Dublin: Stadtgeschichte

Die frühesten Spuren der menschlichen Zivilisation datieren Archäologen auf ca. 7.500 vor Christus. Um 4.000 vor Christus kamen jungsteinzeitliche Bauern und Hirten in die Region und legten in Newgrange und an anderen Orten Grabstädten an, deren Ruinen heute zu besichtigen sind. Um 700 vor Christus wanderten auch die Kelten ein; sie sollten nun ein Jahrtausend lang das Leben auf dem Territorium dominieren. Der keltische Stamm der Gälen errichtete rund 150 Kleinkönigreiche. Im 5. Jahrhundert christianisierte der heilige Patrick die Bewohner der Insel, woraufhin sich zahlreiche Klöster bilden. 1192 wurde die St. Patrick's Cathedral in Dublin errichtet. Der heutige gälische Name Dublins Baile Atha Cliath geht auf Ath Cliath, die Keltensiedlung, die man Furt über die Hürden nannte, zurück.

Im 8. und 9. Jahrhundert kam es bereits zu zahlreichen Wikingereinfällen. Die norwegischen Wikinger errichteten 841 ihren ersten Hafen in Dublin und gründeten Siedlungen. Sie konnten zu Beginn des 10. Jahrhunderts noch von den örtlichen Häuptlingen vertrieben werden, kamen aber 15 Jahre später wieder zurück in die Region und errichteten zwischen dem heutigen Dublin Castle und Wood Quay eine Befestigung. An dieser Stelle flossen Liffey und Poddle zusammen und das Wasser war dunkel, daher nennten die Wikinger das Gewässer Dyfflin oder Dubb Linn: der schwarze Teich. Wenig später gelang es den Wikingern, in der Schlacht von Dublin den König von Tara zu schlagen, nicht jedoch den irischen König Brian Boru bei Clontarf. Sie vermischten sich ab dem 11. Jahrhundert mit den Kelten und unter König Seidenbart entwickelte sich Dublin zum christlichen Vasallenstaat. Dublin zählte zum Zeitpunkt der Erbauung eines Vorläuferbaus der Christ Church im 11. Jahrhundert etwa 5.000 Einwohner.

Im 12. Jahrhundert kam es zu immer heftigeren Fehden zwischen den Iren und König Dermot Macmurrough, König von Leinster, bat Henry II von England um Hilfe. Dieser schickte Truppen, die von Richard "Strongbow" de Clare angeführt wurden. Dieser eroberte Dublin und heiratete die Tochter des Königs. Nach dessen Tod war er bereit, die Nachfolge anzutreten, was aber Henry II. zu unterbinden gedachte: er kam nach Dublin und konsolidierte monatelang seine Macht.

Unter anglo-normannischer Herrschaft wurde die Stadt erweitert und man errichtete eine Stadtmauer und Wachtürme; ab 1205 wurde schließlich auch Dublin Castle erbaut. Immer mehr Menschen siedelten sich in den ärmlichen Vororten Dublins an, bis 1348 eine Pestwelle über die überbevölkerte Stadt hereinbrach. Die Anglo-Normannen heirateten ebenso wie zuvor die Wikinger in die irische Gesellschaft ein; einige Familien wie die Fitzgeralds, die Butlers und die Burkes entwickelten sich auf diesem Weg zu mächtigen Dynastien. 1541 verabschiedete der englische König Henry VIII die Suprematsakte, durch die er selbst zum König von Irland und zum Oberhaupt der Kirche von England wurde, die sich inzwischen von der Kirche in Rom getrennt hatte. Das ganze Land unterstand nun der englischen Krone: Henry löste die Klöster auf und führte fortan eine eisernes Regiment: alle erwachsenen, männlichen Mitglieder der Familie ließ er hinrichten und der Protestantismus hielt Einzug in Irland.

Es war Elisabeth I., die Irland später in eine britische Kolonie verwandeln ließ: sie war auch die Gründerin des Trinity Colleges. 1690 besiegte Wilhelm von Oranien, protestantischer Erbstatthalter der Niederlande, (William III) in der Schlacht am Boyne im Norden von Dublin James II., den entthronten katholischen Monarchen von England, was zu einer noch schärferen Kontrolle Londons über Irland führte. Fünf Jahre später wurden die Strafgesetze erlassen: William III. dehnte die (anti)katholischen Gesetze auf Irland aus, wodurch den Katholiken zahlreiche Ämter wie der Wehrdienst, die Kandidatur für Wahlämter usw. verschlossen wurden. Die Lebensumstände der Katholiken in Irland verschlechterten sich in der Folgezeit dramatisch, während es dem Mittelstand und vor Allem der Aristokratie in Dublin immer besser ging. Viele Bauwerke entstanden während dieser Zeit, beispielsweise das Leinster House und das Powerscourt House und man engagierte Meisterarchitekten wie Richard Castle und italienische Künstler wie Filippo Francini. St. Stephen's Green und die Marlborough Street waren besonders noble Gegenden, außerdem gab es das Royal Hospital und Rotunda Hospital, die erste Entbindungsklinik der britischen Inseln. Die Royal Dublin Society, die heute noch besteht, unterstützte die Förderung von Kunst, Wissenschaft und Landwirtschaft. Am Trinity College studierten bedeutende Akademiker und Schriftsteller wie der Verfasser von Gullivers Reisen, Jonathan Swift und der Philosoph Edmund Burke.


Im Jahr 1782 erkannte England ein irisches Parlament mit Selbstständigkeit an. Jedoch saßen nur Protestanten im Parlament. Sie erreichten eine handelspolitische und verfassungsrechtliche Verbesserung für Irland. Im Zuge der Französischen Revolution verlangten die United Irishmen unter Theobald Wolfe Tone die Einführung der Republik Irland. Tone wurde von den Engländern verhaftet, beging Selbstmord und ging als Märtyrer in die irische Geschichte ein. Das irische Parlament löste sich im Jahr 1800 nach Bestechungen der Engländer auf. Ab 1801 hatten die Iren statt eigenem Parlament 100 Abgeordnete im Londoner Parlament. Viele Großgrundbesitzer verließen daraufhin die Insel und lösten damit eine ökonomische Krise in Irland aus. Ab 1803 gründeten sich Geheimbünde gegen die verbliebenen Großgrundbesitzer. Die Massenbewegung, die aufgrund der 1823 gegründeten Catholic Association aufkam, erreichte die Aufhebung der anti-katholischen Gesetze. Auch Katholiken konnten nun ins Parlament einziehen. Von 1845 bis 1851 kam es zur großen Hungersnot in Irland, die rund eine Millionen Opfer forderte und die Bevölkerung nach dem Einsetzen der Migration weiter drastisch dezimierte.

Zwischen 1858 und 1916 wurden zahlreiche Unabhängigkeitsbewegungen gegen die britische Besatzung gegründet. Am 24. April 1916 wurde in Dublin die Unabhängigkeit ausgerufen. Der Aufstand ging als Osteraufstand in die Geschichte ein. Die Briten schlugen den Unabhängigkeitsversuch grausam nieder und exekutierten den Führer der Freiheitsbewegung. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebe Dublin eine besonders blutige Zeit: Die Iren waren zornig über die Hinrichtung der Anführer des Osteraufstandes und den Plan der Briten, in Irland die Wehrpflicht einzuführen. Von dieser Wut profitierte die Sinn Féin und gewann bei den Unterhauswahlen von 1918 zwei Drittel der irischen Parlamentssitze. Die Abgeordneten bezogen diese jedoch nicht in Westminster, sondern im Mansion House, im neugegründeten irischen Parlament Dáil Éireann.

Die Iren riefen die Unabhängigkeit aus und stellten eine eigene Regierung. Der Finanzminister Michael Collins organisierte in Dublin den städtischen Guerrillakampf der Irish Volunteers. Im November 1920 ließ er in Dublin 14 britische Geheimagenten ermorden und während eines Fußballspiels im Stadion Croke Park wurden 12 Zuschauer erschossen. Diesem Vergeltungsakt gab man den Namen Blutiger Sonntag. Im Mai 1921 wurde das Custom House in Brand gesetzt.
Bis 1921 kam es zum Unabhängigkeitskrieg der Irish Republican Army (IRA) gegen die Briten. Dann setzten die Briten einen Waffenstillstand durch und beide Seiten unterzeichneten den anglo-irischen Vertrag: am 6. Dezember 1921 wurde Irland ein Freistaat innerhalb Großbritanniens und hatte von nun an begrenzte Unabhängigkeit: die Mitglieder des Irischen Parlaments mussten dem britischen Monarchen die Treue schwören. Die Dáil-Fraktion unter Eamon De Valera lehnte den Vertrag ab und im Juni 1922 brach ein Bürgerkrieg aus, bei dem die Vertragsgegner die Four Courts besetzten und die Freistaat-Truppen von Collins das Gebäude bombardierten. Es kam zu weiteren blutigen Kämpfen der Freistaatgegner gegen die irische Regierung bis 1923, wobei über 4.000 Menschen umkamen, auch Collins wurde 1922 aus dem Hinterhalt erschossen. Im Mai 1923 wendete sich De Valera schließlich gegen den gewaltsamen Widerstand und verließ die Sinn Féin. 1926 gründete er die Partei Fianna Fáil (Krieger von Irland), mit der er 1932 die Wahlen gewann. Er hatte das Amt des Premierministers mit zwei Unterbrechungen bis 1959 inne und war danach weitere 14 Jahre Staatspräsident von Irland.

1937 erklärte sich Irland als souverän und demokratisch. Eine neue Verfassung wurde verabschiedet. Im Zweiten Weltkrieg blieb Irland neutral, daher musste Dublin nur einen einzigen deutschen Luftangriff erdulden. 1949 erklärte sich Irland zur Republik und trat aus dem Commonwealth aus, um die Verbindung zu Großbritannien zu kappen. Im Ireland Act beschloss das Londoner Unterhaus im gleichen Jahr, dass Nordirland Teil von Großbritannien bleiben sollte. Im Jahr 1955 wurde Irland Mitglied den Vereinten Nationen und 1973 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft.

Von der politischen Situation in Nordirland blieb Dublin stets weitgehend unberührt, nur 1966 zerstörte die IRA jedoch die Nelson-Säule von Dublin, da sie höher war als diejenige auf dem Trafalgar Square in London. Nur der Kopf der Statue blieb erhalten und ist heute im Stadtmuseum zu sehen. 1972 wurde die Britische Botschaft in Dublin von Molotowcocktails zerstört, als Vergeltung für den Zweiten Blutigen Sonntag, an dem in Londonderry 13 Demonstranten erschossen worden waren.

Dublin wurde zur Kulturhauptstadt 1991 gewählt, wodurch sich das Viertel Temple Bar zu einem Kulturzentrum entwickelte. Jedoch veränderte sich hauptsächlich der Stadtteil südlich des Flusses, wodurch die Kluft zwischen dem Nord- und dem Südufer weiter verschärft wurde und Kriminalität und Drogendelikte zunahmen. Dennoch ist Dublin heute eine lebendige, moderne und kosmopolitische Stadt. Zu dieser Entwicklung hat zu einem großen Teil der zukunftsorientierte Regierungsstil von Präsidentin Mary Robinson beigetragen.

2002 wurde der EURO offizielles Zahlungsmittel in Irland.

Neuen Kommentar hinzufügen