Liechtenstein: Geschichte

Im Jahr 1699 erwarben die Fürsten von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und 1712 die Grafschaft Vaduz. Im Jahre 1719 ernannte Kaiser Karl VI. des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beide Grafschaften zum Fürstentum im Besitz und mit Namen der Fürsten von Liechtenstein. Der Name stammt von der Burg Liechtenstein im Raum Mödling. Die eigentliche Gründung des Fürstentums erfolgte im Jahr 1799.
Ab 1806 gehörte das Fürstentum Liechtenstein als souveräner Mitgliedsstaat zum Rheinbund und von 1815 bis 1866 zum Deutschen Bund. Die 200-jährige Unabhängigkeit Liechtensteins wurde offiziell am 12. Juli 2006 gefeiert. In einem Festakt im August 2006 im Berliner Gropiusbau anlässlich der Ausstellung "Ägyptens versunkene Schätze", die von einer Liechtensteiner Stiftung ermöglicht wurde, erinnerten der Regierungschef und der Botschafter von Liechtenstein an die Ausnahmestellung ihres Landes. Es ist das einzige noch existierende Land des alten Rheinbundes und eine lebendige Erinnerung an das 1806 untergegangene Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Vor dem Ersten Weltkrieg war Liechtenstein durch ein Zweckbündnis mit dem Kaiserreich Österreich-Ungarn verbunden. Danach verbündete es sich mit der Schweiz und übernahm auch deren Währung. Franz Josef II. (1906-1989) nahm am 25. Juli 1938 als erster Fürst seinen Wohnsitz in Liechtenstein, er war der Nachfolger von Fürst Franz I. (1853-1938). Bis zum Jahr 1984 war Franz Josef II. Regent im seinerzeit recht verarmten Fürstentum. So musste das Fürstentum noch im Jahr 1969 ein Porträt des Niederländers Franz Hals für 12 Mio. DM an den Freistaat Bayern verkaufen, um den Staatshaushalt zu stärken.

Im Jahr 1984 übernahm sein Sohn Hans-Adam II. (geb. 1945) die Regentschaft. Durch eine kluge Politik verschaffte er seinen rund 35.000 Untertanen zu einem der höchsten pro Kopfeinkommen weltweit. Der Fürst hatte nicht - wie üblich Forstwirtschaft - sondern Betriebswirtschaft studiert. Im Jahr 1990 trat Liechtenstein der UNO bei.
2003 trat dann eine neue Verfassung in Kraft, welche die fürstlichen Rechte stark ausbaute. Im Gegenzug entstand eine starke Demokratiebewegung für die Wiederherstellung bzw. den Erhalt demokratischer Rechte. Aber im Parlament verfügte die Opposition im Jahr 2008 nur über 3 der insgesamt 25 Sitze. Die anderen Sitze wurden bzw. werden von Fürstentreuen gehalten.
Im Jahr 2004 ernannte Fürst Hans-Adam II. seinen Sohn und Erbprinz Alois von Liechtenstein (geb. 1968) zu seinem Stellvertreter und betraute ihn mit der Ausübung der fürstlichen Hoheitsrechte. Am 63. Geburtstag des Fürsten, den 14. Februar 2008, wurde in Deutschland bei dem Vorstandsvorsitzenden der Post A.G. eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung durchgeführt. Einen Tag danach trat er von seinem Amt zurück. Die zuständige Staatsanwaltschaft ließ verlauten, dass gegen weitere ca. 700 Prominente ermittelt würde, die insgesamt 3 Mrd. € an Steuern hinterzogen haben sollen.
In Liechtenstein gibt es rund 15 Banken, ca. 18.000 Stiftungen und geschätzte 75.000 Briefkastenfirmen. Der Anteil der Finanzdienstleistungen an der Bruttowertschöpfung des Landes liegt bei ca. 26%.

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