Stadtgeschichte

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Vor den Spaniern

Vor der Ankunft der Spanier lebten auf der Hochebene der heutigen Stadt Santa Fe de Bogotá die Muisca. Das Volk gehört zur sprachlichen Familie der Chibcha. Es konzentrierte sich um zwei Machtzentren. Das nordöstliche lag in der Region Hunza (das heutige Tunja) und das größere, südwestliche in Bacatá (heute Bogotá). Die Muisca waren landwirtschaftlich orientiert und bildeten keine großen Städte heraus. Sie verfügten über Salz-, Gold- und Smaragdvorkommen. Für die Zeit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert wird die Bevölkerung dieser Gruppe auf etwa eine halbe Million geschätzt.

Die Spanische Eroberung

Der spanische Eroberer Gonzalo Jiménez de Quesada brach am 6. April 1536 mit 500 Soldaten vom Karibikhafen Santa Marta in Richtung des Landesinneren auf. Ziel der Expedition war das sagenumwobene Land voller Reichtümer El Dorado. Im März 1537 gelangten die Eroberer, deren Trupp auf etwa 70 Männer zusammengeschrumpft war, in das Gebiet der Muisca. Nach einigen Auseinandersetzungen mit dem Herrscher von Bacatá, entschlossen sie sich, am Fuße der Kordillierenberge Monserrate und Guadalupe eine Siedlung zu gründen. Die Historiker gehen vom 6. August 1538 als Gründungsdatum der Stadt aus. Die Siedlung erhielt den Namen Santa Fe (nach der Unabhängigkeit wurde daraus Santa Fe de Bogotá) und befand sich nahe des heutigen Plaza Bolívar. Dieser Platz wurde 1553 angelegt und bildet seither den Mittelpunkt der Stadt. Die Straßen wurden schachbrettförmig nach ihm ausgerichtet. In dasselbe Jahr fällt der Baubeginn der ersten Kathedrale an der Ostseite des Platzes. Seit 1550 war die Stadt bereits Hauptstadt und Regierungssitz des neu erschaffenen Nuevo Reino de Granada (Königreich Neugranada).

Die Stadtbevölkerung wuchs in den folgenden Jahren schnell an und die Stadt gewann innerhalb des spanischen Kolonialreiches an Bedeutung. 1580 wurde die erste Universität gegründet, die Pontificia Universidad de Santo Tomás de Aquino. Ihr gesellte sich im Jahre 1621 die Universidad Javeriana hinzu.

1739 wurde das Vizekönigreich Neugranada geschaffen, mit Santa Fe de Bogotá als Hauptstadt und Regierungssitz. Seither residierten hier die Vizekönige. Die Stadt entwickelte sich neben Cartagena de las Indias zur wichtigsten Stadt innerhalb Neugranadas. Die Bevölkerung wuchs bis 1789 auf über 18.000 Menschen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konzentrierten sich in Santa Fe de Bogotá reiche und mächtige Kreolen (in Lateinamerika geborene Menschen spanischer Abstammung), die sich für die Unabhängigkeit vom Spanischen Königreich stark machten. Die Stadt entwickelte sich zu einer der Hochburgen der Unabhängigkeitsbewegung. Nach mehreren militärischen Auseinandersetzungen wurde die Stadt am 20. Juli 1810 zum ersten Mal unabhängig. Bereits fünf Jahre später wurde Santa Fe jedoch von spanischen Truppen zurückerobert, ehe die Truppen unter Simón Bolívar und Francisco de Paula Santander im Jahre 1819 endgültig die Unabhängigkeit erringen konnten. Simón Bolívar schuf daraufhin den Staat Großkolumbien ("Gran Colombia") mit Bogotá als Hauptstadt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gab es in der Stadt durch Einwanderer aus Europa und anderen Teilen des Landes ein moderates Wachstum. 1832 wurden 36.465 Einwohner gezählt, 1881 über 84.000 und zum Ende des Jahrhunderts knapp 100.000.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war jedoch auch von politischen und sozialen Umwälzungen gekennzeichnet. In der Folge kam es zu mehreren Bürgerkriegen. Der blutigste Krieg war der so genannte "Krieg der Tausend Tage" ("Guerra de Los Mil Días"), der von 1899 - 1902 in Kolumbien und der Hauptstadt tobte. Seit der Zeit der Bürgerkriege streiten zwei politische Richtungen um die Macht im Lande. Die Liberalen auf der einen und die Konservativen auf der anderen Seite.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Bogotá unter dem liberalen Präsidenten Rafael Reyes modernisiert und bescheiden industrialisiert. Die folgende Zeit des Friedens ließ die Stadt ökonomisch wachsen. Bis 1948 waren abwechselnd die Konservativen und die Liberalen in Kolumbien und in der Hauptstadt an der Macht. In dieser Zeit der Polarisierung waren politische Konflikte an der Tagesordnung. Die Stadt wuchs unterdessen weiter und hatte 1938 über 330.000 Einwohner.
Als am 9. April 1948 der liberale Präsidentschaftskandidat Jorge Elicier Gaitán auf offener Straße ermordet wurde, brachen die politischen Spannungen in offene Gewalt um. Die folgenden Tage, an denen eine beispiellose Welle der Gewalt über die Hauptstadt schwappte, sind als "Bogotazo" in die Geschichtsbücher eingegangen. Mehrere hundert Menschen starben oder wurden verletzt und weite Teile der Stadt wurden zerstört. Die Ereignisse markierten den Anfang der Epoche der Gewalt ("La Violencia"), die Kolumbien in den folgenden Jahren bestimmte. Diese Zeit bildet den Hintergrund für die Entstehung der beiden größten Guerillaorganisationen des Landes, die noch heute aktiv sind: die FARC ("Fuerzas Armadas Revolucionarias Colombianas") und die ELN ("Ejécito del Pueblo".

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Bogotá umfassend modernisiert und industrialisiert. Die Stadt wuchs durch Einwanderer und Vertriebene, die vor den Auseinandersetzungen im Zuge der "Violencia" aus ihren Heimatregionen fliehen mussten, beträchtlich an.
1951 lebten um die 700.000 Menschen in der Stadt. Während der Militärregierung von Gustavo Rojas Pinilla (1953 - 1957) wurde die Stadt im Westen stark erweitert. Unter anderem wurde dort der Flughafen "El Dorado" gebaut. 1964 hatte Bogotá als Folge von Eingemeindungen und der nicht abreißenden Migration bereits 1,6 Millionen und 1973 schon 2,5 Millionen Einwohner. In den Außenbezirken der Stadt entstanden Armensiedlungen, die beständig wuchsen.
In den 70er Jahren wurde die Guerillaorganisation M-19 gegründet, die in Bogotá besonders aktiv war. Am 6. November 1985 besetzten ihre Kämpfer den Justizpalast an dem zentralen "Plaza Bolívar". Bei den 24-stündigen Kämpfen mit dem kolumbianischen Militär wurden mehr als 100 Menschen getötet. Das besetzte Gebäude wurde zudem weitgehend zerstört.
In den 90er Jahren riss der Bevölkerungszustrom nicht ab, so dass 1993 bereits knapp 6 Millionen Menschen in Bogotá lebten. Das Jahrzehnt war von heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Staatsgewalt und den großen Drogenkartellen von Cali und Medellín geprägt, die auch in Bogotá ausgetragen wurden. Zahlreiche Anschläge in der Stadt forderten hunderte meist unbeteiligte Todesopfer.
Bis heute wächst die Stadt ungebremst, vor allem in südlicher und westlicher Richtung. Durch militärische Auseinandersetzungen zwischen dem Staat, den Guerillaorganisationen und weiteren paramilitärischen Gruppierungen kommt es zu einem Flüchtlingsstrom von jährlich Hunderttausenden Vertriebenen, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen sind. Derzeit leben über 7 Millionen Menschen in der Stadt.

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