Berlin: Friedhöfe

Einleitung, Statistik
Im Jahr 1970 verstarben in Berlin noch jährlich rund 58.000 Menschen, im Jahr 2010 waren es nach Auskunft des statischen Landesamtes Berlin nur noch 32.234. Dieser Rückgang führte u.a. auch zur Umwidmung bzw. Aufgabe einiger Friedhöfe. Im Jahr 2009 gab es in Berlin noch 180 Friedhöfe. Nach dem Friedhofsentwicklungsplan der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werden es einige weniger sein. Dann sollen von 1.200 ha rund 290 ha Friehofsfläche aufgegeben werden. Die Schließung eines Friedhofs regelt § 7 des Berliner Friedhofgesetzes, das u.a. bestimmt, dass eine Umnutzung erst 30 Jahre nach der letzten Bestattung erfolgen darf.
Der älteste Friedhof der Stadt lag wahrscheinlich am heutigen Petriplatz an der Leipziger Straße Ecke Charlottenstraße. Er bestand vom 13. Jahrhundert bis zum Jahr 1717.

Friedhofentwicklungsplan
Der Senat von Berlin hatte am 27. Juni 2006 nach Maßgabe von § 6 des Berliner Friedhofsgesetzes (vom 1. November 1995) einen Friedhofsentwicklungsplan beschlossen.
Die Berliner "Friedhofsplanung ging bis dahin von eine Vier-Millionenstadt aus - Berlin aber aktuell nur rund 3,4 Mio. Einwohner. Zusätzlich ging man davon aus, dass der Hauptanteil Erdbestattungen sind. Aber die aktuelle Einwohnerzahl, eine Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung und die Zunahme von Urnenbestattungen haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einer deutlichen Verringerung des Bedarfes an Friedhofsflächen geführt. Die Umsetzung des Plans obliegt allerdings den 12 Berliner Bezirken, die jedoch nicht gezwungen werden können, den Senatsvorgaben zu folgen.

Lesbenfriedhof
Am Sonntag, den 6.April 2014 wurde der erste "Lesbenfriedhof" Deutschlands eingeweiht.
Dieser nur lesbischen Frauen vorbehaltene Friedhof liegt auf dem "Georgen-Parochial-Friedhof I" in der Greifswalderstr. 229-227 - Ecke Prenzlauer Berg.
Der evangeliche Friedhofsverband Berlin-Stadtmitte hatte das Gelände mit Wirkung vom 19. November 2013 an die SAPPhO-Stiftung übergeben.

Das Gräberfeld umfasst eine Fläche von rund 400 m² und hat Platz für 80 Urnen- sowie Erdbestattungen.
Träger dieses Teils des Georgen-Parochial-Friedhofs ist die 1997 gegründete SAPPhO-Stiftung mit Sitz in Wuppertal und ihrer Geschäftsstelle in Hannover.

Der Friedhof soll ein Ort der Trauer um die Verstorbenen und der Begegnung der Hinterbliebenen dienen.

Das Areal wurde nach dem keltischen Symbol der dreifachen Spirale (Triskele) gestaltet. Die Spirale wird als Kreislauf des Lebens angesehen.
Das Areal öffnet sich dem umgebenen Friedhof und wird auch durch keinerlei Zäune abgegrenzt.
Eine der Organisatorinnen begründete den Friedhof u.a. wie folgt: "Wir leben mit Lesben zusammen und wollen auch mit Lesben begraben werden. Wir waren im Leben verbunden und wollen es auch im Tod sein!"

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland äußerte sich mit den Worten: "Es ist ein schöner und ehrenvoller Gedenkort und Kulturraum für lesbische Frauen“!

Alter St. Matthäus-Kirchhof
Der am 25. März 1856 eingeweihte "Alte St. Matthäus-Kirchhof" befindet sich in Berlin-Schöneberg zwischen der Großgörschenstraße und der Monumentenstraße auf der "Roten Insel“. In unmittelbarer Nähe findet übrigens jeden Mittwoch und Samstag ein großer Markt statt.
Der Friedhof wurde am 25. März 1856 eingeweiht. Auf dem Friedhof befindet sich ein Gedenkstein für die Attentäter des 20. Juli 1944, die kurz nach dem missglückten Attentat im Bendlerblock erschossen und hier anschließend begraben wurden. Aber kurz danach wurden ihre Leichen von der SS exhumiert und im Krematorium Wedding verbrannt. Ihre Asche wurde auf den auf Rieselfeldern Berlins verstreut. Gedacht wird mit dem Gedenkstein an:

  • Ludwig Beck (1880–1944)
  • Friedrich Olbricht (1888–1944)
  • Albrecht Mertz von Quirnheim (1905–1944)
  • Werner von Haeften <

Eine große Besonderheit ist der im April 2008 eingeweihte "Garten der Sternenkinder“, wo der Fehlgeburten, Totgeburten und der Babys, die kurz vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben, sind gedacht werden soll.
Außerdem befindet sich kurz hinter dem Eingang zum Friedhof ein kleines Cafe. Folgende bedeutende Personen fanden hier u.a. ihre letzte Ruhe:

  • Johann Friedrich Drake (1805-1882)
    Drake war Bildhauer und Schüler von Christian Daniel Rauch. Sein bekanntestes Werk ist die "goldene Viktoria" auf der Siegessäule in Berlin.
  • Jacob Ludwig Karl Grimm (1785-1863 in Berlin)
    Jacob Grimm war Sprach- und Literaturwissenschaftler und ist der Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft. Bekannt aber ist er - zusammen mit seinem Bruder Wilhelm - als Sammler von Märchen und Sagen. "Grimms Märchen.
  • Wilhelm Carl Grimm (1786-1859 in Berlin)
    Wilhelm Grimm war, wie sein Bruder Jacob, ein Sprach- und Literaturwissenschaftler. Gemeinsam mit dem Bruder sammelte er Märchen und Sagen.
  • Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887)
    Der Physiker Kirchhoff hat sich insbesondere um die Erforschung der Elektrizität verdient gemacht hat. Bereits Schülern sind die "Kirchhoffschen Regeln" bekannt
  • Rio Reiser (1950-1966)
    Reisers bürgerlicher Name war Ralph Christian Möbius. Er war Sänger, Musiker, Komponist, Texter und Schauspieler und von 1970 bis 1985 Sänger in der Band "Ton Steine Scherben". Sein bekanntestes Lied ist sicherlich " König von Deutschland".
    Ursprünglich war er mit einer Sondergenehmigung auf seinem früheren Grundstück in Fresenhagen in Nordfriesland beigesetzt worden. Nachdem die Nachkommen es aber verkauft hatten, wurde er am 11. Februar 2011 auf den Alten St.-Matthäus-Kirchhof umgebettet
  • Rudolf Ludwig Karl Virchow (1821-1902 in Berlin)
    Virchow war Arzt an der Berliner Charité und Politiker der Deutschen Fortschrittspartei. Er ist in Deutschland der Gründer der modernen Pathologie, ein Kämpfer für eine moderne Hygiene. Als Vertreter einer primär naturwissenschaftlich orientierten Medizin gilt er als einer der bedeutendsten Ärzte des 19. Jahrhunderts.

Britischer Soldatenfriedhof
Nach Beendigung des 1.Weltkriegs wurde eine Vereinbarung zwischen der deutschen Reichs-Regierung und der Regierung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien geschlossen, die die Betreuung der britischen Militärfriedhöfe und -gräber in Deutschland regelte.

Knapp 11 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, und zwar im März 1956 verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, alle für die Commonwealth-Militärfriedhöfe der Opfer des II. Weltkrieges benötigten Grundstücke kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Der Friedhof an der Heerstraße wurde 1955 nach Plänen des Architekten Philip Dalton Hepworth (1890-1963) errichtet. Ab dieser Zeit wurde mit der Umbettung der Soldaten, die an anderen Orten Berlins und der Umgebung lagen, begonnen.

Im Jahr 1957 waren die Umbettungen abgeschlossen und der Friedhof in Gegenwart des Regierenden Bürgermeisters von Berlin feierlich eingeweit.

Er besitzt eine Größe von 38.000 m², auf der sich 3.576 Einzelgräber von Soldaten des Commonwealth verteilen, zum größten Teil Angehörige der Royal Air Force.
Hier liegen aber auch nach dem Krieg verstorbene Angehörige der britischen Truppen in Berlin - es sind 270 Gräber.
Es sei erwähnt, dass die Piloten des britischen Bomber Commandos rund 387.000 Einsätze gegen Nazi-Deutschland geflogen waren - dabei waren 55.000 Soldaten ums Leben gekommen.
Der Friedhof wird von der "Commonwealth War Grave Commission" verwaltet und gepflegt.
Heerstraße in der Nähe des Scholzplatzes
Berlin-Charlottenburg

Commonwealth War Grave Commission
Die Commonwealth War Grave Commission (CWGC) zeichnet sich verantwortlich für die Gräber und Denkmäler der rund 1,7 Millionen Angehörigen der Commonwealth Streikräfte, die im Verlauf des Ersten und Zweiten Weltkriegs gefallen sind.
Die CWGC arbeitet eng mit dem "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge", mit dem "Österreichischen Schwarzen Kreuz" sowie der US-amerikanischen "American Battle Monuments Commission" zusammen.
CWGC Head Office
0044 - (0)1628 - 507 200
E-mail: casuality.enq@cwg.org

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