Irak: Geschichte

Bis zum Ende des 19. Jahrhundert

Altsteinzeitliche Funde belegen eine Besiedlung der Region vor ca. 100.000 Jahren.

Ein großer Teil des Irak, die Ebenen entlang der beiden Flüsse Euphrat und Tigris, ist historisch besonders bedeutsam. Hier, im antiken Mesopotamien (Zweistromland), entwickelten sich um 3.300 v. Chr. sumerische Stadtstaaten mit der ersten Schriftkultur der Menschheit. Nach deren Zerfall folgte etwa ab 3.000 v. Chr. die Herausbildung des babylonischen und des assyrischen Reiches und der Stadtstaaten Ur, Lagasch, Assur und Uruk durch eingewanderte Akkader-Stämme. Im 6. Jh. v. Chr. besetzten die persischen Sassaniden Mesopotamien und gründeten in der Nähe der heutigen Stadt Bagdad ihre Hauptstadt Ktesiphon.

331 v. Chr. eroberten die Makedonier unter Alexander dem Großen die Region, die 312 v. Chr. dem Seleukidenreich einverleibt wurde. 129 v. Chr. übernahmen die Parther die Vorherrschaft im Zweistromland, die sich bis zum 4. Jh. immer wieder mit den Römern darum stritten.637 erfolgte schließlich die Eroberung durch die Araber, die das Land islamisierten. Das 762 unter Al Mansur gegründete Kalifat der Abbasiden mit der Hauptstadt Bagdad bestand bis 1258. Dann nahmen die Mongolen unter Khan Hülagü das Zweistromland ein, das später von Timur Lenk, verschiedenen turkmenischen Clans und schließlich den persischen Safawiden beherrscht wurde.

1534 geriet der Irak unter die osmanische Herrschaft, die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs andauerte.

Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute

Ab 1914 besetzten britische Truppen die Provinzen Mosul, Bagdad und Basra und fassten sie trotz der unterschiedlichen Bevölkerungen zu einem Staatsgebiet zusammen, das dem heutigen Territorium des Landes entspricht. 1921 wurde der Irak eine konstitutionelle Monarchie mit Haschemit Faisal, dem Sohn des Scherifen von Mekka, als erstem König. Am 3. Oktober 1932 erlangte der Irak seine staatliche Unabhängigkeit und die Aufnahme in den Völkerbund. In der Folgezeit stritten rivalisierende Familienclans um die Vorherrschaft, was zu etlichen Regierungswechseln führte, bis 1958 General Abd al-Karim Qasim durch einen erneuten Militärputsch die Monarchie beendete und die Republik ausrief. Er wurde 1963 ermordet, als Arif an die Macht gelangte. 1968 erfolgte ein weiterer Militärputsch im Bündnis mit der Baath-Partei, in dessen Folge General Ahmed Hassan Al-Bakr die Herrschaft übernahm. Saddam Hussein wurde zweiter Mann im Staat.

Auch dieses Regime ging brutal gegen Oppositionelle vor, u.a. mit der Verhängung von zahlreichen Todesstrafen. Im Juni 1972 ließ die Regierung die britische IPC (Iraq Petroleum Company) verstaatlichen. Deren Öleinnahmen wurden bis 1978 verzehnfacht. Dies ermöglichte eine großzügige Finanzierung industrieller und öffentlicher Projekte, so begann u.a. im Mai 1978 eine groß angelegte Kampagne gegen das Analphabetentum. 1979 erfolgte aus gesundheitlichen Gründen der Rücktritt von Al-Bakr, dessen Nachfolge Saddam Hussein übernahm. Damit hatte dieser die Ämter des Staatspräsidenten, des Oberkommandierenden der Streitkräfte, des Generalsekretärs der Partei und des Vorsitzenden des Revolutionsrates inne. Im September 1980 begann mit Angriffen des Irak auf den Iran der Erste Golfkrieg. Anschließend,1988, erfolgte ein Feldzug Husseins gegen die irakischen Kurden, die den Iran unterstützt hatten. Mindestens 150.000 Menschen wurden ermordet, u. a. mit Giftgas.

Im Juli 1990 ließ sich Hussein vom Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen. Um seine Kriegsschulden tilgen zu können, besetzte er im August 1990 Kuwait.

Am 17. Januar 1991 starteten die Alliierten unter Führung der USA mit Luftangriffen den Zweiten Golfkrieg, der am 28. Februar mit einem Waffenstillstand endete. Im März des selben Jahres kam es zu Aufständen der Schiiten, rebellierender Soldaten in Basra und anderen Städten sowie der Kurden im Norden des Landes, die von Regierungstruppen niedergeschlagen wurden. Die Waffenstillstands-Resolution vom 3. April 1991 enthielt unter anderem die Auflage zur Beseitigung aller Massenvernichtungswaffen. Darüber hinaus wurden Flugverbotszonen für irakische Maschinen zum Schutz der Schiiten und Kurden erlassen.

Im Dezember 1998 veranlasste der irakische Widerstand gegen die Arbeit der UN-Waffeninspektionen die USA dazu, mit britischer Unterstützung Luftangriffe auf Ziele im Irak durchzuführen (Operation Wüstenfuchs).
Am 8. Dezember 2002 übergaben die irakischen Machthaber den UN eine 12.000 Seiten umfassende Dokumentation ihrer Waffensysteme. Die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Ausführungen wurde von den USA angefochten. Am 20. März 2003 begannen die USA und Großbritannien mit ihrem Angriff auf den Irak den Dritten Golfkrieg, nachdem sie bereits im Vorfeld mehrere militärische Aktionen durchgeführt hatten. Als Anlass galten fragwürdige Geheimdienstinformationen, die der US-Außenminister Colin Powell am 5. Februar 2003 dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt hatte und die Verstöße gegen die Resolution 1441 beweisen sollten. Anschließend erfolgte eine Aufteilung des Landes in drei Besatzungszonen, die von den beiden Siegermächten sowie von Polen verwaltet werden sollten.

Saddam Hussein wurde am 13. Dezember 2003 bei Tikrit von amerikanischen Soldaten festgenommen. (Seine Verurteilung und Hinrichtung fand 2006 statt.) Nach der offiziellen Beendigung der Besetzung wurden die Regierungsgeschäfte am 28. Juni 2004 an eine Übergangsregierung abgegeben. Die Nationalversammlung wählte 2005 den Kurden Dschalal Talabani zum Staatspräsidenten. Die Parlamentswahlen von 2005 gewann die überwiegend schiitische Vereinigte Irakische Allianz, sie erreichte jedoch keine absolute Mehrheit.
Bis heute herrschen im Irak bürgerkriegsähnliche Verhältnisse mit Terroranschlägen und Aufständen, mehrfach wurden auch Ausländer entführt. Die Bevölkerung ist verarmt, die Wirtschaft leidet unter extremer Korruption.

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