Gibraltar: Geschichte

Gibraltar verfügt über eine erstaunlich lange Geschichte. Wahrscheinlich waren die Höhlen im Felsen von Gibraltar die letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler auf europäischem Boden. Spuren in der der Gorham-Höhle weisen auf sie noch vor etwa 28.000 Jahren hin. Nach dem Untergang Westroms gründeten die Westgoten auf der Iberischen Halbinsel ein Königreich, das auch Gibraltar umfasste, es wurde jedoch 711 von muslimischen Arabern und Berbern erobert. Während dieser Zeit erhielt die Landspitze ihre heutige Bezeichnung Gibraltar.

Um das Jahr 1160 entstand eine erste Festung in Gibraltar, die in den kommenden Jahrhunderten immer wieder ausgebaut wurde – das heutige Moorish Castle. Die Muslime beherrschten Gibraltar bis zumJahr 1462. Am 25. April 1607 fand während des Achtzigjährigen Krieges die Schlacht bei Gibraltar statt. Dabei überraschte eine niederländische Flotte eine in der Bucht von Gibraltar ankernde spanische Flotte und vernichtete sie. Nachdem die spanischen Habsburger die Vorherrschaft in Europa am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 verloren hatten, kämpften die Niederländer und Engländer um die Kontrolle der Ozeane. Es war die Zeit der vier Englisch-Niederländischen Seekriege, die in der Zeit zwischen 1652 und 1784 stattfanden. Zwischen diesen Auseinandersetzungen kam es immer wieder zu Friedensschlüssen und dabei auch zu gemeinsamen Aktionen gegen Dritte. Eine dieser Aktionen war die Eroberung Gibraltars am 4. August 1704 durch Prinz Georg von Hessen-Darmstadt (1669-1705) im Spanischen Erbfolgekrieg mit der englisch-holländischen Flotte unter Admiral Sir George Rooke, wobei die anschließende Belagerung Gibraltars durch die Spanier erfolglos war.

1713 wurde das Gebiet im Vertrag von Utrecht formell den Briten zugesprochen und ist seit 1830 britische Kronkolonie. Während des Englisch-Spanischen Krieges von 1727 bis 1729 belagerten Truppen von Philipp V. (1683-1746) vergeblich Gibraltar. Zwischen 1779 und 1783 versuchten spanische und französische Truppen vergeblich, die Festung Great Siege zu erobern. Während dieser Zeit wurden die ersten Tunnel, die Great Siege Tunnels, gegraben. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Zivilbevölkerung Gibraltars nach Madeira umgesiedelt. Der Felsen wurde in dieser Zeit in eine unterirdische Festung für bis zu 15.000 Soldaten umgewandelt. Ziel dieser Befestigung war es, einen möglichen Angriff der deutschen Wehrmacht abwehren zu können, was jedoch nie erfolgte, da Spanien während des Zweiten Weltkriegs neutral blieb.

Vor Beginn der anglo-amerikanischen Invasion in Französisch-Nordafrikas, schlug der US-amerikanische General Dwight D. Eisenhower (1890-1969) sein Hauptquartier am 5. November 1942 in Gibraltar auf. Drei Tage später begann die Invasion Marokkos mit 300.000 Soldaten. Die Straße von Gibraltar war und ist für das Militär von großer strategischer Bedeutung. Daher unterhält das Vereinigte Königreich in Gibraltar einen Flottenstützpunkt. Immer wieder kam es zu Spannungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Spanien. Weil Spanien die Hoheit über Gibraltar wiedererlangen wollte, war die Grenze nach Spanien von 1969 bis 1985 geschlossen. Bei einem Referendum am 7. November 2002, mit einer Wahlbeteiligung von nahezu 90%, votierten 99% der Wähler für einen Verbleib unter britischer Herrschaft.

Am 18. September 2006 schlossen der Außenminister Spaniens, der Europaminister des Vereinigten Königreichs sowie der Chief Minister of Gibraltar in Córdoba einen Vertrag zur Zusammenarbeit. Darin wurde festgelegt, dass ein neues Terminal für den Flughafen Gibraltar gebaut wird, sodass der Flughafen auch von spanischer Seite aus genutzt werden kann. Ab dem 16. Dezember 2006 gab es dann zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Linienflug von Spanien nach Gibraltar. Außerdem wurden Regelungen über das Telefonnetz, die Entschädigung von spanischen Arbeitern, die nach der Schließung der Grenze 1969 ihre Arbeit verloren hatten, und eine Erleichterung der Grenzkontrollen auf der Landseite getroffen. Weiterhin soll eine Dépendance des Instituto Cervantes in Gibraltar eröffnet werden.

Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Großbritannien, Spanien und der EU wurde im Juni 2025 eine umfassende Einigung über den Status und die Grenzregelungen von Gibraltar erzielt. Damit wurde das letzte große ungelöste Problem des Brexits gelöst. Die Grenzkontrollen zwischen Spanien und Gibraltar sind entfallen. Das Schengener Abkommen wird künftig auf Gibraltar angewandt. Wer aus Nicht-EU-Ländern über den Hafen oder Flughafen nach Gibraltar einreist, wird von einer gemeinsamen britisch-spanischen Grenzkontrolle überprüft. Die tägliche Pendlerbewegung von ca. 15.000 Menschen – viele davon Spanier, die in Gibraltar arbeiten – wird dadurch erheblich erleichtert.

Literatur, weitere Hinweise

Geo G+J Medien GmbH Hamburg

ZDF Info

ARD Wikipedia

KI Gemini

Ki Perplexity

T. Kruse Asthalter, Leipzig