Türkei: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

Von 7.000 bis zum 7. Jhr. v. Chr.
Schon seit 7.000 v. Chr. ist das Gebiet der heutigen Türkei besiedelt. Im 2. Jahrtausend v. Chr. etablierte sich das Reich der Hethiter. Zwischen 1200 und 700 v.Chr. siedelten sich dorische Stämme vorwiegend an der Schwarzmeer- und Mittelmeerküste an. Im 7. Jahrhundert v. Chr. begann die griechische Hochkultur im ägäischen Teil der Türkei.

546 bis 133
Ab 546 v. Chr. drangen die Perser nach Anatolien ein und herrschten für ca. 2 Jahrhunderte in dem Gebiet. Erst Alexander der Große konnte 334 v.Chr. die persische Vormachtstellung beenden. Im 3. Jahrhundert stieg Pergamon zur führenden Militärmacht der Region auf, welche durch die Römer im Jahr 133 v.Chr. geschlagen wurde. Anatolien wurde römische Provinz.

330 bis zum 11. Jahrhundert

Bis 330 herrschten die Römer über das Gebiet der heutigen Türkei. Durch die Abspaltung Ostroms von dem weströmischen Reich entstand auf dem Gebiet der heutigen Türkei das Byzantinische Reich, dass sich bis 1453 halten konnte. Die Stadt Byzanz wurde von Kaiser Konstantin in Konstantinopel umbenannt und neue Hauptstadt des Byzantinischen Reichs. Im 7. Jahrhundert besiegten die Araber das Reich und belagerten Konstantinopel.
Im 7. Jahrhundert drangen die Seldschuken in das Gebiet ein und herrschten ab dem 8. Jahrhundert über das westliche Zentralasien. Sie übernahmen im 10. Jahrhundert den Islam und stellten sich im 11. Jahrhundert in den Dienst der abbasidischen Kalifen von Bagdad.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

1054 bis 1204
Im Jahr 1054 kam es zum Schisma zwischen dem Papsttum und griechischen Kirche in Byzanz. Von 1096 bis 1204 durchquerten Kreuzritter zum ersten Mal Anatolien. Das Byzantinische Reich zerfiel immer mehr.

12. bis 13. Jahrhundert
Bis ins 12.Jahrhundert breiteten sich die Seldschuken weiter aus und vereinigten die kleineren türkischen Stämme unter ihrer Kontrolle. Im Jahr 1243 wurden die Seldschuken von Mongolen geschlagen. Das Reich zerfiel daraufhin in viele türkische Zwergstaaten. Der Heerführer Osman in Anatolien sagte sich im 13. Jahrhundert von dem Seldschukenreich los und gründete 1288 im Osten Anatoliens das Osmanische Reich. Durch den Niedergang des mongloischen Reiches stiegen die Osmanen auch im Westen des heutigen Gebiets der Türkei zur führenden Macht auf.

15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert zählte halb Kleinasien zu dem mächtigen Reich.

1453
Im Jahr 1453 griff unter der Führung Mehmets II. ein riesiges osmanisches Heer Byzanz an, das sich zu dem Zeitpunkt nur noch auf die Stadt Byzantion (Konstantinopel) beschränkte. Am 29. Mai 1453 konnte die Stadtmauer überwunden und die Stadt erobert werden. Die internationalen Auswirkungen waren immens. Griechische Geistliche flohen nach Westen, vor allem nach Italien, und brachten das antike Erbe mit sich. Dieses Ereignis nahm Einfluss auf die Entstehung Humanismus und der Renaissance.

1520 bis 1566
Unter Süleiman dem Prächtigen begann 1520 bis 1566 das goldene Zeitalter des Osmanischen Reichs. Bis ins 16. Jahrhundert hinein dehnten die Osmanen ihre Reichsgrenzen bis auf den Balkan, Griechenland, Anatolien, die Krim, Georgien, Armenien, Mesopotamien, Palästina, den Jemen und die nordafrikanische Küste bis Algier aus. Die Reichsgrenzen erweiterten sich stetig, so das die Türken im Jahr 1529 vor den Toren Wiens standen und die Stadt belagerten. Die Belagerung wurde jedoch wegen der immensen Kosten abgebrochen. Die zweite Belagerung der Stadt durch die Türken fand im Jahr 1638 statt. Die Türken mussten sich jedoch auch dieses Mal zurückziehen, da sie von den Österreichern besiegt wurden.

Im 18. und 19. Jahrhundert

18. und 19. Jahrhundert
Erst im 18. und 19.Jahrhundert nahm die Vormachtstellung der Osmanen ab. Während des Krimkrieges 1853 bis 1856 mit Russland stand das Land vor dem wirtschaftlichen Ruin und musste Ägypten an England verpfänden. 1876 kam es zum Staatsbankrott des Osmanischen Reichs (man sprach vom "kranken Mann am Bosporus"), nachdem England und Frankreich die Kredite gestrichen hatten. Damit war die Türkei vom Ausland abhängig.

19. Jahrhundert
Im ausgehenden 19. Jahrhundert regte sich zudem innerhalb des Osmanischen Reiches Widerstand gegen die Autokratie des Sultans und die ausländische Abhängigkeit. Geheimgesellschaften wie die "Jungtürken" bildeten sich und forderten die Herstellung der konstitutionellen Monarchie und die Wiedereinsetzung des Parlaments.

Im 20. Jahrhundert bis heute

1908 gelangten die Jungtürken durch einen militärischen Aufstand in Saloniki an die politische Macht. Die Aufteilung der Türkei war bei den europäischen Großmächten schon beschlossen. Im Balkankrieg verlor die Türkei den größten Teil des Balkans an Griechenland und die Habsburger. Während des Ersten Weltkriegs stand die Türkei auf der Seite Deutschlands. Nach der Niederlage planten die Alliierten die Auflösung des Osmanischen Reiches, das schließlich nur noch aus Inneranatolien bestand. Griechenland marschierte gen Ankara, Italien besetzte den Küstenstreifen um Antalya, Frankreich besetzte Kilikien. Kurdistan und Armenien sollten selbstständig werden. Der Bosporus wurde internationales Mandatsgebiet und von den Engländern besetzt.

1919 gründete Mustafa Kemal Atatürk in Ankara die Nationalversammlung und führte den türkischen Kampf für die Unabhängigkeit an.

In den Jahren 1920/21 wurden die Armenier von der neu gebildeten türkischen Nationalarmee besiegt. Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. 1921 schlugen die Türken die griechischen Truppen, die schließlich von den Amerikanern evakuiert werden mussten. Franzosen und Italiener zogen sich daraufhin freiwillig zurück. 1922 kam es zum Waffenstillstand.

Am 29. Oktober 1923
wurde die Republik Türkei mit Kemal Atatürk als Präsidenten ausgerufen. Reformen zur Modernisierung und Säkularisierung wurde durchgeführt. Mit der Verfassung von 1924 wurde die Trennung von Religion und Politik durchgeführt und somit die Souveränität des Staates deutlich gemacht. 1925 wurde der Gregorianische Kalender eingeführt. Zwischen 1926 bis 1929 wurde ein Gesetzesbuch nach europäischem Vorbild eingeführt, das an die Stelle der Scharia, der islamischen Rechtsprechung, trat. Das Kalifat und die geistlichen Gerichte wurden abgeschafft, die Orden aufgelöst, die arabische Sprache wurde 1928 durch das Lateinische ersetzt, Schleier und Kopftuch für Frauen sowie Turbane für Männer wurden verboten.
Die Türkei blieb während des Zweiten Weltkriegs neutral. 1946 wurde der Staat Mitglied der UNO und 1952 Mitglied der NATO.

1961
putschte das Militär und ließ den amtierenden Ministerpräsidenten hinrichten, da dieser reaktionären und religiösen Tendenzen nachgab. Ebenso hart griff das Militär in den 70er Jahren durch, als es zu innenpolitischen Unruhen kam. 1980 griff das Militär zum dritten Mal in das politische Geschehen ein. Es löste das Parlament auf und verbot den Parteiführern der großen Parteien die politische Betätigung. General Kenan Evren wurde Staatsoberhaupt.

1974
besetzte die Türkei den Norden Zyperns. Es kam immer wieder zu Konflikten um Zypern und die Hoheitsrecht in der Ägais mit Griechenland. Bis heute haben die Griechen den Norden Zyperns als türkisches Gebiet nicht anerkannt.

1983
kehrte die Türkei zu einer Zivilregierung zurück. In den Folgejahren wurde der Kurdenkonflikt immer brisanter. Nach den Reformen Atatürks waren die Kurden und deren Kultur stark unterdrückt worden. 1984 wurde die PKK, die Arbeiterpartei Kurdistans, gebildet, die für die Unabhängigkeit der Kurden kämpfte. Durch diesen Freiheitskampf starben zehntausende Menschen bis heute.

1998 wurde das Oberhaupt der PKK, Abdallah Öcalan, gefangen genommen. Die PKK verkündete daraufhin einen Waffenstillstand aus, der bis 2004 nicht gebrochen wurde.

1987
beantragte die Türkei die Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft. Seit 1996 besteht eine Zollunion zwischen der EU und der Türkei.

1999 wurde die Türkei in die Liste der Beitrittskandidaten aufgenommen.

Im Jahr 2002 beschloss das türkische Parlament die Abschaffung der Todesstrafe in Friedenszeiten, die Zulassung von Kurdischunterricht, eine Kontrolle der Polizei sowie eine Liberalisierung der Meinungs- und Pressefreiheit um die Aufnahme in die EU zu erleichtern.

2003 Am 11. März 2003 wurde Recep Tayyip Erdoğan (geb. 1954) von der AKP - der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung - Ministerpräsident der Türkei.

2005
Seit dem 3.10.2005 laufen die Beitrittsverhandlungen mit der EU und im Jahr 2010 gab es immer noch keinen Fortschritt.

2007
Staatsoberhaupt ist der Präsident des Landes, Abdullah Gül (geb. 1950), der am 28.8. 2007 von der Großen Nationalversammlung im dritten Wahlgangs zum Präsidenten gewählt wurde - seine Amtszeit beträgt fünf Jahre.

2010

Am 12. September 2010 nahmen die Türken mit einer Mehrheit von rund 56% der abgegebenen Stimmen die neue Verfassung des Landes an. Sie löst damit die noch vom Militär diktierte von 1982 ab und bedeutet mit ihren 26 Änderungen die umfassendste Verfassungsänderung seit dieser Zeit.

2011
Bei der Wahl am 12. Juni 2011 errang die Partei von Ministerpräsident Tayyip Erdogan - die AKP - 326 Sitze von insgesamt 560. Seine Partei verfehlte damit die angestrebte Zweidrittel-Mehrheit. Die Sozialdemokratische Partei errang um 26% der Stimmen

2013
Anfang Juni 2013 kam es auf dem Taksim Meydanı (Taksim-Platz) in Istanbul zu teilweise gewalttägigen Demonstrationen gegen die Regierung des Ministerpräsidenten Erdogan und seiner islamischen Regierung.
Anlass der Proteste waren die Absicht der Regierung, auf dem daneben liegenden Gezi-Park ein Einkaufszentrum zu errichten. Aber schnell wurde aus den Protesten gegen den Neubau eine Protestwelle gegen die schleichende Islamisierung der Türkei.
Am 11. Juni 2013 wurde der Platz relativ brutal von der Polizei geräumt. Seitdem ist der Protest erheblich abgeflaut und eine Entwicklung wie in Ägypten war und ist nicht zu erwarten.

2016 Am 15. Juli 2016 war es zu einem Militärputsch gekommen, der aber so dilettantisch durchgeführt worden war, dass er bereits nach kurzer Zeit zusammengebrochen war.
Die türkische Führung unter Präsident Erdogan macht Gülen, der in den USA lebt, für den Putschversuch verantwortlich. Seitdem gehen die türkischen Behörden gegen mutmaßliche Anhänger von dessen Gruppierung vor, aber auch gegen Oppositionelle, Journalisten Wissenschaftler und Künstler. Im Zuge der Säuberungen wurden weit über 100.000 Menschen entweder verhaftet oder verloren ihren Beruf. Das türkische Parlament hatte den Ausnahmezustand nach dem Putschversuch ausgerufen und Anfang 2017 bis zum 19. April verlängert.

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