Portugal: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

Um 137 v. Chr. fielen die Römer in das heutige Gebiet Portugal ein und besiegten nach langen Kämpfen die einheimischen Lusitaner. Erst im 5. Jahrhundert wurde die römische Vorherrschaft durch die einwandernden westgermanischen Sweben abgelöst. Im 6. Jahrhundert gliederten die Westgoten das Gebiet in ihr spanisches Reich ein. Im Jahr 711 schlugen die Mauren die Westgoten und das Gebiet des heutigen Portugal wurde Teil des Kalifats von Cordoba.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Alfons Heinrich, ein Nachfahre des ersten Grafen des Gebiets um Porto, schlug 1139 die Mauren und wurde daraufhin 1140 als König Alfons I. gekrönt. Er unterstellte das Gebiet 1143, zum Schutz vor dem starken Nachbarreich Kastilien, dem Papst. Erst im Jahr 1179 wurde Portugal jedoch als unabhängiges Königreich vom Papsttum anerkannt.

Im 12., 13. und 14. Jahrhundert herrschte das Königshaus Burgund in Portugal. Unter ihm wurde das Reich um Lissabon und die Algarve erweitert und die innere Struktur des Landes gefestigt. Im Norden blieb der bäuerliche Kleinbesitz bestehen, im Süden hingegen wurden die Ländereien an Klöster, Ritterorden und Adel übertragen.

Im 14. Jahrhundert übernahm das Haus Avis das Königtum. Unter der Avis-Dynastie stieg Portugal zur Weltmacht auf. 1415 begann die portugiesische Expansion mit der Einnahme der marokkanischen Handelsstadt Ceuta. Heinrich der Seefahrer trieb in der Folgezeit die Erkundung der afrikanischen Küste und des Atlantiks voran. 1418 wurde Madeira entdeckt, 1427 die Azoren und 1455 die Kapverdischen Inseln. Im Jahr 1471 wurde Tangar eingenommen. Im ausgehenden 15. und beginnenden 16.Jahrhundert erreichte die portugiesische Expansion ihren Höhepunkt. 1498 wurden das Kap der Guten Hoffnung und Indien entdeckt. Die Portugiesen gründeten Handelsniederlassungen und brachten den Gewürzhandel unter ihre Kontrolle. 1500 wurde Brasilien entdeckt und für die portugiesische Krone eingenommen. Die Avis-Dynastie endete 1580 und ein spanisches Interregnum bis 1640 setzte ein. Im Jahr 1630 besetzten die Niederländer Brasilien. Erst durch ein Bündnis mit England gelang es Portugal im Englisch-Niederländischen Seekrieg Brasilien zurückzuerobern. Die Kolonie wurde in der Folgezeit zur Grundlage des portugiesischen Reichtums.
Im Jahr 1640 beseitigte Herzog Johann von Braganza die spanische Herrschaft in Portugal. Er wurde als König Johann IV. gekrönt. Seine Dynastie regierte Portugal bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1910.

Im 18. und 19. Jahrhundert

Gold und Diamanten aus Brasilien ermöglichten Portugal im 18. Jahrhundert die reiche Ausgestaltung des Absolutismus. Kunst, Wissenschaft und Architektur wurden gefördert. Im Jahr 1755 zerstörte ein starkes Erdbeben die Hauptstadt Lissabon. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde die Sklaverei abgeschafft und die Bevölkerung der Kolonien der portugiesischen Bevölkerung gleichgestellt.

1807 besetzte Frankreich Portugal. Der portugiesische Hof floh nach Brasilien und kehrte erst 1820 wieder nach Portugal zurück, obwohl schon 1811 die mit Portugal verbündeten Engländer die Franzosen vertrieben hatten. Im Jahr 1815 wurde Brasilien gleichberechtigtes Königreich neben Portugal. 1820 stürzte eine liberale Revolution das absolutistische System und ersetzte es durch eine konstitutionelle Monarchie. Das 19. Jahrhundert war geprägt von Parteienkämpfen, die schließlich 1846/47 in einem Volksaufstand gipfelten, der mit Unterstützung der Engländer niedergeschlagen werden konnte. 1892 meldete Portugal Staatsbankrott an. Das Land war ein Agrarland geblieben und nach dem Wegfall Brasiliens als Kolonie wirtschaftlich geschwächt.

Im 20. Jahrhundert

Am 5. Oktober 1910 wurde der letzte König Portugals, Emanuel II., nach einer republikanischen Militärrevolte gestürzt und die Republik ausgerufen. 1911 wurde die Monarchie offiziell abgeschafft. In den Folgejahren geriet Portugal in ein innenpolitisches Chaos. Über 40 Regierungen wechselten sich in 15 Jahren ab. Am ersten Weltkrieg nahm Portugal an der Seite der Entente teil. Nach dem Krieg verschärften sich die innenpolitischen Probleme. Schließlich wurde die Regierung am 28. Mai 1926 durch einen Militärputsch gestürzt und die Verfassung aufgehoben. General Carmona übernahm das Amt des Staatspräsidenten und setzte Antonio de Oliveira Salazar als Finanzminister und schließlich als Ministerpräsident ein. Salazar bestimmte daraufhin 40 Jahre lang das politische Geschehen Portugals. Zwar hatte die neue Verfassung noch demokratische Züge, es waren beispielsweise Wahlen vorgesehen, doch gab es nur eine Partei unter Salazar. Wesentliche Unterstützung erhielt er von Kirche, Armee und Großgrundbesitzern. Während des Spanischen Bürgerkrieges unterstütze Salazar General Franco. Spanien und Portugal unterzeichneten einen Nichtangriffspakt mit dem Zusatzprotokoll auf Neutralität. Portugal gestattete jedoch den Alliierten die Stationierung von Schiffen und Flugzeugen auf den Azoren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Portugal Armut und Arbeitslosigkeit. Die Kritik an der Salazar-Diktatur wuchs, die Opposition wurde jedoch rigoros unterdrückt. Außenpolitisch verließ Portugal den neutralen Kurs und gehörte 1949 zu den Gründungsmitgliedern der NATO. 1955 wurde das Land in die UNO aufgenommen.

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zu Unabhängigkeitsbewegungen in den portugiesischen Kolonien. Portugal versuchte, die Unruhen mit militärischer Gewalt zu unterdrücken, was in regelrechten Kolonialkriegen gipfelte. Innen- wie außenpolitisch stieß dieser Kurs auf Kritik. Die nicht vertretbaren Kolonialkriege und die missliche wirtschaftliche Lage Portugals führte 1974 zur unblutigen Nelkenrevolution. Die Kolonien wurden daraufhin unabhängig, die Opposition kehrte aus dem Exil zurück und es kam zur Neubildung von Parteien. Im Jahr 1975 kam es zu rechts- wie linksgerichteten Putschversuchen, die jedoch scheiterten. Am 2. April 1976 trat die neue portugiesische Verfassung in Kraft. In den Folgejahren wechselten sich die Regierungen häufig und schnell ab, bis 1986 Soares zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Soares blieb bis 1991 im Amt. In den 80er Jahren besserte sich die wirtschaftliche Situation des Landes, und Portugal trat der Europäischen Gemeinschaft bei.

In den 90er Jahren wurden die Wirtschaft und die soziale Lage Portugals saniert, so dass Portugal die Anforderungen für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion erfüllte. Am 1. Januar 2002 wurde der Euro eingeführt. Während des Irak-Krieges unterstützte Portugal die USA als einziges europäisches Land, was bei der Bevölkerung auf harsche Kritik stieß.

21. Jahrhundert

Bei den vorgezogenen Neuwahlen am 5. Juni 2011 gewannen die konservativen Sozialdemokraten (PSD)unter Führung ihres Vorsitzenden Pedro Manuel Mamede Passos Coelho (geb.1964) mit 38,6% der Stimmen die Wahl. Die regierenden Sozialisten (PS)verloren mit 28,% der Stimmen unter dem seit dem 12. März 2005 regierenden Regierungschef José Sócrates (geb. 1957). Die Neuwahlen waren wegen der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise erforderlich geworden.