Kaliningrader Gebiet: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

Archäologische Funde belegen, dass die Region bereits in der Steinzeit besiedelt war. Ab dem 2. und 3. Jahrhundert bewohnten Goten den westlichen Teil des späteren Ostpreußen und damit auch das heutige Kaliningrader Gebiet (Oblast Kaliningrad).

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Nachdem die Goten von Osten her durch die baltischen Pruzzen verdrängt wurden, die um das Jahr 1000 auch das spätere Stadtgebiet von Königsberg bzw. Kaliningrad besiedelten, rief 1225 der Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden zu Hilfe. Dieser eroberte das Land und veranlasste anschließend die Einwanderung von zahlreichen deutschen Siedlern. Anstelle der zerstörten prussischen Burg Tuwangste ließen die Ordensritter Mitte des 13. Jh. die Burg Königsberg errichten. Die gleichnamige Stadt schloss sich 1339 dem Städtebund der Deutschen Hanse an, es folgten die benachbarten Orte Löbenicht und Kneiphof.
Im Jahr 1525 gründete im Zuge der Reformation der Hochmeister Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der einen Großteil des ehemaligen christlichen Ordensstaates regierte, das weltliche Herzogtum Preußen.

Im 18. und 19. Jahrhundert

1701 ließ sich Friedrich I. in Königsberg krönen. Nachdem Friedrich der Große 1772 die bislang polnische Westhälfte des ehemaligen Ordensstaates erwarb, konnte er sich als Erster “König von Preußen“ nennen. Damit setzte sich für die vom brandenburgischen Kurfürsten und König von Preußen regierten Territorien die Bezeichnung „Königlich Preußische Staaten“ durch. Preußen im Sinne des preußischen Gesamtstaates ging also aus Brandenburg hervor und verdankt Ostpreußen seinen Namen. Nach der Vereinigung von Ost- und Westpreußen im Jahr 1829 wurde Königsberg die Hauptstadt von Preußen, 1878 erfolgte jedoch eine erneute Teilung der beiden Provinzen.

Im 20. und 21. Jahrhundert

Der Versailler Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg führte zu einer Abtrennung Ostpreußens vom übrigen Reichsgebiet, was wirtschaftliche Nachteile mit sich brachte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt Königsberg 1944 von britischen Bomberverbänden stark zerstört und Ende Januar 1945 von sowjetischen Truppen eingenommen. Das nördliche Ostpreußen, also das heutige Kaliningrader Gebiet, gelangte infolge der Potsdamer Konferenz unter die Verwaltung der Sowjetunion. Nach seiner Angliederung an die Russische Sowjetrepublik wurde Königsberg 1946 in Kaliningrad umbenannt, nach dem sowjetischen Politiker Michail Iwanowitsch Kalinin (1875-1916), der eigentlich keinerlei Bezug zu der Stadt hatte. Die ca. 100.000 noch in der Region befindlichen deutschen Zivilisten, überwiegend Frauen, Kinder und Alte, wurden von der Besatzungsmacht festgehalten und als Zwangsarbeiter eingesetzt. Es überlebten nur etwa 20.000 Menschen. Ab Ende 1947 wurde dann der Großteil der verbliebenen deutschen Bevölkerung nach Deutschland ausgewiesen.
Bis 1969 war das Kaliningrader Gebiet ein Militärsperrbezirk, in den selbst Sowjetbürger nur mit Sondergenehmigung einreisen konnten. Die Regierung hatte es von ehemaligen Bewohnern der verschiedenen Sowjetrepubliken, hauptsächlich Russen, neu besieden lassen. Die Bundesrepublik Deutschland, die das Gebiet bis dahin als “unter sowjetischer Verwaltung stehend“ betrachtet hatte, verzichtete erst 1990 auf alle Ansprüche östlich der Oder-Neiße-Linie und erkannte damit das Kaliningrader Gebiet als zur Sowjetunion gehörig an. Im Zuge der Perestroika erfolgte dann eine Öffnung der Grenzen auch für ausländische Besucher. Die Auflösung der Sowjetunion und die Unabhängigkeit der baltischen Staaten bewirkte allerdings, dass das Kaliningrader Gebiet eine von Russland abgetrennte Exklave und dadurch extrem von Importen und die Unterstützung durch Russland abhängig wurde.

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