Norwegen: Geschichte

Bis etwa zum Jahr 1000

Die Besiedlung Norwegens begann wahrscheinlich nach der letzten Eiszeit, also etwa im Jahre 8000 v. Chr. Sammler und Jäger folgten wohl dem allmählich abschmelzenden Eis nach Norden. Der steinzeitlichen Megalithkultur Skandinaviens folgten in der Bronze- und Eisenzeit germanische Einflüsse.
Ungefähr im Jahre 900 vereinte Harald Harfagre (Harfagre = Schönes Haar), der als der erste norwegische König angesehen werden kann, auf dem Territorium, das dem heutigen Norwegens entspricht, eine Reihe von Stammesgebieten zu einem Reich. Einer Legende zufolge, versprach er seine Frau Gyda, dass er sein Haar so lange nicht schneiden würde, wie er das Land nicht zu einem Reich geeint hätte.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

König Olav, der Heilige, ersetzte etwa 1030 (Schlacht von Stiklestad) die nordisch-germanische Mythologie durch das Christentum. Spuren der nordischen Mythologie sollen trotzdem in ländlichen Gegenden bis zum 19. Jahrhundert überlebt haben. Die alten Götter wie Thor und Odin wurde durch Kvitekrist (Weissechrist) ersetzt. Das Christentum nahm aber alte heidnische Feste auf, wie Jól (Weihnachten heißt immer noch auf Norwegisch "Jul"). Die Tage haben heute noch auf Norwegisch heidnische Namen. So heißt der Donnerstag nach dem Donnergod Tor "Torsdag", der Mittwoch ist "Onsdag", d. h. Odins Tag.
König Olav wurde in Trondheim begraben. Über dem Grab wurde Nidarosdomen erbaut, die einzige Kathedrale Norwegens, in welcher die Grabkammer noch besteht. Der Legende nach wachsen sein Haar und seine Nägel immer noch weiter.
1349 wurde Norwegen von einer Pest-Epidemie besonders schwer getroffen. Davon waren besonders Pfarrer betroffen, die sich bei der Letzten Ölung infizierten. Da der Klerus zu dieser Zeit die Bildungselite stellte, hinterließ der Schwarze Tod ein Land weitgehend ohne Elite. Dadurch wurde die Machtposition im Norden stark geschwächt. Zudem wurden viele Orte entvölkert. Daher gibt es noch heute viele Namen wie "Ødegard" und "Ødemark" (Øde = Öde).

Kalmarer Union (1389 - 1521)

Nachdem Königin Margarethe von Dänemark und Norwegen auch zur Regentin in Schweden gewählt wurde, waren die drei Länder in einer Union vereinigt. Die Union wurde im Jahre 1450 durch einen Vertrag festgehalten. Die Position Norwegens wurde in dieser Periode immer schwächer.

Union mit Dänemark (1521 - 1814)

Nach der Auflösung der Kalmar-Union war Norwegen rein juristisch gesehen in einer Union mit Dänemark. In Wirklichkeit war das Land aber zu einer dänischen Provinz geworden. Die Norweger mussten z. B. nach Kopenhagen fahren, um eine Ausbildung zu finden.

Im 18. und 19. Jahrhundert

Union mit Schweden (1814 - 1905)
Da der dänische König auf Napoleons Seite stand, musste Dänemark nach dem Fall Napoleons Norwegen an Schweden abtreten. In Norwegen hat eine Machtgruppe die chaotische Situation ausgenutzt, um eine Verfassung durchzusetzen. Der dänische Prinz Christian Frederik wurde als König von Norwegen gewählt. Er konnte seine Macht jedoch nur wenige Tage halten, weil eine völlige Unabhängigkeit Norwegens nicht durchsetzbar war. Der Schwedische König Karl XIV. hat jedoch Norwegen sehr viele Rechte eingeräumt. Das Grundgesetz wurde von Schweden akzeptiert. (Es gilt mit geringfügigen Änderungen bis heute.) Das Verhältnis zwischen Norwegen und Schweden war formell eine Personalunion, das bedeutet die zwei Länder hatten dasselbe Staatsoberhaupt und eine gemeinsame Außenpolitik. Durch eine Loophole im Kieler Vertrag durfte Dänemark die alten norwegischen Westgebiete behalten (Island, Färöer Inseln und Grönland), indem die letzten norwegischen Ansprüche aufgegeben wurden.

20. Jahrhundert bis heute

Unionsauflösung (1905)
Während des 19. Jahrhunderts entstand in Norwegen eine starke Volksbewegung für die volle Selbstständigkeit. Zudem gab es zu dieser Zeit einen kulturellen Aufschwung (z.B. durch Ibsen und Bjørnson), der auch der zur Nationalbewegung beigetragen hat. Diese Entwicklung führte zu zwei Volksabstimmungen. Die eine führte zur Auflösung der Union mit Schweden und die zweite zur Inthronisierung des dänischen Prinzen Carl, der als norwegischer König vorgeschlagen wurde. Diese Episode ist als der größte Nachrichtenskandal in der schwedischen Geschichte bekannt, weil der schwedische Geheimdienst glaubte, dass die Norweger nie "Ja" sagen würden. Schweden war militärisch viel stärker und hätte Norwegen die Volksabstimmungen einfach verweigern können. Sie verzichteten aber auf Grund dieser Fehleinschätzung auf eine entsprechende Drohung. Am 7. Juni 1905 trat Norwegen aus der Union aus, und am 18. November wurde Prinz Carl von Dänemark König Haakon VII. von Norwegen. Man wollte einen Vertreter des dänischen Königshauses haben, da durch dieses verwandtschaftliche Verhältnis die Fortführung der Norwegischen Adelslinie gesichert war.

Erster Weltkrieg

Norwegen versuchte, im Ersten Weltkrieg Neutralität zu wahren. Es war aber indirekt durch die Handelsflotte beteiligt und vorwiegend auf der Seite der Entente. 1156 Norwegische Seeleute blieben im unbeschränkten U-Boot-Krieg verschollen. Die Reeder profitierten von guten Frachtraten. Da Teile der Gewinne als Heuer weitergegeben wurden, war das Geschäft für die Seeleute lukrativ. Über die moralischen Aspekte dieser Praxis ist danach viel diskutiert worden.

Zwischenkriegszeit

Norwegen wurde direkt nach dem Ersten Weltkrieg von einem kurzen Wirtschaftsaufschwung geprägt. Danach verschlechterte sich aber die wirtschaftliche Situation. Wegen der Pari-Politik (Pari = Nennwert; hier beim Goldstandard) wurde Norwegen von einer Deflationskrise in der ersten Hälfte der 1920er Jahren am schwersten getroffen. Um die norwegische Krone zu stärken, brauchte man hohe Zinsen, die mit der Zeit zu einem Preisverfall führten. Das löste eine Schuldenkrise aus. Immobilienpreise sanken, bis die gekauften Häuser die Kredite nicht mehr sicherten.
Nachdem 1927 die Golddeckung sichergestellt war, ging es aufwärts. Daher wurde Norwegen 1929 von der Großen Depression (Weltwirtschaftskrise) nicht so schwer getroffen. Die wirtschaftliche Entwicklung war auch in den 1930ern relativ stabil. Die Weltwirtschaftskrise machte sich zwar auch in Norwegen bemerkbar, aber nicht so intensiv wie in den 1920er Jahren. 1928 kam erstmals die Arbeiterpartei (Sozialdemokraten) an die Regierung.

Zweiter Weltkrieg

Norwegen verlegte sich auch im Zweiten Weltkrieg auf eine Neutralitätspolitik. Trotzdem legten die Briten Anfang April 1940 Minen an der norwegischen Küste. Am 9. April 1940 wurde das Land von Deutschland angegriffen (Operation Weserübung). Trotz der Übermacht gelang es, mit den Kanonen und den Torpedos der Festung Oscarsborg das deutsche Kriegsschiff Blücher zu versenken. Das gab König und Regierung die Zeit, um über Tromsø nach Großbritannien zu fliehen. Das norwegische Königshaus, König Haakon VII. und Kronprinz Olav (später König Olav V.), gewann im Exil eine sehr starke Rolle und viel Sympathie in der norwegischen Gesellschaft. Die aus London gesendeten Reden des Königs Haakon VII., die auf illegalen Radiogeräten gehört werden konnten, hatten eine große Bedeutung für die Moral und die Stimmung im besetzten Land.
Die Kriegshandlungen der Invasion dauerten drei Wochen in Süd-Norwegen und zwei Monate im Norden. Norwegen war insgesamt vom Krieg nicht sehr schwer betroffen. Von den 1.500 Juden, die beim Einmarsch der Nazis in Norwegen lebten, wurden in dieser Zeit aber ungefähr die Hälfte ermordet.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Norwegen Mitglied der NATO (1948). Aber die Zeiten bis in die 50er Jahre nach dem Krieg waren von großer Armut und Warenknappheit geprägt. Das land erholte sich nur langsam. Die zahlreichen Flüchtlinge aus der armen Finnmark lösten eine enorme Wohnungsnot aus, diese Probleme konnten durch die Regierung gelöst werden, und Gerhardsen wird dafür liebvoll "Landsfader" (Landesvater) genannt.
Nachdem 1967 Erdöl in der Nordsee gefunden wurde, entwickelte sich Norwegen zu einem der reichsten Länder in Europa. Im Jahr 1957 wurde Olav V. (1903-1991), der Sohn des ersten Königs von Norwegen - Haakon V (1872-1957) - König des Landes. Kronprinz Harald (geb. 1937), der Sohn Olavs, lernte im Jahr 1959 Sonja Haraldsen (geb. 1937) die Tochter eines norwegischen Schneidermeisters kennen und lieben. Die Verlobung fand nach vielen Widerständen - auch gegen den anfänglichen Widerstand seines Vaters, dem König Olav V., im Jahr 1968 statt. Und kurz darauf heirateten die beiden im Juli 1968 unter großem Jubel der Norweger. Nach dem Tod Olavs V. im Jahr 1991 wurde Harald König und Sonja Königin von Norwegen. Ihre Tochter Märtha Louise kam 1971 und der Thronfolger Haakon 1973 zur Welt. Haakon heiratete übrigens im Jahr 2001 Mette Marit - auch diese Eheschließung fand vorher kritische Stimmen. Nach der Änderung des Gesetzes über die Thronfolge, kann jetzt deren Tochter ingrid Alexandra (geb. 2004) Königin von Norwegen werden.

Terroranschlag
Am 22. Juli 2011 wurde im Regierungsvietel von Oslo eine Bombe gezündet, die acht Menschen das Leben kostete und zahlreiche verletzte. Wenige Stunden später eröffnete der Täter - der 32-jährige Norweger Anders Behring Breivik das Feuer auf Kinder und Jugendliche auf der kleinen Ferieninsel Utøya. Die ca. 30 km von Oslo entfernte Insel gehört der Sozialdemokratischen Jugendorganisation Norwegens. Bei dem Gemetzel kamen 69 Kinder und Jugendliche ums Leben. Der Attentäter ließ sich anschließend widerstandslos festnehmen.

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