Brandenburg an der Havel: Stadtgeschichte

Von der erste Besieldung bis zum Mittelalter

Viel lässt sich über die germanische Besiedlungsphase der Region, in der sich das heutige Brandenburg an der Havel ausbreitet, nicht sagen. Gesichert ist, dass im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. viele späthallstädtische und keltische Importwaren gelangt waren, was darauf schließen lässt, dass der Havelübergang im Norden vom Marienberg spätestens zur damaligen Zeit ein bedeutender Kreuzungspunkt wichtiger Handelsrouten gewesen sein musste. Glaubt man Tacitus und dem, was er in seiner Schrift De origine et situ Germanorum geschrieben hat, so hat sich im Elbe-Havel-Raum der suebische Stamm der Semnonen angesiedelt. Bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. aber hat dieser Stamm die Region ver- und höchstwahrscheinlich einen siedlungsfreien Raum hinterlassen. Slawische Stämme aus Schlesien und Böhmen kamen ab dem 6. Jahrhundert in die Region und überlagerten die und vermischen sich mit der ansässigen germanischen Bevölkerung.

Nachdem König Heinrich I. 928 und 929 die auf der Dominsel gelegene Zentralburg der slawischen Heveller erobert hatte, errichtete Otto I. etwa 20 Jahre später das Bistum Brandenburg. Jedoch wurde die Burg im Zusammenhang mit dem späteren Slawenaufstand zurückerobert, während das Bistum formaljuristisch weiter existierte, nur dass der Bischof bis zur Rückeroberung im Magdeburger Exil weilte. Mit dem Tode des letzten Hevellerfürsten, Pribislaw-Heinrich, ging das Land 1150 an den Markgrafen Albrecht den Bären über. Albrecht erstürmte 1157 die Burg und begründete die Markgrafschaft Brandenburg. Aber erst im Jahre 1170 wurde Brandenburg in einer ottonischen Urkunde erstmals als Stadt erwähnt.

Gemeinsam mit einer neueren und damals völlig eigenständigen Kaufmannssiedlung südlich der heutigen Brandenburger Altstadt war die Stadt unbestrittenes Zentrum zwischen Elbe und Oder. Beide Brandenburger Städte schlossen zum Schutze vor Beeinträchtigen durch die (neuen) hohenzollerschen Landesherren im Jahre 1431 einen Städtebund mit Frankfurt/Oder, Berlin und Cölln. Seit 1518 waren beide Brandenburgs auch Mitglied der Hanse. Drei Jahre später wurde Brandenburg an der Havel durch den Kurfürsten Joachim I. offiziell der Titel einer Chur- und Hauptstadt verliehen.

Zwischen den Jahren 1536 und 1555 erlebte das damals katholische Brandenburg an der Havel die Einflüsse der Reformation, die sich schließlich in der Stadt durchsetzen konnte, sodass das Bistum 1598 säkularisiert (= enteignet) und dem Kurfürstentum Brandenburg einverleibt wurde.

Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) musste Brandenburg nicht nur zahlreiche Zerstörungen und Verwüstungen, sondern auch einen verheerenden wirtschaftlichen Niedergang über sich ergehen lassen. Von diesen Folgen des Großen Krieges konnte sich die Stadt erst bis etwa 1800 vollständig erholen.

Die Besetzung Brandenburgs durch die französische Revolutionsarmee Napoléon Bonapartes dauerte von 1806 bis 1808 und brachte der Stadt horrende Kriegskosten ein, die schließlich zu einer schweren Verschuldung Brandenburgs führen sollten. Diese Verbindlichkeiten konnten erst mit der Industrialisierung ab den 1850ern abbezahlt werden.

In der Zeit der Wirren der deutschen Revolution des Jahres 1848 tagte die vom König vertriebene Preußische Nationalversammlung vom 8. November bis zum 5. Dezember nicht in Berlin, sondern im Dom zu Brandenburg. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war aber auch geprägt von einem Anwachsen Brandenburgs. Die mittlerweile etwa 14.000 Einwohner zählende Stadt erhielt einen Eisenbahnanschluss an Berlin und Potsdam und im Jahre 1897 die erste Pferdestraßenbahn. Die Industrie bahnte sich ihren Weg und machte aus der Stadt einen Produktionsstandort für Fahrräder, Kinderwagen und bald auch Autos. Stahl- und Walzwerke kamen hinzu. 1905 lebten in Brandenburg nun schon 51.000 Menschen. Hatte die Stadt auch unter den ökonomischen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu leiden, so konnte sie nach 1933 aber von ihrer verkehrsgünstigen Lage profitieren und zu einem wichtigen Standort der Stahlproduktion werden.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde in Brandenburg eines der ersten Konzentrationslager eingerichtet; es bestand von 1933 bis 1934. Länger existierte das Zuchthaus Brandenburg-Görden, das bis 1945 als Gefängnis und Hinrichtungsort für zahlreiche Oppositionelle diente. Die Nazis haben das alte Zuchthaus als Tötungsanstalt verwendet, in der man die unmenschliche Anschauung vom unwerten Leben als Euthanasie ausgab und in die Tat umsetzte. Mehr als 9.770 Patienten wurden dort ermordet.

Infolge der schweren Luftangriffe und der Bodenkämpfe zum Ende des Zweiten Weltkriegs hin kam es in Brandenburg zu erheblichen Zerstörungen, die unter anderem auch 70% der Industriebetriebe mitrissen. Von der eigentlichen Wohnfläche wurden aber „nur“ etwa 15% vernichtet, was im deutschen Durchschnitt noch recht wenig war.

In den 1950ern erlebte Brandenburg an der Havel den Neuanfang. Neben dem Walzwerk in Kirchmöser sorgte auch das Stahl- und Walzwerkes Brandenburg dafür, dass die Stadt ab 1950 wieder ein wichtiger Standort für die Schwerindustrie wurde. Die Einwohnerzahl stieg mit dem Aufbau der Industrie bis zum Jahr 1989 kontinuierlich. Die Industrie wurde nach 1989 aber privatisiert; viele Betriebe wurden abgewickelt oder verkleinert. Die Folgen dieses Strukturwandels waren Arbeitslosigkeit und Wegzug.

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