass sich zunehmend Menschen nach dem Gebet vor der Kirche versammelten, was Gelegenheit bot, auch mit anderen Bürgern der Stadt ins Gespräch zu kommen.

Zu einer "richtigen" Demonstration kam es dann am 15. Januar 1989 - dem 70. Jahrestag der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts - unter dem Motto "zur demokratischen Erneuerung unserer Gesellschaft“ . Nach der gewaltsamen Auflösung der Demonstration wurden 53 Personen verhaftet - mussten jedoch nach weiteren Protesten in Leipzig und dem Druck aus der Bundesrepublik und der USA wegen der Vereinbarungen in der Schlussakte von Helsinki wieder freigelassen werden.

Am 4. Juni 1989 sollte im Zuge des Weltumwelttages eine Veranstaltung unter dem Motto „Eine Hoffnung lernt gehen - Pleißepilgerweg 1989“ entlang der Pleiße stattfinden. An der zunächst erlaubten aber später verbotenen Protestveranstaltung nahmen rund 1.400 Menschen teil - von denen 74 wurden verhaftet wurden.

Am 10. Juni fand ein verbotenes Straßenmusikfestival statt, das berts sehr früh durch ein ungewöhnlich brutales Verhaftungen durch die Volkspolizei beendet wurde. Die Festnahmen der Musiker und einiger weiterer Teilnehmer führten zu heftigen Proteste der anwesenden Leipziger.

Im Zuge des Kirchentages vom 6. bis 9. Juli, dessen Organisatoren sich geweigert hatten, poltisch kritische Themen diskutieren zu lassen, wurde in der Lukaskirche ein "Statt-Kirchentag“ mit rund 2.500 Teilnehmern aus der gesamten DDR veranstaltet. Am Ende des Gottesdienstes kam es einer spontanen Demonstration gegen Wahlbetrug und gegen den von der DDR-Führung begrüßten Terror in China. Auf dem Weg in die Innenstadt wurden den Demonstranten jedoch ihre Transparente von Mitarbeitern der STASI entrissen.

Am 4. September kam es anlässlich Leipziger Herbstmesse wiederum zu Protestaktionen, in derem Verlauf Stasi-Mitarbeiter vor den Kameras westlicher Journalisten Transparente herunterrissen. Zum ersten Mal hörte man laute Rufe wie „Stasi raus“, aber auch "Wir bleiben hier"!

Infolge der repressiven Reaktionen des SED-Regimes solidarisierten sich immer mehr Menschen mit den Protestlern, so demonstrierten ausgerechnet am 7. Oktober 1989 - dem 40. Jahrestag der DDR - 4.000 Personen, von denen 210 verhaftet wurden.

Ein extrem kritisches Datum war der 9.Oktober, als in der Stadt über 8.000 bewaffnete Kräfte der Polizei, NVA und der Betriebskampfgruppen zusammengezogen worden waren. Sogar Internierungslager waren vorbereitet. Aber nicht zuletzt durch einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit durch den Musiker Kurt Masur, den Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, den Theologen Peter Zimmermann und von drei Sekretären der SED-Bezirksleitung kam es zu keiner Gewalt. Die bis zu 100.000 Teilnehmer an dieser "Montagsdemonstration" blieben unbehelligt.
Dieser 9.Oktober läutete das Ende der SED-Herrschaft ein. Bei den folgenden friedlichen Montagsdemonstrationen am 16. Oktober nahmen 120.000 Menschen, am 23. Oktober 200.000, am 30. Oktober waren es 300.000 und am am 6. November waren sogar bis zu 400.000.

Am 9. November 1989 fiel dann bekanntlich die Mauer und am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik bei.

Messen und Veranstaltungen
In der traditionsreichen Messestadt Leipzig finden jährlich zahlreiche Messeveranstaltungen statt. Das neue Messegelände lässt sich wie folgt beschreiben:
Das Congress Centrum Leipzig (CCL) ist Bestandteil des im April 1996 eröffneten neuen Leipziger Messegeländes und bildet den Kern des Messe-Ensembles. Mit 23 Räumen, einem großen Saal für 1.000 Personen sowie Foyers und einer Reihe von Präsentationsflächen eignet es sich bestens für alle möglichen Messen und Tagungen. Die Halle 2 ist eine der fünf Messehallen auf dem Messegelände und bietet Platz auch für große Ausstellungen. Die Glashalle ist das Herzstück des Messegeländes und ist während des Messebetrieben die zentrale Eingangshalle zum Messegelände. Und "last but not least" ist derTagungsbereich Messehaus zu nennen.

April: Auto Mobil International
Jährlich veranstaltete, zweitgrößte Automesse Deutschlands.

März: Leipziger Buchmesse
Die Leipziger Buchmesse ist die bekannteste Messe der Stadt und nach Frankfurt die zweitgrößte Buchmesse Deutschlands. Die Messe findet jährlich Mitte März in den Leipziger Messehallen statt. Schon im 17. Jahrhundert fand die Buchmesse in Leipzig statt, auch zu DDR-Zeiten war die Buchmesse ein wichtiger Treffpunkt. Die Atmosphäre der vorwiegend als Publikumsmesse gedachten Messe ist geradezu familiär. Zeitgleich findet als Sonderveranstaltung zur Buchmesse "Leipzig liest" statt. Im Jahr 2012 hatte diese Veranstaltung - die in Räumlichkeiten in ganz Leipzig stattfindet - rund 2.700 Teilnehmer.
Messe-Allee 1
04356 Leipzig
Tel.: 0049 - (0)341 - 6788240

Pfingsten: Wave-Gotik-Treffen
Das Wave-Gotik-Treffen (früher: Gothik) ist ein Musik- und Kulturfestival der Grufty-Szene, das seit 1992 jährlich am Pfingstwochenende in der Stadt stattfindet. Mit über 20.000 Besuchern ist es neben dem M'era Luna in Hildesheim eine der größten Veranstaltungen dieser Art.
Die Besucher des 23. Treffen 2015 erlebten neben mehr als 200 Konzerten ein kulturelles Angebot von Filmvorführungen über Club-Partys, Friedhofführungen, Autorenlesungen, Workshops bis hin zu Kirchenkonzerten und einem Wagnerkonzert.
Großer Wert wird auf ein entsprechendes Outfit gelegt, in dem sich die Teilnehmer gerne der Öffentlichkeit präsentieren. und das nicht nur in dunklen Kostümen sondern auch in schrillen und bunten Outfits.
Das Treffen hatte auf große Teile der Stadt abgefärbt - so gestalteten viele Geschäfte Teile ihrer Schaufenster als Gruß an die Gäste
indem sie beispielsweise ihre Schaufensterpuppen in altmodische schwarze Spitzenreifröcke kleideten.

August: Games Convention

Seit 2002 findet in Leipzig die europaweit größte Messe für Computer- und Videospiele statt. Sie ist eine Fach- und Publikumsmesse und Aussteller aus 15 Ländern stellen die neuesten Spiele sowie frühe Entwicklungen im Bereich der interaktiven Unterhaltung aus.

Oktober: Lachmesse

Bei dem Humor- und Satirefestival, das auf über 100 Veranstaltungen verteilt ist, treten jedes Jahr über 150 Kabarettisten auf.

April / August / Oktober: Leipziger Kleinmesse

Das Volksfest findet drei Mal im Jahr statt. Mit der Entwicklung der Messe in Leipzig entwickelte sich auch das Volksfest; schon immer lockte die Messe Schausteller an.

Mai / Juni: Bachfest Leipzig

Das Musikfestival fand erstmals 1908 statt. Es werden Stücke von Johann Sebastian Bach aufgeführt.

Oktober: Leipziger Jazztage
Renommiertes deutsches Jazzfestival. Es gibt eine Vielzahl von Veranstaltungen in unterschiedlichen Spielstätten, auch in der Oper Leipzig, in Kirchen und Nachtkonzerte in Clubs.

November bis Februar: Leipziger Studentenfasching

Ca. 10.000 Gäste besuchen die Veranstaltungen, die in der Faschingssaison stattfinden. Der Studentenfasching hat einen rein studentischen Hintergrund und unterscheidet sich somit von anderen Karnevals- und Faschingsveranstaltungen.

Pfingsten: Wave-Gotik-Treffen

Mit 20.000 Besuchern findet in Leipzig jährlich das derzeit größte Treffen der "Schwarzen Szene" statt. Nicht nur Musikveranstaltungen, sondern ein umfangreiches und vielfältiges Programm werden hier geboten: Literaturlesungen, Ausstellungen, Mittelaltermärkte und vieles mehr. Die Besucher überachten in Hotels und auf dem Campingplatz.

Alte Messe Leipzig
Mit "Alte Messe" wird in Leipzig jenes etwa 50 ha große Gelände bezeichnet, auf dem Ausstellungen der "Technischen Messe" von 1920 bis 1991 stattfanden. Seitdem wird es als Einkaufs- und Gewerbegebiet genutzt.

Thomanerchor
Der Thomanerchor ist ein weit über Leipzig und sogar Deutschland hinaus bekannter Jungenchor von bis zu 100 Jungs bzw. jungen Männern im Alter zwischen 9 und 19 Jahren, der in Leipzig beheimatet ist.
Alle Chormitglieder leben in altersgemischen Wohngruppen - so genannten Stuben mit jeweil neun bis zehn Jungs aus allen Jahrgängen - in einem Internat mit der Bezeichnung Thomasalumnat.
Seine Entstehung verdankt der Chor dem Markgrafen Dietrich des Bedrängten von Meißen (1162-12219 der den Chor im Jahr zusammen mit der Thomasschule im Jahr 1212 gründete.
Die große Bedeutung des Chores zeigte sich nicht zuletzt darin, dass Kaiser Otto IV. (1175-1218) am 20. März 1212 die Gründung auf dem Reichstag in Frankfurt mit einer Urkunde besiegelte. Seinerzeit gehörte der Chor zum Augustiner-Chorherrenstift des Klosters St. Thomas in Leipzig. Als Stiftskirche kam 1213 die heutige Thomaskirche zum Stift.

Von der Reformation bis heute
Der wohl bekannteste musikalische Lehrer an der Thomasschule war ohne Zweifel von 1723 bis zu seinem Tod Johann Sebebastian Bach (1685-1750). Er hatte während dieser Zeit in Leipzig eine Stelle als Thomanerkantor inne. Während seiner 27-jährigen Tätigkeit verfasste er nahezu wöchentlich eine neue Kantate für den Chor.
Die Reformation erreichte auch den Thomanerchor - so predigte beispielsweise Martin Luther von der Kanzel der Thomaskirche. Mit der Verbreitung der Reformation begann dann die Säkularisation der Klöster, in dessen Folge das gesamte Eigentum des Thomasstifts an die Stadt Leipzig überging. Noch heute trägt die Stadt Leipzig die Kosten für den Chor und das Internat. Infolge einer starken Beschädigung im Jahr 1546 wurde das Gebäude später abgerissen und ein neues Gebäude errichtet. Dieses Gebäude, neben der Thomaskirche gelegen, wurde dann am Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls abgerissen. Daraufhin zogen die Thomasschule und das Internat in die Hillerstraße - im heutigen Leipziger Bachviertel gelegen.
An dem Chor gingen 800 Jahre Geschichte natürlich auch nicht spurlos vorbei. So stand der Chor während der Zeit der Pest - nach dem Dreißigjährigen Krieg - fast vor seiner Auflösung. Und 1937 mussten die Chormitglieder geschlossen in die Hitlerjugend eintreten. Auch die Kommunisten versuchten immer wieder, Einfluss auf den Chor zu nehmen, nicht wenige waren beispielsweise Mitglied in der FDJ.

800-jähriges Jubiläum
Am 20. März 2012 beging der Chor mittels eines großen Festakts in der Thomaskirche in Leipzig sein 800-jähriges Bestehen. An dem Festakt nahmen u.a. auch Bundespräsident Joachim Gauck sowie der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Rudi Tillich teil - es war der erste offizielle öffentliche Auftritt von Gauck als Bundespräsident.

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