Buenos Aires: Stadtgeschichte

Die erste Stadtgründung geht auf das Jahr 1536 zurück. Am 3. Februar dieses Jahres errichtete der spanische Eroberer Pedro de Mendoza eine Siedlung am Río de la Plata unter dem Namen Puerto de Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre. Wegen Nahrungsmittelknappheit, Krankheiten und wiederholten Angriffen der Querandí-Indianer musste die Siedlung bereits 1541 wieder aufgegeben werden.

Erst 1580 fand die zweite Besiedelung statt. Der Entdecker Juan de Garay gründete am 11. Juni die Siedlung erneut, diesmal unter dem Namen Ciudad de la Santísima Trinidad y Puerto Santa María del Buen Ayre. Später entwickelte sich aus dieser Bezeichnung der heutige Stadtname Buenos Aires.

1776 wurde das spanische Vizekönigreich Río de La Plata gegründet und Buenos Aires zu seiner Hauptstadt erklärt. Die bis dahin relativ unbedeutende und nur mäßig wachsende Stadt entwickelte sich nun zu einem wichtigen administrativen und kommerziellen Zentrum Südamerikas. Bis zum Jahr 1800 wuchs die Bevölkerung auf etwa 40.000 an.

Am 25. Mai 1810 wurde der Vizekönig Baltazar Hidalgo de Cisneros y la Torre aus Buenos Aires vertrieben und die Macht an einen offenen Stadtrat (cabildo abierto) übertragen. In den folgenden Jahren war die Stadt das Zentrum der Unabhängigkeitsbewegung Argentiniens. Am 9. Juli 1816 wurde die Unabhängigkeit der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata ausgerufen, die jedoch von Konflikten zwischen Anhängern zweier politischer Strömungen überschattet wurde. Die Unitaros traten für einen zentralisierten Staat mit der mächtigen Hauptstadt Buenos Aires ein, wohingegen die Federales einen föderativen Staat mit weit reichenden regionalen Autonomien befürworteten.

Der Wegfall von Handelsbeschränkungen bescherte der Stadt am Río de la Plata in der Folgezeit wirtschaftlichen Aufschwung und Wachstum. Da durch die Unabhängigkeit von Spanien die Hilfen durch die Spanische Krone für die Städte im argentinischen Inland wegfielen, wuchs die finanzielle Macht von Buenos Aires mit seinem für den Im- und Export äußerst wichtigen Atlantikhafen. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung Porteños (von spanisch "puerto" = Hafen) für die Einwohner von Buenos Aires, die noch heute verwendet wird.

1829 übernahm der Federalista Juan Manuel de Rosas die Macht über die junge Republik und schwang sich zum Diktator auf. Nach seiner militärischen Niederlage von 1852 öffneten die nachfolgenden Regierungen Buenos Aires für europäische Einwanderer. Die Folge war der Anstieg der Bevölkerung, die 1860 an die 100.000 betrug.

Nach mehreren Konflikten zwischen den argentinischen Provinzen wurde Buenos Aires 1880 zur Hauptstadt des Landes erklärt. Bis zum Ersten Weltkrieg hielt der massive Zustrom der europäischen Bevölkerung an und sorgte für ein Wachstum der Stadt. 1914 lebten mehr als 1,5 Millionen Menschen in der Stadt, von denen jeder zweite außerhalb Argentiniens geboren war. Der Großteil der Immigranten, um die 80 Prozent, kam aus Spanien und Italien; aber auch aus anderen europäischen Ländern zogen massenhaft Menschen in die Stadt. Hervorgerufen wurde die Immigration durch stetiges Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In diese Zeit der florierenden Wirtschaft und des starken Bevölkerungswachstums fielen umfangreiche öffentliche und private Bauprojekte, die dazu beitrugen, Buenos Aires zu der modernen, kosmopolitischen Großstadt zu machen, die sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts war.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielten Wachstum und Modernisierung an und verbanden sich mit der fortschreitenden Industrialisierung der Stadt. In den 30er Jahren setzte im Zuge der Industrialisierung ein massiver Zustrom von argentinischer Bevölkerung aus anderen Landesteilen ein, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen waren. Die Zugezogenen besiedelten vor allem die Vorstädte, die um die Stadt herum entstanden und schnell wuchsen. Das Wachstum hielt an und in den 70er Jahren lebte bereits rund in Drittel der argentinischen Bevölkerung in Buenos Aires oder der unmittelbaren Umgebung.

Kurz nach Beginn der ersten Verhaftungswellen, die von der Militärdiktatur (1976 - 1983) durchgeführt wurden, begannen die Frauen der Plaza de Mayo auf dem Hauptplatz gegen das "Verschwindenlassen" ihrer Söhne und Ehemänner zu demonstrieren. Noch heute, über 20 Jahre nach Ende der Diktatur, treffen sie sich regelmäßig, um auf das Schicksal der zum Teil noch immer Verschwundenen aufmerksam zu machen.

Nach dem Ende der Militärherrschaft 1983 verfolgte die neue demokratische Regierung von Argentinien eine neoliberale Wirtschaftspolitik, die zu starkem Wirtschaftswachstum führte. Die Folgen waren in Buenos Aires spürbar, wo vor allem neue Hochhäuser errichtet wurden. Zwischen 1998 und 2002 steckte Argentinien in einer beispiellosen Wirtschaftskrise. Das Finanzsystem kollabierte, die Arbeitslosigkeit stieg auf über 20% und die Armutsrate auf 57%. In Buenos Aires kam es zu massiven, teils gewalttätigen Demonstrationen der unzufriedenen Bevölkerung.

Zwar ist der schlimmste Teil der Krise mittlerweile überstanden, doch die Lebensbedingungen vieler Menschen in Buenos Aires sind nach wie vor relativ schlecht.

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