Guineawurm-Infektion, Drakontiasis

Überblick
Die Drakontiasis ist eine durch Fieber, Juckreiz und Hautsymptome gekennzeichnete Erkrankung, die durch den Befall mit dem so genannten Guineawurm hervorgerufen wird.

Nach der Aufnahme von dessen Larven, die sich oft in Minikrebsen als Zwischenwirt befinden, durch verunreinigtes Trinkwasser durchdringen diese die Darmwand. Die Würmer wachsen dann im Bauchraum heran. Während die Weibchen schließlich über das Unterhautbindegewebe vor allem an den Beinen und Füßen einen Weg ins Freie suchen, wo sie als wandernder Strang tastbar sind, sterben die Männchen ab. Man kann sie im Röntgenblid als Kalkschatten in der Muskulatur nachweisen.

Noch heute wird der Wurm mit Hilfe eines Holzstabes langsam aufgewickelt und so aus der Haut entfernt. Diese Behandlungsmethode geht noch auf Hippokrates zurück und ist nach heutiger Meinung Vorbild des Symbols der Medizin, einem von einer Schlange umwundenen Stab. Diese Schlange ist jedoch höchstwahrscheinlich eben ein Guineawurm. Benannt wurde dieser so genannte Äskulap-Stab nach dem grichischen Gott der Heilkunst, einem sterblichen Sohn Apollons, der auf den Schlachtfeldern Trojas seinen Dienst tat und sogar Toten auferwecken konnte. Dafür wird er vom Blitz des Zeus gerichtet, der fürchtete, dass nun kein Mensch mehr sterben würde.

Die Verbreitung des Wurms nimmt immer weiter ab. Waren im Jahre 1986 noch etwa 3,5 Millionen Menschen infiziert, so waren es durch umfassende Aufklärungskampagnen - unter starkem Engagement des früheren Präsidenten Jimmy Carter - und Maßnahmen zur Verbesserung der Trinkwasserhygiene im Jahr 2010 nur noch weniger als 2.0000 pro Jahr. Experten hoffen, den Wurm in absehbarer Zeit weltweit ausgerottet zu haben.

Name Drakontiasis
weitere Bezeichnungen Drakunkulose, Guinea-, Medina- bzw. Drachenwurm-Infektion
Familie Infektionskrankheiten
Vorkommen Sudan, Ghana, Nigeria, Benin, Burkina Faso, Äthiopien, Mali, Mauretanien, Niger, Togo, Uganda, Elfenbeinküste
Ursachen Parasitäre Infektion
Erreger Guinea-, Medina bzw. Drachenwurm, med.: Dracunculus bzw. Filaria medinensis
Übertragungsweg Orale Aufnahme von Larven, die sich oft in Kleinstkrebsen befinden über Trinkwasser,
keine Ansteckung von Mensch zu Mensch
Risikofaktoren, Riskiogruppen Mangelnde Trinkwasserhygiene
Inkubationszeit Bis 1 Jahr
Krankheitszeichen (Symtome) Wurm unter Haut als Strang tastbar, Juckreiz, Schmerz, Exanthem mit Blasen-, Geschwür- und manchmal Abszessbildung, allergische Lokalreaktionen, Fieber, Erbrechen
Komplikationen Sekundärinfektionen, Tetanusgefahr
Diagnostik Klinisches Bild ist eindeutig, die bisz u 1 m langen Würmer durchstoßen die von Innen her die Haut
Therapie Medikamentös: Antihelmintika z.B. Mebendazol.
Mechanische Entfernung: Einklemmen des Wurmkopfes des erwachsenen Wurmes in einem Holzstab und langsames Aufwickeln des Parasiten über Tage. Schmerzhaft!
Verlauf, Prognose Wurm kann bis zu 15 Jahre im Gewebe existieren
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) Expositionsprophylaxe, Filtern, Kochen bzw. Pestizidbeimengung zur Reinigung von Trinkwasser, Trinkwasseraufbereitungsanlagen

Ursache/Erreger
Die Drakontiasis wird durch eine Parasiteninfektion mit dem Guinea-Wurm ausgelöst.
Der Guinea-Wurm zählt zu den Fadenwürmern (Filaria). Andere Bezeichnungen sind Medina bzw. Drachenwurm, medizinisch wird er Dracunculus bzw. Filaria medinensis genannt.
Der weibliche Wurm kann bis zu einem Meter lang werden, Männchen nur 3 bis 4 Zentimeter.

Übertragungswege
Die Larven des Guineawurms werden über verunreinigtes Trinkwasser aufgenommen. Ein Risiko sind dabei vor allem offene Brunnen und Wasserstellen, die von infizierten Menschen betreten werden. Betroffen sind deswegen vor allem Einheimische in den Risikogebieten. Häufig versuchen Infizierte, die eiternden Wunden an den Austrittstellen der Würmer im Wasser zu kühlen und die Schmerzen zu lindern. Hier setzen die Würmer dann Millionen von Larven frei und der Teufelskreis schließt sich.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch kommt nicht vor.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, also die Zeit vom Befall bis zu den ersten Symptomen, beträgt bis zu einem Jahr.

Anzeichen, Symptome
Die erwachsenen Würmer setzen bei ihrer Wanderung ins Unterhautfettgewebe Säuren frei, um das Gewebe aufzulösen. Dies führt zu starken, brennenden Schmerzen und Juckreiz.
Allergische Reaktionen sind häufig. Es bildet sich an der Austrittsstelle eine Blase auf der Haut, die schließlich aufplatzt. Der Wurm kann am Grunde des Geschwürs gesehen werden. Darüber hinaus leiden die Betroffenen unter Allgemeinsymptomen wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen.

Diagnose
Die Guineawurm-Infektion ist durch die typische Strangbildung unter der Haut und eine Krankengeschichte mit einem Aufenthalt in Risikogebieten und mangelnder Trinkwasserhygiene kaum mit anderen Erkrankungen zu verwechseln.
Ist noch keine Hautsymptomatik bzw. Strangbildung nachweisbar, kann so gut wie jede andere fieberhafte Erkrankung ähnliche Symptome zeigen.
Bei typischer Ausprägung und einem Aufenthalt des Patienten in Risikogebieten bis zu einem Jahr vor Erkrankungsausbruch kann der erfahrene Arzt aus Krankengeschichte und klinischer Untersuchung die Diagnose anhand des typischen Haut- und Tastbefundes sicher stellen.

Behandlung/Therapie
Noch heute werden die Würmer wie zu Hippokrates' Zeiten mechanisch entfernt, indem der Kopf des erwachsenen Wurms in einem Holzstab eingeklemmt und langsam mit dauerhaftem Zug über Tage hinweg langsam aufgewickelt. Diese Prozedur ist sehr schmerzhaft.
Medikamentös können Antiwurmmittel (Antihelmintika) wie Mebendazol verabreicht werden.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Es sind keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Verlauf, Prognose
Wird der Wurm vollständig entfernt, heilt die Krankheit aus. Komplizierend kann sich an der Entzündungsstelle ein eitriger Abszess oder eine Phlegmone (eitrige Infektion, die sich diffus ausbreitet) bilden.
Darüber hinaus besteht die Gefahr einer sekundären Infektion der Wunde z.B. durch den Tetanuserreger sowie die unvollständige Entfernung des Wurms.
Im Gewebe belassen kann der Guinea-Wurm bis zu 15 Jahre überleben.

Vorkommen
Der Guinea-Wurm wird nur noch in Afrika südlich der Sahara beobachtet, in Asien wurde die Erkrankung mittlerweile ausgerottet. Betroffen sind vor allem Äthiopien,der Sudan, Ghana, Mali und Nigeria.

Risikogruppen
Da das Hauptrisiko für einen Kontakt mit infiziertem Trinkwasser nur bei hygienisch eingeschränkten Bedingungen besteht, ist der normale Urlauber auch in Endemiegebieten in aller Regel nicht besonders gefährdet.
Betroffen sind in erster Linie Einheimische und Nomaden besonders in den Trockenzeiten, wo an wenigen offenen Wasserstellen Trinkwasser von vielen Menschen geholt wird. Durch Aufklärungskampagnen und einfache Wasserfilter konnte das Infektionsrisiko in den letzten 20 Jahren jedoch deutlich gesenkt werden.

Vorsichtmaßnahmen/Prophylaxe
Eine Impfung gibt es nicht. Der Erkrankung kann durch ausreichende Trinkwasserhygiene effektiv vorgebeugt werden.
So werden in den betroffenen Gebieten kleine Filter an die Menschen ausgegeben, in denen die Larven abgefangen werden, um so eine Infektion zu verhindern.

Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es sind keine naturheilkundlichen Vorsichtsmaßnahmen oder eine Vorbeugung durch eine spezielle Ernährung bekannt.

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